Herr Franzose." Dies sagend, schritt er mir voraus nach seinem Zimmer, nahm eine Feder und schrieb un­ter meine Petition folgende Worte:

„Ich empfehle den Bittsteller unterthänigst Ihrer kai­serlichen Majestät, in der vollen Ueberzeugung, daher der Gewährung feines Gesuches in jeder Hinsicht wür­dig ist."

„Nehmen Sie dieses Papier," sagte er hierauf zu mir, „und händigen Sie es dem Kaiser selbst ein. Viel­leicht läßt er Sie einkerkern; aber bei meiner Treu! wer nichts wagt, kann nichts gewinnen. Leben Sie wohl! und wenn Sie je nach Warschau kommen sollten, ver­fehlen Sie nicht, mich zu besuchen."

Ich verbeugte mich und nahm Abschied, erfreut über meinen Erfolg, und nicht wenig frohlockend, daß ich die gefährliche Probe, welcher mich der Großfürst un­terworfen, so glücklich bestanden.

Am folgenden Morgen um zehn Uhr brach ich nach dem Palaste Tzarsko Selo auf, wo der Kaiser zur Zeit residirte, mit dem Borsaz, in den Gärten umher­zuwandern, bis ich ihm begegnen würde, und mich der Gefahr, eingekerkert zu werden, diejedem drohetc, der dem Kaiser eine Bittschrift überreichte, auszusezen.

Mein Geduld - Vorrath war indeß nach einem mehr als vierstündigen Umherwandern in den Palast-Gärten ziemlich erschöpft, ob diese gleich innerhalb ihres be­trächtlichen Umfanges eine große Mannigfaltigkeit von Anhöhen, Abhängen, Ebenen, Seen, Lusthainen, Grot­ten, Pyramiden und Statuen enthalten. Ich hatte Alles zur Genüge in Augenschein genommen, aber was mir dabei auffiel, war, daß ich außer einigen Schildwachen fast Niemand sah, und ich sing bereits an, zu zweifeln, daß ich denjenigen treffen würde, den ich suchte, als plözlich ein Offizier in schlichter Uniform die Allee durch­kreuzte, welche ich so eben betreten, er grüßte mich und sezte seinen Spaziergang fort. Ich fragte einen in meiner Nähe arbeitenden Gärtnerburschen, wer dieser so äußerst höfliche Offizier sei.

„Der Kaiser," lautete die Antwort.

(Schluß folgt.)

Neuigkeiten.

Bayern. Regensburg. In den lezten Tagen find viele Tausend Fuder des herrlichsten Heues eingeführt worden, und mit Gottes Hilfe wird also auch das Futter wieder auf einen billigen Preis herunter gehen. Ohne den lieben Hergott hätte der Wucher nicht nur das Men­schen, sondern auch das Viehfutter verschlungen. Der Wucher hat bekanntlich einen Nimmersatten Straußen- magen, der Alles verdauen kann.(U. Sch.)

Redigirt gedruckt und verlegt

Baden. Konstanz. 28. Juni. Gestern Nachmittags zwischen 5 und 6 Uhr kam ein hochbeladener Wagen mit Glaswaaren aus der Glashütte zu Budenbach auf dem Schwarzwalde, mit 2 sehr schönen Pferden bespannt, hier an. Auf der Mitte der steinernen Rheinbrücke, die ohnehin ein sehr schmales Fahrgeleis hat, mußte der­selbe auf die rechte Seite lenken, weil an diesem Tage die andere Hälfte der Brücke gepflastert wurde. In dem Augenblicke des Einlenkens brach an dem Hinteren Wa­gen die rechte Achse, derselbe drückte dadurch an die sehr schwache Geländermauer der Brücke und der hochbcla- dene Wagen schlug gänzlich über, so daß die angespannten beiden Pferde, in die Luft gehoben, mit demselben in den Rhein hinunter stürzten. Nur wenige Minuten, und man sah außer einigen abgelösten Flaschen, die die Wellen forttriebcn, keine Spur von Pferden und Wagen mehr. Es war ein herzzerreißender Anblick für den Fuhr­mann, der noch rechtzeitig sein Leben rettete, sein ganzes Gut in den Fluthen und die herrlichen Pferde lülflos untergehen zu sehen. Der Werth der Glaswaaren be­trug an 500 Gulden.

Ein Offizier von der Garnison zu Br cd na in den Niederlanden, welcher seines Lebens überdrüßig war, nahm einen Rekruten, ließ ihn ercrziren, und, nach­dem er dessen Gewehr vorher heimlich geladen hatte, auf sich Feuer geben, so daß er auf der Stelle todt niederfiel. (U. Sch.)

Charade.

Zum Ersten schwingt man ehrenvoll Durchs Zweite sich empor,

Doch, wer dem Ganzen sich ergibt Ist — wenigstens — ein Thor.

Auflösung des Räthsels in Nro. 52.

Der Todtengräber.

Kernenpreise in Neuenbürg vom 8. Juli 1843.

Der Scheffel:.. 21 fl. 30 kr.

„ „ ...... ...21 fl. — kr.

„ „ . 20 fl. 30 kr.

„ „ ......... 20 fl. — kr.

Durchschnitts-Preis:.20 fl. 42 kr.

Brodtare:

4 Pfund Kernenbrod ..17 kr.

Gewicht des Kreuzerweckcn 5'/r Loth.

W->Wegen der veränderten Postcourse konnte die Bad­liste von Wildbad heute nicht gegeben werden, wird daher im nächsten Blatte wieder folgen.-«—«

on C. Meeh in Neuenbürg.