Der Verband der Württbg. landwirtschaft­lichen Genossenschaften und Molkereien Vorstand Oberamtmann Filser in Heidenheim erhielt von der Aachener und Münchener Feuer-Vers.- Gesrllschaft anläßlich der Futternot ^ 5000, welche unter die Genossenschafter nach Maßgabe der Bedürftigkeit verteilt werden.

Freudenstadt, 18. Aug. Zur Zeit befin­den sich (abgesehen von Passanten) 675 Luftkurgäste hier, eine bisher noch nie erreichte Zahl. Denselben zu Ehren fand heute Abend auf dem Marktplatz eine, italienische Nacht mit Feuerwerk statt.

Ebingen, 21. Aug. Von befreundeter Seite ist uns heute eine hier in einem Garten nächst des Bahnhofs gewachsene Rosenfrüh-Kartoffel zur Ansicht zugeschickt worden, welche das gewiß nicht zu verachtende Gewicht von über 600 Gramm hat. Die Kartoffel ist vollkommen ausgereift, hat längliche Form und 4 nur kleine Auswüchse bis zur Größe einer welschen Nuß. Gewiß auch ein Zeichen von der Fruchtbarkeit unseres Jahres. (Albbote.)

Ebingen, 21. Aug. Gestern morgens früh hat sich in Wehin gen ein 58jähriger verheirateter Mann durch einen Schuß in den Kopf plötzlich das Leben genommen. Auf einem gehobelten Brett­chen standen neben der Leiche die Worte: .Krankheit, Schwermut und täglicher Verdruß trieben mich zu diesem Schritt; liebe Kinder betet für mich." Der Mann litt seit Jahren an einer unheilbaren Krank­heit, war auch schon zwei Jahre im Klinikum zu Tübingen, jedoch ohne Heilung zu finden.

Urach. Am 18. ds. Mts. abends zwischen 9 und 10 Uhr ging der von seiner Ehefrau getrennt lebende Fabrikarbeiter Jakob Hahn hier mit einem Frauenzimmer vor der Stadt spazieren. Nachdem er dieselbe bis an ihre Wohnung begleitet hatte, be­gab er sich auf der Staatsstraße zur Stadt zurück. Als er neben einem mit niederer Hecke umgebenen Baumgarten ging, erhielt er plötzlich von der Seite her einen scharfen Schuß in den rechten Oberschenkel. Bei der herrschenden Dunkelheit konnte der Getroffene den Thäter nicht wahrnehmen und demgemäß nur Veimutungen über die etwa in Frage kommende Person äußern. Auf Grund dieser Angaben wurde am nächsten Tage ein anderer Fabrikarbeiter festge­nommen und dem K. Amtsgericht eingeliefert.

Ulm, 20. Aug. Am nächsten Dienstag wird das sodann acht Tage hier einquartierte Infanterie- Regiment Kaiser Wilhelm, König von Preußen (2. Württ.) Nro. 120 für den Rest seines Hierseins (weitere neun Tage) umquartiert, um die einzelnen Quartierträgcr nicht zu sehr zu belasten. Die Offi­ziere bleiben in ihren bisherigen Quartieren.

Ulm, 20. August. Gestern nachmittag um 4 Uhr wurde der infolge Hitzschlags gestorbene Reser­vist Höfel des 2. Infanterieregiments zur Ruhe be­stattet. Sämtliche Stabsoffiziere des Regiments, die 12. Compagnie desselben, bei welcher der Verstorbene eingestellt war, Abordnungen des 5. und 6. Regiments und zahlreiche Kollegen aus dem Postdienst folgten dem reichgeschmückten Sarg, dem die Regimentsmusik vorausging. Eine Anzahl Kränze, z. B. von dem Regimentskommandeur, von den Reservisten des 2., 5. und 6. Regiments, von der Compagnie, von den

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Postbeamten hier, in Stuttgart und Eßlingen rc., war gestiftet worden. Die Grabrede hielt Garnisons­pfarrer Heintzeler.

Crailsheim, 21. August. Ein zehnjähriger Knabe kam beim Baden in der Jagst bei ver Eisen­bahnbrücke in eine tiefe Stelle und sank unter: auf das Hilfegeschrei der anderen stürzte sich Herr For­tunat zum deutschen Kaiser in das Wasser und konnte noch mit größter Mühe den bereits leblosen Knaben vom sicheren Tode retten und ans Ufer bringen, wo bald wieder das Bewußtsein zurückkehrte. In Kandenweiler wollte gestern der 13jähr. Sohn des Straßenwärters Riek beim Baden über die Jagst schwimmen; derselbe sank unter und konnte erst nach längerem Suchen als Leiche herausgezogen werden.

Karlsruhe, 18. Aug. Einen nicht geringen Schrecken hatte die Familie des WirtesZu den vier Jahreszeiten" hier, des Hrn. Ernst Mayer, in verflossener Nacht zu durchleben. Die Wirtin hatte sich bereits um 10 Uhr abends zu Bette begeben und gegen 12 Uhr folgte ihr die Tochter in das zu ebener Erde gelegene Schlafzimmer nach, während der Haus­herr noch bei Gästen in der Wirtschaft saß. Ein mehrmals sich wiederholendes Geräusch ließ die Tochter indes nicht zur Ruhe kommen und sie begann nach der Ursache desselben in dem Augenblick zu suchen, als Hr. Mayer im Begriffe stand, die beiden letzten Gäste zur Thür zu begleiten. Es ertönte plötzlich aus der Wohnung Mayer's ein Schreckensschrei des Fräuleins, das unter dem Bette ihrer Mutter einen Menschen ausgestreckt liegen sah. Hr. Mayer eilte sofort mit den beiden Gästen herbei, doch der nächt­liche Eindringling war bereits nach dem Hof der Reichsbankstelle entwichen, wo er durch eine Keller­öffnung sich in die Kellerräume begeben konnte. Man hatte aber gesehen, wohin er geflüchtet, und der her­beigeholten Schutzmannschaft mit Hrn. Polizeisergeant Krebs an der Spitze gelang es, des Gauners habhaft zu werden. In dem Besitze des Verhafteten fanden sich ein Dolchmefser und eine Anzahl Schlüssel vor, während er einen sogen. Totschläger auf seiner Flucht verloren hatte. Wie man hört, ist der Mann aus Uttenhofen gebürtig und wurde bereits wegen Dieb­stahls von einer auswärtigen Polizeibehörde verfolgt.

Frankfurt a. M., 22. Aug. Die Franks. Zeitung meldet aus Wien: Ein in das Mamaroser Komitat gesandter Arzt entdeckte, das ganze Thal der Schwarzen Theiß sei ein Choleraherd. Seit 1. August erkrankten dort 250 Personen, wovon 90 starben. In Kolomea kamen mehrere Cholerafälle vor; unter der Bevölkerung herrscht Panik.

Aus Bayern, 18. Aug. Vernunftbegabte Männer sind sich zwar längst darüber einig, daß gegen die Mode der Frauen überhaupt nicht anzukämpfen ist, weder mit Gründen der Logik noch mit den auf anderen Lebensgebieten für gefährlich geltenden Waffen des Spotts. Nichtsdestoweniger verdient es Anerkennung, wenn trotz der im voraus feststehenden Aussichtslosigkeit solcher Versuche männ­licher Mut nicht erlahmt. So macht, wie man aus denMünch. N. Nachr." ersieht, der Badearzt von Müggendorf (Oberfranken) am schwarzen Brett die weiblichen Besucher des Kurortes darauf auf­

merksam, daß bei staubigem Wetter die Schleppen., ausgenommen «erden müssen, dagegen sei es bei schmutzigen Straßen den Damen gestattet, durch die Schleppen zu der Straßenreinigung beizutragen. Der heldenmütige Badearzt von Müggendorf darf der be­geisterten Zustimmung von hundert Prozent seiner Geschlechtsgenoffen sicher sein.

Dortmund, 20. Aug. DerKöln. Ztg." wird über das gestrige Grubenunglück noch fol­gendes gemeldet: Gestern Abend um 8 Uhr wurde der letzte der Toten, der 51. zutage gefördert. An­fangs nahm man an, es würden mehrere Tage ver­gehen, ehe es gelinge, die Leichen sämtlich zu bergen, den heldenmütigen Anstrengungen der Rettungskolonnen ist es jedoch gelungen, schon am ersten Tage bis zum letzten der Verunglückten vorzudringen. Leider sind fast nur Leichen geborgen worden; die Zahl der lebend zutage geförderten Verletzten ist mit 18 ziem­lich gering gegenüber der großen Zahl der Toten. Die Explosion war von furchtbarer Heftigkeit: sie hat die Wetterscheide zertrümmert, ebenso erhebliche Brüche in den Strecken veranlaßt, lieber ihre Ursache weiß man noch nichts; man kennt auch ihren Herv noch nicht, da man noch nicht bis dahin Vor­dringen konnte. Von den in den Krankenhäusern untergebrachten Verletzten sind bis jetzt drei gestorben, die Zahl der Toten beträgt mithin 54 einige dürften ihren Leiden noch erliegen. Unter den Toden befinden sich dreimal Brüder, darunter einmal Zwillinge, unter den Verletzten einmal Vater und Sohn. Das Un­glück ist entsetzlich groß; ein Trost ist dabei nur, daß die Hinterbliebenen infolge der sozialen Gesetzgebung, vor Not geschützt sind.

DerPreuß. St.-Anz." schreibt: Aus- Kreisen der Kleinindustrie ist darüber geklagt worden, daß bei dem Abschluß von Lieferungsverträgen von seiten der Staatsverwaltungen häufig die Liefer­fristen zu knapp bemessen würden. Meist sei dies die Folge einer verspäteten Bestellung der Lieferung, welche dann in gedrängter Zeit bewerkstelligt werden solle, während welcher die Arbeitskräfte unter Zu­hilfenahme von Ueberschichten und Sonntagsarbeit, übermäßig angestrengt werden müßten. Nach Fertig­stellung des Auftrags pflege später häufig in dem betreffenden Betriebe ein Mangel an Beschäftigung einzutreten, der den Betriebsinhaber zwinge, einen Teil seiner Leute zu entlassen. Um diesen Uebel- ständen abzuhelfen, hat der Minister des Innern die Re­gierungspräsidenten ersucht, auf die zur Verwaltung des Innern gehörigen Behörden in dem Sinne einzuwirken,, daß die Lieferungen, die von den Behörden zu ver­geben sind, soweit dies angeht, gleichmäßig über das ganze Jahr verteilt werden. Dies wird sich beson­ders bei der Vergebung der Herstellung von Beklei­dungsstücken durchführen lassen, damit dadurch in dem betreffenden Betrieb eine gewisse Stetigkeit er­zielt wird, die nicht nur dem Betriebsinhaber allein, sondern auch seinen Arbeitern zu gute kommt. Vor allem soll darauf gehalten werden, daß alle Verge­bungen von Lieferungsarbeiten möglichst frühzeitig erfolgen, und daß ausreichende Lieferungsfristen ge­währt werden, die ein ruhiges und gleichmäßiges Fertigstellen der Arbeiten gestatten.

Basel, 22. Aug. Bei einem Eisenbahn­unfall, welcher gestern Vormittag den Schnell­

em, mit bei ihm einzutreten. Der Oheim werde wohl noch in seiner Schreibstube und deshalb nicht zu sprechen sein. Über eine halbe Stunde würde ich ihn vielleicht treffen. Gern folgte ich seiner Einladung. Wir betraten das Haus und er führte mich in ein großes, ganz nach vornehmer Art ausgestattetrs Zimmer, wo er mich bat in einem bequemen Lehnstuhl Platz zu nehmen. Er verließ mich einen Augen­blick, kehrte dann wieder und gleich darauf brachte eine Magd Gläser, Wem und einige Flaschen gutes Bier herbei. Dann saßen wir im lebhaften Geplauder zu­sammen; er sprach sehr gewandt und gebildet, urteilte klug und treffend. Sein ganzes Wesen atmete eine frische, herzgewinnende Fröhlichkeit und zeigte doch auch wieder einen verständigen Ernst.

Da trat eine große, dunkelgekleidete Frau ins Zimmer, die mir Hermann als seine Mutter vorstellte. Ein einziger Blick auf das etwas gelbliche Gesicht mit der gebogenen stark hervortretenden Nase und den schwarzen, tiefliegenden Augen sagte mir, daß es die Fremde sei, welche ich heute Morgen auf dem Bahnhof zu C. gesehen.

Auch sie mußte mich erkannt haben, denn sie starrte mich einen Augenblick jählings erbleichend an, sogleich aber gewann sie wieder die Herrschaft über sich. Unbefangen kam sie auf mich zu und bot mir mit freundlichem Lächeln die Hand.

Ah, der neue Herr Lehrer! Schön, daß Sie auch uns besuchen!" sagte sie, mich wieder rum Sitzen nötigend.

Wir haben zwar keine Kinder mehr in der Schule, aber für den Hermann freue ich mich recht, wenn er an Ihnen einen passenden Verkehr findet. Es ist jedoch unter den Bauernsöhnen hier im Dorfe so recht niemand, mit dem er umgehen kann."

Über des Genannten Gesicht flog's wie ein Schatten des Unwillens, dann sagte er:Mutter, ich Hab doch unter ihnen manchen lieben Freund und Kameraden. Und ich denke, wir beide, Herr Lehrer, Sie und ich, werden auch gute Freundschaft schließen, wenn Sie einmal für immer hier sind. Wie lange weiden Sie jetzt bleiben?"

Bis morgen!" antwortete ich.

Morgen? O nein, morgen dürfen Sie noch nicht abreisen, jedenfalls müssen

Sie warten bis übermorgen. Morgen ist Schützenfest, da ist'S recht hübsch und ge­mütlich hier bei uns, da lernen Sie die Nordenkirchener alle auf einmal kennen. Sie sollen sehen. Sie werden es nicht bereuen, unserm Feste beigewohnt zu haben," entgegnete er eifrig.

Natürlich sind Sie dann für die Zeit unser Gast!" setzte die Mutter zuvor­kommend hinzu.

Ich dankte und erzählte, daß ich - schon Peter Bordmanns Gastfreundschaft angenommen habe. Nun wollte Frau Reinberg durchaus eine Magd dorthin senden mit der Bestellung, daß ich in ihrem Hause nächtigen würde. Ich konnte nicht ge­nug dagegen wehren; sie ließ erst nach, als auch Hermann mir Recht gab und ihr sagte. Bordmann würde das als Beleidigung auffassen und mir nie vergeben. Eigent­lich vermochte ich mir die große, unerwartet« Freundlichkeit der Frau Reinberg gegen meine Wenigkeit nicht recht zu erklären, besonders da ich im Stillen ein unbestimmtes Mißtrauen gegen sie hegte.

Hermann wurde von einem Knecht abgerufen, auch ich wollte mich verab­schieden, sie aber hielt mich zurück und als ihr Sohn hinausgegangen war, sagte sie leise:

Auf ein Wort noch. Herr Lehrer! Wir haben uns heute schon einmal ge­sehen, ich merkte es wohl, daß Sie mich wiedererkannten. Gestern reiste ich nach D. zu einer schon seit langen Jahren kranken Freundin, die ich von Zeit zu Zeit besuche. S'fft ja Christenpflicht, solch' armen Kranken eine Freude zu machen; leicht war mir's nicht, aus dem Haushalt auch nur einen Tag fort zu sein. Meine Freundin, die selbst dlos so viel hat, daß sie eben für sich auskommt, bat mich nun dringend, mich einer armen Familie anzunehmen, die von dort nach C. gezogen ist. Weil ich nun keine Zeit mehr hatte, die Leute selbst aufzusuchen, bestellte ich sie mir an ven Bahnhof und gab ihnen so viel Geld, daß sie sich damit aus der größten Not helfen könnten. Ich möchte aber nicht, daß es ein Mensch erführe, auch mein Sohn nicht Wohlthaten soll man ja nicht an die große Glocke hängen und Sir