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zweiten Schüsse minder sicher gezielt hätte? Doch sie war gerettet, gerettet durch ihren Muth und ihre Geistes­gegenwart- Der Räuber und sein Weib aber haben ihre Richter gefunden.

Wie einmal ein Schelm seinen Meister findet.

In ein Wirthshaus, in welchem viele Juden cinzu- kehrcn pflegten, kommt an einem Markttage ein Sol­dat, geht von Tisch zu Tisch und betrachtete sich die Leute, immer die Hand in der Tasche und mit ein Paar Thalern spielend. Endlich geht der Wirth auf ihn zu, und fragt ihn, ob dem Herrn etwas gefällig sep? Der Soldat antwortete ihm leise, er habe von einem Ju­den drei Lhaler geliehen, und wolle sie ihm heimbe­zahlen; er könne sich nun nicht mehr ganz genau auf sein Gesicht besinnen, sie hätten sich aber hieher bestellt, und er denke, der Jude werde ihn schon kennen und sich bei ihm einstellen, wenn er ihn sähe. Dabei bat er den Wirth, er solle nichts sagen, cs könnte sonst auch ein Anderer kommen. »Natürlich", sagte der Wirth und machte ein Pfiffiges Gesicht. Es dauerte aber nicht lange, so hatten die Juden ein Gezische! unter sich, und cs war keiner in der Stube, der das Geheimniß nicht wußte. Es trat auch bald einer zu dem Soldaten: »Ihr habt schön Wort gehalten, Herr Grenadier, es hätte aber nicht so preffirt. Wenn Ihr aber so wollt, so könnt ihr mir die drei Thaler zurückzahlen, ich könnt' gerad einen Schick machen. Ihr kennt mich doch noch?" Der Soldat bezahlte ihm unweigerlich die drei Thaler und bedankte sich sehr dafür, daß der Jude weitep-.kei- nen Zins verlangte. Nachdem dieser das Geld schmun­zelnd eingestrichen und sich wieder zu seinen Kameraden gesezt hatte, blieb der Soldat noch eine Weile stehen, als ob er auf etwas wartete- Endlich kam er zu dem Juden und sagte,Nun, so gib mir denn auch meine Uhr wieder, die ich dir in Versaz gegeben habe." Der Jude war nicht wenig erstaunt über diese Forderung, und behauptete, nichts von einer Uhr zu wissen- Der Soldat aber bestand darauf, und die Sache kam vor den Richter. Hier durfte der Jude, um nicht als Be­trüger eingesteckt zu werden, nicht sagen, daß er dem Soldaten die drei Thaler nicht geliehen habe, und da er doch keine Quittung für das Darlehen hatte, so war alle Wahrscheinlichkeit dafür da, daß er ein Faust­pfand dafür genommen habe. Also behielt der Jude die drei Thaler, mußte aber dem Soldaten fünfzehn Thaler für die Uhr ersezen.

St. Petersburg, Rußlands Hauptstadt, ist oh­ne Zweifel die größte Branntweintrinkerin. Ihr Brannt­weinschank ist, w eder aller russischen Städte, verpachte­tet, und die Pachtsumme beträgt jährlich 7 Millionen Rubeln. Gewöhnlich hat diesen Pacht ein reicher Kauf­mann übernommen, welcher allein zur Bewachung St. Petersburgs gegen Einschmuggeln von Branntwein eine kleine Armee von 2000 Leuten in seinem Solde hat.

An Gehalten zahlt derselbe jährlich 1,200,000 Rubeln; der bloße Transport des Branntweins in den Straßen St- Petersburgs aus den Magazinen in die Trinkhäuse. kostet ihn 200,000 Rubeln, und das Conto für Pro- Pfen, Siegcllak und Etiquctten beträgt 70,000 Rubeln.

Wie kommt cs," wurde ein Berliner Lampenpuzer gefragt,daß die Laternen so düster brennen?" »Mcent ihr denn," war die Antwort,der Ufseher der Stras- senbeleuchtung will keenen Salat essen?"

Die Wette,

Drei Freunde hatten eine Wette,

Ich glaub um eine Bowle Punsch,

Wer wohl den allergrößten Wunsch

Von ihnen sich ersonnen hätte?-

Hm!" sprach der Erste,»wenn man denkt,

Daß Alles nur am Gclde hängt,

So wird man mich gewiß nicht tadeln:

Ich wünsch ein großes Schiff voll Nadeln Und dann zu jeder einen Mann Der mir in vier und zwanzig Stunden,

Gestanden sep cs unumwunden,

Der Säcke näht, so viel er kann;

Und um den Wunsch dann zu vollenden

So würde von des Zufalls Händen,

Der ja bei uns am meisten gilt,

Mit Gold ein jeder Sack gefüllt."

Hier schwieg er. Drauf beginnt der Zweite: Dein Wunsch ist wahrhaft groß und kühn,

»Und doch behaupt ich meiner schreite,

» Hört nur!bei weitem über ihn:

Könnt alles Wasser dieser Erden »Zu nichts als blanker Dinte werden,

Dann wünscht ich, so viel Gold wär mein,

Als man,die Eins vorangeschrieben Und nichts als Nullen hinterdrein,

»Verschreiben könnte nach Belieben,

Bis endlich Quell, Bach, Fluß und Meer Bis auf den Grund verschrieben wär!"

Dann wünscht ich Euch: sogleich zu sterben.

Und mir, Euch beide zu beerben,

Fiel schnell hier ein der dritte Mann,

Indem er Wett' und Punsch gewann.

Fruchtpreise in Calw vom 4. Mai 1844. Kernen der Schfl. 17 fl. 15 kr. 16 fl. 57 kr. 16 fl. 30 kr.

Dinkel der Schfl. 7 fl. 12 kr. 6 ff. 59 kr. 6 fl. 46 kr.

Haber der Schfl. 5 ff. 15 kr. 4 fl. 58 kr. 4 ff. 36 kr.

Roggen das Sri. 1 fl. 32 kr. fl. kr.

Gerste 1 fl. 16 kr. fl. kr.

Bohnen 1 fl. 20 kr. - fl. - kr.

Wicken - fl. 40 kr. - fl. - kr.

Linsen 1 fl. 30 kr- fl. kr.

Erbsen » » 1 fl. 36 kr. fl. kr.

Redigirt gedruckt und verlegt von C. Meeh in Neuenbürg.