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2000 einen Freiherrn 4000 ^ und so steigend bis zu den Fürsten und den »sonstigen Herren* ohne Amt. Für den neuen Adel wäre der zwanzigfache Satz gegenüber dem alten Adel angemessen. Diese Vorschläge, sagte er, werde er in den nächsten Wochen im Reichstage machen. In den Zeitungen werde «ran dann freilich lesen, der früher schon zu sieben Achteln verrückt gewesene Ahlwardt sei jetzt ganz verrückt geworden, indessen kümmere er sich um solches Geschwätz nicht.
Tages-Ueuigkeiten.
sAmtliches aus dem Staatsanzeiger.j Se. Maj. haben den Postassistenten Herdegen in Calw zum Postsekretär daselbst ernannt.
* Gechingen, 5. Juli. Gestern Abend um 7 Uhr ereignete sich hier ein bedauerlicher Fall. Die Witwe Heim, welche auf dem Wege in's Feld sich auf einen Wagen gesetzt hatte, fiel durch den Umstand, daß die angespannten Kühe durchgingen, herab und erlitt so schwere Verletzungen, daß sie 5 Stunden später den Geist aufgab.
Altensteig, 3. Juli. Der 9. Gerbertag des württ. Gerbervereins war gestern hier, und waren die Gerber aus allen Landesteilen recht zahlreich dazu erschienen. Mit Musik wurden die Gäste empfangen und durch die festlich geschmückte Stadt in den „Stern" geleitet. Dort begrüßte Chr. Kemps die Gäste im Namen der hiss. Gerber, Präzeptor Knödel im Namen der hies. Einwohnerschaft. Der Vereinsvorstand Bantlin von Reutlingen dankte für den freundlichen Empfang. Er sprach darauf über die gegenwärtige Notlage der Gerberei und referierte über die 8 stattgehabten Ausschußsitzungen. Die Ausschußwahl ergab folgendes Resultat: Chr. Bantlin, Reutlingen, Gustav Braun, Heilbronn, Chr. Kemps, Altensteig, Louis Schweizer, Backnang, Karl Böhringer, Stuttgart, E. F. Roser, Stuttgart, I. H. Roser, Eßlingen, I. I. Schlayer, Reutlingen, Chr. Bräuninger, Schorndorf, Ernst, Marbach, Karl Schäfer, Metzingen, Botzenhardt, Calw, PH. Gänßlen, Metzingen, Käß, Backnang, Otto Bader, Göppingen, L. Unsöld, Ulm. Vorstand, Vizevorstand, Schriftführer und Kassier werden von den Ausschußmitgliedern gewählt. Hr. Diehl aus Pirmasenz hielt einen Vortrag über die allgemeine Lage der deutschen Lederindustrie und Hr. Ernst aus Marbach sprach an Hand einer hübschen Ausstellung von Gerbstoffmaterialien über deren Wert und Anwendung. An S. Maj. den König wurde ein Huldigungstelegramm abgesandt auf das nach dem Essen dankende Antwort einlief. Beim Festessen in der Traube wurden Toaste ausgebracht auf Se. Maj. den König, auf die Stadt Altensteig, auf den so thätigen Vereinsvorstand Bantlin von Reutlingen rc.
Nach dem Festessen war gesellige Unterhaltung im Löwengarten und von 8 Uhr abends Bankett in der Linde. Heute machten die noch anwesenden Gäste »inen Spaziergang nach Berneck.
Stuttgart, 5. Juni. Der Forstreferendär I. Klaffe in Wildbad, Graf Georg Scheler, ein Sohn des Kommandanten von Stuttgart und K. Flügeladjutanten Oberst Graf Scheler, ist in vergangener Nacht im 28. Jahre seines Lebens hier im elterlichen Hause an Diphtheritis gestorben. Der junge Graf Scheler war mit einer Dame aus Holland verlobt.
Fellbach, 3. Juli. In der Nähe des hiesigen Bahnhnfs wurde gestern abend durch den letzten Zug ein Mann überfahren und ihm der Kopf vollständig vom Rumpfe getrennt. Allem Anscheine nach liegt Selbstmord vor, wie auch einige Notizen im Vorgefundenen Schreibbuche bestätigen. Der Unglückliche ist der Mechaniker Blessing von Villmgen.
Reutlingen, 4. Juli. Heute früh 3 Uhr ertönte das Feuerzeichen. Das Wohn- und Fabrikgebäude der Eisengießerei von Chr. Laißle ist abgebrannt. Von dem Mobiliar konnte nichts gerettet werden. Der Schaden ist sehr bedeutend, die Entstehungsursache noch nicht aufgeklärt.
Metzingen, 2. Juli. Der Schaden, den das am letzten Donnerstag abends 5 Uhr über einen großen Teil unserer Markung hingegangene, mit Hagelschlag und wolkenbruchartigem Regen verbundene Gewitter angerichtet hat, läßt sich erst heute annähernd übersehen. Ein Teil der Getreidefelder muß abgemäht werden, ebenso sind viele Hopfenpflanzungen so ruiniert, daß von einem Ertrag gar keine Rede mehr sein kann. Eine Masse Obst wurde abgeschlagen und das stehengebliebene hat Flecken und Wunden. Am bedeutendsten aber ist der Schaden in unseren Heuer so viel versprechenden Weinbergen, in denen Rebstöcke mit 40 prächtig entwickelten Trauben keine Seltenheit waren. Trauben, Triebe und Blätter wurden abgeschlagen und dadurch der Ertrag auf mehrere Jahre in Frage gestellt, da viele Stöcke die Fruchthölzer verloren haben. Mit Thränen in den Augen kehrten die Leute von ihren Feldern und Weinbergen nach Haus. _
8.6. Pforzheim, 4. Juli. In Ihrem heutigen Blatte führen Sie aus, daß in der „Schwäb. Tagwacht" ein Bericht kritisiert wird, betreffend eine soz. Versammlung, in der Bebel sprach, bezüglich der darin enthaltenen Worte: „viele haben den Saal entrüstet verlassen". Dieses ist nackte That- sache und kann dem Schreiber dieses, sowie anderen Augen- und Ohrenzeugen gegenüber, nicht abgeleugnet werden. Vielleicht hat der Tagwachtkorrespondent auch noch die Stirne, dem Nachstehenden die Wahrheit abzusprechen. Am Abend nach der Stichwahl fielen im hies. Sozialistenlager die Worte: Wenn wir Dynamitpatronen hätten, würden wir den
„Schwarzen Adler" in die Luft sprengen (dort waren nämlich die Liberalen und freuten sich ihres Sieges über Rüdt, der sich demnächst wegen Beleidigung zu verantworten hat), ferner erscholl der Ruf „Nieder mit der Monarchie". — Noch mehrere verwerfliche Vorkommnisse, welche den soz. Genossen von hier und Jspringen zur Last fallen, könnten mitgeteilt werden, doch mögen die angezogenen einstweilen genügen. Ihr Correspondent wird auch künftig wahrheitsgetreu berichten und läßt sich weder von der „Schwäb. Tagwacht" noch von ihren „grünen" Genossen terrorisieren.
8.0. Pforzheim, 5. Juli. (Amtlicher Bericht.) Der Monatsviehmarkt am Montag war mit 122 Pferden, 1 Farren, 41 Ochsen, 137 Kühen, 11 Kalbinnen, 89 St. Jungvieh, 23 Kälbern und 1 Ziege befahren. Als verkauft sind notiert: 28 Pferde (zum Durchschnittspreis von 400 ^, Schlachtpferde 40—60 ^), 8 Ochsen, pr. Ztr. lebend Gewicht 35 42 Kühe L 170—205 4 Kalbinnen L 180
38 Jungvieh L 120 18 Kälber zu 32—36
1 Ziege zu 15 Der Handel war trotz des Futtermangels recht lebhaft. Die Preise hatten etwas angezogen. Auf dem heutigen Monats-Schweinemarkt lösten Milchschweine 12—19 pr. Paar.
Berlin, 4. Juli. Reichstags-Eröffnung. Der Kaiser sprach in seiner Eröffnungsrede sein Bedauern über die Ablehnung der Militärvorlage aus, er bezeichnet aber die Beziehungen des Reichs zumAusland alsdurchaus freundlich und frei von jeder Trübung. Die weitere Ausbildung unserer Wehrkraft sei jedoch mit Rücksicht auf die Fortschritte des Auslands notwendig. Es sei unumgänglich, mitallenzuGebotstehen- den Mitteln auf die Herstellung einer wirksamen Verteidigung der vaterländischen Erde hinzuwirken. Unverzüglich werde deshalb dem Reichstag ein neuer Entwurf über die Friedenspräsenzstärke des Heeres vorgelegt werden, bei welchem die bei der früheren Beratung laut gewordenen Wünsche soweit: angängig berücksichtigt seien. Das In» teresse desReiches erheische dieBeschleu- nigung der Verabschiedung des Gesetzes. Bezüglich der Deckungsfrage werden dem Reichstage im kommenden Winter Vorlagen gemacht werden. Der Kaiser schloß mit folgenden frei gesprochenen Worten: „Gehen sie hin, meine Herren, unser Aller Gott, er leihe Ihnen seinen Segen zum Zu st andebrin gen e ines- ehrenvollen Werkes fürdasWohl unseres Vaterlandes. Amen!"
Berlin, 4. Juli. Dis Morgenblätter melden aus Petersburg: Der Personendampfer Alfons verbrannte infolge einer Kesselexplosion, unweit Romanow auf der Wolga, 25 Passagiere sind umgekommen.
Paris, 4. Juli. Gestern abend und nachts
Hause zu retten, oder willst Du, daß Mr. Charlton so gütig ist, auf Deinem Pferde nach Westringham Hall zu reiten und den Wagen hierher zu bestellen."
„O nein, Papa, ich kann schon eilen", entzegnete Eleonore.
Mit Hilfe Harolds schwang sie sich wieder in den Sattel.
„Wollen Sie nicht mit uns zum Frühstück nach Westringham Hall kommen?" fragte Squire Mostyn.
„Sie sind sehr gütig", antwortete der junge Mann, „ich kann jedoch Ihre freundliche Einladung nicht annehmen, ich werde zu dringend im Büreau erwartet."
„Nun, dann müssen Sie mir ein anderes Mal das Vergnügen zum Mittagessen machen. Bei diesen Worten reichte der Squire Harold zum Abschied die Hand,' der sich freudig zustimmend verneigte.
„Ihre Rettgerte, Miß Mostyn," sagte Harold leise, indem er dicht an das Pferd Eleonores herantrat, die ihm verstohlen die Hand reicht«, während der ahnungslose Squire bereits langsam vorausritt.
„Siehst Du, Harold, der Anfang der Bekanntschaft mit Papa ist gemacht, obgleich auf eine halsbrecherische Art", flüsterte Eleonore freudestrahlend. „Ich sorge schon dafür, daß Papa die Einladung zum Mittagessen nicht vergißt. Adieu, Geliebter!"
Eleonore gab ihrem Pferde die Sporen und jagte ihrem Vater nach.
Mittlerweile war John Hinkley querfeldein gelaufen und hatte sich auf einen Steinhaufen gestellt, von wo er. hinter einem Baum verborgen, in der Entfernung das Ende des Abenteuers mit ansah.
„Der vermeledeitr Bursche!" murmelte John vor sich hin, als er Charltons Dazwischenkunft bemerkte.
Ein Bauerwägelchen rasselte an dem Stallknecht vorbei. Er rief den Bauern an und erhielt für ein Sixpencestück einen Sitz auf dem Wägelchen. In einer Viertelstunde befand sich John auf dem Marktplatz des volkreichen Städtchen- Westringham.
DaS Büreau von Edward BayliS befand sich, wie schon gesagt, auf dem
Marktplatz und zwar zu ebener Erde. John sprang vom Wägelchen herab und schleuderte müssig eine kurze Zeit vor dem Büreau auf und ab.
Jetzt trat wie zufällig der Advokat unter die Hausthüre und blickte umher mit anscheinend sorgloser, gleichgültiger Mene. In diesem Augenblick schien er erst seinen Stallknecht zu bemerken. —
„He, Hinkley!" rief er absichtlich laut, da gerade einige Leute vorüber gingen. „Hast Du mir etwas zu sagen? Ist vielleicht in meinem Stalls etwas nicht in Ordnung?"
„Doch, Herr! Alles ist in Ordnung."
Edward Baylis warf einen raschen, spähenden Blick die Straße hinauf und hinunter.
„Nun?" fragte er, als er sah, daß Niemand, in der Nähe war, indem er seinem Helfershelfer fest ins Gesicht blickte.
„Es ist geschehen", antwortete Hinkley leise.
„Wie?"
„Es ist mißlungen, obwohl Alles so schön angelegt war. Ich hatte von Tom, dem Stallknecht des Squires, dessen Freundschaft ich suchte, erfahren, daß heute Morgen wieder ein Spazierritt gemacht würde und daß Miß Mostyn wie gewöhnlich den Eisenschimmel reite. So schlich ich mich gestern Abend, als es dunkel wurde, in den Stall des Squires und versteckte mich die ganze Nacht darin. Sobald der Tag graute, schüttelte ich dem Eisenschimmel eine Portion von mir prä-- pariertem Hafer in die Barre. Es ist gerade kein Gift, aber es regt die Bestien auf und macht sie empfänglich für jeden Schrecken. Der Schrecken sollte sich finden. — Ich stürzte, als Vater und Tochter des andern Tages geritten kamen, hinter einer Hecke hervor. Niem Hafer that seine Wirkung. Der Eisenschimmel jagte wie toll davon und die Schöne wäre ohne Zweifel abgeworfen worden und hätte den Hals gebrochen, wäre nicht dieser verdammte Charlton dazwischen gekommen und dem wütenden Tiere in die Zügel gefallen. Möchte wissen, warum der Bursche? unterwegs war und nicht hier auf dem Bureau, wohin er gehört?"
(Fortsetzung folgt.)