ins Handelsregister Eingetragenen und 3. diejenigen der übrigen Gewerbesteuerpflichtigen gewählt werden und zwar so, daß jede Wählerabteilung nur ihre eigenen Vertreter wählt. 5) Die Gesamtzahl der in jedem Kammerbezirk zu wählenden Vertreter ist durchgängig zu vermehren. 6) Die Zahl der Abstimmungsbezirke ist dementsprechend zu erhöhen. 7) Die Gesamtkosten für die Handels- und Gewerbekammern sind aus Staatsmitteln zu bestreiten.
Marbach, 28. Juli. (Gedenktag.) Heute sind es 200 Jahre, seit im Jahre 1693 durch die wiederholten Einfälle und Raubzüge der Franzosen unter ihrem Dauphin und dessen Mordbrennern Montclar und Melac unsägliches Elend über Marbach und andere Gemeinden des Bezirks, besonders auch über die Stadt Großbottwar, gekommen ist. In jenen Schreckenstagen wurde Marbach des öfteren gebrandschatzt, geplündert und zuletzt zum größten Teile niedergebrannt. Die Aufzeichnungen in den alten Akten und Registern über die barbarische Zerstörungswut der Franzosen lauten schaudererregend und begründen die berechtigte Forderung eines stets starken deutschen Reichs zum Schutze gegen solche auch jetzt noch möglichen Gefahren von Seiten unseres Erbfeindes.
Aalen, 1. Aug. In der zur sog. Gump- mühle gehörigen Sägmühle brach heute nacht Feuer aus und zerstörte das ganze Gebäude. Das Feuer entstand wahrscheinlich durch das vor einiger Zeit zur Aufstellung gekommene Lokomobil. Das Hauptgebäude wurde gerettet.
Ulm, 31. Juli. In einem hiesigen Hotel mietete sich vor circa 4 Wochen ein junger Handlungsreisender ein und ließ sich Esten und Trinken wohl schmecken. Als die erste Wochenrechnung nicht honoriert wurde und der Wirt deshalb den jungen Mann, der der Sohn eines sächsischen Gymnasialoberlehrers ist, zur Rede stellte, brachte dieser die unwahre Angabe vor, der Gastgeber dürfe ohne Sorge sein, da er Geld in der Sparkasse habe. Als letzteres sich nicht bewahrheitete und der Vater des jungen Mannes für dessen auf circa 230 ^ angewachsene Schuld nicht einsland, wurde letzterer verhaftet. — In der Untersuchung gegen den Dragonerlieutenant Bo pp fanden am Samstag und heute Zeugenvernehmungen durch das Ehrengericht statt.
Villingen, 28. Juli. Die „Schweizerische Bäcker- und Konditoreiztg." vom 11. Juli bringt folgenden, gewiß auch unsere Leser interessierenden Artikel aus Bern: In Ostermundingen, zwischen der Waldeck und dem Dorfe, sieht man gegenwärtig einen Roggenacker, der vor ca. 4 Wochen zur Grünfütterung abgemäht wurde und jetzt wieder in vollem Aehrenschmucke prangt.
Berlin, 1. Aug. Das „Deutsche Colonialblatt" entnimmt einem Privatbriefe des Majors Wißmann, ausNjidge kommende Leute erzählten
Emin Pascha sei westlich vom Nyanza auf den Araber Seid ben Abed gestoßen. Der Araber habe, weil Emin am Viktoriasee angeblich drei Araber hinrichten ließ, ihn mit der ganzen Karawane niedermachen lassen.
Helgoland, 31. Juli. Der Kaiser trifft am 7. August hier aus England ein und bleibt bis zum 13. August. Während dieser Zeit wird er Kreuzerfahrten auf der Dacht „Meteor" unternehmen.
Cowes, 1. August. Kaiser Wilhelm wohnte einer Dachtwettfahrt an Bord der Dacht des Prinzen von Wales „Britannia" bei, um das Segeln des „Meteor" beobachten zu können. Der Kaiser war an Bord der gewinnenden Dacht. Abends war große Familientafel: der Kaiser saß rechts von dem Prinzen von Wales, links von der Königin Viktoria.
Athen, 1. Aug. Die Kronprinzessin Sophie wurde heute glücklich von einem gesunden Prinzen entbunden.
Paris, 30. Juli. Die Wahlbewegung ist im ganzen Lande im Gange. Um die 575 Mandate bewerben sich mehr als 1600 Kandidaten. Offiziell angemeldet waren bis heute 396, wovon 271 in den Departements und 125 in Paris. — Im Wahlkampf regnete es Programme und Polemiken, welche infolge der Lebhaftigkeit des Volkscharakters meist einen sehr aufgeregten Charakter haben. Es scheint, daß diesmal auch in Frankreich die sozialdemokratische Partei mehr Erfolge aufzuweisen haben wird, als in der Vergangenheit. Die Sozialisten stellen hundert Kandidaten auf, und hoffen, wie Lafargue auf dem Bankette der Guesdisten sagte, davon etwa 30 durchzubringen. Dagegen könnte es der radikalen Partei gehen, wie den Freisinnigen in Deutschland. Gute Aussichten haben die der Republik sich anschließenden Konservativen, die früher Monarchisten waren, aber jetzt unter dem Einverständnis des h. Stuhles Republikaner geworden sind und wenn sie gewählt werden, ihre Anstrengungen darauf richten werden, die liberale und der kath. Kirche abträgliche Gesetzgebung zu reformieren. — Castagnac berechnet die Besteuerung, welcher die verschiedenen Nationen Europas unterliegen. Das höchstbesteuerte Land ist Frankreich mit 104 Frs. auf den Kopf, dann kommt England mit 57, Belgien 46, Deutschland 44, Oesterreich 40, Rußland 36, Spanien 33, Ver. Staaten 50. Die französische Republik hat seit 1878 in Friedenszeiten 600 Millionon Schulden jährlich gemacht; in 12 Jahren 8 Milliarden.
Aus Nizza wird der „N. Fr. Pr." berichtet: Alle Bemühungen um den Vogelschutz muffen solange erfolglos bleiben, als nicht Frankreich und Monaco dem Abkommen zum Schutze der Singvögel beitreten, das zwischen Oesterreich und Italien besteht. Die südfranzösische Küste wird von der Mehrzahl der Singvögel passiert, wenn sie bei herannahender rauher Witterung ihre Reise nach Afrika antre-
ten. Die Eröffnung der Jagd wird jedes Jahr zu einem anderen Termine freigegeben. Aber zwei oder drei Tage bereits vor diesem Zeitpunkt wandert alles, was eine Schießwaffe zu tragen vermag, in die nahen Alpen, manchesmal bis weit ins Italienische hinein, und kümmert sich wenig um die allerorts angebrachten Tafeln „Jagdverbot". Es wird geschossen, gefangen und erschlagen, bis der Sack voll und der Mordlust Genüge gethan ist. Auf dem Markte bekommt man dann die armen kleinen Tiere zu kaufen, das Dutzend zu einem Franken, darunter Nachtigallen, Grasmücken, Rotkehlchen und Stieglitze. Zeisige und Meisen sind noch billiger, werden aber nicht gebraten, sondern mit Trüffeln gedünstet, zerstoßen und für Saucen verwendet. Sehr beliebt sind die Oaxinsro ä'^utrlelio, die von den Händlern in der appetitlichsten Weise hergerichtet werden, indem sie das meist feiste Ränzlein dieser Spezies sorgsam von Federn befreien und die goldgelb schimmernde Haut aus dem grauen Gefieder lockend hervorlugen lassen. Singdrosseln, Staare, Amseln, Pirole kosten das Stück je nach ihrer Fettablagerung, 2 bis 6 Sous; es giebt arme Leute genug, die sich einen Hut oder Rock versagen, nur um ihren Freunden eine tüchtige Schüssel Maccaroni mit „kleinem Geflügel" vorsetzen zu können. Die Provencalen entwickeln auch sonst eine ganz eigene Geschmacksrichtung. Ochsenfleisch finden sie schwer verdaulich, Schweinefleisch ist nur im Winter erlaubt, und gegen Milch haben sie geradezu einen Abscheu. Daß man jenseits des Rheins Milchspeisen genießt, ist ihnen unbegreiflich. Dagegen trinken sie sechsmal des Tages sehr starken schwarzen Kaffee, und jeder Knirps von 10 Jahren raucht schon öffentlich; auch die häufig bärtigen Schönen rauchen, allerdings erst im reiferen Alter, nahe den Vierzig.
Vermis chtes.
X. Altensteig, 1. Aug. Ein heiteres Stückchen passierte einem Viehhändler aus einem benachbarten Oberamt heute Nacht in einem hiesigen Wirtshaus. Der schon bejahrte Mann hatte im Eisenbahnzug ein Fräulein kennen gelernt, wie er sagte, eine Kellnerin aus Hall. In seiner Gutherzigkeit nahm er sich des- alleinstehenden Mädchens an und um dem zarten Wesen alle Skrupeln zu beseitigen, stellte er sie als seine „Tochter" vor. Dieweil er ein sparsamer Mann, bezog er mit ihr selbstredend ein Zimmer zusammen. Als er aber morgens erwachte, war das „Töchterlein" verschwunden. Bei ihrer Abreise wählte sie den Umweg durch das Abortfenster und um den Schmerz des Alleinseins etwas zu mildern, hatte sie die Geldbörse des guten Mannes mit 300 ^ bar mitgehen heißen. 300 ^ in Papier, welche sich in einer Brieftasche befanden, blieben dem betrogenen „Vater". Möge der Viehhändler stets ein solch gutes Herz haben auch für die Wesen, mit denen ihn sein Beruf in tägliche Berührung bringt.
Gott, mein Vater! Lasten Sie mich hinaus, Mrs. Black, noch ist der Zug nicht im Gehen."
In diesem Augenblick hob die dunkle Gestalt in der Ecke deS Wagens bittend die Hände zu ihr empor.
„Eleonore, bleibe bei mir", flüsterte die männliche Gestalt ihr zu.
Eleonore starrte den rätselhaften Mann entsetzt an, das war nicht Harold» daS war ein ihr völlig Unbekannter.
Jetzt öffnete der Schaffner abermals die Thüre und der Mann, den Eleonore für einen Wagenwärter gehalten sprang rasch hinein. Unmittelbar darauf wurde die Thüre wieder zugeschlagen und der Zug setzte sich in Bewegung.
„Lasten Sie mich hinaus," rief da» arme Mädchen. „Der Herr dort in der Ecke des Wagens ist nicht Mr. Charlton."
Eleonore war von ihrem Sitz aufgesprungen und wollte Hinausrufen, aber der vermeintliche Wagenwärter drückte sie wieder auf ihren Sitz zurück.
„Ruhe, Miß, Ruhe ist jetzt das Loosungswort für Sie," sagte er mit unangenehmem Lachen.
„Man hat mich in eine Falle gelockt!" schrie Eleonore wild auf. ,O, mein Vater, — mein armer Vater!"
Der Zug brauste bereits rasch dahin und es war an kein Aussteigen mehr zu denken. Der Mond brach soeben aus finsterem Gewölk hervor und Eleonore sah bei seinem Licht den Wagen, der sie hierher gebracht, in der Entfernung davon fahren.
„Mein Herr, ich wende mich an Sie," sagte Eleonore, die stumme, männliche Gestalt anredend. „Sie sind nicht Derjenige, dem ich hier zu begegnen hoffte, Sie sind jedenfalls bei der Täuschung, die man sich gegen mich erlaubte, beteiligt. Wer sind Sie? Ich will es wissen."
Der Mann erhob sich von seinem Sitz, warf Mrs. Black einen verständnisvollen Blick zu und verneigte sich tief vor Eleonore.
„Ich habe die Ehre, mich vorzustellen," sagte er mit widrigem Lächeln, „ich bin Doktor Sabin. Ein besorgter Freund von Ihnen übergab Sie meiner Obhut und entschuldigen Sie, wenn ich Ihnen versichere, daß Sie meiner Behandlung dringend bedürftig sind. Verzeihen Sie mir die kleine List, welche ich gebrauchen mußte, um Sie hierher zu bringen. Ich werde cs mir angelegen sein lassen, Ihre geistige momentane Störung sobald als möglich wieder zu heben, um Ihnen die Freiheit zurückgeben zu können."
„Das letztere sollen Sie bei der nächsten Station thun, mein Herr, oder ich werde den ganzen Bahnhof in Alarm bringen und man wird Sie arretieren."
Doktor Sabin lächelte überlegen, gab jedoch keine Antwort.
„Dies ist der Nachteilzug nach London," fiel Mrs. Black ruhig ein, „er hält nur ein einziges Mal, bevor wir an den Ort unserer Bestimmung kommen und zwar an einer großen Fabrikstadt, es sind schon Vorkehrungen getroffen, man wird Ihnen nicht glauben, wenn Sie um Hilfe rufen, dies thun ja so viele in Ihrer Lage.
„Ich werde Alles aufbieten, um Ihnen den Aufenthalt in meinem Hause so angenehm wie möglich zu machen," sagte Doktor Sabin. „Sie sollen jeden Komfort haben, das heißt, wenn er sich mit Ihrem Zustande verträgt," fügte er nachdrücklich bei. „Ich will ja selbst wünschen, daß ich Sie recht bald vollkommen geheilt Ihrem Vater wieder zuführen kann."
Eleonore schwieg in stiller Verzweiflung. Sie sah nun ein, daß sie das Opfer schurkischer Berechnung war und daß Niemand anders als ihr Vetter Edward Bay- lis der Urheber dieses abscheulichen Verbrechens war, denn er allein batte ein Interests daran, sie aus dem Wege zu räumen. Die Frau neben ihr war seine Helfershelferin.
„O, mein Vater! Mein armer Vater!" sagte sie in Thränen ausbrechend.
„Seien Sie ruhig. Miß Mostyn," beschwichtigte Doktor Sabin. „Ihr Vater soll morgen benachrichtigt werden, ich hoffe, ihm bald gestatten zu können, Sie zu. besuchen." (Forts, folgt.)