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berg ein 60jähriger kranker Taglöhner unbemerkt vom Hause. Die Angehörigen vermißten denselben erst, als ihm Arznei gereicht werden sollte. Der Beklagenswerte wurde morgens nach längerem Suchen in der Nähe des Ortes als Leiche aufgefunden.
Aalen, 1. Febr. Heute abend schoß in der Nähe der Station Goldshöfe ein Handwerksbursche auf ein 19jähr. Mädchen 5 Revolvcrschüsse ab, von denen 2 nicht ungefährlich trafen. Von dem Thäter hat man bis jetzt keine Spur.
Wien, 1. Febr. Sämtliche Blätter schreiben die Hauptschuld der Kathastrophe des Dampfers „Elbe" der Sucht zu, die Reisen so schnell wie möglich zurückzulegen. Auch sind die Blätter der Ansicht, daß sowohl die Rettungsvorschriften als auch die Action der gesamten Mannschaft des Schiffes mit Ausnahme des Kapitäns nicht auf der Höhe der Situation gestanden habe. Außerdem verurteilten die Zeitungen sehr streng die Haltung des Commandanten des englischen Dampfers „Crathie", welcher nur auf seine eigene Rettung bedacht gewesen sei. Nachdem englische Schiffer sich wiederholt durch Gewissenlosigkeit und Gemütsrohheit hervorgethan haben, erheische dieser neuerliche Vorfall die strengste Untersuchung und un- nachsichtliche Bestrafung der Schuldigen.
Wien, 2. Februar. Der Advokat Hermann Rothziegel wurde in seinem Bureau mit Stichwunden in Herz und Hinterkopf sterbend aufgefunden. Er verschied während des Transports ins Spital. Vom Thäter fehlt jede Spur. Man vermutet den Racheakt einer Frau.
Triest, 1. Febr. In dem Gebiet der Karst wütet ein furchtbarer Schneesturm. Die Züge blieben vielfach stecken. Dieselben mußten vielfach ausgeschaufelt werden. Es wird eine vollständige Sistierung des Bahnvcrkehrs befürchtet.
London, 1. Febr. Der Agent des „Norddeutschen Lloyd" in Lowestoft erhielt folgende Depesche aus Osborne vom 1. Februar: „Die Königin ist sehr betrübt über das schreckliche Unglück der „Elbe" und möchte gern Näheres über das Befinden der Geretteten wissen, sowie ob Hoffnung vorhanden ist, daß noch andere gerettet sind." Hierauf sandte der Agent folgende Antwort ab: „Mit aufrichtigem Dank für Euer Majestät gütige Erkundigungen und Teilnahme freuen wir uns berichten zu können, daß alle Geretteten wohl genug waren, gestern beziehungsweise heute nach London abzureisen. Leider ist indessen durchaus keine Hoffnung vorhanden, daß mehr Personen gerettet worden sind."
London, 2. Febr. Bei der gestrigen Vernehmung der geretteten Offiziere und Matrosen von der „Elbe" durch den deutschen Generalkonsul erklärte der letzere, die englische und deutsche Regierung würden zusammen beschließen, welches von beiden Ländern die Untersuchung führen solle. Die von der verunglückten Besatzung der Elbe angehörten Offiziere und Matrosen wollen nach Southampton und von dort nach Deutschland reisen. Der Dampfer Crathie wurde seitens der Norddeutschen Lloyd in Rotterdam mit Beschlag belegt.
Lowestoft, 1. Februar. Heute früh sind mehrere Fischerboote hier eingetroffen, die jedoch keinerlei Nachricht über das noch vermißte Rettungsboot der „Elbe" brachten; es find auch keine Leichen angeschwemmt. Die geretteten Paffagiere sind heute nach London abgereist. Der zur Aufsuchung des Bootes ausgesandte Schleppdampfer ist unverrichteter Sache zurückgekehrt. Das Wetter ist nach wie vor furchtbar stürmisch und bitter kalt. Nach den letzten Meldungen hat man nun alle Hoffnung die Vermißten zu retten, aufgcgeben.
l Eingesandt.)
Uom Mahlumtriek.
Wir haben im Bezirk Calw einen ganz merkwürdigen Verlauf der Abgeordnetenwahl hinter uns. Während im ganzen Land ein Kandidat dem andern wochenlang gegenüberstand, in offener männlicher Rede vor die Wähler hintretend, hat das bei uns nur Einer gethan, Stadtschultheiß Haffner. Adlerwirt Din gl er ist ruhig zu Hause geblieben, hat mit seinen Freunden an einer Schrift geschrieben und erst als sein Widerpart wieder nach Haus kam und ihm keine Zeit mehr übrig blieb, sich zu verteidigen, wurde mannesmutig diese Schrift aufs Land hinausgetragen. Sie war gespickt mit — auf Verdrehungen aufgebauten — Anklagen und Verdächtigungen des Stadtschultheißen Haffner, gespickt mit Lobpreisungen des Adlerwirts Dingler. Und damit beileib von all' dem niemand etwas merke, wurde offen und unter der Hand ausgestreut, man stelle gar keinen Gegenkandidaten auf; ja der Wirtsverein, besten Vorstand Adlerwirt Dingler ist, hat sogar im Wochenblatt seinen Kollegen die Wahl des Herrn Haffner empfohlen. War das nicht edel gehandelt von ihm? Ja warum ist Herr Haffner auch so einfältig gewesen und hat das Alles geglaubt, da sind die anderen doch feinere Köpfe! Und die Männer, welche diese wohl ersonnene Schrift aufs Land hinaustrugen, haben sie mit wackeren Reden begleitet, die man natürlich nicht immer vorher auf der Safranwage wägen konnte. Der Ueberfall von hinten wäre beinahe gelungen, weil dies aber bis jetzt noch nicht ganz der Fall ist, läßt man, wie verschiedene Anhänger des Herrn Dingler triumphierend mitteilen, die großen Volksmänner und Rechtsanwälte Payer und Haußmann von Stuttgart kommen, die werden vor oder nach der Rede des Herrn Dingler, den Wählern sagen, was dem Volk im Bezirk Calw not thut. Fragt man nun, was dem Flugblatt für Dingler und den Worten der für ihn hinausgeschwärmten Herren bei den Wählern auf dem Land soviel Glauben verschafft hat, st, hört man: Herr Dingler ist ein Oekonom, der weiß, wo den Bauern der Schuh drückt, er ist ein Wirt, der wird dafür sorgen, daß das Umgeld rasch und gründlich beseitigt wird. Und den landwirtschaftlichen Konsumverein hat er auch, er sorgt damit für die notleidende Landwirtschaft. Ja wenn mit der Kandidatur Dingler beabsichtigt wäre, einen tüchtigen Landwirt als Vertreter des Bezirks zu gewinnen, dann wäre über seine Kandidatur, abgesehen von der Art wie sie eingeleitet wurde, nicht viel zu sagen. Aber darum handelt es sich nicht. Die Herren, welche für Herrn Dingler reisen und reden, denen kommt's gar nicht darauf an, ob Herr Dingler ein Bauer ist oder nicht. Die Hauptsache ist, er ist ein waschächter Volksparteiler, ein den Führern gefügiger Demokrat. In Böblingen braucht nach ihrer Ansicht das Volk einen Neallehrer, in Herrenberg einen Eisenbahnunternehmer, in Münsingcn
sogar einen Schultheißen, alles lediglich nur weil diese Herren Volksparteiler sind. Der Demokrat allein ist der rechte Mann für die Vertretung des Bauern im Landtag, er sorgt, wie wir dies aus dem Reichstag wissen, durch Verminderung der Getreide- und Vieh- zölls für des Bauern Wohl. Wenn diese den Bauernstand noch etwas schützende Zölle noch nicht gänzlich abgeschaffl sind, so lesen wir im Beobachter, daß weder er noch die Demokraten daran schuld seien. Auch für Erhaltung des confessionellen Friedens sorgt die demokratische Partei, die Herren Payer und Haußmann, die uns nächstens besuchen werden, haben ja im Reichstag schon dafür gestimmt, daß die Jesuiten wieder zu uns kommen dürfen und wenn jetzt so viele Demokraten und kalhclische Zentrumsmänner in den Landtag kommen, dann wird's mit dem confessionellen Frieden und noch manchem anderen schon recht werden.
Zum Schluß noch eine Bitte. Herr Dingler thut sicherlich seinen Wählern die Ehre an, sich, wie es einem Kandidaten gebührt, etlichemal in öffentlicher Versammlung hören zu lassen und sein Programm zu entwickeln. Zuviel wird das auch von einem Demokraten nicht verlangt sein!
Aarrdwirtschaftl. Kezirksverein.
Wiirtt. Saatfruchtmarkt betreffeud.
Nach Beschluß des Ausschusses der „Stuttgarter Landesproduktenbörse" und der „Vereinigung württcm- bergischer Landwirte" soll am 18. Febr. d. I. im Stadtgartensaale zu Stuttgart em Saatfrncht- markt abgehalten werden.
Die Landwirte unseres Bezirks werden zur Teilnahme hieran mit dem Bemerken eingeladen, daß die benötigten Anmeldebogen bei Herrn Sekretär An sei. Bahnhofstraße, erhältlich sind. Das Programm ist in Nr. 5 des heurigen landw. Wochenblatts enthalten, worauf behufs weiterer Belehrung hiemit hingewiesen wird.
Calw, den 4. Febr. 1895.
Vereinsvorstand
Voelter,
Oberamtmann.
Reklameteil.
8»gs unck glchreids 19 ?fg.!
Man sollte es kaum glauben, daß man für diesen geringen Preis eine wirklich neutrale in Qualität und Reinheit unübertreffliche Fettseife erhalten könnte. Und doch ist es so! Die neue, kürzlich in den Handel gekommene Perl-Seife beweist es ja, denn sie wird in psquetsn s 3 Stück für nur SL pfg, verkauft, das ist noch nicht einmal ganz 13 ?tg. per Stück. Dabei ist Perl-Seife keine jener Waren, die man mit dem Namen Schund zu bezeichnen pflegt, sie ist keine jener wie sie in den Schleudergeschäften für jedes Angebot losgeschlagen werden, sie ist ferner auch nicht zu verwechseln mit den modernen Füllseifen oder den scharfen Cocos- und Glycerin-Seifen. Perl- Seife ist eine Fettseife ersten Ranges, mild, rein und unverfälscht, berufen und qualifiziert die teuren fremdländischen Schönheitsseifen vollkommen zu ersetzen; eine Seife die sich ihrer Güte und Billigkeit wegen eignet wie keine andere, zum Gebrauch für das Haus, für die Familie, für den Sparsamen, für den Minderbemittelten. Psrl-Lcilc ist erhältlich in Celm bei Wieland L Pfleidcrer (alte Apotheke), I. C. Meyer's Nachf., Emil Sänger am Markt, A. Schaufler.
Amtliche Kekarultulachungeu.
Kgl. Amtsgericht Calw.
Der nächste
Gerichtstag
wird am Montag, den 11. ds. Mts., vormittags 10-12 Uhr, auf dem Rathaus in Neuweiler abgehalten.
Den 4. Februar 1895.
Gerichtsschreiber
Bauer.
Revier Enzklösterle.
Wrennhokz-Kerkauf
-am Dienstag, »den 12. Februar, vormittags 10 Mhr, im Wald- shsrn zu Enz- i klösterle aus Distrikt I. Wanne Abt. 3, 7 und 35, II. Schöngarn Abt. I und 10, VI. Langehardt Abt. 13, VII. Kälberwald Abt. 18, 22 und 35 und Scheidholz:
11 Rm. eichene Prügel, 2 m lang, 82 Rm. eichen Ausschuß, 138 Rm. buchen und 68 Rm. birken Ausschuß, 2 Rm. Nadelhelzscheiter, 51 Rm. dto. Prügel und 549 dto. Ausschußholz.
Gechingen.
In hiesigem 1,200 Einwohner zählenden Ort ist ein neu gebautes
^ mit
Wohnhaus
samt dem vorhandenen Handwerkszeug zu verkaufen.
Ein tüchtiger Schmid fände hier sein gutes Auskommen.
Dasselbe kommt am Freitag, den 8. Februar, in einmaligen Aufstreich. Angebot bis jetzt 4,400
Waisengericht.
A. V.: W. Kühnle.
Die Rothfuß'sche Stiftung Weltenschwann, Altburger Seite, hat
400 ML.
gegen gesetzliche Sicherheit sogleich aus- zuleihen.
Stiftungspfleger Pfrommer.
Privat-Arteigen.
Am Donnerstag, den 7. d. M-, nachmittags 1 Uhr,
werden aus der Verlaffenschaftsmasse des alt Jordan Weber in Altburg im Hause des Michael Kugele
12 Bienenstöcke
zum Verkauf gebracht, wozu Liebhaber eingeladen sind.
Frisch eingemachtes
Sauerkraut «mm,
sowie
eingemachte Kähnen, ganz frische Eier und Kalkeier,
empfiehlt billigst
ll. ttvnion.
Liebenzell.
Einen kräftigen
Jitirgelt
nimmt in die Lehre
F. Faas, Bäcker.
Guten
FruchtbranntNicin
empfiehlt die
Kaydt'sche Wrauerei.