«ls seinem engeren Mitarbeiter, auf eine Auslandsreise begibt, mit Dr. Stresemann zusammenkommt. Wie an Berliner zuständiger Stelle verlautet, ist eine derartige Absicht des tsrhechoslvvakischen Ministerpräsidenten in Berlin bisher nicht bekannt. Die Möglichkeit, daß Ministerpräsident Svehla der auch Paris aufsuchen dürfte, gelegentlich der Genfer Ratstagung nach Genf kommen und dort auch mit dem deutschen Außenminister Zusammentreffen wird, ist jedoch nicht ausgeschlossen.
Die Vertreter Deutschlands im Institut für geistige Zusammenarbeit. Die Neichsregierung hat, wie vom Bölker- bundssekretariat mitgeteilt wird, den Gesandten Freytag vom Auswärtigen Amt zum ständigen Vertreter Deutschlands im Internationalen Institut für geistige Zusammenarbeit in Paris ernannt.
Der chinesisch-englische Zwischenfall bcigclegt. Aus Schanghai besagen Meldungen, baß zwischen den englischen und chinesischen Behörden eine Einigung über die Rückgabe der Flugzeuge erreicht worden ist. Danach haben die chinesischen Behörden die Tragflächen des Flugzeuges wieder zurückgegeben. Die britischen Truppen haben infolgedessen die Eisenbahnverbindung nach dem Süden wieder kreigegebrn.
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Hochwasseropser im Kaukasus.
Nach einer Meldung aus Moskau wurde auf der Eisenbahnstation Gory im Kaukasus durch das Hochwasser eines Gebirgsflnsses das Stationsgebäude sowie eine große An- zahl anderer Häuser vollständig zerstört. 3 Personen kamen hierbei nms Leben.
Die Wellkirchenkonferenz
TU. Lansanue, 22. August. Die Präambel zu den Kom- mtssionsberichten ist von der Wcltkirchenkonfcrenz angenommen worden. Sie wurde vom Präsidenten Brent eingehend kommentiert. Es wird darin nachdrücklich betont, daß die Kommissivnsberichte die Stellung der verschiedenen auf der Konferenz vertretenen Kirchen zu den einzelnen darin behandelten Frage» in jeder Weise klären sollen. Bon der Beschlußfassung über die einzelnen Berichte sei nochmals Abstand genommen worden. Es sei lediglich Aufgabe dieser Konferenz gewesen, die Punkte der Uebereinsttmmnug und Abweichung zwischen den verschiedenen Kirchen festzulegen. Die umfangreiche Materialansammlnng, die zum Teil überraschende Ergebnisse der Ueberetnsttmmung aufznweisen habe, soll den Kirchen zur weiteren Bearbeitung überwiese werden. Desgleichen soll ein engerer Kreis von Sachvertre- tern der verschiedenen Länder das Lausanne! Werk fortsehen. Die Präambel weist auf die Bedeutung des auf der Konferenz begonnenen Einigungswerkes hin. Ueber die halbe Welt warte noch auf die Botschaft der Kirchen. In den westlichen und östlichen Kirchen wendeten sich breite Massen in Verwirrung von der Kirche ab, weil die Zersplitterung ihre innere Kraft beeinträchtige. Die Kommission erwarte einen kühnen Vorstoß zur Einigung. Die Präambel dankt zum Schluß den Förderern der Sitzung und weist darauf hin, daß auch die Frauen einen Teil der Verantwortung von jetzt an mittragen sollten. Als Mitglieder des internationalen Rates, der das Werk von Lausanne fortführen soll, sind von deutscher Seite die Universttätsprofessoren Deißmann, Stegmund Schulz und Elert-Erlangen vorgeschlagen morden.
Ueber das Gesamtergebnis der Konferenz erklärte der Präsident Vrant einem Vertreter der Telnnion, baß die Lau- sanner Verhandlungen zu einem hoffnungsvollen Ausblick auf die Weiterentwicklung des begonnenen Werkes berechtigen.
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(S7. Fortsetzung.)
Immer wieder und wieder mußte die kriegerische Johanna erscheinen und sich vom Publikum bejubeln lassen.
Die zweite Abteilung wurde ähnlich wie die erste ausgeführt, nur etwas verändert durch die humoristischen Vorträge des Direktors.
Nachdem Cyrillo auch hier wieder so gut wie gar keinen Beifall geerntet, wurde der Vorhang auf zwei Minuten geschlossen.
Als er wieder auseinander ging» standen auf der Bühne zwei Gartenstühle, ein grüner Gartentisch, mit einer Ser- vielte geschmückt, und ein an die Leinwand gemalter Schrank. So — damit war hinlänglich ein gut bürgerliches Wohnzimmer veranschaulicht.
Am Fenster von Pappe lehnte bereits „Jettchen" im weißen Kleide und schwarzseidenen Achselschürzchen. Das eigene, hellblonde Haar» in zwei Zöpfe geflochten, war im Nacken aufgesteckt, ein blaues Seidenband, um den Kopf laufend, verband sich oben zu einer Schleife.
Kaum erblickte das Publikum die schnell zu ihrem Liebling gewordene Künstlerin, so brach ein donnernder Applaus los. „Jettchen" verbeugte sich dankend.
Wer hätte geglaubt, daß dieselben Lippen, welche eben so ergreifend den großen Seelenschmerz der Johanna zum Ausdruck gebracht, eine völlig entgegengesetzte Gemütsstimmung mit so köstlichem Humor würden hervorfprudeln können. Mehrmals wurde der Bortrag durch lautes Lachen und Bravorufen unterbrochen, und bei den neckischen Schlußworten:
„Bedecken Sie mit Nächstenliebe mekne Schwächen, Denn von dem Nächsten soll man nur das Best«
sprechen" —
war es mit kr KHten Selbstbeherrschung des Auditoriums vorbei, ein förmlicher Tumult der Begeisterung brach aus.
Aus Stadt und i:and
Calw, den 22. August 1927
Der Tierschutz im Strafrecht.
Um einen ausreichenden Tierschutz im neuen StrafrechtS- gesetzbuch zu erreichen, hat der Berliner Tierschutzverein eine Eingabe an den Reichstag gerichtet und für den Entwurf Aenderungsvorschläge eingereicht, die von einer Ver- treterversammlnng des deutschen Tierschutzvereins gutgehei- ßen worden sind.
Im Gegensatz zu andern Ländern wie Schweiz, Holland, Schweden, England und Vereinigte Staaten enthält in Deutschland das geltende Strafrecht nur ganz unzureichende Bestimmungen gegen Tierquälerei und bestraft diese im Grunde nur soweit sie öffentliche Aergernis erregt und nur als Uebertretungen. Der Entwurf sicht zwar schärfere Strafen vor, behandelt aber Tierquälerei auch nur als Uebertretung und faßt ihren Begriff nicht scharf genug. Die Tterschutzvereine wenden sich gegen diese Mängel und fordern u. a. Bestrafung nicht nur der vorsätzlichen, sondern auch fahrlässigen Tierquälerei und Strafen bis zu 6 Monaten Gefängnis ober Geldstrafe. Für Tierquälerei, die Kinder oder Jugendliche begehen, sollen Aufsichtsberechtigte, die sie davon nicht abgehalten haben, zur Bestrafung herange- zogen werden können. Bei fortgesetzter Quälerei von Zugtieren soll dem Täter die Ausübung des Berufs eines Ge- spunnführers verboten, in der Pflege gefährdete Tiere sollen auf Kosten des Besitzers vorübergehend anderweitig in gute Behandlung gegeben werden können.
Hindenbnrg-Jnbiläumsmarken.
Markeiuverte zu 8, 13, 25 und 50 und eine Jubilünms- postkgrte.
Die Verwaltung der „Hiubcnburgspenbe" bereitet im Einvernehmen mit dem Reichspostrninisterium die Ausgabe von Hindenburg-Jubiläuinsniarken vor, die einige Wochen vor dem 80. Geburtstage unseres Reichspräsidenten zur Ausgabe gelangen sollen. Es handelt sich dabei um 4 Marken- werte, und zwar zu 8, 15, 25 und 50 Außerdem soll eine Postkarte mit eingedruckter 8 ^-Marke und mit besonderer Ausstattung ansgegeben werden.
Damit aus dem Verkauf dieser Jubiläumsmarken eine große Summe der „Hindenbnrgspcnde" zngeführt werden kann, werben die Marken zum doppelten Betrage des Nennwertes verkauft. Die Ausgabe, die nur für einen beschränkten Zeitraum erfolgen soll, wird etwa Mitte September beginnen.
Rcchtsmittelbclchrnnge» in arbeitsgerichtlichen Streitigkeiten.
Durch Verordnung des württ. Justizministeriums ist bestimmt worden, daß die durch das Arbeitögcrichtsgesetz vorgeschriebenen Rechtsiuittelbelehrungen zu geschehen haben dnrch Aufkleben roter Zettel, die die in Frage kommende Belehrung enthalten, aus die für die Partei bestimmten Ausfertigungen der Urteile und der bas Bcschlußverfahren sendenden Beschüsse. Ist kein Rechtsmittel zulässig, so ist dies auf den zur Zustellung an die Parteien bestimmten Ausfertigungen der Urteile und der das Beschlnßverfahren beendenden Beschlüsse zu vermerken. Der Vorsitzende hat t» den Akten auznordnen, welche Belehrung zu erfolgen hat.
Vencfiz-Abrnd der Kurkapelle Hirsau.
Die allseitig beliebte Hirsauer Kurkapellc hat, wie bereits bekanntgegeben, heute ihren Benefiz-Abend. Wir wünschen der Veranstaltung einen guten Besuch.
Immer wieder und wieder, jo osi die Darstellerin auch von der Szene verschwand, wurde aus zahllose» Kehl?» „Jettchen. Jettchen" geschrien.
Da der Lärm gar kein Ende »ahm, besprach sich der in Seligkeit aufgelöste Direktor schnell mit Anatol, dann trat er heraus, verbeugte sich und sagte:
„Um sich dem verehrten Publikum für den reichen Beifall dankbar zu beweisen, wird Miß Patterson noch das Gedicht „die Königsbiume" von Wessely zum Vortrag bringen."
Ein donnerndes Bravo folgte diesen Worten. —
Auf Meilen in der Runde schwärmte alles für Miß Arabella, und zu ihrem heutigen Benefiz wollte daher keiner versäumen, sie zu erfreuen. Seit beinahe drei Wochen gastierte das „überseeische Ecschwistcrpaar" im „Internationalen Künstlerensemble", welch' eine Zeit für die armen, von so schweren Prüfungen heimgesucht gewesenen Thorwalds und ihre beiden unglückseligen Mitglieder.
Man feierte Miß Arabella und überschüttete sie mit Blumen, und zur Freude der ganzen Truppe kamen außer diesen duftenden Geschenken die feinsten Eßwaren in großen Quantitäten, gestiftet von begeisterien Verehrern der Kunst, fast täglich ins Haus.
Man gab jetzt auch kleine Einakter zu drei Personen, „die Rosen des Herrn von Malesherbes", „der häusliche Zwist", „das Salz der Ehe" usw., da aber Anatol und Herr Thorwald nur zwei theatralische Kräfte repräsentierten, so mußte Cyrillo von seiner musikalischen Höhe herabsteigen und zum „gemeinen Schauspieler" werden. Wahrscheinlich auch nur. um seine Verachtung für den niederen Stand des Mimen auszudrücken, spielte er so zum Gotterbarmen schlecht. Talent gehörte ja nach seiner Meinung zu dem Mumpitz gar nicht, nur guter Wille, und den mitzubringen war unter der Würde eines Mustkgenies.
Miß Arabellas Benefiz verlief glänzend.
Sie rezitierte den Monolog aus Maria Stuart und das Melodrama (mit Musikbegleitung) aus „Pretipsa" — beides im Kostüm. Die kleine Bühne brach fast ein unter dem anhaltenden Blumenregen, und ungestüm wurde gerufen, sie möge bald, bald wiederkvMNW». Der BürgennMer, Mesch«:
Wetter für Dienstag und Mittwoch.
Vom Westen nähert sich eine neue Depression. Für Dienstag und Mittwoch ist immer noch wechselnd bewölktes und aufheiterndeS, auch zu vereinzelten Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.
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Das Ende der „Konsumfinanzierung".
Seit etwa einem Jahr hat das Schlagwort der „Konsum- finanzlerung", d. h. des Kaufgeschäfts auf Borg viel von sich reden gemacht. Von dieser amerikanischen Geschäftsmethode erhofften die einen eine Belebung des Geschäfts, während die andern eine fortschreitende Verschuldung der Maste und damit eine große Gefahr nicht nur für den Verbraucher selbst, sondern schließlich auch für de» Handel befürchteten. Heute ist es um die so viel gerühmte „Konsum- finanzierung" sehr still geworden und es mehren sich die Anzeichen, daß diese Art des Abzahlungsgeschäfts in Deutschland ein Reinfall wird. Neuerdings ging durch die Berliner Presse die Mitteilung, daß infolge der Belastungen durch die Konsumfinanzierung wett mehr als 12 000 Gehaltabzugsverfahren in Berlin etngelettet sind. Die Bela- stunge» für den Verbraucher sind in den meisten Fällen eben viel zu hoch, besonders bei den heutigen schlechten Berdicnstmöglichkeiten. Mit dem Etntreiben der Forderungen haben die Geschäftshäuser auch gleichzeitig alte Kunden verloren. Kürzlich berichtete die Finanzierungsbank der „Citag", die für den Verein Berliner Spezialgeschäfte die Gelder vorschoß, daß die Ausgabe der sogenannten Citag- schecks eingestellt morden sei, well innerhalb des kaufenden Publikums kein ausreichendes Interesse an dieser Art der Konsumfinanzierung zu bestehen scheint. Allem nach hat sich also die Konsumfinanzierung bet uns nicht bewährt: tn der kaufmännischen Praxis hat sich gezeigt, daß sie in unseren Verhältnissen sehr leicht zu einer unsoliden Borgwirtschaft führt, während es Aufgabe und Lebensintereste des Einzelhandels ist, das Bargeschäft zu pflegen.
SEB. Entringe», OA. Herrenberg, 20. Slug. Der Keuchhusten wütet sehr stark unter den Kleinen. Zurzeit liegen 00 Kinder an dieser heimtückischen Seuche krank. Die Kinderschule ist immer noch geschlossen. Auch eine Anzahl Schüler der Unter- und Mittelklaste haben den Keuchhusten und können den Unterricht nicht besuchen.
SCB. Herrenberg, 21. August. Auf der Straße von Her- rcnberg nach Nebringen kam ein Wagen der Firma Riehm u. Ummerle beim Ueberholen eines andern Autos zu Fall, übcrschlug sich und blieb an einem Straßenstein mit den Nädern nach oben liegen. Der Beifahrer hatte noch die Geistesgegenwart, ein kleines Mädchen, das mitfuhr, aus dem Wagen tn den weichen Grasboden zu werfen, so daß dieses mit ziemlich heiler Haut davonkam. Ihn selbst und den Führer schleuderte es die Böschung hinunter, zum Glück auch ans weichen Boden. Der Führer wurde schwer, der Beifahrer leicht verwundet. Der Wagen, der stark beschädigt Ist, mußte abgeschleppt werden.
SCB. Herrenberg, 20. Aug. Das Auto des Kaufmann Dürr aus Vaihingen wollte von der Nagolderstraße tn die Seestraße einbiegen. Gleichzeitig kam in scharfem Tempo nnd ohne Beleuchtung der 19jährige Theodor Joos die iZ.^.-ngasse herunter. Da er sich anscheinend nicht ganz klar n c. welchen Weg das Auto an der Straßenkreuzung neh- wollte, versuchte er links auSzuwcichen und wurde hierbei vvn den Hinterrädern erfaßt und zu Boden geworfen. Blutend wurde er sofort vom Automobtlbesitzer und Kraftfahrer zum nächsten Arzt gebracht.
keinen Augenblick gezweiselt, daß Cyrillo und seine Deglet- terin Geschwister seien, hatte schon vor acht Tagen Herrn Thorwald ein glänzendes Empfehlungsschreiben ausgestellt, in dem alle Mitglieder aufgeführt waren. Anatol war überglücklich darüber: das war die beste Legitimation für ihn.
Unter vielen Bücklingen, Glückwünschen und ebenfalls heftigen Einladungen zur Rückkehr von seiten des Wirts rollte» eins Stunde nach der Vorstellung zwei mit großen Lorbrerkrünz.'!! behängte Wagen zum Hof der „Goldenen Kugel" hinaus.
Achtundzmonzigstes Kapitel.
Seit drei Wochen mar es keinem Sonnenstrahl gelungen, die Schneedecke zu durchdringen, die sich viele, viele Meilen weit hinzog über Ostpreußens Fluren; Tag für Tag dieselbe starre, unerbittliche Ianuarkälte.
Der Wald, durch den sich die einsame Landstraße zwischen Tilsit und Memel in großen Windungen hinzog. ergoß sich nach rechts und links in unabsehbare Fernen. Durch die kahlen Bäume hindurch sah das Auge nichts als Schnee und wieder Schnee» alles organische Leben unter dem weiten Horizont schien in ein ewiges Grab gesunken.
Zwei starke Hengste zogen unter lebhaftem Schellengeläute einen sehr großen, mit Menschen und Gepäck überladenen Bauernschlitten dahin durch den schweigenden Eichenwald. Bis hinauf zu den Ohren waren die Insassen in ihre Pelze eingehüllt. Der schneidenden Kälte wegen wurde wenig gesprochen, nur ab und zu fiel ein Wort; ein ungeduldiger Stoßseufzer war es meistens nur, über die weite» kein Ende nehmende Fahrt.
Einem einzigen von allen konnte die Kälte nicht die gute Laune rauben, und das war Anatol. Er hatte schon Schlimmeres erlebt, solche kleinen Leiden nahm er deshalb auf die leichte Achsel.
„Wie weit haben wir denn noch, Alterchen?" fragte er den Mann auf dem vordersten, als Kutschersitz dienenden, querüberliegenden Brett, „wir sind doch schon vier Stunde» unttzrMgr.^
(Fortsetzung folgt.)