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einem heitern Sonntage im Sommer nach Paretz eingeladen wurde. Bald nach meiner Ankunft beim dortigen Amtörath Uebel trat der Prediger Kärsten aus dem Dorfe Buckow herein; an ihm war die Reihe/ bei der Verwaltung des der Wittwe des verewigten Predigers bewilligten Gnadenjahres gerade an diesem Sonntage zu predigen. Als der bescheidene, schüchterne Mann hörte, daß der König mit seiner Familie und einem großen Gefolge gegenwärtig sey und zur Kirche kommen würde, wurde er ängstlich und erklärte, wie er sich unfähig fühle, vor der Majestät, die er, entfernt von der großen Welt, noch nie gesehen, zu predigen, und ersuchte mich, statt seiner aufzutreten. Dieß mußte ich, als unpassend, ablehnen, ermunterte ihn aber, seine doch gewiß durchdachte und vorbereitete Predigt freudig zu halten; sey dieselbe, wie ich nicht zweifle, einfach, klar, innig und biblisch, so würde er gerade an dem Könige den mildesten, billigsten und besten Zuhörer haben. Und so geschah es denn auch. Der demüthige, würdige Mann predigte in der überfüllten Dorfkirche nach dem Evangelium von den zehn Aussätzigen über die traurige Erscheinung des Undankes —sehr gut, edel, populär, so daß er der Landgemeinde verständlich war und doch auch zugleich die Gebildeten erbaute. Der König legte beim Ausgehen aus der Kirche im Ausdrucke seiner Zufriedenheit in das ausgestellte Armenbeckcn im Vorbeigehen leise zwanzig Friedrichsd'or. — Im Schlosse angekommen, fragte «r mich: „Wie hat Ihnen der Landgeistliche gefallen?" — Auf meine Erwiederung: „Recht gut!" seztc er hinzu: „Mir ganz vorzüglich, und viel besser als manche berühmte Redner, die ich gehört. Die echauffiren sich gewöhnlich in gesuchten schönen Redensarten, und geben decorirte süße Kuchen. Dieser hat gesundes, hausbackenes Lebensbrod gegeben, das Alle bedürfen. Dieser Mann hat den biblischen Text klar ausgelegt, und Alles, was er über den gottlosen Undank der Menschen wahr und treffend gesagt hat, ist mir aus der Seele gesprochen. Ein wackerer Mann. Hat er sich um die vacantc Pfarrei in Ketzin und Paretz beworben?" — „Nein! In der Liste der Bewerber habe ich seinen Namen nicht gefunden." — „Glauben Sie, daß er der dafür geeignete Mann sey?"—„Darüber erlaube ich mir noch kein Urtheil; ich kenne ihn nicht näher, und weiß weiter nichts von ihm als die eben vernommene gute, erbauliche Predigt. Seine sonstige Tüchtigkeit will ich auch nicht bezweifeln; aber das Pfarramt in Ketzin ist im Havelland eines der einträglichsten und besten, und wegen Eurer Königlichen Majestät öfterer kirchlichen Anwesenheit in Paretz auch eines der ehrenvollsten. Deßhalb haben sich über vierzig Geist
liche um dasselbe beworben, und unter diesen gibt es sogar mehrere berühmte Theologen. Der Oberpräsidcnt v. Bassewitz, mit dem ich gestern darüber gesprochen, wird dem erhaltenen Befehle gemäß drei der würdigsten Competentcn noch in dieser Woche zum Vorschlag bringen." — „Habe," fiel der König ein, »allen Respekt vor theologischer Gelahrtheit und Berühmtheit, will auch kein Titelchen davon abnehmen. Aber die gelehrten und berühmten Herren sehen in der Entfernung oft anders aus, als sie in der Nähe sind; die Theoretiker sind nicht immer die besten Praktiker. Ein gelehrter Theologe ist für die Bauern in Ketzin nun eben nicht nöthig; ich möchte ihnen gern einen frommen, exemplarischen Seelsorger geben, dessen Lehren und Wandel erbauen. Je schlichter und einfacher, desto besser!" Indem der König das sprach, trat der Finanzminister Graf v. Bülow ein, mit dem er sich in sein Kabinet entfernte. Als man sich gegen 2 Uhr zur Tafel im Gartensaal versammelte, erschien auch auf erhaltene Einladung der Gastprediger.
(Schluß folgt.)
Der Kapitain eines Kauffartheischiffes, welcher verbotene Waaren an Bord hatte, und diese ans Land zu bringen wünschte, sagte zu einem Zollofficianten, den er gut kannte: „Wenn ich Ihnen auf jedes Ihrer Augen ein Goldstück legte, würden Sie dann sehen können?" — „„Nein, war die Antwort, und wenn Sie noch eins auf meine Zunge legen, so kann ich auch nicht sprechen.""
In einer Stadt standen Münz-und Schulgebäude neben einander. „So ist es recht, " bemerkte scherzend ein Fremder," in dem einen wird das Geld, in dem andern die Jugend geschlagen."
Charade.
An meine beiden Ersten kettet.
Das heiligste Gefühl dich an.
Wer aus der leztern Hand dich rettet.
Hat dir den höchsten Dienst gethan.
Die find der Auswurf von den Menschen,
Doch schlechter ist das Ganze noch.
Troz dem wird sichs der Eitle wünschen Und jeder Stuzer achtcts hoch.
Fruchtpreise in Calw vom 3. Juni 1843.
Kernen der Scheffel:
16 fl. 40 kr. - 16 fl. 10 kr. - 15 fl. 40 kr.
Dinkel der Scheffel:
7 fl. 15 kr. - 7 fl. 5 kr. - 7 fl. - kr.
Haber der Scheffel:
8 fl. - kr. - 7 fl. 48 kr. - 7 fl. 24 kr.
Nedigirt gedruckt und verlegt von C. Me eh in Neuenbürg