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verbleiben ihr noch 29000 wie in der letzten Gemeinderatssitzung bekannt gegeben wurde.

Hall, l. Nov. Viehmarkt. Auf den Markt gebracht wurden: 162 Ochsen, 282 Kühe und 250 Stück Schmalvieh. Davon wurden verkauft: 110 Ochsen, 170 Kühe und 175 Stück Schmalvieh. Die Preise bewegten sich bei 1 Paar Ochsen zwischen 432850, bei 1 Kuh zwischen 70273 und bei

1 Stück Schmalvieh Dvischen 44215.

Hall, 3. Mv. I. M. die Königin über­sandte dem hies. Diakonissenhaus zur Erinnerung an den Besuch in demselben nochmals einen außer­ordentlichen Beitrag von 100 für die Zwecke der Gemeindediakonie. In das Fremdenbuch des Hauses schrieb sich die Königin mit folgenden Worten ein: Gott beschütze dieses Haus!

Und gehn wir ein und aus.

So bleibe uns dein Segen:

In Freude und in Not Beschütz uns Herr und Gott!

Hall, den 25. Okt. 1893. Charlotte."

Spaichingen, 2. Nov. In den nächsten 10 bis 14 Tagen wird am Fuße des Dreifaltigkeits­berges ein Windmotor fertiggestellt sein, vermittelst dessen Trinkwasser auf eine Höhe von ca. 150 m auf den Berg geleitet wird. Das Unternehmen ist das erste derartige Werk in Süddeutschland.

Köngen, 3. November. Gestern wurde in Denkendorf ein vermöglicher Bürger, der sich

2 Tage vorher von Hause entfernt hatte, im Ge­meindewald erhängt aufgefunden. Derselbe soll schwermütig gewesen sein. Eine Schwester von ihm und seine Frau machten vor einigen Jahren ihrem Leben auf dieselbe Weise ein Ende.

Heidenheim, 2. Nov. Dem vorgestrigen Schafmarkt wurden 9447 Schafe zugetrieben. Ver­kauf 7115 St. mit einem Gesamterlös von 107 254^ 85 H. Höchster Preis das Paar 46 °^, niederster 18 Durchschnittspreis das St. 15 ^ 7

Pforzheim, 3. Nov. Die hiesige Handels­kammer faßte in ihrer Sitzung am 31. Okt. u. A. folgenden Beschluß:Da die von dem Sekretär der Handelskammer mündlich und telegraphisch mit Hilfe seiner Verwandten in Aussicht gestellte Regelung seiner Privatverhältnisse bisher nicht erfolgt ist und jegliche Nachricht von demselben seit dem 24. Okt. fehlt, so beschließt die Kammer, den bisherigen Sekre­tär als ausgetreten zu betrachten." Wie aus Pforz­heim gemeldet wird, vermutet man dort, daß der Se­kretär I)r. Nolte nach Amerika gereist ist.

Z> Pforzheim, 4. Nov. In 28 Kisten und Körben waren heute 102 Stück Ferkel sowie 5 Stück Läufer zugebracht. An Käufern fehlte es nicht und wurden sämtliche Ferkel innerhalb V» Stunde zum Preise von 1424 ^ per Paar abgesetzt. Die Läufer wurden per Stück zu 22, 23 bis 26 verkauft.

Frankfurt a. M., 3. Novbr. Die Frank­furter Zeitung meldet aus Paris: Ueber den Grenz -

Bohrloch erfolgte, und vermutet einen Erdrutsch in der Tiefe. Er hofft, bis Samstag die Gefahr zu beseitigen.

Der frühere verantwortliche Redakteur des Berliner Tagblattes", Harich, aus der Kirch- hoffschen Affaire bekannt, wurde von der ersten Straf­kammer des Landgerichts I in Berlin wegen Be­leidigung des Landrats v. Goldfuß in Nimpsch in Schlesien zu sechs Wochen Gefängnis und wegen Nichtaufnahme einer Berichtigung zu 50 ^ Geld­strafe verurteilt.

Wien, 3. Nov. Gestern abend kam es ge­legentlich einer von den Liberalen einberufenen Ver­sammlung behufs Besprechung der Taaffe'schen Wahlreform zu blutigen Zusammenstößen zwischen der Polizei und Sozialdemokraten, welche in die Versammlung einzudringen versuchten. In den Straßen der inneren Stadt zogen Wachleute, welche von über 1000 Demonstranten mit Stockhieben und Steinwürfen attackiert wurden, den Säbel; mehrere Verwundungen und zahlreiche Verhaftungen fan­den statt. Die erregte Menge zog unter fortwährenden Schmährufcn gegen die Liberalen und Hochrufe auf das freie Wahlrecht vor die Wohnung des liberalen Abgeordneten Dr. Kopp (des Einberufers der er­wähnten Versammlung) und brach dort in Drohrufe gegen Kopp aus. Ein verhafteter Arbeiterführer wurde von der Menge befreit, welche die Polizisten mit gezückten Messern bedrohte und unausgesetzt schrie: Es lebe die Anarchie!" Drei Wachleute erhielten schwere Stichwunden. Die johlende Menge zog dann durch dis belebtesten Straßen der inneren Stadt und zertrümmerte die Fenster. Kopps Wohnhaus wurde polizeilich abgesperrt; erst um 10 Uhr nachts zerstreute sich die Menge.

London, 2. Novbr. In London wütet die Diphtheritis in ungewöhnlichem Maße. Die Times" schreibt: Seitdem genaue Berichte über die Sterblichkeit veröffentlicht werden, hatte London nie von einer solchen verhängnisvollen Epidemie von Diphtheritis zu leiden, wie die ist, welche seit den letzten zwei Monaten hier rast. Ungefähr 400 neue Krankheitsfälle sind wöchentlich angemeldet worden und statt der gewöhnlichen 30 Todesfälle in der Woche traten 80 bis 90 ein. Bis zum Jahre 1888 ver­ursachte die Diphtheritis nie so viel wie 1000 Todes­fälle in einem Jahre, 1892 war die Zahl fast doppelt so groß, und da in den letzten zehn Monaten bereits 2500 Personen der Krankheit zum Opfer gefallen sind, so ist anzunehmen, daß am Ende des Jahres 3000 Leute von dieser Seuche werden hinweggerafft sein.

London, 3. Novbr. In Carmathen (Süd» Wales) fand gestern mitrag ein Erdbeben statt, infolge dessen 16 Schornsteine einstürzten. Es herrscht dort, große Panik.

Santander (Span.), 3. Nov. Ein mit Dynamit beladenes Schiff geriet inBrand und flog unter ungeheurem Krachen in die Luft; alle Fenster der Stadt und in der Umgebung sind.

zwischenfall, wobei der deutsche Förster Reiß zwei französische Wilddiebe erschoß stellte der Präfekt des Vogesendepartements eine Untersuchung an, welche ergab, daß die Wilddiebe sich auf deutschem Gebiet befunden haben und der Förster in Notwehr handelte. Der Zwischenfall erscheint demnach beigelegt.

Schirm eck, 3. Nov. Die beiden erschos­senen Wilderer stammten aus einer Familie, deren Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, wie heute noch nachzuweisen ist, bereits als Wilderer berüchtigt und gefürchtet waren. Die Familie wohnte früher in Saales, wo man seinerzeit froh war, als sie fort­ging. Auch jetzt hörten wir von einigen französischen Anwohnern jenseits der Grenze, daß die dortigen Jäger und Försterdurchaus keinen Kummer" über den Tod dieser Wilddiebe hätten. Die gestern statt- gefundene Sektion der beiden erschossenen Wilderer bestätigte durch die im Körper konstatierte Schuß­richtung genau die Angaben des Försters Reiß in Betreff seiner und der Wilderer Stellung bei dem Kampfe. Bereits am Nachmittage des 1. November waren noch die zuständigen französischen Behör­den, nämlich die Staatsanwaltschaft zu St. Dis und die Präfektur von Epmal, seitens der deutschen Be­hörden in zuvorkommender Weise von dem Vorfall benachrichtigt worden, um bei etwaigem Zweifel ge­meinsame Erhebungen zu veranlassen. Da jedoch der Thatort sich mehrere hundert Meter von der Grenze befand, und sich zwischen dem Thatort und der Grenze ein außerordentlich steiler Abhang mit wildem Fels­geröll und dichtem Wald bedeckt befindet, so waren in dieser Beziehung von vornherein jede Zweifel aus­geschlossen. Straßb. Post.

Diedenhofen, 3. Nov. Wie disMosel­und Nied-Zeitung" meldet, sind gestern hier zwei Menschen durch Kohlengase erstickt. Der beim Bäckermeister Max in der Luxemburgerstraßs in Arbeit stehende 23jährige Bäckergeselle Maiam aus Busendorf, sowie der 16jährige Lehrling Weber aus Lagrange hatten sich am gestrigen Nachmittags in ihrer Schlafstube auf einem Rost Aepfel gebraten und sich dann zur Ruhe gelegt, ohne sick/weiter um die noch glimmenden Kohlen zu kümmern. Als gegen 6 Uhr abends die Beiden noch nicht zur Arbeit in der Back­stube erschienen waren, ging man auf ihr Zimmer, um sie zu rufen. Da lagen die beiden Bäckerjungen regungslos auf ihrem Bette in der mit Kohlengasen dicht angefüllten Stube, in welcher auch das Fenster fest verschlossen war. Maiam hatte bereits den Geist aufgegeben, während Weber noch Lebenszeichen von sich gab. Trotz sofortiger ärztlicher Hilfe ist auch letzterer während der Nacht gestorben.

Berlin, 3. Nov. Die Morgenblätter melden aus Schneidemühl: Dem wieder aufgebrochsnen Unglücksbrunnen entströmen seit Mittwoch um 1 Uhr ununterbrochen, mit der früheren Vehemenz, kolossale Wassermassen mit fünf Prozent Erd­bestandteilen. Brunnenmeister Beyer aus Berlin stellte fest, daß der neue Ausbruch durch das erste

Martha weilte noch bei der alten Dame, die seit längerer Zeit ihren Wohn­sitz in einem Badeorte des Südens genommen. Johann war zurückgekehrt von M. In der Klinik eines berühmten Professors hatte er den Gebrauch seiner Füße soweit erlangt, daß er mit Hilfe einer Krücke zu gehen vermochte. Zu seiner großen Freude gab ihm nun Herr Gallert, der sich's nicht hatte nehmen lassen, die Kosten der Kur zu tragen, Beschäftigung auf seiner Schreibstube, und mit treuem Fleiß erfüllte er die übernommene Pflicht.

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Vier Jahre waren vergangen. Als es dann wieder Frühling geworden, die Schwalben heimkehrten von der Winterreise und fröhlich zwitschernd auf dem Dachgesims saßen, zeigte mir Hermann Reinberg mit Stolz seinen zweiten Sohn, einen frischen, kräftigen Jungen, und teilte mir zugleich mit, daß er mich zum Tauf­paten ausersehen habe. Patin fvllte Käthes Schwester werden, welche jetzt nach dem Tode der alten Dame aus dem Süden zurückkehrte. Ich hatte Martha seit fünf Jahren nicht mehr gesehen, seit dem Tage, an dem ich sie damals zu meiner Verwandten gebracht. Nun sah ich sie wieder; doch welche Veränderung war mit ihr vorgegangen! Das war nicht mehr das schmächtige, langsame, träumerische Kind von ehedem, sondern Käthe, ganz wie sie mir damals entgegen trat, als ich sie zuerst gesehen. Nur das Haar erschien ein wenig Heller blond und in den Augen zeigte sich statt des trotzigen Blitzens ein klarer, sanfter Glanz. Auch um den Mund lag ein weicher Zug, den Käthes schönes Gesicht nicht besaß.

Helle Freude des Wiedersehens leuchtete aus ihren Blicken; unh mir ward so eigen zu Mut. Dann saß ich neben ihr und lauschte ihren sinnigen Worten und ftcute mich von Herzen mit in dem fröhlichen Kreise. Mir war, als löse sich auch von meinem Herzen ein Winterbann, als wolle auch in mir, wie draußen in der Natur, ein neuer Frühling erblühen. Martha blieb eine Zeit lang bei ihrer Schwester, ich kam jetzt öfter zu Rembergs; so fanden wir uns; und als die

Pfingstglocken läuteten und die ersten Rosen ihre Kelche öffneten, da waren wir ein glückliches Brautpaar. Schüchtern vertraute sie mir dann, wie sie schon seit vielen Jahren mit der stillen Liebe des KinderherzenS an mir gehangen. Wenn ich wegen ihres langsamen, träumerischen Wesens mit ihr gezürnt und sie gescholten hatte, war sie still weinend weggegangen. Jeden Morgen und jeden Abend hatte sie in ihrem kindlichen Gebet meiner gedacht; und in den Jahren da sie von mir getrennt ge­wesen, war es nicht anders geworden.

So war ein reicher, tiefer Schatz der Liebe mein eigen gewesen, ohne daß ich es erst gewußt und geahnt, und erst jetzt hatte ich ihn gefunden. Diese Liebe hat seitdem mein Leben verschönert und verklärt, mein Heim geschmückt, meine Sorgen geteilt, mein Leid getragen und meine Freude erhöht.

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Meine Erzählung ist zu Ende und auch meine Ferienzeit. Kühl und scharf weht der Wind durch den Garten, das Blätterdach der Laube ist mehr und mehr gelichtet, die rotglühenden Blätter sinken und verwehen, das welke Laub raschelt im Wind, und die letzen Astern sind verblüht. Bald wird der Nordsturm den Kehraus machen und der Schnee mit weißer Decke die schlummernden Keime behüten. Was thut's? Mag'S draußen Winter werden, bei uns wohnt der Frühling in Haus und Herzen, er lacht aus den Hellen Augen, er blüht auf den roten Wangen unserer Kleinen, er grüßt mich aus Wort und Blick meiner Martha!

Und nun frisch hinein wieder in die neue Thätigkeit, in Müh' und Arbeit, in den stärkenden, rauschenden Streit des LebenS! Wie heimlich, traut und l,eb winkt nach des Tages Last und Mühe der Feierabend in dem von Lieb' erhellten und- liebedurchwärmten Daheim!

(End e.)