entzündet hatten. Ein bedenklicherer Wald« und Bahnschaden aber entstand, wie wir bereits meldeten, durch Abrutschen von einigen Ar Wald samt Böschung auf die Bahnlinie, eine Loslösung, die man schon länger, namentlich deutlich von der Höhe des gegen­überliegenden Schlößchens aus beobachten konnte, aber vergebens aufzuhalten suchte. Die Aufweichung des Bodens durch den kürzlichen Regen hat nun die Masse vollends ins Rutschen gebracht und teilweise auf das Geleise herabgeschoben, das seit dem letzten Freitag gesperrt war, übrigens ohne wesentliche Störung des auf die Höhe hinauf nicht lebhaften Verkehrs.

Vom Allgäu, 22. April. Die letzten Tage brachten reiche Niederschläge, so daß sich die Hoffnungen auf einen besseren Jahrgang wesentlich gehoben haben. Die Wiesen zeigen schon einen hübschen Graswuchs, wie er im April in dieser Gegend selten ist, so daß beim Wiedereintritt der warmen Witterung wohl bald mit dem Austreiben des Viehes begonnen werden kann. Leider war das Gewitter vom letzten Mittwoch in einem Teil des württembergischen und noch mehr des bayerischen Allgäus mit starkem Hagelschlag ver­bunden, wie er seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt worden ist. In und um Jsny, mehr noch auf der rechten Seite bei Argen, bei Werlang uud jenseits der bayerischen Grenze fiel der Hagel über eine Viertel­stunde lang in solchen Massen, daß der Boden noch andern Tags dicht mit Eis bedeckt war. Im bayerischen Gebiet erreichten die Hagelkörner die Größe von Hühner­eiern und ein Gewicht von 3040 Gramm. Wenn der Schaden an den Feldgewächsen auch noch weniger bedeutend ist, so wurden doch die Obstbäume arg zu­gerichtet. An den Gebäuden wurden unzählige Fenster­scheiben zertrümmert.

Pforzheim, 24. April. Der hiesige rvang. Arbeiterverein wird, lt. Beob., am Himmel­fahrtstag (Donnerstag den 3. Mai) einen Familien­ausflug nach Liebenzell und Hirsau unternehmen. Die Abfahrt soll von hier aus früh 6 Uhr 50 Min. bis Liebenzell erfolgen und von dort wird die Tour übers Gebirge nach Hirsau fortgesetzt werden.

K Pforzheim, 25. April. In gestriger hiesigen evangelischen Kirchengemeindeversammlung ist die VorlageBau einer neuen Kirche" nach zwei­stündiger Debatte mit 37 gegen 13 Stimmen ange­nommen worden. 485000 ^ wird die Erbauung der neuen Kirche kosten. Hiezu kommen noch einige Nebenausgaben. In der Nacht zum Montag wurde hier ein Metzgerbursche (19 Jahr alt) durch einen Messerstich derart verletzt, daß er in seiner Heimat, Schützingen, wohin er verbracht, starb.

T Pforzheim, 25. April. Der heutige Schweinemarkt hatte in 10 Partien 62 Ferkel aufzuweisen. Es waren etwa 50 Kauflustige erschienen, die nicht alle befriedigt werden konnten. Der Handel war lebhaft, zu Preisen von 25, 30, 3238 Der Kartoffelmarkt wurde mit 14 Wagen befahren.

Badenweiler, 23. April. Die General­versammlung des SchwarzwaldvereinS, Sektion Müll« Heim-Badenweiler, beschloß die Erbauung eine- stei­nernen Turmes auf dem Blauen, welcher an die Stelle des jetzt bestehenden hölzernen Turmgerüstes treten soll. Es sind zu diesem Zwecke bereits 1700 Mark vorhanden, 200 ^ wurden aus dem Jahres« Überschuß noch dazu gelegt, so daß im Ganzen 1900 verfügbar sind. Für das nächste Jahr wird bei dem Hauptverein ein Beitrag von 1000 beantragt werden.

Frankfurt a. M., 23. April. Der Kaiser trifft am Mittwoch Nachmittag zum Besuch des Grafen Görtz in Schlitz ein. Von Schlitz begiebt sich der Kaiser nächsten Montag, 30. April, zum Be­such der Kaiserin Friedrich nach Schloß Friedrichshof bei Cronberg.

Eisenach, 23. April. Der Kaiser verblieb gestern auf der Wartburg und machte in der Nähe der Burg Spaziergänge mit dem Großherzog. Abends 11 Uhr fuhr der Kaiser zur Auerhahnjagd in den Wasunger Forst, von wo er heute morgen zurückkehrte und sogleich die Reise nach Dresden fortsetzte. Von dort wird er in kommender Nacht wieder nach Wasungen zur Jagd fahren und sich morgen vormittag zur Wartburg begeben.

Dresden, 23. April. Aus Anlaß des Ge­burtstages des Königs ist die Stadt reich ge­schmückt. Um 11°/» Uhr traf der Kaiser ein und wurde vom König, von dem preußischen Gesandten, Stadtkommandanten und Polizeipräsidenten empfangen. Die Monarchen begaben sich unter begeisterten Hoch­rufen des Publikums nach dem Schloß, wo das Früh­stück eingenommen wurde. Um 1 Uhr war große Parade in Gegenwart des Kaisers.

Berlin, 19. April. Der durch die jüngsten Veröffentlichungen aus Kamerun schwer belastete As­sessor Wehlau ist nicht tot, wie dieStraßb Post" und verschiedene andere Blätter wissen wollten, sondern augenblicklich von der Kolonialabteilung auf 6 Monate beurlaubt.

Berlin, 23. April. DasBerliner Tage­blatt" erfährt von zuständiger Seite zu der in den Blättern verbreiteten Nachricht, die Reichsregierung beab­sichtige, unter Verzichtleistung auf die den Einzelstaaten zugedachteLiebesgabe" in der Höhe von 40 Millionen und unter Herabminderung der Sätze der Tabak­steuer in der nächsten Session die Steuer« und Finanz­reform dem Reichstage in verengtem Rahmen wieder vorzulegen: über die Steuervorlagen sei noch nichts bekannt; allerdings sei richtig, daß die Reichsregierung auf dieLiebesgabe" verzichte.

Berlin, 23. April. Der frühere Reichs­tagsabgeordnete von Unruhe-Bomst ist ge­storben.

Berlin, 23. April. Einen Ueberblick über das Sinken der Preise für Lebensmittel giebt eine Tabelle, welche von der Verwaltung des Augusta« Hospitals aufgestellt ist. Danach hat die Verwaltung

in den Jahren 1891, 1892, 1893 und 1894 ge- zahlt u. A. für ein Pfund Brot: 14, 15, 10 und 8V- -H; für ein halbes Pfund Milchbrot: 9, 10, 9 und 7 --Z und für ein Pfund Rindfleisch 65, 59, 55 und 52 -H.

Paris, 24. April. DiePatrie" hält die Meldung von der Verhaftung eines deutschen Offiziers wegen Spionage in Marseille aufrecht. Derselbe heiße v. Senn und sei Hauptmann im Generalstab zu Bitsch. Die Polizei habe, weil er verdächtig erschien, seine Koffer erbrochen und dabei mehrere Pläne französischer Alpenbefestigungen sowie Briefe gefunden, durch die sein Name bekannt geworden. Auf höheren Befehl habe indessen die Polizei den Spion wieder freilaffen müssen.

Warschau, 23. April. Die bei der Demon­stration anläßlich der Kosciusko-Feier arretierten und dann wieder freigelasienen 200 Personen, unter denen sich viele angesehene Männer und Frauen befinden,, sind auf Befehl des Gouverneurs General Medern neuerdings verhaftet und in die Citadelle gebracht worden. Die Aufregung in der Stadt ist außer­ordentlich groß.

Warschau, 24. April. 200 Personen, welche bei den Straßendemonstrationen anläßlich der Kos» ciuskofeier nach der Citadella gebracht worden sind,, wurden nachts in entfernte russische Gouvernements geschickt.

Athen, 23. April. Die neueren Nachrichten aus den Provinzen über das fortgesetzt periodenweise auftretende mitunter mehrere Sekunden anhaltende Erdbeben lauten sehr betrübend. Bis jetzt wurden, hier über 300 Todesfälle bekannt. Strichweise sind alle Häuser zertrümmert. Die Bewohner befinden sich in großem Elend ohne jegliche Nahrung nackt und blos auf freien Feldern. Von der Regierung wurde schleunige Hilfeleistung und die Verteilung von Nahrungsmitteln angeordnet.

Athen, 23. April. Die Nachrichten über das Erdbeben lauten immer schrecklicher. In Calcis sind alle Häuser unbrauchbar geworden; die Gefangenen mußten aus den Kerkern entlassen werden. In Dra- gana zeigen sich tiefe Erdrisse; es kamen viele Berg­rutschungen vor, durch welche zahlreiche Häuser zer­trümmert wurden. In Lokris (Bezirk) wurden neun Ortschaften gänzlich vernichtet. In Malessina ist eine große Anzahl Toter konstatiert worden. In Proskano stürzte das Kloster zum hl. Martin ein, wobei 20 Schulkinder unter den Trümmern begraben wurden.. Von Zante, wo ebenfalls ein Erdbeben stattgefunden, , fehlt bisher noch jede Nachricht.

Vermischtes.

Zur Hebung der Obstzucht. Jetzt ist es noch Zeit, daß der Landwirt und Gartenbesitzer seinen Obstbäumen gehörige Pflege angedeihen lassen kann, und ist dabei ganz besonders zu beachten, daß das. Wasser und die Kalkdüngung für den Obstbaum die

Garkau blieb doch ihre eigentliche Heimat, seine Verwaltung, die sie nicht aus den Händen gegeben hatte, ihre liebste Beschäftigung, während sie für das Stadt­leben, wie sie selbst gestand, wenig Interesse und wenig Verständnis hatte.

Auf meinem eigenen Grund und Boden fühle ich mich sicher," sagte sie einst zu Eduard,in der Welt stehe ich als «in Fremdling da."

Letzterer begriff sehr wohl die Überlegenheit, welche er durch dies Geständnis gewann, und antwortete lächelnd:Dir fehlt eben die Kenntnis der Menschen; Du missest sie alle nach Dir selbst, während Du nicht vergessen darfst, daß sie verschieden in ihrem Wesen und darum auch verschieden in ihren Ansprüchen und Gewohnheiten sind."

Ich weiß das," war ihre einfache Erwiderung,und darum schweige ich auch zu manchem, was ich sehe."

Ein etwas unsicherer Blick, der sie von der Seite traf, verriet, daß er nicht recht wußte, was er aus ihren Worten machen sollte.

Mit dem wiederkehrenden Frühling war Eveline auf Garkau eingetroffen, teils um das Erwachen des letzteren hier zu genießen, teils um die vorgenommenen Ar­beiten zu besichtigen, oder Befehle zu neuen Einrichtungen zu geben.

Sie kehrte jetzt es war am Tage nach ihrer Ankunft von einer Wan­derung nach einem entfernten Gutsteil zurück und hatte ihren Weg durch daß Dorf genommen, das sie noch nicht betreten hatte.

Al« sie vor dem Bauer'schen Hause vorüberkam, das jetzt von fremden Leuten bewohnt ward, erinnerte sie sich, daß heute der Todestag ihres alten Lehrers war, und in wehmütiger Regung gedachte sie ihre« armen, kleinen Hanachen», von dem sie kaum etwa» wieder gehört hatte, seitdem «» nach der Residenz gegangen war. Unwillkürlich blickte sie nach dem Fenster, hinter welchem der kindliche Mädchenkopf zwischen den blühenden Blumen so oft aufgetaucht war, um ihr freundlich und glücklich zuzulächeln.

Halt« sie aber nicht» andere» «rwartet, al» daß ihr jetzt «in fremde», gleich­

gültiges Gesicht begegnen würde, so fuhr sie fast erschrocken zurück, als ihr Blick ein bekanntes, tiefblaues Auge traf, und fast hätte sie laut gerufen:Aber da ist ja Hannchen!' Indessen es bedurfte doch eines zweiten Blicks, um sich zu überzeugen, daß eS wirklich die Jugendfreundin war, die sie drinnen im kleinen Gemach, in einem mit Kissen ausgelegten Stuhle sitzen sah, daß diese zusammengesunkene Gestalt, die totbleichcn Züge, aus denen die großen Augen unheimlich glänzten, dem einst so blühenden Mädchen gehörten.

In der nächsten Sekunde stand sie auf der Schwelle des Stübchens, und nun umfaßte sie alle», die ganze Wahrheit in einem einzigen Moment!

Ja, Hannchen war zurückgekehrt in das väterliche Haus als eine Kranke, viel­leicht Sterbende!

Die Begrüßung vergaß sie, nur:Hannchen, mein liebe», kleines Hannchen was ist mit Dir?" kam eS von ihren Lippen.

Die Wangen des jungen Mädchens waren plötzlich von einer dunklen Röte überflogen; sie suchte aber doch zu lächeln, als sie der Eintretenden die Hand ent- gegenstreckte:Eveline, liebe, gnädige Frau," sagte sie mit matter Stimme,wie gut, wie freundlich Sie sind!"

Keine solchen Worte jetzt!" rief Eveline erregt;sag' mir nur das eine, ob Du sehr leidest!"

Es ist so schlimm nicht, wie Sie vielleicht meinen," sagte Hannchen;Schmerzen Hab' ich nicht viel, und ich denke auch, daß eS bald besser gehen soll."

Bist Du schon lange krank?" fragt» Eveline wieder.

Ich fühlte eS schon immer kommen und sagte mir, daß der liebe Gott wohl alles gut machen würde, darum war ich garnicht traurig."

Und mir ließest Du nichts sagen," rief Eveline vorwurfsvoll,antwortest nicht, einmal auf den Brief, den ich Dir schrieb, so daß ich nichts von Dir wußte."

(Fortsetzung folgt.)