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^s 90. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 68. Iahrgauß.
Eriche,»! Dienstag, Donnerstag und kamitag. Di- EinrncknngSg-rühr beträgt im Bezirk und nächster Um- ,-bung S Psg. bi- Zeile, sonst IS Pjg.
Donnerstag, den 3. August 1893
AbonnementSpreiS vierteljährlich in der Stabt W d,S- u»K L0 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 1b, sonst r« ganz Württemberg Mk. 1. 3b.
Tages-Neuigkeiten.
Calw, 1. Aug. Bei dem gestern stattgehabten Verkauf des städt. Obstes löste die Stadtgemeinde 369 80 -H. Der Ertrag war auf 196 Sri. ge
schätzt. — Das der Stadt gehörige Fischwasser, welches sich von der Hirsauer Markungsgrenze bis zum Werkkanal bei Tanneneck erstreckt, wurde zum Preise von 150 ^ an die Firma Schill u. Wagner hier verpachtet.
I * Altensteig, 1. Aug. Wie erwartet, so '^-^vurde heute unser Viehmarkt stark befahren. Die Preise waren ganz annehmbar zur Freude unserer Landbevölkerung. Aufgestellt waren 250 Paar Ochsen und Stiere, 300 Kühe und Kalbeln und 150 Stück Jungvieh. Ochsen galten 600—1000 Stiere 400—600 Kühe und Kalbeln bis 300 ^ und Jungvieh bis 120 Fettvieh, Zug- und Milchvieh war viel begehrt und vieles wurde von Händlern aus Nordeutschland, aus der Rheingegend und aus dem Elsaß aufgekauft. Auf dem Schweinemarkt gmg der Handel ebenfalls lebhaft. Milchschweine kosteten bis 26, Läufer bis 60 ^ p. Paar.
Stuttgart, 29. Juli. (Landw. Festen Eann statt.) Nachdem durch Entschließung Sr. Maj. des Königs die Abhaltung des landw. Hauptfestes in Cannstatt in diesem Jahre angeordnet worden ist, wird bekannt gemacht, daß dasselbe am 28. Sept. d. I. auf dem sogen. Wasen bei Cannstatt gehalten wird. Bei demselben findet eine Preisverkeilung für Pferde, Rindvieh, Schafe und Schweine <m württ. Züchter, eine Ausstellung der prämiierten Pferde, des prämiierten Rindviehs, von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten, von Obst, Trau
ben und anderen landw. Produkten, endlich ein Pferdewettrennen statt. Der „St.-Anz." enthält die näheren Bestimmungen über die Preiszusrkennung bei der Prämiierung der Pferde und des Rindviehs, der Schafe und Schweine. Die Verteilung der für Pferde, Rindvieh, Schafe und Schweine zuerkannten Geldpreise und Medaillen findet am 28. Sept. d. I. statt und beginnt vorm. 11 Uhr. Mit der Prämiierung von Pferden beim landw. Hauptfest wird eine Ausstellung der prämiierten Tiere (Stuten, Fohlen), mit der Prämiierung von Rindvieh eine Ausstellung sämtlicher zur Musterung für die Preisbewerbung zugelassenen Tiere verbunden. Die Ausstellung wird am Mittwoch, den 27. Sept. d. I-, nachm., eröffnet und dauert bis den andern Tag abends 6 Uhr. Diejenigen, welche landw. Maschinen und Geräte oder sonstige im landw. Betrieb verwendete Gegenstände ausstellen wollen, haben hiervon der Zentralstelle für die Landwirtschaft in Stuttgart mnter Bezeichnung der betr. Gegenstände bis längstens 15. Sept. Anzeige zu machen. Für die Ausstellung von Obst, Trauben und anderen landw. Produkten, welche ihrer Seltenheit over ihrer Vollkommenheit wegen der besonderen Aufmerks amkeit des Publikums würdig sind, sind die unteren Räume der Festtribüne bestimmt. Wer Obst, Trauben und Produkte der vorbezeichneten Art auszustellen beabsichtigt, hat hievon der Zentralstelle für die Landwirtschaft längstens bis 15. Sept. d. Js. unter näherer Bezeichnung derselben und des etwa erforderlichen Raumes Anzeige zu machen. Es folgen diesen Bestimmungen die Bestimmungen für das Pferdewettrennen.
Cannstatt, 31. Juli. Seit einer ganzen Woche schon sind Hunderte von Schnittern aus
dem Oberland und anderen Gegenden im hiesigen und den benachbarten Bezirken angekommen, um bei der Ernte zu helfen. Infolge des eingetretenen Regen» Wetters ist jedoch deren Beschäftigung und das Einheimsen der Ernte unthunlich. In Anbetracht der vielen geschnittenen Frucht, die auszuwachsen droht, wäre es sehr zu wünschen, daß wir wieder trockenes und warmes Wetter bekämen. Die Regengüsse der letzten Zeit sind nur einige Zoll tief in den Boden eingedrungen; auch ist der Neckar nicht gestiegen und zeigt beinahe klares Wasser.
R e u t l i n g e n, 31. Juli. Verband württemb. Gewerbevereine. Zufolge Beschlusses der Ulmer Ausschußsitzung v. 23. Juli l. I- versammelten sich am Samstag den 29. Juli in Plochingen die Vertreter der Gewerbevereine Eßlingen, Göppingen, Kirchheim, Reutlingen, Stuttgart und Ulm, um in engerer Sitzung die Frage „der Vertretung der Interessen des Kleingewerbestandes" zu besprechen. Man vereinigte sich dahin dem am 3. und 4. Sept. l. I. in Cannstatt stattfindenden Verbandstag folgende Sätze zu unterbreiten: 1) Für die Vertretung der Interessen von Handel und Gewerbe sind als einheitliche Verbände die Handelsund Gewerbekammern beizubehalten. 2) Die bestehende Zusammensetzung der Handels- und Gewerbekammern ist dahin auszubauen, daß mmdestenS ihrer Mitglieder dem Gewerbestand angehört. Das bisherige Recht der Beiwahl ist aufrecht zu erhalten. Für einzelne Beratungen ist fakultative Trennung in Sektionen vorzusehen. 3) Wahlberechtigt ist jeder Gewerbesteuerpflichtige (ohne vorherige Anmeldung zur Wählerliste). 4) Die Wahl zur Handels- und Gewerbekammer erfolgt getrennt, so daß in gesonderten Wahlgängen 1. die Vertreter der
II erriete ton.
— Nachdruck^oerboten.
Karotd Khartlons geheime Wege.
Aus dem Amerikanischen von Sophie Freiin v. Zech.
(Fortsetzung.)
Rasch, Nicholas, mahnte die Dame mit gedämpfter Stimme, sonst kommen Mir zu spät und Mr. Charlton kann Miß Mostyn nicht mehr sehen.
„Pst! Nennen Sie doch keine Namen," sagte Nicholas, indem er Eleonore in den Wagen half.
Eleonore nahm mit einem stummen Gruße neben ihrer Gefährtin Platz, sie -achte nicht anders, als daß sie neben der schönen Dame sitze, die sie im Felsenkeller gesehen, doch mochte sie nichts von dem verrathen, was Harold ihr anvertraut und überdies war sie auch garnicht aufgelegt zu sprechen. In zehn Minuten hatte der Wagen die Station erreicht. Nicholas, welcher kutschiert hatte, sprang vom Bock herab. Ein aufgeschossener Junge von ungefähr vierzehn Jahren, mit scharfer Nase und durchdringenden Blicken trat heran und hielt die Pferde.
„Der Zug wird in ungefähr zehn Minuten abgehen, der bewußte Herr sitzt im zweiten Wagen erster Klasse ganz allein," flüsterte der Junge Nicholas zu. „Der Herr hat mich beauftragt, es Ihnen zu sagen."
„Schon recht," antwortete Nicholas ebenso leise. „Nun, meine liebe Miß Mostyn, lassen Sie sich heraushelfen," wandte er sich an Eleonore. „Ziehen Sie Ihre Kapuze besser über das Gesicht, so, jetzt ist's recht, jetzt kennt Sie Niemand."
Eleonore stieg mit klopfendem Herzen aus, ihr Mut begann bereits zu sinken, vergebens spähten ihre Blicke den schlecht erleuchteten Perron auf und ab, sie gewahrte nichts von Harold Charlton.
„Er sitzt bereits im Waggon," flüsterte Mrs. Black ihr zu, „aussteigen kann «r nicht, er muß froh sein, daß er unbemerkt hinein gekommen ist. Wir müssen
schon zu ihm in den Waggon, lassen Sie uns eilen, der Zug hält nur mehr acht Minuten. Der Knabe dort hat den Waggon bezeichnet, in welchem Mr. Charlto» Platz genommen."
Sie gingen raschen Schrittes die Plattform entlang bis an den bezeichnet«» Waggon.
Ein Mann, in welchem Eleonore einen Bahnbediensteten vermutete, hielt die Thüre offen. Dieser Mann blickte Eleonore forschend in das Gesicht, als sie einstieg, es lag etwas so Sonderbares in seinem Blick, daß es dem jungen Mädch«» auffiel. Als Eleonore eingestiegen, entfernte er sich, eine Opernarie pfeifend, ei» wenig von dem Wagen. Eleonore streckte den Kopf noch einmal zum Fmster hinaus.
„Sehen Sie sich doch nicht so nach allen Seiten um", flüsterte McS. Black, „man wird Sie erkennen."
„Wo ist Mr. Chartton?" fragte Eleonore, deren Angst von Minute z» Minute wuchs.
MrS. Black drückte ihr verstohlen die Hand und zeigte auf die dunkle eingehüllte Figur in der andern Ecke des Wagens.
„Sie müssen jetzt nicht mit ihm sprechen", sagte sie leise, „sonst verraten Sie ihn. Dieser neugierige Wagenwärter beachtet uns. Mr. Charlton kann Sie jetzt nicht anreden. Wissen Sie, was wir thun, Miß Mostyn? Wir fahren bis zur nächsten Station mit, dann, wenn wir aus dem Bereiche des Bahnhofes sind, könne» Sie mit Ihrem Freunde nach Herzenslust plaudern. Ich habe zur Vorsorge durch Nicholas Billete lösen lassen. Sehen Sie, hier kommt auch gleich der Schaffner, ui» dieselben abzufordern.
Dies war auch die Wahrheit. Mrs. Black beugte sich west hinaus unl» reichte dem Manne einige Fahrkarten. Eleonore war wie betäubt. Wäre sie nur in diesem Augenblick noch aus dem Wagen gesprungen. — Der Schaffner schluU die Thüre wieder zu.
„Ich will nicht mitfahren! Ich will nicht! War würde man zu Hause denken!