Walde ein Stamm auf die Füße, so daß der Mann heimgeführt werden mußte. Doch kam er ohne größere Verletzungen davon. Schlimmer erging es am gleichen Abend seinem noch rüstigen Vater. Dieser fiel beim Heuherabwerfen von der Obertenne herab und zog sich schwere, innere Verletzungen zu. Der alsbald herbeigerufene Arzt konstatierte einen Rippenbruch mit Lungenverletzung.

Spaichingen, IS. Juli. Der gestrige Schweinemarkt war mit etwa 190 St. Milch­schweinen befahren. Durch den großen Zudrang von Käufern galten dieselben 36, 3840 M. per Paar. In kurzer Zeit war bei lebhaftem Handel alles ver­kauft.

Ravensburg, 19. Juli. Der vom letzten Schwurgericht wegen Ermordung seiner Frau zum Tode verurteilte Bürstenhändler Paul Gumpfer von Saulgau wurde von S. M. dem König zu lebens­länglichem Zuchthaus begnadigt.

Sigmaringen, 19. Juli. Der heutige Monatsviehmarkt war mit ungefähr 80 Stück Rindern befahren, darunter tadellose Tiere des reinen Simmenthaler Fleckviehes. Zu demselben waren zahlreiche Händler und sonstige Kaufsliebhaber erschienen, deshalb entwickelte sich alsbald ein lebhafter Handel. Namentlich fanden junge Tiere, sog. Bo­schen, zu hohen Preisen, 120160 M. pro Stück, schnellen Absatz und wurde so ziemlich der ganze Zutrieb dieser Gattung Tiere abgesetzt. Auch träch­tige Kalbinnen und dto. jüngere Kühe waren sehr gesuchte Waare und wurden je nach Qualität mit 250 bis 450 M. und darüber bezahlt. Während die Preise für Zuchtvieh anzogen, sind dieselben für Schlachtvieh etwas zurückgegangen. Zum Schweine­markt waren etwa 130 Tiere (Milch- und Läufer­schweine) zugeführt. Bei flauem Handel konnte nur etwa «in Drittel der Tiere zu Preisen von 35 - 48 M. für das Paar verkauft werden.

Köln, 20. Juli. Ein von hier per Post nach Koblenz aufgegebener Wertbrief kam ohne Inhalt, der aus 30000 an Wertpapieren bestand, an.

Berlin, 20. Juli. Die an Cholera erkrankte Frau befindet sich bereits auf dem Wege der Besser­ung und dürfte in einigen Tagen aus dem Kranken­hause entlassen werden.

Berlin, 20. Juli. Dem anarchistischen Redakteur Landauer, welcher augenblicklich eine elfmonatliche Gefängnisstrafe abbüßt, wurde die Be­rechtigung zum einjährigen Militärdienst entzogen. Es verlautet der Kaiser beabsichtige im Laufe des Monats August Helgoland zu besuchen.

Berlin, 20. Juli. DieNordd. Allg. Ztg." wendet sich in einem längeren Leitartikel gegen die Behauptung der Hamburger Nachrichten, daß aus einem früheren Artikel der Norddeutschen hervorgehe, die Regierung vermöge sich nicht zu einer energischen Bekämpfung der sozialistisch-anarchistischen Propaganda

zu ermannen und suche Deckung hinter dem Reichs­tag, wo keine Mehrheit für scharfe gesetzliche Maß­nahmen sei. Diese Angabe, sagt die Norddeutsche, sei eine Entstellung ihrer Ausführungen. Auch die schärfsten Ausnahmebestimmungen gegen die Sozial­demokratie brächten keinen Nutzen, wenn nicht in den übrigen Parteien selbstlose patriotische Gesinnung lebendig sei. Nach den genügenden Erfahrungen sei kein Zweifel möglich, wie ein Versuch zur Erneuerung des Sozialistengesetzes ausfallen werde.

Berlin, 21. Juli. Wie die Voss. Ztg. er­fährt, wurde Assessor Wehlau im Verfolg der gegen ihn wegen seiner Amtsführung in Kamerun einge­leiteten Disziplinar-Untersuchung gestern im hiesigen auswärtigen Amt vernommen.

Berlin, 21. Juli. Gegenüber einer Meldung, der Reichstag werde wahrscheinlich schon auf Mitte Oktober ein berufen werden, erklärt dieNordd. Allg. Ztg.", ein Beschluß in diesem Sinne sei nicht gefaßt; auch ist derNordd. Allg. Ztg." von der Absicht, von dem gewöhnlichen Einberufungstermin, November, abzugehen, nichts bekannt.

Altona, 22. Juli. Eine Feuersbrunst ver­nichtete während der verflossenen Nacht im Dibbern- 'schen Posamentierwarenlager bedeutende Warenvor­räte. Der Schaden beträgt mehrere hunderttausend Mark.

Kiel, 20. Juli. Die Kaiserin ist heute vormittag an Bord desStein" unter Salutschüssen der beflaggten Kriegsschiffe hier eingetroffen, von Prinz Heinrich und Admiral Knorr begrüßt.

Kopenhagen, 20. Juli. Zur silbernen Hochzeit des Kronprinzenpaares am 28. d. M. kommt Prinz Heinrich von Preußen hierher.

Rom, 21. Juli. Meldung aus Massaua zufolge setzt die italienische Kolonne die Verfol­gung der Derwische fort und ist bereits am Atbara-Ufer angekommen. Die Stämme der Halen­gas und Hadendoas haben ihre Unterwerfung erklärt. In Kassala fand die Kolonne große Munitions- und Getreidevorräte vor, welche die Mahdisten zu einem im Herbst zu unternehmenden blutigen Feldzug gegen die italienische Kolonne von Massaua angesammelt hatten. Zahlreiche Sklaven und Egypter, wel­che in die Gefangenschaft der Mahdisten sich flüchteten, konnten befreit werden. Die Italiener hatten im Ganzen 30 Todte und 62 Verwundete.

Mailand, 21. Caserio schrieb an den hiesigen Advokaten Podr ei der, er möge seine Ver­teidigung übernehmen.

Venedig, 19. Juli. Heute abend wütete hier ein heftiger Sturm und schrecklicher Hagelschlag. Alle Straßen waren weiß bedeckt wie noch einem Schneefalle. Der Hagel erreichte an manchen Orten die Höhe von 30 Centimetern.

Pari 8, 20. Juli. Casimir-Perier nahm gestern nachmittag vom Elysöe Besitz. Zum Empfang waren die Offiziere des Militärstaates anwesend.

Paris, 20. Juli. In vergangener Nacht: war ein Plakat in großen Massen angeschlagen und- verbreitet worden, das die fürchterlichsten Drohungen: enthielt, wieBourgeois! Unser Gift, Dolch und Dynamit werden Dich treffen! Du willst uns die Propaganda durch das Wort verbieten, nun werden wir durch die That reden." Das Manifest war auf weißes Papier gedruckt mit dem Kopf:Stadt Paris., Gemeinderatsbeschluß". Dieser Umstand hatte die unbehelligte Verbreitung ermöglicht. Gegen Morgen wurde die List entdeckt und das Manifest abgerissen. DieLibre Parole" behauptet, das Manifest sei allem,, Anscheine nach von der Regierung veranlaßt, um die unveränderte Annahme der Anarchistengesetze zu be­wirken.

Paris, 22. Juli. Das neue Anarchistengesetz ist durch die von der Kammer angenommenen Zusatz-- anträge derart abgeschwächt, daß die Regierungsvor»- lage verurteilt erscheint. Heute tritt die Kommission zusammen, um zu sehen, was noch zu retten ist.

London, 20. Juli. Die japanische Re-, gierung hat von einer hiesigen Schifffahrtsgesell­schaft 6 große Packetdampfer angekauft,, welche in Voraussicht kriegerischer Verwickelungen mit China vollständig armiert werden.

Tanger, 20. Juli. Auf Befehl des Sultans sind drei hochgestellte Beamte verhaftet worden, weil dieselben in ein Komplott verwickelt waren, welches bezweckte, sämtliche Minister des Sultans zu ermorden, um den Bruder des Sultans, der wegen Verschwörung in Haft sitzt, zu rächen.

San Francisco, 20. Juli. Obgleich die allgemeine Lage sich für die Eisenbahngesell­schaften erheblich gebessert hat, hegt man in den Regierungskreisen die größte Besorgnis wegen des Betriebes der Pacificbahn. Wegen neuerdings statt» gefundener Angriffe der Streikenden auf die Pull- manzüge mußten weitere Truppenabteilungen die wichtigsten Punkte dieser Linie besetzen.

Vermischtes.

Fortschritte der Lebensversicherung in Deutschland. In der nächsten Zeit wird wieder die bekannte statistische Abhandlung überZustand und Fortschritte der deutschen Lebens» versicherungs-Anstalten", und zwar fütt das Jahr 1893, zur Ausgabe gelangen. Einige hauptsächliche Ergebnisse dieser Untersuchung, welche sich auf die eigenen Geschäftsberichte von 40 Lebens­versicherungs-Anstalten gründet, dürften allgemeinstes Interesse in Anspruch nehmen. In der eigent­lichen Lebensversicherung, als welche nur die in erster Linie der Familienversorgung dienende Kapital-Versicherung auf den Todesfall in ihren verschiedenen Formen anzusehen ist, wurden im vorigen Jahre von den in Rede stehenden 40 deutschen Anstalten, 88395 neue Vers icher- ungenüber zusammen 398 290 620 über-

Arztes sagen mögen; ja, er getraute sich nicht einmal, sie in allgemeinen Redewen­dungen auf einen schlimmen Ausgang vorzubereiten. Auf der andern Seite aber empfand er ein Grauen vor der Möglichkeit, daß es mit Adam sich zum Schlimmen wenden könnte. Welchen Trost sollte er, ganz abgesehen von dem eigenen Schmerze, welchen ihm der Tod des wackeren Burschen, den er gleich einem eigenen Sohn liebte, bereiten würde, der armen Kläre wohl bieten? Erschrak er doch im Herzens­gründe über die Offenbarung heißsinnigrr, schier sündhaft großer und gewaltiger Liebe, mit welcher das Mädchen an ihrem Verlobten hing. Ja, er glaubte ihr'S ohne weiteres, daß Adams Heimgang auch das Ende ihres eigenen Lebens bedeute. Dahin war darum Vater Stichlings Frohsinn, und di« bange Ahnung krampfte ihm das Herz zusammen, daß die finsteren Schicksal-Mächte, neidisch auf sein bescheiden, ungetrübtes Glück geworden, darauf auSging, ihm das Elend und die Heimsuchung in's Hau« zu schicken und statt sonnigen, frohsinnigen Lachen» die bittere Saat der Thränen auSzustreuen.

Dieselbe Botschaft, mir noch unverblümter, well « ja nicht ahnen konnte, wie sehr er gerade die sonst so stolze und unnahbare Frau dadurch kessen mußte, hatte dir Arzt auch Eva übermittelt. Ja, er hatte hinzugesetzt, daß seine« Ermessens Adam den nächsten Morgen nimmer «leben würde. Nur noch wenig« Strich kenn­ten die Körpertemperatur de» in FieberSnot Liegenden vom Wärmemaximum; der Augenblick schien bedrohlich nahegerückt, in welchem da» Herz des eben in wilden Delirien sich Ergehenden Mrstand.

Ohne mit der Wimp« zu zucken, hatte Eva den Bescheid de» Arztes mit angehört; dann hatte sie diesen noch bi» zum Wagen begleitet und sogar auf der Rückkehr in's Haus dem stellvertretenden Oberknecht noch einige Weisungen in be­stimmtem, ruhig klingenden Ton erteilt. Al» Eva ab« dann wird« in di« Stube rintrat, in welch« Avam's junge», kräftige» Leben mit dem Tode rang, da war «S mit ihr« Selbstbeherrschung zu Ende.

Ein krampfigeS Schluchzen erschütterte plötzlich ihre Lippen; ein« jammervolle

Bewegung ging durch ihren ganzen Körper und ihre Füße schleppten sie angestrengt: eben noch bis vor das Krankenlag« Adams.

Dann brach sie mit einem Wehelaut in die Knie nieder und verbarg das. totenblaß gewordene Angesicht in den Kissen, während ihre Hände sich über der Brust zusammenfalteten und rin wehe» Schluchzen unaufhörlich über ihre Lippen sich drängte.

Aber nicht lang« übermannte sie die wild in ihrem Herzen gährende Ver­zweiflung, die sie um so schlimm« quälte, je weniger dieselbe vor ihrer Umgebung Wort haben durste. E» gab ja so übrrviel zu thun. Die einzige Möglichkeit», Adam zu retten, lag in dessen unausgesetzter Pflege. E» mußte alles gethan werden, um dir überhohe Körpertemperatur herabzudämmen.

Daran ließ es Eva nun freilich nicht fehlen. Unablässig legte sie Eis auf; , ein« Magd war unausgesetzt unterwegs, um immer wieder frisches Eis zu holen; diele» schmolz, kaum auf den Körper de» Fiebernden gelegt, als ob es grellem, heißen Sonnenlicht auSgesetzt worden war.

In seiner Not und in den wirren Phantasier», die sein fieberkrankes Hirn beschlichen, sprach Adam viel Ungereimtes. Bald glaubte « sich wieder im Kampfe mit dem eisigen Wasser, aus welchem er eben erst den Knaben «rettet hatte; bald ab« hatte er eS nnt der Bäuerin zu thun. Seltsam! « spann die Unterredung fort, welche sie an seinem Verlobungsabende mit einander gehabt hatten und auf die sie seither nimmer wieder zurückgekemmen waren. Ab« nunmehr im Wahn de» Fiebers ««strickt war Adam der Bittende und um Erhörung Flehende. Er schien zuweilen die atemlos neben seinem Schmerzenslager lauschende Bäuerin für ein höheres Wesen anzusehen, dem er sich in scheuer Verehrung nahte; dann aber wird« rief er gegen die schöne Teufelin das MuttergotteSbild in der Kirche zu

Hilfe-und dann wandelte sich die HimmelSmutter mit den verklärten»

überirdischen Zügen in die stamme, züchtige Kläre-und zu dies« sprach er.

dann LirbeSwarte. (Forts, folgt.)