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Dienstag

§? ^Nachdruck verboten.1

Der: Sonöerr^ing.

Roman von P. Felsberg.

(Fortsetzung.)

Ein triumphierendes Lächeln umspielte Justus' Lippen, nur jenes einzigen Wortes hätte es bedurft, und sie wäre umgewandelt worden, hätte zu ihm empor- geblickt. Doch dies Wort wollte er nur sprechen, wenn ihr Herz ihm gehörte, wenn ihr Her< sein Glück suchte bei ihm, dem einfachen Arzt.

Er achtete nicht auf Rosa, auf ihre Blicke, die an ihm hingen mit einer Liebe und Hingebung, wie er sie vergebens bei Gertrud suchte; er vergaß sie ganz, hatte nur Auge und Ohr für die, welche absichtlich ihn nicht beachten wollte.

Meine Pflicht ruft mich zu meinen Patienten," begann er plötzlich und reicht- flüchtig Rosa die Hand, indem er sich erhob.Kommen Sie Kalo wieder," klang es in rührender, kindlicher Bitte an sein Ohr; doch er achtete nicht darauf, er ging auf Gertrud zu um sich zu verabschieden. «Auf Wiedersehen, Baroneß!" klang es förmlich von seinen Lippen, doch ein tiefer Blick, sein bedeutungsvoller Händedruck belehrten Gertrud Felde», daß er nicht vergessen hatte, nicht vergessen wollte, wie sie cs ihm gezeigt.

Eine tiefe Nöte überzog Gertruds Antlitz; sie entriß ihm ihre Hand heftig und hob das Haupt stolz, als sie sprach:Adieu, Doktor." mit einer Geringschätzung im Ton. die beleidigend wirken sollte. E-n Seufzer der Erleichterung hob ihre Brust, sobald er gegangen war. Seine Nähe hatte bedrückend auf sie gewirkt, sie hatte mit gewaltsamer Anstrengung den leichten Konversationston behauptet, um den geheimen Groll zu ersticken, den sie gegen sich selbst sowohl wie gegen Doktor Justus empfand seit jener Stunde in der Felsengrotte im Walde, die über ihr schwebte wie ein Verhängnis.

Gertrud führte Günther Schönburg ins Haus zu ihrer Mutter. Sie .schritt an seiner Seite, das Haupt hoch erhoben, leicht und schwebend. Bewundernd blickte der junge Graf zu ihr nieder; er glaubte nie ein bezaubernderes Weib gesehen zu haben als Gertrud Felde». Sie erschien ihm in der ärmlichen Umgebung wie ein verbanntes KömgSkmd, das sich liebenswürdig ihm zuneigte, um Erlösung flehend aus dem unwürdigen Bann der Armut, der es hier festhielt.

Er fühlte es, Gertrud war anders als die Frauen, denen er bisher gehuldigt; sie würde nichts weniger sein wollen als sein Wsrb, sie würde in ihm nur einen Bewerber um ihre Hand erblicken, wenn er täglich kommen würde, wie er es be­absichtigte.

Der Gedanke verdarb ihm etwas die Stimmung, welche durch die kühle Zu­rückhaltung der Baronin Felde» nicht gehoben wurde, die von demtollen Schön­burg" viel zu viel in der Residenz gehört hatte, um chn mit herzlicher Freude in ihrem Hause zu begrüßen. Es war ihr, als ahne sie Unheil, da sie beide, ihre Tochtcr und Günther Schönburg, zusammen kommen sah, ein herrliches Paar, das für einander geschaffen schien ob zum Glück oder zum Unglück?

IX.

Ost geschah cs von nun an, daß Doktor Justus und Günther Schönburg zu Felden im Herrenhaus zusammentrafen. Gertrud Felden war niemals liebens­würdiger gegen den jungen Grafen, als wenn Justus zugegen war; sie ließ den Arzt deutlich erkennen, daß er nicht die geringste Hoffnung hatte, ihre Gunst zu ge­winnen; schroffer als jemals trat sie ihm gegenüber.

Und Justus durchschaute sie voll und ganz. Er wußte, daß sie nach Rang und R ichtum strebte, daß es der mutmaßliche Erbe Schönburgs war. der sie fesselte, daß ihr Verstand gegen ihre Empfindungen kämpfte, daß sie die Liebe zu ihm, dem

12. Februar 1895.

bürgerlichen Arzt, unterdrückte um Günther Schönburgs willen, der ihr begehrens­werter erschien. Es galt noch einen kurzen Kampf, den Justus durchzukämpfen hatte; dann riß er die Liebe zu dem schönen, kalten, berechnenden Mädchen aus seinem Herzen für immer. Sie hatte gewählt zwischen ihm und Günther nun wohl, mochte sie glücklich mit dem Neffen des Grafen werden.

Sein Antlitz, das in der letzten Zeit wunderbar verklärt war, von Hoffnung und Glück geleuchtet hatte, ward j-tzt wieder ernst und zuweilen tieftraurig. ES fehlte ihm etwas; es war so öd' und leer in ihm, ohne Hoffnung auf eine Zukunft, wie er sie sich so lebhaft ausgemalt. Nur selten kam er jetzt noch ins alle Herren­haus und dann nur zu Rosa, um nach ihrem Fuß zu sehen. Er hielt sich nicht länger auf, als nötig war, und wenn Rosa sagte:Wollen Sie schon gehen?" dann hatte er stets eine dringende Beschäftigung, die ihn abrief. Er lächelte wohl und sagte:Ich bin doch der Verirrt;r des Grafen Schönburg, des Bauherrn der Fabrik, und als solcher ist meine Zeit sehr in Anspruch genommen."

Rosa hielt ihn dann wohl noch fest, indem sie allerlei Fragen über den Bau an ihn stellte, die er ihr beantworten mußte, kannte er doch das Interesse, welches Rosa an dem Werk des Grafen nahm, das die Ideen ihres Vaters verwirklichte.

Wenn er sich doch losriß, blickte das junge Mädchen ihm nach mit thräaen- feuchten Augen; sie wußte cs, warum er nicht mehr blieb wie sonst es geschah, seit er die Hoffnung aufgegeben, ihre stolze Schwester zu gewinnen. Rosa wünschte glühend, so schön zu sein wie Gertrud, sie glaubte sich viel häßlicher, als sie war, und lächelte schmerzlich dabei.Was sollte er lieben an mir?" dachte sie.

Bei Werdens traf Gertrud öfter mit dem Arzt zusammen, aber er hielt sich von der Familie Felden fern, obgleich er Rosa und auch die Baronin stets herzlich begrüßte.

Günther Schönburg wich in solchen Gesellschaften nicht von Gertruds Seite. Man flüsterte sich allgemein zu, daß beide ein Paar werden würden. Günther Schönburg verbarg auch nicht, daß er Gertrud liebe, jeder seiner Blicke verriet es. Die schöne Gertrud sah stolzer als je aus, es leuchtete Triumphessreude auS ihren Augen, die noch Heller und kälter strahlten. Sie fühlte sich ihrem Ziele so nahe; der Gedanke berauschte sie, Gräfin Schönburg zu werden, die Herrin dsS Schlosses mit seinem herrlichen Park, seinem reichen Wald, ganz so, wie sie es sich ersehnt. Sie paßten gut msammen, sie und Günther. Beide waren stolz, genußsüchtig, liebten den Luxus und Glanz, der auf der Höhe strahlte, auf welcher sie sicher zu stehen glaubten, von der sie hinab blicken konnten auf die anderen, minder bevor­zugten, die sich mühten und quälten um ihr tägliches Brot. Wenn sie zurückkehrte in die Residenz als Gräfin Schönburg, wie würde man sie beneiden, bewundern, wie würde sie strahlen als die Schönste von allen.

Nur manchmal bewölkte sich ihre Stirn, wenn sie dachte, daß Günther von seinem Oheim abhängig war. daß es vielleicht doch noch lange dauern könnte, bis Günther sein Erbe erhielt. Sie zweifelte nicht, daß Graf Erich Schönburg seinem Neffen seine Reichtümer hinterlaffen wüide. Wem sonst auch?

Sie war ihres Sieges gewiß, so gewiß, daß sie spöttisch lächelte über den zudringlichen Gedanken, der doch zuweilen in ihr aufstieg; und den sie mit aller Macht bannte. Wenn nun Graf Erich sich selbst noch vermählte? Wenn Günther nicht sein Erbe würde? Das war der Gedanke, die Fragen, die ihr Blut manchmal erstarren machten. Und einer fühtte, was sie beängstigte, und er lachte dazu, sein stilles, belustigtes Lachen; aber sein Blick ruhte doch auch sekundenlang voll tiefen Wehes und herber Bitterkeit auf dem schönen Mädchen.Sie verkauft sich, sie schlägt ihren Wert hoch an. Warum schmerzt es doch, daß sie, gerade sie so be­rechnend und klug ist wie die andern, wie alle?" sprach JustuS dann in sich hin­ein, und verächtlich zuckten seine L ppen.

(Fortsetzung folgt.)

Beilage zu Ur. 19 ,

Anzeigen.

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ÜMMW Wi NIltUil,

auch trifft in den nächsten Tagen ein Waggon Meiler-Coaks ein.

D. Kerion.

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Für das mir seither geschenkte Zukrr^.-n bestens dankend, bitte mir das­selbe auch fernerhin in gleichem Maße bewehren zu wollen.

Gute solide Arbeit, schnelle Bedienung wird zugesichert.

Hochachtungsvoll

KcrvL Sch Lienz. Feilenhauer,

Fr. Kromer's Nachfolger.

Am Donnerstag, den 14. Febr., halte

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