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WWermsimickiT
Nächsten Mittwoch, den 13. ds., abends 7'/- Uhr, findet in der Drciß'jchcn Brauerei eine
öffentliche Wählerversammlung
statt, in welcher der Reichs- und Landtagsabgeordnete Conrad Haußmann sprechen wird.
Sämtliche Wähler von Stadt und Land werden hiezu freundlichst eingeladen.
Das Wahlkomite für Konis Dingler, alt Adlernmt.
Erwiderung.
Herr Stadtschultheiß Haffner hat auf das Flugblatt des Wahlkomites für Herrn Dingler und auf die, wie er sagt „teilweise» Verdächtigungen" desselben geantwortet. Wie weit er dieselben auf „ihren wahren Wert zurückgeführt hat", mögen nachfolgende Zurechtstellungen Nachweisen.
1) Bcamtengehaltsaufbesscruug.
Herr Haffner sagt:
„Von 86 Abgeordneten haben 72 in ganz gleicher Weise gestimmt, wie „ich, darunter die Mlstc der demokratischen Partei, 9 an der Zahl, „worunter ihre Führer."
Aas ist eine HlnrvnhrHeitü
Die Volkspartei hatte im Jahr 1889 überhaupt nur 9 Mitglieder im Landtag und von denselben stimmten wie Schnaidt 7, welcher ausdrücklich betonte:
„Wenn ich nachher nein sage, so geschieht dies blos deswegen, weil nach „der Vorlage die Kleinen zu wenig und die Hroßen zu viel bekommen.'
Die Mitglieder der Volkspartei im Landtag, welche mit nein stimmten, waren Haußmann, Schnaidt, Haigold, Gabler, Meurer, Rath, Brodbek, mit ja stimmten die VolkSparteiler Härle und Winter.
Herr Haffner sagt weiter:
„Ich bin mir bewußt, gerecht und im Interesse der weniger gut bekohlten Beamten gehandelt zu haben."
In der Kammer erwiderte dem Herrn Haffner Finanzminister Renner: „In den beiden ersten Ortsklassen, denen der Herr Abgeordnete für Calw „99,000 Mark weniger geben will, sind von den Beamten ohne Dienst- „wohnung Kt"/» bezw. Antervedicnstete und Thatsache ist, daß der Vorschlags Haffner einen Mehraufwand von Mk. VVOV. — verursachte, obgleich er gerade zu Ungunsten der Unterbediensteten wirkte, wie Finanzminister Renner nachwies.
2) Aufhebung der Lebenslänglichkeit.
Herr Haffner kann nicht in Abrede ziehen, daß er am 14. Januar 1891 für Beibehaltung der Lebenslänglichkeit gestimmt hat— mit wenn und aber ist dem Volke nicht gedient, wir verlangen unbedingte Aufhebung der Lebenslänglichkeit.
3) Entfernung der Privilegierten.
Herr Haffner sagt, er habe sich vor der Wahl 1889 für Entfernung der Privilegierten ausgesprechen, er sei nicht der Mann, der sein gegebenes Wort nicht halte.
Trotzdem ist es wahr und bleibt es wahr» daß er gegen den Antrag der Linken, eingebracht von dem Abgeordneten Ebner-lllm stimmte, welcher dahin ging:
„für die Zusammensetzung der Lten Kammer die Vorrechte der Heliurl „und des Amtes aufzuheben.
Diese Abstimmung war am 31. Oktober 1891 — 34 Abgeordnete, darunter mehrere Mitglieder der deutschen Partei stimmten dafür, Herr Haffner aber hielt fein gegebenes Wort nicht (Bd. IV. der Kammerverhandlungen Seite 2544).
4) Körperschaftsbeamten Pensionsgesetz.
Herr Haffner sagt:
Die größte Zahl der Landgemeinden wird nahezu nicht von dem Gesetz berührt.
Darauf ist zu erwidern, daß jede Gemeinde, die einen Berufsschultheißen hat, unter dieses Gesetz fällt, daß aber auch die andern Corporationsbeamten, wie Oberamtsbaumeister, Wsgmeistcr, Oberamtspfleger rc. pensionsberechtigt sind, wodurch der Amlsschaden für jeden Steuerzahler mit der Zeit erhöht werden wird.
Taff im vorigen Jahre laut Mehrheitsbeschluß der Abgeordnetenkammern die 188S ermäßigte Staatssteuer wieder auf den früheren Satz erhöht werden mußte, weiß scheints der Kandidat Herr Stadtfchultheiß Haffner nicht mehr, obwohj er dafür stimmte, nemlich am 30. Mai 1893 (Bd. I. Seite 836 der Kammerverhandlungen).
Der gesunde Sinn der Wähler des Oberamts Calw mag nun entscheiden, wie weit es dem Herrn Kandidaten Haffner gelungen ist, uns Verdächtigungen und Verdrehungen nachzuweisen.
Wir haben einfache Thatfachen festgestsllt; Herrn Haffner persönlich «nzugreifen lag und liegt uns fern.
Calw, den 10. Februar 1895.
Das Wahlkomile
für Koms Dingler, alt Adlerwirt, Galm.
A>> i!ic Me -es Bezirk!
Als Vorstand des Wirts-Vereins habe ich die vom Landesverband der Wirte Württembergs entworfenen Fragen bezüglich der Abschaffung des Umgelds dem Kandidaten Herrn Stadtschultheiß Haffner vorgelegt, wie sie jedem Kandidaten im ganzen Land vorgelegt wurden. Derselbe hat diese Fragen in zustimmender Weise beantwortet. Ein Versprechen, für ihn bei der Wahl einzutretc«, ist von mir nicht gegeben worden und konnte auch nicht gegeben werden. Statt meines in einer Ausschußsitzung des Wirts-
Verems gestellten Antrags, die Erklärung des Herrn Stadtschultheiß einfach zu veröffentlichen, wurde mir andern Tags vom Schriftführer eine für das Wochenblatt bestimmte. Empfehlung des Herrn Haffner zugoschickt; ich war damit nicht einverstanden und habe dies Schriftstück deshalb ununter- schricben mit entsprechender Bemerkung zurückgegeben und wird sich dieses wohl heute noch im Besitze des Schriftführers befinden. Die Erklärung von 6 Wirten im letzten Wochenblatt, der Aufruf des Wirts-Vereins zu Gunsten des Herrn Kandidaten Haffner sei mit meinem Einverständnis erfolgt, ist deshalb durchaus unrichtig und die daraus weiter gezogenen Schlußfolgerungen fallen in sich selbst zusammen.
Calw, den 10. Februar 1895.
Kouis Dingler, alt Ablmvirt.
Grkkärrmg.
Die an den Candidaten Dingler gerichtete „Offene Anfrage", die, nebenbei gesagt, einen starken Imut-xoüt von Mißgunst und Gehässigkeit besitzt, veranlaßt auch mich zu einer Erklärung, da nicht Dingler sondern ich, die von der Notstandscommission laut Protokollbuch einstimmig bewilligte Belohnung in Empfang genommen habe.
Wesentlich vorteilhaftere Einkäufe, als solche die Landes-Notstands-Commission machte, ermöglichten es uns, unter Zugrundlegung der von der Landes- Notstands-Commission an sämtliche Schultheißenämter mitgeteilten, und auch von der Bezirks-Notstands-Commission beschlossenen Verkaufspreise, einen Ueberschuß von 2200. — zu erzielen, während fast sämtliche Bezirks-Notstands-Com- missionen zur Deckung ihrer Deficits Zuschüsse aus den Corporationkassen erhielten und die Landss-Notstands-Commission selbst bekanntlich mit einem Deficit von einigen Hunderttausend Mark abgeschlossen hat.
Herr Oberamtmann Lang hat mir s. Zt. für meine Geschäftsführung seine Anerkennung ausgesprochen.
Ich habe nicht gehört, daß einer, der bei der Landes Notstands-Commission in großer Anzahl beschäftigten Beamten zu Gunsten des Notstands, auf seinen Gehalt verzichtet hat, und habe deshalb auch mit gutem Gewissen die redlich verdiente Belohnung angenommen.
Calw, 10. F-br. 1895. Wobert 'DMgev.
Teinach.
In der gestern Abend im „Gasthof z. kühlen Brunnen" hier abgehaltenen Wählerversammlung für Herrn alt Adlerwirt Dingler', in der übrigens der Herr Candidat durch seine Abwesenheit glänzte, wurde behauptet, daß die Erklärung der 6 Calwer Wirte ans Entstellung und Unwahrheit beruhe. Ich bin in der angenehmen Lage, vollständige Klarheit in diese Frage zu bringen, indem ich den aktenmäßigen Hergang der Sache hiemit der Oeffentlichkeit übergebe.
Int Dezember ging nachstehendes von dem Vorstand des Wirtsvereins, Herrn L. Dingler eigenhändig geschriebenes von 11 Wirten unterzeich- netes Schriftstück an Herrn Stadtschultheiß Haffner ab:
Sr. Wohlgeboren Herrn Stadtfchultheiß Haffner dahier.
Im Namen des Bezirks-Wirts-Vereins erlauben wir uns an Sie als Lanckitatsn für dis Landtagswahl die für uns Wirte so brennende Frage vorzulegen welche Stellung Sie hinsichtlich unserer Forderung „Abschaffung des Umgelds" nehmen werven.
Wir bitten Sie deshalb höflich uns hierüber baldmöglichst eine offene klare und rückhaltslose Antwort zukommen zu lassen.
Hochachtungsvollst
L. Dingler. Kuom. C. Frohnmeyer. I. Sprenger. A. Ziegler.
C. Waidelich. E. Haering. Gg. Pfrommer. Störr. Schöning.
G. Pfau.
Darauf erwiederte Herr Stadtschultheiß Haffner wörtlich:
Auf nebige Anfrage beehre ich mich zu erwidern, daß ich schon vor Jahren dafür eingetreten bin, daß an Stelle des Umgelds mit seiner lästigen und nachteiligen Kellerkontrole, eine alle Weinkäufer gemeinsam treffende allgemeine Wein-Einlege-Steuer eingeführt werde. Diese Ansicht habe ich heute noch und würde bei Behandlung dieser Frage in der Kammer demgemäß meine Stimme abgeben. Hochachtungsvoll
Stadtschultheiß Haffner.
Calw, den 14. Dezember 1894.
Mit dieser Erklärung hat sich der Wirtsverein für befriedigt erkärt und es wurde der Schriftführer des Vereins, Herr A. Kuom, von dem Vorstand, Herrn Dingler, mit der Abfassung einer entsprechenden öffentlichen Erklärung beauftragt. Herr Kuom legte Herrn Dingler einen Entwurf vor, bekam solchen aber mit nachstehendem Schreiben zurück:
Ich hätte dies von meinem Standpunkt aus etwas anders gefaßt, z. B. die von Hrn. Haffner gegebene Erklärung ganz wörtlich den College« mitgeteilt. Freundlich grüßend L. Dingler.
Der daraufhin von Hrn. Kuom umgearbeitete Entwurf fand die Billigung des Herrn Vorstands Dingler und wurde in dessen Auftrag im Calwer Wochenblatt N. 12 veröffentlicht.
Das ist der wahre aktenmäßig belegte Hergang der Sache. Die betreffenden Schriftstücke können bei Hrn. Kuom z. Waldhorn eingesehen werden. Jedermann kann sich nun selbst ein Urteil bilden, auf welcher Seite Entstellung und Unwahrheit liegt, ob auf Seiten der 6 Calwer Äöirte, welche so mannhaft für ihr gegebenes Wort eingetreten sind, oder aber auf Seite der Wahl-Apostel des Herrn alt Adlerwirt Dingler.
Ich bin nicht Mitglied des Wirts-Vereins, in dieser Sache fühle ich mich aber solidarisch mit meinen Calwer Kollegen und schließe mich ihrem Aufruf zum Festhalten an der Candidatur des Herrn Stadtschultheißen Haffner aus vollster Uebe ,eugung an.
König!. Bad Teinach.
Druck und Verlag der A. Orlfchläger'schen Buchdruckerei. Verantwortlich: Paul Adolfs in Calw.