durch mit größter Geschwindigkeit über die Wasserfläche schnellen, in dem vergeblichen Bemühen, aus dem Bereich des vergifteten Wassers zu entrinnen.
Vom Rothenberg, 10. Sept. Aus Anlaß der heutigen Kirchweihe kamen viele Gäste aus der Umgegend hieher, die sich allgemein über den vorgeschrittenen Reifegrad der Trauben wunderten, den man in den Weinbergen und besonders auch an den die Wirtschaften zierenden Riesentrauben wahrnehmen konnte. Die Weinstöcke blieben Heuer von allen schädlichen Einflüssen verschont, die Stöcke sind sehr gesund, die Belaubung läßt nichts zu wünschen und das Holz ist vollständig reif. Hinsichtlich des Quantums fehlt es in den niederen Lagen; unsere Berge dagegen stehen sehr schön und versprechen in manchen Geländen sogar einen vollen Herbst.
Eßlingen, 9. Septdr. Auf dem Güterbahnhof 1 Wagen württ. Obst zu 2 80 ^ der
Ztr. Auf dem Wochenmarkt 400 Ztr. zu 2 80 ^
bis 3 ^ 60 der Ztr. Verkauf rasch.
Ludwigsburg, 9. Septbr. Dem heutigen Obstmarkt wurden etwa 600 Ztr. Mostobst zugeführt. Die Preise hiefür bewegen sich zwischen 2,80 und 3,10 doch blieben mehrere Wagen unverkauft.
— In einer Wirtschaft in Hebsack OA. Schorndorf hatten einige junge Burschen Streit und gerieten derart aneinander, daß ein 63 Jahre alter Bauer namens Ostertag sich veranlaßt sah, abzuwehren. Diesem stieß einer der Burschen das Messer derart in den Bauch, daß ihm die Gedärme heraustraten. Ostertag ist gestorben. Zur Sektion wurde der Thäter aus dem Amtsgerichtsgefängnis hertransportiert.
— Aus der Gegend von Crailsheim wird dem „Württ. Schutzverein für Handel und Gewerbe" ein Gaunerstück gemeldet: Ein Mensch, der sich als Vertreter einer Firma Gebrüder Heß in Hannover ausgiebt, schwatzt den Kaufleuten in kleinen Span- schächtelchen sog. Petrolit auf. Dieses Petrolit soll die Eigenschaft haben, daß Petroleum in welches etwas davon geschüttet ist, Heller brennt und nicht explodiert. Der Reisende verspricht an jedem Orte dem Geschäftsmann die Uebertragung des Alleinverkaufs und die mehrmalige Jnserierung auf Kosten seiner Firma. Die Jnserierung erfolgt aber nicht, Briefe kommen als unbestellbar zurück, und der Inhalt des Schächtel- chens das 1 ^ kostet, erweist sich als gewöhnliches, mit einfacher Gallustinte gefärbtes Kochsalz. Das Kochsalz hat allerdings die Eigenschaft, Petroleum weniger feuergefährlich und Heller brennend zu machen. Der Schwindler verkauft es aber mit rund 12000 Prozent Gewinn.
Ulm, 10. Sept. Oberförster Bürger in Langenau hat eine römische Niederlassung entdeckt, westlich von Langenau, rechts der Straße nach Unterelchingen, in nächster Nähe der Schwammbachsägmühle. Der Flurname „auf dem Steinhäusle" ließ vermuten,
daß da früher Häuser gestanden sein könnten. Beim Nachgraben kamen bald ausgedehnte Fundamente zu Tage. Der von der Umfassungsmauer eingeschlossene Raum ist mehrere Morgen groß. Innerhalb derselben befanden sich eine ganze Anzahl großer Gebäude. In zweien derselben sind die wohlerhaltenen Hypokausten aufgedeckt; die Wände waren, wie aus den Verputzresten zu schließen, farbig bemalt; ein Haus hat einen halbkreisförmigen Vorbau; der untere Teil einer Säule wurde ausgegraben.
Ravensburg, 10. Septbr. Gestern war Schlußmanöver, 5 Kilometer östlich von Ravensburg, gegen einen markierten Feind. Die Zurückbeförderung der Truppen, zunächst nach Ulm, erfolgte gestern und heute in mehreren Extrazügen. Die Verladung der Kavallerie bei elektrischem Licht, das von der Militärverwaltung vermittelst eines transportablen Apparates eingerichtet worden war, hatte eine Menge Zuschauer auf den Bahnhof gelockt.
Tettnang, 11. Sept. Eine heimkehrende Gesellschaft, bestehend aus einem Sohn und zwei Töchtern des Hopfenhändlers Vogel hier, ereilte gestern abend ein Unglück dadurch, daß der Wagen bei der Gsstenbrücke über die Böschung, welche an dieser Stelle ziemlich steil abfällt, durch das Pferd geschleudert wurde, wobei eine Tochter unter Wagen und Pferd kam und solche Verletzungen erhielt, daß daß sie gestern abend 10 Uhr starb.
Karlsruhe, 11. Sept. Der Kaiser und der Prinz von Neapel trafen gestern nachmittag 5 Uhr hier ein, von dem Großherzog, den Prinzen des großherzoglichen Hauses und dem Prinzen Al- brecht von Preußen empfangen. Der Kaiser begrüßte den Großherzog aufs herzlichste mit wiederholter Umarmung und Kuß. Der Kaiser und der Großherzog schritten hierauf die Front der Ehrencompagnie ab und fuhren alsdann durch die prächtig geschmückte Stadt. Eine große Menschenmenge begrüßte den Kaiser mit begeistertem Jubel. Auf dem Marktplatze beim Kaiserbrunnen begrüßte der Oberbürgermeister den Kaiser: die Stadt begrüße den Kaiser in dem sicheren Bewußtsein, daß das scharfe Schwert des Reiches in einer Hand ruhe, die niemals unbedacht dasselbe der Scheide entreißen, aber es im Notfälle kraftvoll führen werde für den Bestand und die Ehre des Vaterlands. Auch in inneren Gefahren richten sich die Blicke in ruhiger Zuversicht auf den Lenker der Geschicke des Reiches, der klaren Blickes seines schweren Amtes gerecht und gütig walte. Der Kaiser dankte für den feierlichen Empfang und führte aus, daß die Besorgnisse, welche im Frühjahre bei seinem Eintreffen in Karlsruhe herrschten, geschwunden seien: Gott sei Dank, das deutsche Volk hat sich gefunden, es hat fest zusammengestanden und gethan, was seine Pflicht war! Mir und Meinen Verbündeten, insbesondere dem Großherzog, war es dadurch möglich, auch unsere Pflicht zu thun, um den Frieden Europas zu wahren! Hierauf begab sich der
Kaiser mit dem Kronprinzen van Italien nach dem-. Schloß, woselbst die Begrüßung durch die fürstlichen. Damen stattfand. Abends war im Schlosse Familien-- tafel und Marschalltafel; um 9 Uhr abends war. großer Zapfenstreich.
Karlsruhe, 11. Sept. Bei ausgezeichneten^ Wetter ist die Kaiserparade programmmäßig verlaufen. Nach Schluß derselben ritten der Kaiser» der Großherzog und die Fürsten mit Gefolge die Front der Kriegervereine ab, welche mit mehr als. 150 Fahnen imposante Reihen bildeten. Die Großherzogin nahm in 4spännigem Wagen an der Parade teüfl
Karlsruhe, 12. Sept. Der Kaiser besichtigte heute Nachmittag die Kadettenanstalt und- stattete nachher bei einigen der hier anwesenden Fürsten: Besuche ab. Um 6 Uhr fand Hoftafel statt. Er er- schien sodann zum zweiten Akt der „Walküre" irnu Hoftheater.
Augsburg, 11. Sept. Die „Augsburger Abendztg." meldet aus Kissingen, daß Fürst Bismarck ernstlich erkrankt war und nicht nur an Ischias», daß er nun aber wieder außer Bett weilen und sich im Zimmer ergehen kann. Der Fürst hofft, Ende dieser Woche abzureisen zu können, ob direkt nach Friedrichsruh, ist noch unentschieden.
Münster, 9. Sept. Plötzlich reich geworden! Gestern Abend gelangte hier ein fremder Bettler auf ganz angenehme Weise in den Besitz vom. 800 bestehend in 20-Markstücken in Gold, welche in einer Papierrolle verpackt waren. Der Bettler trat hier in ein großes Geschäft ein, um bei dem Chef, einem höchst gutmütigen Herrn, sein Glück zm versuchen. Während nun der Bettler das Haus verläßt, reicht der Hauptcassierer eine Geldrolle durch das an der Casse angebrachte Cassenfenster, welche für einen Mann des Geschäfts bestimmt war. Der Bettler» meinend es wird ihm ein Almosen gereicht, nimmt die Geldrolle an und verschwindet mit derselben auf Nimmerwiedersehen. Trotzdem bald nachher und während der Nacht die eifrigsten Nachforschungen im Gebirge stattfanden, gelang es nicht, den Menschen aufzusinden. Er war 30 bis 35 Jahre alt, trug einen kleinen Schnurrbart, abgetragene Kleider und einen alten weißen Strohhut.
— (Tiroler Landes-Ausstellung in Innsbruck.) Am letzten Sonntag wurde in der Landes-Ausstellung eine „alttirolische Bauern-Hochzeit" aufgeführt, woran sich etwa 200 Personen in den verschiedensten, vielfach sehr schönen Kostümen aus allen Teilen des Landes, beteiligten. Zu Pferd und zu Fuß und auf mehreren festlich aufgeputzten Leiterwagen kamen die Teilnehmer am Hochzeitszuge mit Jauchzen und unter Musikbegleitung in die Ausstellung eingezogen, wo sodann unter lebhaftem Beifall des nach Tausenden zählenden Publikums die alten Hochzeitsbräuche: Das Klausenstellen, Krapfen-Auswerfen, Hochzeitschnöllen u. s. w. zur Durchführung gelangten. Der Braut wurde das Spinnrad, die „Knödelschüsselmit'n Turten"
sofort beim ersten Anblick an Käthe erinnerte. Mit dieser hatte sie große Ähnlichkeit, doch war ihr Gesicht und ihre Gestalt nicht jo schön und anmutig, sondern hager und eckig. Wirklich war sie Käthes jüngere Schwester, Martha. Ihr ganzes Wesen hatte etwas Linkisches, sie war so träumerisch und langsam, daß ich sehr unzufrieden mit ihr war und sie oft recht hart tadeln mußte. Wider Willen verlor ich dabei manchmal die Geduld und ward heftig gegen sie, was mir nachher wohl leid that, wenn ich ihr betrübtes Gesicht und ihre traurigen Augen sab. Dennoch hing die Kleine mit einer rührenden Zuneigung an mir. Tätlich fand ich, sobald es wieder Frühling geworden, auf meinem Pulte ein frisches Sträußchen oder voch irgend eine hübsche Blume, sorgsam fegte sie jedes Stäubchen von meinem Platz und war überglücklich, wenn sie mir irgend einen kleinen Dienst erweisen konnte.
Peter Bordmann war mein väterlicher Beschützer im Rate der Gemeinde sowie im Kreise seiner Freunde, der andere Schuloorsteher dagegen, Herr Sallert, hatte noch nicht die Gnade gehabt, mich vor sich zu lassen.
„Der Herr sei heute nicht zu sprechen," sagte mir die mürrische Alte, seine Haushälterin sogleich, als ich noch einmal nach demselben frug, und mir schien dabei, als sei in Voraussicht meines Kommens b fohlen worden, diesen Bescheid zu geben.
Als ich von der Sallert'schen Wohnunq nach Hause ging, war gerade die Tagarbeit in der Fabrik beendet; m dem hochgewachsenen, kräftigen jungen Manne, der vor mir herschritt, erkannte ich Konrad Schirmer. Dem Hause Rembergs gegenüber ging er sichtlich langsamer, durch das offene Thor in den Vorgarten schauend; ich folgte seinen Blicken und sah das blonde Klärchen, wie sie auf der Rückkehr von der Bleiche sich mühte, einen großen, schweren Korb mit Wäsche aufzuheben und ins Haus zu tragen. Mit ein paar Schritten war Konrad an ihrer Seite. Leicht, wie spielend, hob er den Korb empor, trug ihn die Haustreppe yman und setzte ihn auf der obersten Stufe vor der Thüre nieder. Das Klärchen reiLte ihm dankend die Hand; was sie dabei sagte, koni ts ich nicht verstehen, wahr aber an Konrads Mienen erkennen, daß es etwas sein müsse worüber dieser sich freue.
Gleich darauf holte er mich ein. Wir begrüßten uns und gingen dann miteinander dem Dorfe zu. Ich fragte ihn nach seiner Thätigkeit in der Fabrik und merkte bald an seinen klaren, klugen Antworten, daß es wirklich, wie der alte Hall ihn geschildert, ein tüchtiger, begabter junger Mann war. Er wußte mir die einzelnen Arbeiten, die Verrichtungen und den Bau der Maschinen so klar und anschaulich zn schildern, daß ich meiner Verwunderung Ausdruck gab, ihn io unterrichtet zu wissen», obgleich er doch keine Gewerbe- oder Fachschule besucht habe.
„Ja," entgegnete er, „aus mir selber könnt' ich's auch nicht alles wissen, aber ich habe ihrem Vorgänger, dem seligen Herrn Lehrer, viel zu danken. Der hatte große Freude an diesem Fach, wenn es auch eigentlich mit dem Lehrfach nichts zu thun hat. Dann Hab' ich mir auch verschiedene Lehrbücher angeschafft, und Herr Sallert hat mich, eh' die neuen Maschinen kamen, nach C. in eine große Fabrik geschickt, damit ich mich dort in der Maschinenkunde noch ausbildete und im Stande sei, hier die Arbeiten zu leiten."
„Nun, da hat der Herr Sallert sehr klug und in seinem eigenen Nutzen gehandelt ; Sie ersparen ihm einen Beamten, der ganz andere Ansprüche machen würde und dem er ein hohes Gehalt zahlen müßte," bemerkte ich noch unter dem Einflüsse des Ärgers über die erfahrene Abweisung.
„Das mag wohl sein," antwortete er, „aber danken muß ich's ihm immerhin; auch mit meinem Lohn kann ich zufrieden sein. Es giebt manche unter uns, die es nicht sind."
„Ist Herr Sallert zu seinen Leuten gütig und freundlich?" fragt- ich.
„Das kann man allerdings nicht sagen, es liegt nicht so in seinem Wesen. Sie haben ihn wohl auch heute nicht getroffen?"
„Nein, er war nicht zu sprechen."
„So ist er meist gegen Fremde! Trotz seines Reichtums ist er mißmütig und verbittert, als junger Mann muß er einmal ein schweres Leid erfahren haben, das hat ihn so menschenscheu gemacht." (Forts, folgt.)