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die Arme, denn sie hatte gehört, der Lieutenant mißhandle sie, der Sohn aber trat dem tobenden Gaste entgegen, und forderte mit gebieterischem Tone Genug- thuung.
„Die soll Ihnen werden, mein Herr, und zwar auf der Stelle," sagte der Lieutenant von R***, indem er ihm stolz entgegentrat und dunNc Zorncsblicke über sein Gesicht fllammtcn, „die soll Ihnen werden, nur bitte ich, dazu noch mehrere Ihrer Hausgenossen zu versammeln, denn eine Gcnugthung der Art kann nicht zu viele Zeugen haben."
Ganz verwundert über diese Antwort, deren Sinn er nicht zu fassen vermochte, blickte der Franzose ihn an, dann aber winkte er, wie unwillkührlich gehorchend, dem Kammerdiener, rnd bald war der ganze Speisesaal mit den Hausgenossen gefüllt, unter denen nur der Herr des Hauses fehlte, da er zufällig ausgegangen war.
Unentschlossen, was sie thun sollte, wollte die Dame vom Hause in Begleitung ihrer Tochter das Zimmer verlassen, aber der Lieutenant von R"** trat müdem feinsten Anstande, und nicht die geringste Spur eines Rausches mehr verrathend, an sie heran, bot ihr die Hand, und führte sie und ihre Tochter zum Divan, indem er sagte: „Ihre Gegenwart, gnädige Frau, ist bei der Genugthuung, die Ihr Herr Sohn verlangt, unerläßlich; denn ich wünsche nichts aufrichtiger, als mein Benehmen in Ihren Augen gerechtfertigt zu sehen."
Die Dame glaubte ihren Ohren nicht trauen zu dürfen, und auf die verheißene Erklärung aufs höchste gespannt, nahm sie schweigend auf dem Divan Plaz, während der Lieutenant von einen Stuhl nahm,
und der Sohn des Hauses auf seine Einladung mit der Hand, diesem Beispiel folgte. Die Dienerschaft stand neugierig lauschend umher.
„Die Erklärung meines Benehmens," begann der Lieutenant von R*"*, „und zugleich die Genugthuung, welche Ihr Herr Sohn verlangt, werden leicht zu geben sepn. — Heute sind es sieben Jahre, als meine Eltern in jenem unglücklichen Kriege die erste französische Einquartirung erhielten. Voll Angst und Schrecken über die ungewohnten Gäste thatcn sie Alles, um den jungen Lieutenant, der mit einem Commando seiner Leute bei ihnen lag, zufrieden zu stellen; aber was sie auch thaten, es war vergebens; sein tägliches Benehmen war so, daß mein heutiges Ihnen davon nur eine schwache Probe geben kann. Wohl darf ich sagen, eine schwache Probe, denn während ich Ihrem Tafeldecker einige flache Hiebe ohne sonderlichen Nachdruck gab, hieb er scharf zu, und daß er es gut gemeint hatte, davon können Sie sich noch jezt überzeu
gen. — Komm her, Anton! gebot er seinem Burschen, welcher während dieser Rede mit der größten Gelassenheit das Silberzeug weiter eingepackt hatte. Der Melier trat in militärischer Haltung heran, und indem der Lieutenant auf dessen bereits erwähnte gewaltige Narbe deutete, sagte er: Den Hieb erhielt der arme Mensch damals gerade aus demselben Grunde, aus welch m ich heute Ihren Tafeldecker fuchtelte: nemlich weil der wirklich gute Wein mir nicht schmecken sollte. — Wie mein armer Anton, so wurde auch meine greise Mutter von dem rohen Menschen thätlich mißhandelt. Die Wahrheit meiner Worte wird Ihr Herr Sohn bestätigen, denn er war jener junge Lieutenant, und somit glaube ich jezt die verlangte Genugthuung auf genügende Weise gegeben zu haben.
Sich wüthend auf die Lippen beißend, verließ der Sohn des Hauses stürmenden Schrittes das Gemach, während seine Mutter und Schwester, in ihrer Seele tief beschämt durch die große, aber wohlverdiente Demüthigung, die ihm zu Theil geworden war, er- röthend vor sich nicdersahcn.
„Und nun noch ein Wort der Erklärung zu Ihnen, meine gnädige Frau," fuhr der Lieutenant von R*** nach einer Pause fort. „Daß ich das Silberzeug einpacken lasse, werden Sie ganz in der Ordnung finden, denn es trägt, wie Sie sich hier durch meinen Siegelring überzeugen mögen, mein Familicnwappen, und da Ihr Herr Sohn es auf ähnliche Weise aus unserem Hause mit sortnahm, halte ich mich mehr als hinlänglich befugt, sein Beispiel ohne weitere Rechtfertigung nachzuahmen.— Zugleich zeige ich Ihnen an, daß ich mir eine andere Wohnung geben ließ, denn nach dem, was heute vorgefallen ist, was ich mir aber schuldig zu sepn glaubte, würde unser Verhältniß nur in Zukunft ein sehr unangenehmes und gedrücktes sepn."
Mit diesen Worten empfahl sich der Lieutenant von R***, im Innern erfreut über die gerechte Revanche, die er genommen.
Fruchtpresse in Calw vom 20. Januar 1844.
Kernen der Scheffel:
— 17 fl. 36 kr. - 17 fl. 12 kr. - 17 fl. - kr.
Dinkel der Scheffel:
— 7 fl. 20 kr. - 7 fl. 12 kr. — 7 fl. — kr.
Haber der Scheffel:
— 5 fl. - kr. - 4 fl. 50 kr. — 4 fl. 38 kr.
Roggen das
Sri. 1 fl. 30 kr.
— fl. — kr.
Gtrste
„ - fl. - kr.
- fl. - kr.
Bohnen
„ 1 ff. 20 kr.
- fl. — kr.
Wicken
/,
„ - fl. 44 kr.
- fl. — kr.
Linsen
,,
„ 1 fl. 20 kr.
- fl. - kr.
Erbsen
„
„ 1 fl. 36 kr.
- fl. - kr-
Redigirt gedruckt und verlegt von C. Meeh in Neuenbürg.