Hes Eisenbahnverkehrs durch Mililtärzüge zuzuschreiben sein.
Ehingen, 15. Sept. Während in früheren Jahren schon einige Wochen vor der Hopfenernte Händler am Platze waren, fehlen sie dieses Jahr, denn in den Hopfengärten giebt es entweder wenig oder fast gar keinen Ertrag. Der Ausfall für manche Hopfenproduzenten ist sehr groß und werden manche Familien ihn nicht verschmerzen können. Dieser Tage begann die allgemeine Hopfenernte für diejenigen, welche einigen Ertrag bekommen, beendigt wird sie alsbald sein. Von Verkäufern hört man noch nichts.
Friedrichshafen, 15. Sept. Gestern hat Fischer Franz in Langenargen in einem Fischzug über 2 Ztr. Kretzer (Barsch, Eglin, xsroa üuviatilis) gefangen, ein erneuter Beweis von dem Fischreichtum des Bodensees. Bodenseewärme immer noch 15—16° R.
Karlsruhe, 11. Sept. Die „Bad. Ldsztg." schreibt: Vor einiger Zeit war in einem hiesigen Blatte ein Mittel gegen Lungenschwindsucht angepriesen, das gegen Einsendung von 1 zu beziehen sein sollte. Das Mittel bestand in dem mittelst anonymen Briefs erteilten Rat, die Kranken sollen täglich zweimal je ein Glas ihres eigenen Urins trinken. Der Ortsgesundheitsrat, der von diesem empörenden Schwindel alsbald Kenntnis erhielt, erstattete Anzeige bei der Staatsanwaltschaft, die den schlimmen Ratgeber ermittelte und dessen Verurteilung zu zweiwöchentlicher Gefängnisstrafe und 10 ^ Geldstrafe durch das hiesige Schöffengericht wegen Betrugs herbeiführte. Es hatte sich ergeben, daß in kurzer Zeit 18 Personen das „Mittel" bezogen hatten. Dieser Fall zeigt von Neuem auf das Deutlichste, welche Vorsicht gegenüber der Anpreisung von Geheimmitteln geboten ist. Sie sind ausnahmlos auf Täuschung und Ausbeutung des Publikums berechnet.
Karlsruhe, 13. Sept. Als Kuriosum wird dem „Schwäb. Merkur" mirgeteilt, daß ein sozialistischer Wirt gegen die Belegung seines Hauses mit Einquartierung das bekannte Bedenken erhoben habe, der Besuch seiner Wirtschaft sei den Soldaten verboten. Er erhielt darauf seinen Einquartierungsanteil in Gestalt von — Feldgendarmen.
Karlsruhe, 18. September. Der Badische Landesbote will wissen, Prinz Mar von Baden, der Sohn des Prinzen Wilhelm, habe seinen Abschied aus dem Militärdienste genommen.
Straßburg, 14. Sept. Dem Kaiser ist hier ein ebenso seltenes, wie sinniges Geschenk gemacht worden. Es wurde ihm eine Puppe in Gestalt eines Wickelkindes in den Wagen geworfen, die, mit Blumen geschmückt und Bonbons enthaltend, die Aufschrift trug: X Lau ^.ltssss uotrs kriueesss Imperiale. Der Kaiser hat die hübsche Gabe seinem Töchterlein nach Wilhelmshöhe geschickt, wo sie gerade heute dessen ersten Geburtstagstisch verschönern konnte.
Hamburg, 18. Sept. Amtlich wurden vom 15. d. M. bis heute früh 9 Cholera-Erkrankungen gemeldet, wovon 5 tötlich verliefen, bis 4 Uhr nachmittags 3 weitere verdächtige Erkrankungen. Die Fälle verteilten sich auf verschiedene Stadtteile Hamburgs. Bei jedem Fall wurden die umfassendsten Maßregeln getroffen.
Wien, 18. Sept. Kaiser Wilhelm traf um 11 Uhr 28 Min. hier ein und setzte um 11 Uhr 40 Min. die Reise nach Güns fort.
GünS, 18. Sept. Der König von Sachsen traf um 3 Uhr 40 Min. nachmittags hier ein und wurde vom Kaiser Franz Josef und sämtlichen Erzherzogen, sowie den Ministern am Bahnhofe empfangen. Eine halbe Stunde später traf Kaiser Wilhelm ein, wiederum vom Kaiser Franz Josef, den Erzherzogen und den Ministern empfangen. Die beiden Kaiser umarmten und küßten sich wiederholt. Unter brausenden Jubelrufen der zahlreichen Menge fuhren im ersten Wagen die beiden Kaiser, im zweiten Prinz Leopold von Bayern und der Herzog von Connaught nach der Stadt. Abends war Hofdiner, wozu die Fürstlichkeiten und deren Gefolge, die Erzherzoge, die Minister und die hohen Militärs geladen waren.
Güns, 18. Sept. Während des gestrigen Hofdiner wurde kein Toast ausgebracht. Kaiser Franz Joseph, welchem zur Rechten Kaiser Wilhelm und zur Linken König Albert saßen, stieß mit beiden Monarchen an. Abends fand bei Hofe ein einstündiger glänzender Empfang statt, zu welchem etwa 200 Einladungen ergangen waren. Außer den fremden Fürsten und den hier weilenden Erzherzögen waren die Minister, zahlreiche Würdenträger, Vertreter des Klerus und die Generalität anwesend.
Güns, 19. Sept. Die beiden Kaiser, dis übrigen Fürstlichkeiten und die Erzherzöge begaben sich 6'/- Uhr früh in das Manövergebiet. Das Manöver, das sich sehr interessant gestaltete, wurde um 1 Uhr abgebrochen. Um 2 Uhr kehrten die allerhöchsten Herrschaften hierher zurück. Das Wetter war prachtvoll, aber sehr heiß.
Wien, 19. Sept. Die Abendblätter betonen, die Begegnung Kaiser Wilhelms mit dem Kaiser Franz Joseph in Güns sei noch herzlicher und intimer als die früheren gewesen. Der Empfang des deutschen Kaisers durch die Bevölkerung war voll Begeisterung und Jubel. Es verlautet, der Kaiser fahre nach den Jagden bei Bellye weiter donauabwärts und jage in der Nähe der ungarischen Grenze auf Wasserwild.
Chicago, 18. September. In der Abteilung Fischereiausstellung erhielt Großbritannien 16 Preise, Deutschland 9, die Niederlande 3, Rußland 28, Schweden 3, Frankreich 7; in der Abteilung Landwirtschaft (Spirituosen) erhielt Rußland 25, Deutschland 7, Spanien 6, Schweden 3, Oesterreich, Dänemark und die Türkei je 1 Preis.
die Steine sie getroffen. Käthe kam aber bald wieder zu sich und dann dankte sie dem Hermann und mir und wollt' nach Haus. Das ging aber nicht allein und weil ich den schweren Korb zu tragen hatte und ihr nicht helfen könnt', so that's der Hermann. Der hat sie nach Haus gebracht und ich kann Ihnen sagen, Herr Lehrer, der sah nicht aus, als wenn ihm das lästig wär, und wenn die Käthe die reichste Bauerntochter gewesen wär, hätte er nicht freundlicher sein können. Das Mädchen sah auch nicht aus, als wenn ihr was Trauriges passiert wär', eher, als wenn sie 'ne große Freud gehabt hätte. Wissen Sie, wenn der Hermann nicht so reich und angesehen und die Käthe nicht so arm und verachtet wär', dann möcht' ich mir wohl was dabei denken. Wissen Sie, mit der Geschichte hotte ich mich so lang aufgehalten und es war schon bald Abend, wie ich ins Dorf kam, da fragten mich die Leut', warum cs mir so spät geworden sei, und ein Wort giebt das andere und wie ich die nötigsten Gänge besorgt hatte, kriegt ich 'nen Schreck, als ich die Kirch- uhr schlagen hörte."
„Und Sie haben die Geschichte auch wohl oft erzählen müssen, nicht wahr, Frau Bell?"
„Wohl an die zehnmal!" versicherte die Alte treuherzig, „und die Leute thäten sich arg verwundern über den Hermann, daß er so bös mit dem Heinz gewesen war. Na, nun steh' ich hier und halt mich noch länger auf, das Essen hat Ihnen ja wohl mein Peter schon geholt, aber ich will nun mal schnell das Andere besorgen."
„Wissen Sie," begann Frau Bell bald wieder, als sie mit der frischgefüllten Wasserkanne an der Thür des Schlafzimmers stand, „schier verwunderlich ist es ja auch, denn der Hermann sollte doch der Schwager des Heinz werden."
„Wie so?" fragte ich schnell.
„Er soll die Toni aus der Thalmühle heiraten; der Müller ist arg d'rauf aus und Hermanns Mutter ist immer hinter ihm und will's durchaus haben, das weiß ich am besten, denn meine LieSbeth dient ja bei den Reinbergs und hat's oft genug
Nermischkes..
Calw, 20 . September. M o stobst löste aE heutigem Markt 2.20 bis 2.40 pro Zentner. — Eine Kartoffel von respektabler Größe wurde uns gestern übergeben. (Sorte weiße Pfälzer, Ge- wicht 2 Pfd.).
— Das N. Tagbl. schreibt: Als Beweis des besonders reichen Fruchtsegens, dessen wir uns Heuer zu erfreuen haben, wurde uns gestern ein Pfirsich vorgezeigt, der 300 Gramm wiegt. Die Frucht stammt von einem Baum, zu welchem der Kern vor 7 Jahren in dem Gärtchen Wilhelmsstraße 14 gesteckt wurde. Im Frühling ging derselbe auf, und Heuer trug der nunmehr 6jährige Baum ca. 16» Früchte im Gewicht von 200 bis 330 Gramm.
— Professor Neckelmann, der Erbauer des neuen Landesgeweebemuseums in Stuttgart, hat auf der Chicagoer Weltausstellung in der Abteilung für Architektur einen Preis erhalten. Ueber- haupt hat Deutschland auch in Vieser Abteilung einen, großen Erfolg erzielt.
— Dis neueste Entwicklung Berlins zeigt, wie das „Grundeigentum" hervorhebt, nicht, mehr das Bild eines andauernden Wachstums, sondern eines Stillstandes. Seit Monaten schon kommt Berlins Einwohnerzahl nicht über die geringe Summe hinüber, die ihr noch fehlt, um das siebzehnte Hunderttausend voll zu machen. Sie hielt sich lange Zeit konstant auf 1667 000. Ein bedeutsames Stillstands-, wenn nicht Rückschrittszeichen sei es auch, daß zum ersten Male seit 19 Jahren die Zahl der gewerblichen Arbeiter in Berlin Charlottenburg abgenommen hat. Rechnet man dazu das Darniederliegen des Terraingeschäfts, die Abnahme der Bauthätigkeit, den Rückgang des Fremdenverkehrs, so könne man sich der Thatsache nicht verschließen, daß vorläufig ein gewisser Stillstand, zum Mindesten ein langsameres Tempo in dem Aufschwünge Berlins eingetreten ist.
Bliquel auf Reisen. Aus Bentheim wird der Berliner Volkszeitung erzählt: Der Finanzminister Miquel passierte vor einigen Tagen auf seiner Reise von Scheveningen nach Osnabrück unseren Bahnhof und war der Zollprüfung wegen genötigt, seinen Wagen zu verlassen. Unter den Neugierigen, die den großen Steuerkünstler zu sehen wünschten, befand sich auch ein dortiger Kaufmann, der nach längerer, scharfer Beobachtung der Excellenz zu den Umstehenden gewendet in die denkwürdigen Worte ausbrach: „Trägt einen Schlips für vierzig Pfennig!"
— Mit dem Hausinspektor des Reichstages, Krug, ist, so schreiben Berliner Blätter, am 15. ds. eine eigentümliche Persönlichkeit aus dem Leben geschieden. Derselbe, ein Westfale, war ein Hüne an Gestalt und erfreute sich großen Humors. Er hatte ein wechselvolles Leben gehabt und war zu verschiedenen bedeutenden Männern in Beziehungen getreten. Sein Bruder war der bekannte Kammer-
mit angekört in der letzten Zeit, wenn sie in der Küchenkammer saß und die Reinbergs in der Wohnstube waren. Da hat die Frau Reinberg dem Hermann immer vorgedalt-n, daß der Müller ein steinreicher Mann wär' und die Toni 'nen Haufen Gold aleich mitbringen thät. Ob der Hermann was d'rauf gesagt, hat die Liesbeth nicht hören können. Wissen Sic, der Hermann ist der Beste im ganzen Haus, ausgenommen -das Klärchen, das ist ein Kind wie ein Engel und ich mein immer, sie thät' grad' passen für den Schulmeister."
Ich mußte lachen, und die Alte meinte nickend: „Ja, ja, wenn Sie sie haben wollten, Ihnen thät ich das Mädchen auch noch viel lieber gönnen als d'em Wmkelbach."
„Will denn der Verwalter das Mädchen heiraten?"
„Ja. der läßt ihr keine Ruh unv die Frau Reinberg hat auch ihren Kopf d',auf gesetzt, daß sie ihn nehmen müßt', das arme Mädchen hat keinen guten Tag bei iyr, den» sie sagt immer, sie könnt den Winkelbach nicht leiden, wissen Sie, der ist näml ch alles bei der Frau Reinberg und bei dem Herrn Sallert, der doch sonst nach keinem Menschen was fragt, und immer für sich allein sitzt wie ein Dachs in seiner Höhle. Be, dem hat er sich auch so eingeschmeichelt, daß er bei ihm aus- nchten kann, was er will."
Die Alte ging ihren Verrichtungen nach und als sie dann wieder kam, um mir „Gute Nacht" zu sagen, bemerkte sie noch:
„Ja, die Leut' mögen sprechen, was sie wollen, schön war's doch von dem Hermann, daß er der Käthe geholfen hat."
„Und von Ihnen auch, Mutter Bell, daß Sie ihn herbeiriefen," antwortete ich bestätigend.
„Meinen Sie?" sagte sie erfreut, „na gute Nacht, Herr Lehrer, und denken Sie 'mal d'ran, was ich Ihnen gesagt Hab' von dem Klärchen."
«Fortsetzung folgt.)