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seinen speziellen Glückwunsch dazu aus, daß ihr ein so hervorragend schönes Unternehmen gelungen sei. Die noch zu erwartenden Besucher werden unsere Ausstellung in ebenso vollem Glanze treffen, als sie sich bei der Eröffnung zeigte.

Tübingen, 23. Sept. Die von der Obst­bausektion Tübingen veranstaltete Obstausstellung im unteren Saale des Rathauses ist gestern Vorm. 9 Uhr eröffnet worden. Dieselbe ist ziemlich stark beschickt worden und bietet auf 4 langen Tafeln mit ca. 800 Tellern eine Zusammenstellung der im Bezirk Tübingen als reichtragend und rationell erwiesenen Obstsorten. Vertreten sind die Gemeinden Tübingen, Mössingen (Thalheim, Belsen,) Lustnau, Kilchberg, Pliezhausen, Walddorf. Von Privaten sind besonders zu erwähnen die Sendungen von Bayha, Alb. Schweick- hardt, Stengle, Nisch, Lander, Prof. Weber, Eimer. Besonders sehenswert und belehrend in der Ausstell­ung ist die Zusammenstellung eines Normalsortiments von Hochstämmen mit je 12 Apfel- und Birnensorten, und eines Normalsortiments von Formbäumen mit ebenfalls je 12 Apfel- und Birnensorten. Interessant ist auch die Ausstellung von Trauben (Sinner, Kirch­hofaufseher und Baumwart Haug), der Beerenwein­proben und Obstverwertungen allerArt(Wilh.Zwanger), sowie der Maschinen und Geräte (Sontheimer, Schmid, Frau Kißling). Hübsche Nistkästchen sind ausgestellt von Schelle. Die Ausstellung, um deren Zustande­kommen sich der Vorstand des Vereins, Walcker, und Universitätsgärtner Schelle besonders verdient gemacht haben, war gestern, besonders im Laufe des Nachm., gut besucht.

Göppingen, 26. Sept. Starke Zufuhren von Mostobst aus der Gegend von Reutlingen, vom Oberland und aus dem Hessischen haben die Preise auf dem Bahnhofe gestern etwas heruntergedrückt. Für Aepfel wurden 2 60 bis 2 80 ^ per

Zentner bezahlt.

Maulbronn, 22. Sept. Unsere Stadt ist plötzlich in große Trauer versetzt worden. Gestern Abend traf von der Nordseeinsel Wangeroog die schreck­liche Nachricht hier ein, daß Steinbruchbesitzer Läpple daselbst durch einen Unfall auf der Seehundsjagd ums Leben gekommen sei. Läpple war am letzten Samstag dorthin gereist, um sich einige Tuge Erhol­ung zu gönnen und seine Frau und seinen jüngeren Sohn, die seit fünf Wochen zur Kur auf der Insel geweilt hatten, in die Heimat abzuholen.. Am Donners­tag fuhr er, eingctroffenen neuesten Nachrichten zu­folge, mit zwei Schiffern in einem Boot auf die See­hundsjagd. Als er auf offener See das scharf ge­ladene Gewehr, in der linken Hand haltend, mit der Rechten das Fernrohr ans Auge führte, ging die Flinte infolge einer Erschütterung des Bootes los und die Kugel drang in den Hinterkopf ein, wodurch der sofortige Tod herbeigeführt wurde. Das furcht­bar tragische Geschick des Verunglückten und seiner Hinterbliebenen erregt die allgemeinste und aufrichtigste

Teilnahme. Der große Betrieb der rühmlichst be­kannten Maulbronner Sandsteinbrüche verliert in dem Dahingeschiedenen seinen höchst umsichtigen und für das Wohl seiner Arbeiter stets besorgten Leiter, einen Mann von seltener Rührigkeit und Thatkraft, der zur Hebung der Sandsteinwerke und dadurch über­haupt des hiesigen Verkehrslebens außerordentlich viel beigetragen hat.

Mundelsheim, 25. Sept. Im Laufe dieser Woche wird hier und in Hessigheim a. N. die Lese des Frühgewächses vorgenommen. Menge je etwa 400 Hektol. Die allgemeine Weinlese folgt später. Bei dem überaus schönen Stand der Berglagen wäre es schade, wenn die Trauben nicht noch mindestens 8 bis 10 Tage hängen blieben.

Neckarsulm, 25. Sept. Infolge der in den letzten Tagen eingetretenen Regengüsse verlangen die im Reifegrad weit vorangeschrittenen Trauben, nament­lich die frühen Sorten, eine frühere Lese als in Aus­sicht genommen war. Es wird hier deshalb gerüstet, um Ausgangs dieser Woche mit dem Herbsten be­ginnen zu können. Da der Stand der Reben Heuer in jeder Beziehung ein erfreulicher, ist eine vorzüg­liche Qualität in sicherer Aussicht. Reben und Trauben blieben von Krankheiten vollständig verschont; die Be­laubung der Stöcke ist auch heute noch auffallend schön. Heber Quantität und Preis läßt sich heute noch nichts feststellen. Elftere wird das Vorjahr überholen.

Mengen, 21. Sept. Dem Gerber Philipp Hepp hier wurde gestern für eine Kuh die Summe von 1300 ^ geboten. Das Tier ist 5jährig und mehrfach prämiert; es soll nun Eigentum der Fürst­lich Fürstenbergischen Gutsverwaltung werden.

Vom Allgäu, 24. Sept. Seit heute sind die Staufener Berge (Grünten, Stuiben, Rindalp­horn, Fanach) ganz herunter beschneit.

<Z> Pforzheim, 25. September. 71 Tage unschuldig in Untersuchungshaft. Unterem 15. Juli wurde dahier der hiesige verheiratete Be­wohner Fr. H. auf Requisition des Amtsgerichts Neuenbürg verhaftet. Man verdächtigte denselben, daß er versucht habe am 21. Mai zu Schömberg OA. Neuenbürg den Bäcker Carl Fr. Kling und Taglöhner Jakob Fuchs beide von Schömberg zu Begehung eines Meineids zu verleiten indem er in dieselben gedrungen sei, in der bevorstehenden Hauptverhandlung gegen Gottlieb Fuchs von Schömberg wegen Beleidigung, auszusagen, daß Letztgenannter am 30. September auf dem Wege nach Schömberg geäußert habe: Er habe fortgeschrieben der Schultheiß und die Ge­meinderäte haben falsch geschworen, während Gottlieb Fuchs geradezu gesagt hätte:Der Schultheiß und die Gemeinderäte haben falsch geschworen". Der ver­haftete H. hatte bereits in einer Beschwerdeschrift von 6 Bogen am 23. Juli seine völlige Unschuld nachzu­weisen versucht. Dieser Beschwerde wurde aber durch Beschluß der Ferien-Strafkammer des Landgerichts

Tübingen vom 2. August keine Folge gegeben. End­lich fand am letzten Freitag 22. d. M. vor der Straf­kammer Tübingen die Hauptverhanvlung statt, in der­selben wurde mit Evidenz bewiesen, daß H. keines­wegs in K. und F. gedrungen sei, wie vorerwähnt auszusagen, sondern daß derselbe sich nur informieren wollte, ob die ihm an und für sich glaubbare Be­hauptung des Gottlieb Fuchs (da H. am 30. Sept. bei der Aeußerung nicht zugegen war) vollständig richtig sei. Demgemäß wurde F. H. durch das am Samstag 23. d. M. verkündete Urteil kostenlos frei­gesprochen und der vom Amtsgericht Neuenbürg er­lassene Haftbefehl aufgehoben. Wer entschädigt nun. den Freigesprochenen für die ausgestandenen Leiden». Gefährdung seiner Existenz und den entgangenen Ver­dienst von etwa 500

Aus München wird berichtet: Die Leiche eines kürzlich im Schliersee ertrunkenen jungen Mannes Namens Leßmüller hat von den auf Anlaß, der Eltern entsandten Tauchern des Marineamts bisher nicht aufgefunden werden können, und zwar aus dem Grunde, weil am Boden des Sees wach­sende Pflanzen von Baumhöhe eine aus Schlick und. Sand bestehende Decke tragen, durch die man beim Tauchen durchbreche, ohne aber an manchen Stellen bis zum wahren Grunde des Sees Vordringen zu, können.

DerRheinische Kurier" berichtet aus Kis-, singen: Vor vier Wochen erkrankte Fürst Bismarck an Ischias, anfangs unbedenklich, bis plötzlich Schüttel­frost und Lungenentzündung sich einstellten, über deren Gefährlichkeit weder Fürst noch Fürstin die volle Wahrheit erfahren sollten, weshalb auch Mitteilungen an die Presse unterblieben, da der Fürst sich die Zei­tungen vorlesen ließ.

Hamburg, 23. Sept. Nach einer Meldung derBörsenhalle" aus Chicago hat ein furchtbarer Sturm das Glasdach der Kunstausstellung zer­trümmert, viele Bilder, namentlich holländische, wurden beschädigt; zahlreiche Personen verletzt. Auch andere Gebäude der Weltausstellung wurden stark beschädigt.

Hamburg, 25. Sept. Die Hamburger Nach­richten sind in der Lage, mitzuteilen, daß Fürst Bis­marck bereits in den nächsten Tagen in Friedrichsruh eintreffen werde.

Aus Berlin, 24. Sept., wird dem N. Tgbl. geschrieben: Vor einigen Tagen durchlief die Meldung die Presse, an eine Reform des Militärstraf­verfahrens sei vorläufig nicht zu denken; die An­gelegenheit ruhe völlig, weil Preußen das bayerische Verfahren einzuführen nicht geneigt sei u. s. w. Diese Darstellung ist nicht ganz zutreffend. Allerdings widerstrebt Preußen, und mit ihm auch andere Bundes­staaten, einer genauen Nachbildung des bayerischen Verfahrens. Die Hauptpunkte jenes Verfahrens je­doch, Oeffentlichkeit und Mündlichkeit der Verhand­lung, dürften übernommen werden. Nur handelt es sich darum, welche Grenzen der Zulassung der

Spät in der Nacht schritt ich am folgenden Sonntag allein dahin über die einsame, braune Heide, welche sich über die Höhen jenseits des Ginsterberges breitete. Ich hatte einen befreundeten Berufsgenoffen in einem entfernt liegenden Dorfe be­sucht, und mich von der gastlichen Familie länger aufhalten lassen, als ich gewollt. So war's denn spät geworden, ehe ich's merkte. Der Heimweg, den ich zu machen hatte, war ziemlich weit und einförmig, die Nacht dunkel, und ich mußte genau darauf achten, den Weg nicht zu verfehlen. Blutigrot stieg fern am Rande der Heide der Vollmond empor, und geheimnisvoll durchflutete sein Licht den dichten, nächtlichen Nebel. Obgleich ich sonst beherzt, und jedes Gefühl der Bangigkeit mir fremd war, konnte ich doch jetzt einer eigenen beängstigenven Empfindung nicht wehren. Die Gegend hatte etwas so Ödes, Unheimliches» die weite Heidefläche wurde nur unterbrochen durch sandige oder moorige Stellen; hin und wieder ragte eine verkrüppelte Tanne, ein Weidenstrauch oder wildes Dsrngestrüpp daraus hervor. Ich beschleunigte meine Schritte; da stand plötzlich vor mir, wie aus dem Boden gewachsen, eine hohe, schlanke Frauengestalt, umflossen vom steigenden Vollmond­schein. Sie trug ein schwarzes Kleid und ein dunkles Tuch, das halb ihr Gesicht bedeckte, um den Kopf geschlungen; aber trotz der Vermummung erkannte ich sie sogleich. Es war Käthe. Sie schrak sichtlich zusammen, ich sah, wie sie erbebte bei meinem Anblick.

Sind Sie das, Käthe? Was thun Sie hier mitten in der Nacht?" fragte ich streng, fast nicht weniger erschrocken als sie.

Sie zögerte einen Augenblick, dann sagte sie:O Herr Lehrer, sind Sie's? Ja, Ihnen kann ich's sagen, was ich vorhabe. Sie werden sich nichts Schlimmes dabei denken aber nur mit ein paar Worten, ich muß sehr eilen. Der Heinz von der Thalmühle, der Christian vom Buntenhof und noch zwei andere haben sich drüben im Buchengrund verborgen, sie lauern den Hermann Reinberg auf, der ist heute nach Ellingen geritten und muß noch in der Nacht zurückkommen und weil ich weiß, was sie Vorhaben, will ich dem Hermann entgegen und ihn warnen, daß

er über den Berg und nicht über den Buchengrund reiten soll. Ich mußte es selbst thun, ich Hab ja keinen den ich schicken kann. Gute Nacht, Herr Lehrer!"

Sie wollte schon wieder weiter, aber ich hielt sie schnell zurück.

Nein, Käthe, Sie können nicht selbst dorthin, wer weiß, wann der Hermann kommt! Sagen Sie mir, welchen Weg ich nehmen muß nach Ellingen zu, so will ich statt Ihrer dem Hermann entgegen gehen und ihm Ihre Botschaft ausrichten."

Sie sah mich zweifelnd an.Sie? Aber, ach sein Sir nur nicht bös, daß ich Sie so frag, werden Sie's auch ganz sicher thun?"

Ich gebe Ihnen mein Wort darauf, ich bin Hermanns Freund!"

Nun, dann kann ich ruhig sein, Gott segne Sie dafür, daß Sie das thun, aber eilen, sehr eilen müssen Sie. Dort rechts hinaus an dem Wegweiser und drüben an der Waldecke vorbei, dann immer gradaus führt der Weg nach Ellingen, Sie müssen dann dem Hermann begegnen; er ist sicher auf dem Rückwege jetzt."

Sie reichte mir flüchtig die Hand, und wir trennten uns, indes ich den mir bezeichneten Weg einschlug. Aufrichtig gesagt, mußte ich mir selbst eingestehen, es war nicht bloß Freundschaft für Hermann, die mich ihm diesen Dienst erweisen ließ, cs war, wenn auch unbewußt, die brennende Eifersucht, welche darnach strebte, diese neue Begegnung zwischen ihm und Käthe zu verhindern. Schnellen Schritts ging ich weiter, und eS dauerte nicht gar lange, so hörte ich leichten Hufschlag auf dem steinigen Boden; dann tauchte aus dem Nebel die Gestalt eines Reiters auf. Es war Hermann, mit dem ich bald darauf zusammentraf. Er schien nicht wenig überrascht ob dieser nächtlichen Begegnung, und lachend sagte er, als ich ihm Käthes Botschaft ausrichtete:

Ei, nun Hab' ich gerade Lust, durch den Buchengrund zu reiten, mich ver­langt zu sehen, was die dummen Kerle eigentlich anstelle» werden! Wirklich, ich will hin!"

Ich hatte nicht geringe Mühe, ihn von diesem Vorhaben abzubringen, erst als ich ihm sagte, daß Käthe doch denken müsse, ich habe mein Wort gebrochen und