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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.

69. Zatzr-t«r.

Ersch-in» Di«n»l-g, Donnrritaz und S-m«t»g. Die EinrückungSgebühr beiräyt im Bezirk und nächster Um- »edung S Psg. die Zeile, sonst lr Psg.

Dienstag, den 24. Zuli 1894.

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Tagesneuigkeiten.

^Amtliches aus dem S taatsanzeiger.f Die Königliche Regierung des Schwarzwaldkreises hat am 30. Juli 1894 die Wahl des Gemeinderats Lud­wig Majer, Schlaffer in Hirsau, zum Schultheiß dieser Gemeinde bestätigt.

O Deckenpfronn, 21. Juli. Schon seit längerer Zeit statteten Iltis« unseren Hühnerställen unliebsame Besuche ab, nun ist es dem Bauer Jak. Friedr. Schneider gelungen, innerhalb 8 Tagen deren vier zu sangen, nachdem ihm 14 junge Hühner geraubt worden waren. Auch in anderen Hühner­ställen wurde großer Schaden angerichtet.

Dem Landwirt Gotthelf Nüßle in Simmozheim wurden bei der in Neckarsulm am 28. Juni stattgehabten Distriktspferde- prämirung 3 Preise zuteil und zwar für ein -Zjähr. hellbraunes Stutfohlen 100 für ein 2jähriges Stutfohlen 80 soivie ein Familienpreis für einen 12jähr. Braun mit 3 Nachkommen 100

Stuttgart, 20. Juli. In letzter Zeit wurde gemeldet, daß bei Münster wieder zahlreiche tote Fische im Neckar sich zeigen. Die Untersuchung und das Urteil des Sachverständigen Prof. Dr. Siglin-Hohen- heim hat ergeben, daß in fahrlässiger Weise von den Pächtern der Cannstatter Eisfabrik (Brauereibesitzer Bachner hier) ein zerplatzter Ammoniakkolben in den "Neckar statt in eine Dunggrube geworfen wurde. Der Geruch ist derart intensiv gewesen, daß ein in der Nähe beschäftigter Werkmeister mit Arbeitern sich -entfernen mußte. Fischmeister Käfer und die weiteren -Beteiligten werden abgesehen von der polizeilichen Bestrafung gegen die Bachnersche Brauerei, wenn selbige nicht freiwillig sich zu einem entsprechenden Schadenersatz herbeiläßt, klagbar Vorgehen.

Stuttgart, 20. Juli. Die Ferienkammer des Landgerichts als Strafkammer II verurteilte nach achtstündiger Verhandlung den Redakteur Schmid wegen Beleidigung des Oberbürgermeisters N ast von Cannstatt, begangen in dem bekannten Artikel des Beobachters", zu einer Geldstrafe von 100 zur Tragung der Kosten des Verfahrens sowie zur Er­stattung der dem Nebenkläger Nast entstandenen not­wendigen Auslagen. Außerdem wurde dem Neben­kläger die Befugnis zur einmaligen Publikation des Urteils imBeobachter" undStaatsanzeiger" zu­gesprochen. Der Antrag der Staatsanwaltschaft lautete auf 500 ^ Geldstrafe sowie auf Publikationsbefugnis imBeobachter",Staatsanzeiger",Schwäb. Mer­kur",Neckarboten" in Cannstatt, in derCannstatter Zeitung", sowie in derSchwäb. Tagwacht" und Franks. Zeitung" ; die beiden letzteren Blätter hatten sich gleichfalls in mehreren Artikeln mit dem Fall Nast beschäftigt. Von einer Gefängnisstrafe glaubte die Staatsanwaltschaft im Gegensatz zu dem Vertreter des Nebenklägers absehen zu müssen, weil auf dem Cannstatter Rathaus thatsächlich Dinge vorgekommen seien, die besser nicht vorgekommen wären. Diese Bemerkung bezieht sich auf den stellvertretenden Vor­sitzenden des Cannstatter Gemeinderatskollegiums, Notar Kümmerlen, der in dem inkriminiertenBeo­bachter"-Artikel ebenfalls angegriffen worden war. Auch die Urteilsbegründung läßt als strafmildernd gerade die Erwägung gelten, daß dem Angeklagten der Wahrheitsbeweis für die über Kümmerlen be- , haupteten ehrenrührigen Thatsachen gelungen sei, weß- halb der Angeklagte mit Bezug auf Kümmerlen schon früher von der Strafkammer I außer Verfolgung gesetzt worden war.

Stuttgart, 22. Juli. Zu dem gestrigen Verbandstag der tierärztlichen Vereine Südwestdeutsch­

lands (Baden, Elsaß, Hessen, Hessen-Nassau und Württemberg), der bereits am Freitag durch einen Begrüßungsabend in den Gesellschaftsräumen der Bachner'schen Brauerei eingeleitet wurde, hatten sich an die 300 Teilnehmer von hier und auswärts ein» gefunden. Gelegentlich der gestrigen Hauptversamm­lung in der Liederhalle sprach Oberregierungsrat L y d t i n - Karlsruhe über die Staats-Tierheilkunde, Professor Vogel-Stuttgart über die Fieberbehand­lung, Obermedicinalrat L o r e n z»Darmstadt über Serumtherapie und Professor Lüpke«Stuttgart über Immunität. Nach dem Festessen wurde ein gemein­schaftlicher Ausflug in Nill's Tiergarten gemacht. Abends war Festkommers in der Liederhalle. Heut« vormittag endlich wurde eine gemeinschaftliche Wagen­fahrt nach Hohenheim zur Besichtigung der landwirt­schaftlichen Akademie sowie nach Weil und Scharn­hausen zur Besichtigung des kgl. Gestüts unternommen.

Ebingen, 21. Juli. Lebensmittel- Preise. 1 Ztr. feines Mehl 12., Mittelmehl 11., schwarzes Mehl 10. 2 Pfd. Roggenbrod 26 A

5 Pfd. Schwarzbrot» 60 1 Paar Wecken 5 -H,

1 Pfd. Rindfleisch 70 Kuhfleisch 70 --Z, Kalbfleisch 70 Hammelfleisch --Z, Schweinefleisch 60 -A 1 Pfd. Butter 90 2 Stück Eier 11 -H, 1 Liter

Milch 16 H 1 Pfd. Rindschmalz ^ 1.-1.10. 1 Pfd. Schweineschmalz 7080 --Z, 1 Pfd. Lichter, gegossene 45 -A 1 Pfv. Seife 30 -A 1 Ztr. Unschlitt 1720 1 Ztr. Heu 1.70 1 Ztr. Stroh

^,4 R.-M. Buchenholz 32 100 St. buch.

Wellen 1518 1 Pfd. neue Kartoffeln 10 H,

1 Pfd. Bohnen 1820 -A

Rietheim, 18. Juli. Das SprichwortEin Unglück kommt selten allein" sollte sich gestern in einer hiesigen Familie bewahrheiten. Am Nachmittag fiel dem Bauern M. von Höfle beim Holzladen im

Jeuicreton.

sR«chdruck verboten-I

Wom Wauine der Erkenntnis.

Roman von Georg Hoecker.

(Fortsetzung.)

Einmal hatte der Schrecken auch seinem alten Patienten zugesetzt; der Bauer Hah schlimm aus und die Atemnot setzte ihm wieder weidlich zu. Die Hauptbesorgnis hegte der Doktor augenblicklich aber doch für Adam. Diesen hatte das Fieber ordentlich gepackt; gerade seine widerstandskräftige Natur mußte sich in zwiefach ge­fährlichem Ringen den tückischen Angriffen des Knochenmannes mit der Sense zu entwinden suchen. Da war'S mit Willi anders; dessen zartem, schwächlichen-per hatte das kalte Bad nicht übermäßig viel geschadet und eS ließ sich schon jetzt absehen, daß der Knabe mit einem gehörigen Schnupfenfieber davonkommen würde.

Bei Adam dagegen war der Tod im Begriffe, an'S Kopfende des Lagers heranzutreten und dem todesmutigen Burschen das Lebenslichtlein auszublasen. Tage hindurch rang er in wilder Fiebersnot, während die Bewußtlosigkeit anhielt und der innerliche Brand ihm die Lippen blauschwarz färbte.

Die Tölzbacherin war seine unermüdliche Pflegerin; sie litt cs nicht, als die Mägde sie der Reihe nach ablösen wollten. Ja, als ihr Mann sie liebreich darauf aufmerksam machte, daß es vielleicht um ihretwillen gut, wenn sie sich mit der Pflege des doch immerhin jungen und noch ledigen Mannes nicht allzuviel befasse, sie wisse

doch, wie die Leute sind-da wurde sie gar auffallend heftig gegen den eigenen

Mann und erregt meinte sie: .War' mir noch schöner, wenn die Leut' mich abhalten sollen, dem Adam was zulieb' zu thun? Hat er sich bedacht, mein Büble zu retten und ist's nicht um sein eigen Leben dabei gegangen? Ich steh' tief in seiner Schuld -und wenig genug ist's, was ich ihm an Pfleg' darbieten kann!"

Wie im Unfrieden war sie von ihrem Mann geschieden und Stunden hindurch hatte sie des Bauern Krankenzimmer mit keinem Schritte betteten.

Stichling hatte den Arzt bei seinem ersten Besuche abzepaßt und ihn alsdann gebeten, immer auch auf den Sägwerke vorzusprechen. Das that der menschen- frmndliche Doktor gern; bei dieser Gelegenheit berichtete er dem Sägmüller und den Seinigen thunlichst wahrheitsgetreu, wie sich der Krankheitsverlauf bei Adam anließ. Aber er war zartfühlend genug, die schlimmen Befürchtungen, welche in seinem Herzensgründe lebten, zu verschweigen und liebe Trostesworte an ihrer Statt dem so gar verweint und verhärmt dareinblickenden jungen Mädchen zu spenden, das um den Schatz sich sorgte und härmte.

Stichling hatte ihn einmal gefragt, ob sich. der Transpott Adams in di« Sägwühle nicht bewerkstelligen lasse; aber dazu hatte der Arzt hurtig den Kopf geschüttelt und gemeint, solche Gedanken möge der Sägmüller sich aus dem Kopf schlagen. Dann hatte er Stichlmg beiseite genommen und ihm ins Ohr geraunt:

Ihr seid ein Mann und es bleibt unter uns, denk' ich. Mit dem jung«» Menschen steht es schlecht... er wird's so fürchte ich, nicht lange mehr mach«»

. . . das Fieber steigt zusehends und eine Lungenentzündung von solcher Heftigkeit wie sie sich bei ihm eingestellt hat, ist mir in meiner ganzen Praxis schier noch nicht vorgekommen. Von WiffenschaftSwegen dürfte er eigentlich gar nicht davonkomm«» . . aber . . die Hoffnung braucht man darum nicht aufzugeben . . solch eine ung«r wöhnlich kraftvolle, strozende Natur spielt jeder ärztlichen Voraussicht oft Possen.. sie ist unberechenbar und ebenso leicht mag sich's zum Guten wenden, als de» Schlimmste «inttitt . . entscheiden wird sich'- freilich heut' oder morgen . . dr» Ausgang aber müssen wir Gottes Ratschluß anheimgrden!"

Da war der Sägmüller freilich tieftraurig geworden; gleich einem nagend«» Wurm hatte der Bescheid des Arztes ihm das Herz beengt. Er hätte um alles i» der Wett seiner bleichen, verweinten Tochter nichts von den Befürchtungen d«»