Vor dem betreffenden Hause hat sich natürlich eine größere Menschenmenge angesammelt, die den Schau­platz der That mit Entsetzen betrachtet.

Stuttgart, 6. Oktober. Güterbahnhof: Zufuhr 48 Waggon ^ 9 600 Ztr. Mostobst (württ., dayr., Hess., österr., schweiz.) Preis per Waggon 500 bis 580 Preis per Zentner 2 90

bis 3 10 -A Aartoffelmarkt: Zufuhr 600

Ztr. Preis 3 ^ bis 3 ^ 30 pr. Ztr.

Arautmarkt: Zufuhr 6000 Stück. Preis 18 bis 20 ^ per 100 Stück. Mo st ob st markt: (Wilhelms­platz) Zufuhr 12 000 Ztr. Preis 3 ^ 20 ^ bis 3 ^ 40 per Zentner.

Weinpreise. Schnaith, 6. Okt. Bei sehr lebhaftem Verkaufe bewegten sich heute die Preise wie bisher von 142150pro 3 bl. Beutels­bach, 6. Okt. Heute Verkauf lebhaft zu Preisen von 140145 ^ pro 3 bl. Winterbach i. R. Preise pro 3 bl 110-115^. Grunbach i. R., 6. Okt. Käufe zu 120125^ pro 3 bl. Großheppach, 6. Okt. Käufe zu 130147, Ausstich 170 pro 3 bl. Kleinheppach, 6. Okt. Käufe zu 170 bis 190 ^ pro 3 bl. Korb mit Steinrennach, 6. Okt. Käufe zu 125130 pro 3 bl. Neu­

stadt i. R-, 5. Okt. Heute mehrere Käufe von 100 bis 110^ pro 3bl. Plochingen, 7. Okt. Noch kein Kauf. Vieles verstellt. Gewicht 8088 Grad. Asperg, 6. Okt. Lebhafter Verkauf zu 134 bis 160 Bergwein 170180 pro 3 bl. Klein­bottwar, 5. Okt. Heute lebhaft verkauft zu 135, 138, 139, 140 und 145^ pro 3 bl. Mundels­heim, 5. Okt. Heute zu steigenden Preisen vor Schluß der Lese ziemlich alles verkauft. Mittelgewächs zu 150165 Käsberger zu 200205 ^ pro 3 bl.

Strafkammer Rottweil. Im März d. I. erschien imSchwäb. Merkur" eine Annonce, in welcher die Gebr. Läufer in Schwenningen einen Teilhaber mit 2530000 Kapital-Einlage suchten. Auf diese Annonce hin schrieb der Angeklagte, der ledige Zeichner und Kaufmann Karl Wilhelm Hein­rich Lutz von Cannstatt, in einem eingeschriebenen Briefe an die Gebrüder Läufer, er sei bereit, in ihr Geschäft einzutreten und in der Lage, die verlangte Kapital-Einlage zu leisten, und erklärte mündlich den Gebrüder Läufer, er habe von einem Onkel 35 000 ^ geerbt, von welcher Summe er 30000 ins Ge­schäft einlegen und 5000 für sich behalten wolle; weiter erklärte der Angeklagte, er habe eine reiche Braut, die Tochter eines Hofrats, mit einem Ver­mögen von 30000 welches ihm am 15. Juni d. I. ausgezahlt werde, bei einer Gemeinde im Rems­thal stehend, letzteres Geld erhalte er, sobald er den Nachweis geliefert habe, daß er in ein Geschäft ein­getreten sei. Hierdurch ließen sich die Gebrüder Läufer bestimmen, den Angeklagten als Teilhaber in ihr Geschäft aufzunehmen. Durch die wiederholten Ver­sicherungen des Angeklagten, das Geld komme späte­stens am 25. Juni d. I., sie können daher ihren

Gläubigern gegenüber ihre Zahlungen auf 1. Juli einrichten, auch ihren Kredit bei der Gewerbebank Schwenningen kündigen, ließen sich die Brüder Läufer bestimmen, ihren Gläubigern für 3000 ^ mehr auf 1. Aug. 1893 fällige Wechsel zu geben, als sie dies sonst gethan hätten, und ihren Kredit bei der Gewerbebank Schwenningen in Höhe von 10 000 zu kündigen, wodurch sie sodann durch nötigen vor­zeitigen Verkauf von Waren etwa 1000 einbüßten und durch die Schwächung ihres Kredits einen erheb­lichen Schaden erlitten. Unter denselben Schwindeleien ließ sich der Angeklagte bei Karl Heller, Gastgeber zum Württ. Hof in Schwenningen, einführen. Der Angeklagte mußte zugeben, daß Alles, was er über seine Verhältnisse gesagt habe, Lüge war, er wollte aber, wie er behauptete, dies nur gethan haben, um nicht eingestehen zu müssen, daß das ganze Vermögen von seiner Braut herrühre; in Wirklichkeit habe er sichere Aussicht gehabt, die 25 000 ^ Einzahlung zu leisten, denn es haben die Marie Kurz, Gerichtsdieners- Tochter von Langenburg und auch ein Heiratsvermittler in Stuttgart ihm bestimmt erklärt, die Marie Kurz heirate ihn und er bekomme neben der Aussteuer 25 000 ^ Heiratsgut. Die Zeugin Marie Kurz hat angegeben, sie habe mit dem Angeklagten niemals ein Wort vom Heiraten oder von Vermögen gesprochen. In einem 3. Betrugsfall hatte Lutz, nachdem er dem Gerichtsdienergehilfen beim hiesigen Amtsgericht ent­sprungen und sodann nach Unterreichenbach, OA. Calw, gekommen war, gegenüber dem Wirt Jakob Kling da­selbst unwahre Vorspiegelungen zur Erlangung von Vermögensvorteilen gemacht. In allen 3 Fällen hat der Angeklagte für sich zwar keine besonders großen Vorteile erreicht, dagegen mußte straferhöhend in Be­tracht kommen, daß er in gewissenlosester Weise die Gefährdung der Vermögenslage der Gebrüder Läufer, ja fast den finanziellen Ruin der letzteren herbei­zuführen nicht anstand, weiter, daß ihn seine am 13. Jan. 1891 von der Strafkammer des Landgerichts Stuttgart wegen 2 Vergehen des Diebstahls, eines Verbrechens und 3 Vergehen der Privaturkunden­fälschung und eines Vergehens des Betrugs gegen ihn erkannte Gefängnisstrafe von 8 Monaten nicht abgehalten hat, aufs Neue die Wege eines gemein­gefährlichen Hochstablers zu betreten. Endlich hat der Angeklagte bei seiner Festnahme in Unterreichenbach, OA. Calw, dem dortigen Landjäger und dem Schult­heißen, sowie zu Calw dem Amtsrichter Fischer gegen­über sich des ihm nicht zukommenden NamensZimmer­mann" bedient. Für diese Uebertretung wurde gegen den Angeklagten eine Haftstrafe von 1 Woche erkannt, welche aber durch die erlittene Untersuchungshaft als verbüßt gilt; für die 3 Vergehen des Betrugs wurde ihm eine Gefängnisstrafe von 1 Jahr angesetzt.

Heidenheim, 3. Okt. Ein hiesiger Wirt, welcher aus der Pfalz neuen Wein bezog, der gestern ankam, mußte die fatale Entdeckung machen, daß eines der Fässer mit ca. 1600 Liter Inhalt total aus­gelaufen war. Das Faß war infolge Verstopfens

Ich reichte ihm bejahend die Hand, dann eilte er fort mit dem Mädchen. Er war sehr blaß geworden und athmete schwer.

Als Frau Bell am andern Morgen zu mir kam, machte sie ein wichtiges Gesicht, als wisse sie eine große Neuigkeit; es ließ ihr denn auch nicht lange Ruhe, bis sie dieselbe zu erzählen begann.

Das find denn doch Geschichten, wer sollt' das gedacht haben von dem Mann!" begann sie, um zu prüfen, ob ich's schon wußte.

Von wem?" fragte ich, unwillkürlich an das Ereignis von gestern Abend gedenkend.

Na, von dem Winkelbach! Er hatte zwar immer so etwas duckmäuserisches, aber daß er's gewesen ist, das hätte ich doch nicht geglaubt; und nun ist er fort, er muß wohl Wind davon gekriegt haben, daß sie Verdacht auf ihn hatten, gestern Abend ist spät eine Depesche nach Halmstädt gekommen, sie sollten ihn gleich fassen. Heut' morgen in aller Früh' ist die Polizei an seiner Thür gewesen, die war zu, und als sie die aufgebrochen haben, war der Vogel fort. Die besten Sonntagskleider hat er mit, auch noch ein paar alte Sachen. Nun suchen sie ihn überall und wer­den wohl gar 'nen Steckbrief in die Zeitung setzen lassen.

Allenthalben im Dorfe herrschte große Aufregung. Einer erzählte es dem Anderen, der Verwalter sei es gewesen, ber auf den Grenzaufseher geschossen habe und bis bahin immer heimlich Schmuggelei getrieben; die Polizei wisse eS jetzt und sei ihm auf den Fersen, nun würde es auch herauskommen, daß die Käthe ihm dabei geholfen.

Wieder suchte mich Hermann am Abend auf, mir schien'S, als sei er viel bleicher und auch seine Stimme klang eigentümlich tonlos.

Sie haben gestern gehört, was Klärchen erzählte, was werden Sie wohl gedacht haben von der ganzen Geschichte?" sagte er mit erzwungenem Lächeln.Ich komme. Ihnen Aufklärung zu geben. Grad' so schlimm, wie Klärchen erzählte, war'S »un nicht. Sie wissen ja, die Frauenzimmer übertreiben stets, wenn sie dergleichen

des GärspundenS zersprungen. Wen mag wohl hier? der Schaden treffen, den Absender oder den Em­pfänger? Jedenfalls mahnt dieses Vorkommnis zur-. Vorsicht beim Weinversandt.

Nürnberg, 2. Okt. Eine schauerliche- Blutthat wurde gestern Abend 7 Uhr in der Nähe von Wettelsheim verübt. Der Bauer Eisenmeier von Haag bei Treuchtlingen lebte mit seinem Schwager, , dem Schneidermeister Bickel von Berolzheim, und dessen Ehefrau auf gespanntem Fuße. Als diese gestern in Heumöttern ihre Mutter und Schwieger­mutter besuchten, lauerte ihnen Eisenmeier auf dem Heimwege auf, schoß mit einem Revolver erst Bickel nieder, der lebensgefährlich verletzt ist, und tötete so­dann mit drei Schüssen dessen Frau. Hierauf eilte der Meuchelmörder nach Heumöttern und verlangte mit den Worten:Mit den zwei Berolzheimern habe ich mich gerade ausgesöhnt, jetzt will ich's mit Euch auch versuchen" Einlaß bei seiner Schwiegermutter» der ihm aber verweigert wurde. Der Mörder ist verhaftet.

Berlin, 4. Oktober. Bei dem Eröffnungs- Rennen in Westend stürzten 17 Pferde. Eines brach das Genick, acht Reiter erlitten Verletzungen., Der beispiellose Vorfall soll darin seinen Grund haben» daß die Wasserleitungsröhren auf der Rennbahn her­ausgenommen waren und die Bahn nur notdürftig, befestigt war.

Die zur Begutachtung des Tabaksteuer­projekts nach Berlin einberufenen Sachverständigen erklären in der Presse, daß der von derNordd. Allg.. Ztg." in seinen Grundzügen mitgeteilte vorläufige Ent­wurf durchaus nicht ihre Zustimmung gefunden habe., Im Gegenteil fährt die Erklärung fort ließen die Unterzeichneten Sachverständigen überall erkennen» wie ungemein störend und schädlich die mit der be­absichtigten Steuerveränderung eintretende Mehrbelast­ung des Tabaks auf die gesamte Fabrikation durch- den unvermeidlich großen Rückgang des Konsums ein­wirken müsse. In der Plenarsitzung, welche unter Vorsitz des Herrn Reichsschatzsekretärs stattsand, er­klärte einer der Unterzeichneten namens seiner sach­verständigen Kollegen ausdrücklich: 1. daß die Ein­führung einer den Tabak mehr als jetzt belastenden Tabakfabrikatwertsteuer in der Uebergangszeit durch die voraussichtlich große Unsicherheit über die zukünf­tige Gestaltung des Konsums und der Fabrikation eine, namentlich in der Zigarrenindustrie zum Aus­druck gelangende Herabsetzung der Arbeitskräfte um die Hälfte der zur Zeit daran beschäftigten ca. 150,000 Arbeiter herbeiführen würde; 2. daß aber nach Ueber- windung dieser Uebergangszeit, bei dem von der Kom­mission selbst angenommenen Rückgänge von des derzeitigen Zigarrenkonsums, gegen 50,000 Arbeiter dauernd in der Tabakindustrie brotlos gemacht werden würden, und 3. daß eine entsprechende weitere große Anzahl von Arbeitern, welche in den von der Tabak­industrie abhängigen Nebenindustrien Beschäftigung

berichten. Denken Sie, Winkelbach ist entflohen, er muß wohl schon gestern Abend erfahren haben, was ihm drohe, und zwar durch meine Mutter selbst, die es gestern Nachmittag im Kaffeekränzchen von der Frau des Bürgermeisters gehört hat, auf wen der Verdacht sich gelenkt. Da hat er sich denn gleich reisefertig gemacht, ist zu meiner Mutter gekommen und hat Geld verlangt, damit er seine Flucht bewerk­stelligen könne und zu leben habe für die erste Zeit. Als meine Mutter ihm dies natürlich nicht geben konnte und wollte, ist der Mensch frech geworden, hat allerlei unsinnige Drohungen ausgestoßen und sich wie rasend geberdet. Meine Mutter hat ihm in ihrer Herzensgüte zuerst helfen wollen, so viel sie konnte, obgleich ja das schon vor dem Gesetz eine strafbare Handlung war; als der freche Mensch aber darauf bestanden hat, sie müsse ihm so viel geben, daß er zu leben habe in der Zeit nach seiner Flucht, da hat meine Mutter ihm zornig die Thür gewiesen. Darauf ist er fortgestürmt und hat gedroht auf die eine oder andere Art uns ins Unglück zu bringen. Die ganze Sache aber hat meine Mutter so angegriffen und erschüttert daß sie jetzt wirklich von einer krankhaften Furcht beseelt ist, der Mensch möge irgend ein Unglück über uns heraufbeschwören."

Mir drängte es sich auf die Lippen, ihm den wahren Sachverhalt anzudeuten» doch wußte ich nicht, wie ich es anfangen sollte.

Er kann's nicht allein gewesen sein, er muß im Hause jemand gehabt haben, der mit ihm hielt und ihm heimlich half."

Im Hause?" rief Hermann empört.In unserem Hause?' wiederholte er staunend.

Ja, bei Ihnen. Ich bitte Sie, Hermann, denken Sie nach über alle Um­stände ob nicht noch auf jemand anderes als auf Käthe Schirmer die Buchstabe». K. S. passen, mit denen jenes Tuch gezeichnet war."

Er unterbrach mich heftig.

(Fortsetzung folgt.)

-