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würden, als auf die ihr daraus entstehenden Vorteile. Vielleicht könnte diese Gemeinde durch eine» Blick auf die Gemeinde Stammheim, die in den letzten Jahren so viele Wege anlegte und n>... auch einen wohlangebrachten Straßenbau begonnen hat, rtwus aufgemuntert werden. Wie man hört, haben die be­deutenden Geldsummen, welche den Bürgen in Stamm­heim durch diese Unternehmungen zufließen, und dir Vorteile der ganzen Feldbereinigung den Widerspruch verstummen lassen, der sich auch hier anfangs von verschiedenen Seiten erhob, so daß nun jedermann mit den neuen Verhältnissen wohl zufrieden ist. -

Wildbad, 30. Dez. Gestern ist der frühere k. Badearzt Geh. Hofrat vr. v. Renz, im Mer von 63 Jahren gestorben. i

Nürtingen, 30. Dezbr. Heute früh brach ! Großfeuer in der Kunstmühle von Künkele aus. j Das Anwesen ist total abgebrannt. Der Schaden > beträgt mehrere hunderttausend Mark.

Nürtingen, 30. Dez. Ueber.-den bereits gemeldeten großen Brand der Künkel e schen Kunst- Mühle wird weiter gemeldet, daß das Feuer ^rite Nacht halb 3 Uhr und zwar genau an derselben Stelle ausbrach, wo schon vor 4 Wochen ein Brand ausgebrochen war, der damals aber noch im Ent­stehen unterdrückt werden konnte. Es liegt dringender Verdacht der Brandstiftung vor und dis Untersuchung ist bereits in vollem Gang. Das gewaltige Feuer, das die Einwohnerschaft in nicht geringen Schrecken versetzte, konnte Dank der durch die herrschende Wind­stille unterstützten energischen Bemühungen, sowohl der hiesigen Feuerwehr als dreier weiteren aus dem Bezirk bis morgens 6 Uhr gelöscht werden. Die dicht nebenanliegende Sägmühle war in großer Ge­fahr und ebenso das gegenüberliegende ziemlich große Petroleumlager des Kaufmanns Heim, doch konnten beide Anwesen vor dem Feuer geschützt werden, sonst wäre noch ein weit größeres Unglück entstanden.

Heilbronn, 30. Dez. In vergangener Nacht zwischen 10 und 11 Uhr ereignete sich in der Sülmer- praße hier ein schweres Unglück, indem die 58 Jahre alte Witwe Rosine Schüler beinahe an lebendigem Leibe verbrannte. Der Vorgang war folgender: Die Schüler, welche etwas leidend ist, bewohnte in einem Sackgäßchen ein Zimmer mit einer Familie Köhler. Gestern Abend wollte sie sich nun auf einer Spiritus­flamme Speisen wärmen, welche aber scheints aus­gehen wollte. Die'SchuIer goß nun von einer neben ihr stehenden Spirilusflasche in den Brennraum. Dadurch explodierte dis Flasche und der Spiritus er­goß sich über die Kleider der Schüler, so daß die Unglückliche sofort in Hellen Fammen stand. In diesem Zustand rannte sie auf die Straße und wurde dort von einem Schutzmann und einem hiesigen Bürger, welche ihre Mäntel auszogen, gelöscht; doch hat sie solch schwere Brandwunden erhalten, daß ihre Ueber» bringung ins Spital sofort erfolgen mußte, wo sie

auch heute früh 6 Uhr ihren schrecklichen Brandwunden erlegen ist. Ein Beweis, in welchem Grade die Un­glückliche brannte, ist der, daß Leute auf einer größe­ren Entfernung die Feuersäule sahen und glaubten, es brenne ein Haus. In dem Zimmer selbst haben sich einige Vorhänge entzündet und hätte auch dort noch leicht größeres Unglück entstehen können, weil in dem Zimmer ein kranker Knabe lag, der bereits eingeschlafen war, doch war auch hier sofort Hilfe zur Hand.

Baiersbronn. Im April und Mai d. I. wurde hier infolge eines Erlasses des K. Medizinal- kollegiums eine Schutzimpfung gegen Schweinerotlauf vorgenommen und es wurde die erfreuliche Wahr­nehmung gemacht, daß keines der geimpften Schweine im Lauf des Jahres unter rotlaufoerdächtigen Er­scheinungen notgeschlachtet werden mußte, obwohl in denselben Gehöften einzelne Erkrankungen nicht ge­impfter Schweine vorgekommen sind. Es wird daher diese Impfung von sämtlichen Schweincbesitzern als eine wirkliche Vorsichtsmaßregel anerkannt, mit dem Wunsche, es möchte auch im Lauf des nächsten Jahres wieder eine solche Impfung stattfinden, bei welcher voraussichtlich eine noch größere Anzahl von Schweinen zur Impfung gebracht würde.

Schramberg, 28. Dez. Bei der inter­nationalen Preiskonkurrenz und Ausstellung für In­dustrie, Kunst, Ernährungs- und Gesundheitspflege in Paris wurde der Dampfbrauerei von Paul Schrei­vogel hier eine goldene Medaille nebst Diplom zu­erkannt. Ein neuer Beweis, wie sehr sich dieses Geschäft emporarbeitet. Braumeister in diesem Ge­schäft ist Max Raible von Horb.

Blaubeuren, 30. Dez. Auf dem Hofgut Aichen, Gmde. Nellingen, ereignete sich gestern Abend ein schwerer Unglücks fall. Zwei Knaben, Söhne der Witwe Maurer daselbst, wollten einen Wagen rückwärts aus einer Scheuer führen. Zu diesem Zwecke hatten sie ein Pferd angespannt, das der jüngere der Knaben führte, während der andere an der Deichsel leitete. Das Pferd wurde durch irgend etwas scheu und machte einen Sprung, wodurch der 8jähr. Knabe zu Boden geworfen und überfahren wurde. Ein Rad ging ihm über den Hinterkopf, so daß der Tod sofort eintrat.

Ulm, 29. Dez. Bei der in voriger Woche in einem Teile der Bächinger Flur bei Gundel­fingen abgehaltenen Treibjagd, woran sich 14 Schüzen, unterstüzt von 11 Treibern und 7 Hun­den, beteiligten, wurde ein einziges Häslein zur Strecke gebracht.

Ulm, 30. Dezbr. Die bürgerlichen Kollegien in Reutlingen haben am 18. Dezember 1896 erklärt, sich für Beibehaltung der städtischen Verbrauchssteuer aussprechen zu müssen, so lange nicht durch Zuwendung ergiebiger Steuerquellen für vollständigen Ersatz ge­sorgt werden kann.

Ulm, 30. Dez. Der verheiratete 34 Jahre alte Heizer Paul Haydle von Uhingen OA. Göp­pingen wurde von der Strafkammer wegen eines Vergehens des gewerbsmäßigen fortgesetzten Jagens mit 1 Jahr 8 Monaten Gefängnis, wovon 2 Mo­nate durch Untersuchungshaft verbüßt sind, bestraft; auch wurden demselben die bürgerlichen Ehrenrechte auf 2 Jahre aberkannt. Wegen Beihilfe zu diesem Vergehen traf seine Frau Marie Haydle eine Ge­fängnisstrafe von 1 Monat und 15 Tagen. Der Angeklagte, welcher schon 5 mal wegen Jagdvergehens vorbestraft ist und im Rufe eines berüchtigten Wilde­rers steht, war diesen Sommer als Heizer im Ge­werbemussum in Stuttgart angestellt und kam in der Regel an den Sonntagen zu seiner Familie nach Göppingen. Dort benutzte er seine freie Zeit um in einigen benachbarten Wäldern Schlingen zu legen und Wild zu fangen. In der Zeit vom Juni bis Sept. ds. IS. hat er auch mindestens 5 Rehe gefangen, welche von seiner Ehefrau in einem Kinderwägelchen in ihre Behausung geführt wurden. Das so erlangte Wild verbrachte der Angeklagte in einem Reisekoffer nach Stuttgart, woselbst er es an einige Personen, denen er vorschwindelte, sein Vater habe eine Jagd, verkaufte.

Ulm, 30. Dez. Das Urteil der Strafkammer in Ulm in der Strafsache gegen die Redakteure vom Beobachter", Schwarz von der Ulmer Zeitung und Härle von Heidenheim wegen Beleidigung des Ser­geanten Schmidt im Grenadier-Regiment Nr. 123 ist rechtskräftig geworden, nachdem die Verurteilten von den Rechtsmitteln der Revision keinen Gebrauch gemacht haben.

Karlsruhe, 29. Dez. Die Bad. Ldsztgr schreibt: Eine lustige Hasenjagd spielte sich gestern Nachmittag auf dem Schloßplatz ab, wo­hin sich ein junger Hase verirrt hatte. Vor dem Hoftheater wurde Meister Lampe von einem Jagdhund attrapirt und nun begann eine wilde Hezjagd zum Gaudium der zahlreichen Zuschauer ohne Erfolg für den lüsternen Jäger, da das Häslein in wenigen Se­kunden den Schloßgarten erreichte, wo dem Hund der Eintritt verwehrt wurde.

Freiburg, 28. Dez. Eine eigenartige Weihnachtsfreude wurde unserem Mitbürger, Herrn Privat. H. Strohm zuteil. Durch Vermitt­lung einer hier ansäßigen Amerikanerin, welche all­wöchentlich dieDeutschen Nachrichten" aus Valpa­raiso zugeschickt erhält, gelangte der Familie Strohm nachfolgende mutige, die Unerschrockenheit und Tapfer­keit ihres Sohnes kennzeichnende That zur Kenntnis. Der Artikel lautst wörtlich: Eine deutsche Hel» denthat. Als die deutsche BarkPestalozzi", die am 7. hier eingelaufen ist, sich bei schwerem Seegang und schlechtem Wetter in der Nähe des Kap Horn befand, fiel ein Mann über Bord. Der zweite

Der Polizei-Kommiffaris schmunzelte.Sie haben das nicht erwartet; es ist alles entdeckt. Sie haben ihr das Gift in den Schlaftrunk gegossen und sind dann entflohen."

Bodmer griff sich mit der Hand an die Stirn.Ich, ich soll das gethan haben? Wie kommt man darauf?"

Das Nähere werden Sie auf der Kriminalpolizei erfahren; machen Sie jetzt keine Umstände und folgen Sie mir."

Sah der Doktor ein, daß jede Weigerung vergeblich sei, hatte ihn die er­haltene Kunde niedergeschmettert, oder war es das vernichtende Bewußtsein der Schuld, er machte keine Einwendungen mehr.Gehen wir denn," sagte er. Darf ich meiner Mutter ein Wort sagen?"

Sagen Sie ihr, Sie hätten einen Geschäftsgang mit mir," erwiderte der Kommissar mitleidiger, als man cs seinem steinernen Aeußern zutrauen mochte, während er den Rock wieder zuknöpfte. Bodmer öffnete die Thür zum Neben­zimmer und prallte vor dem sich bietenden Anblick zurück. Bleich, regungslos, wie erstarrt, mit beiden Händen sich an den Tisch klammernd, stand Frau Bod­mer vor ihm.

Sie haben alles gehört?" fragte der Kommissar, der sich dicht neben seine'". Gefangenen

Sie nickt: nur; dann aber kam Bewegung in die leblose Gestalt. Beide Arme um den Nacken ihres Sohnes schlingend, schrie sie:Gotthold, schwöre mir, daß Du unschuldig an dem Tode des Fräuleins bist!"

Er machte sich los.Ich bin kein Mörder, Mutter!"

Schwöre mir"

Der Polizeikommissar legte sich ins Mittel.Lassen Sie uns jetzt gehen, Frau Bodmer; die Untersuchung wird hoffentlich die Unschuld Ihres Sohnes pn den Tag bringen," sagte er gegen seine bessere Ueberzeugung. Es war ihm

nicht entgangen, daß der eigenen Mutter ein Verdacht aufzusteigen schien, und daß Bodmer davor zurückgeschreckt war, denselben durch einen Schwur zu ent­kräften.

Am Arme des Kommissars verließ Bodmer das Zimmer; ein herzzerreiß­ender Schrei der beklagenswerten Frau, dann fiel die Thür hinter ihm ins Schloß. Draußen auf dem Vorplatz schloß sich ihnen ein Kriminalschutzmann in bürger­licher Kleidung, der daselbst Wache gehalten, an; ein zweiter stand neben einer von ihm herbeigewinkien Droschke und öffnete dienstbeflissen den Schlag. Der Kriminalkommissar nötigte Bodmer zum Einsteigen und folgte ihm; ein Schutz­mann nahm auf dem Rücksitz Platz, der andere schwang sich zum Kutscher auf den. Bock, mrd im schnellen Trabe fuhr der Wagen davon.

So unauffällig die Verhaftung vollzogen worden war, war sie doch dm Nachbarn nicht entgangen, denn der Berliner besitzt für sensationelle Vorgänge eine sehr feine Witterung. Eine Anzahl Neugieriger hatte sich schnell gesammelt, die das Ereignis besprachen und allerlei Mutmaßungen daran knüpften. Auch Lieschen hatte sich zu ihnen gesellt und kam nun schluchzend und händeringend in das Zimmer ihrer Herrin gestürzt.

O Gott, o Gott! Frau Bodnier, die Leute sagen, die Kriminalpolizei hätte den Herrn Doktor"

Sie verstummt'.' plötzlich. Frau Bodmer lag auf dem ^eppich auf den Knien, den Kopf in den Sitz eines Lehnstuhls gedrückt; das kranipfartige Zucken ihrer Schultern zeigte, daß ein heftiges Schluchzen sie schüttele.

Er hat nicht schwören wollen! Er hat nicht schwören wollen!" stöhnte sie.Und dennoch, dennoch kann ich es nicht glauben!"

Leise schlich sich das Mädchen aus dem Zimmer; das Feingefühl des guten Herzens belehrte sie, daß dieser Schmerz einer Mutter keinen Zeugen haben dürfe.,

(Fortsetzung folgt.)