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zus. 460 ^; Neuenbürg für den Weg der bad.-württ. Landrsgrenze entlang von Axtloh nach der Teufels- Mühle und vom Dobel dorthin 300 Oberndorf für die Alpirsbacher Anlage am Goldbrunnen 250 Schramberger Aussichtsturm auf dem Hochsteig 350 zus. 600 Der Stuttgarter Bezirksverein hat dem Hauptverein zu den Kosten eines Vereinsorgans 2000 ^ zur Verfügung gestellt. Die 1. Nummer desselben, mit Ansichten von Wildbad, Altensteig und Berneck hübsch ausgestattet, wurde vom Verleger Max Ringe in Wildbad zur Verteilung gebracht. Das Blatt führt den Namen „Aus dem Schwarzwald", wird von Rektor vr. Weizsäcker in Calw redigiert und soll vorerst 8—9mal, später aber 12mal jährlich erscheinen. Die nächste Hauptversammlung im Jahr 1895 soll im Bezirk Neuenbürg gehalten werden, der Ort ist noch nicht bestimmt. Der bisherige Schriftführer, Baurat Raible, ist wegen Geschäftsüberhäufung verhindert, sein Amt weiterzuführen, an seine Stelle tritt Inspektor Regelmann, desgleichen geht die Funktion des Hauptvereinskassiers von Bankier Nennich auf Gustav Speidel, Kaufmann, über. Für den verstorbenen Baurat Rheinhardt soll auf der Ruine Waldeck bei Teinach eine Gedenktafel aufgestellt worden. Hierauf wurde zur Wahl des Vorsitzenden des Hauptvereins geschritten und Ober-Reg.-R. Nestle einstimmig gewählt. Am Schluß der Hauptversammlung wurde ein Huldigungstelegramm an Se. Maj. den König nach Friedrichshafen abgesandt. Um 1 Uhr begann im Gasthaus zur Traube, dessen Hauptraum als Schwarzwaldstube hergerichtet und mit prächtigen Geweihen, ausgestopftem Wild und Waldesgrün geschmückt war, das Mittagsmahl. Ober-Reg.-R. Nestle toastete auf Se. Maj. den König, Stadtschultheiß Hartranft von Freudenstadt in mit Humor gewürzter Rede auf Altensteig, Oberförster Stock von hier auf den Schwarzwald und dessen Verein, Komm.-R. Jung- hans aus Schramberg auf die Erhaltung der Volkstrachten im Schwarzwald, Bankier Nennich auf den eifrigen Vorstand des Neuenbürger Vereins, Grafen Uxkull, welcher dankte. Stadtpfarrer Hetterich von hier trug ein selbstverfaßtes Gedicht vor, das den Schwarzwald verherrlicht und im Vereinsorgan erscheinen wird. Nach dem Essen traf ein Danktelegramm des Königs ein, das mit Jubel ausgenommen wurde. Hierauf wurden gruppenweise kleinere Spaziergänge nach verschiedenen Richtungen ausgeführt und um 5 Uhr traf man sich wieder auf der Terrasse der Bahnhofrestauration bei Musik und Pilsener Bier, wo bis zum Abgang des Zuges noch in später Stunde die fröhlichste Stimmung herrschte. Schw. Dl.
Tübingen. Die Schwurgerichtssitzungen des II. Quartals begannen am 12. Juni. Den 8. Fall der Tagesordnung bildete die Anklagesage gegen die 21 Jahre alte ledige Dienstmagd Eva Rentschlervon Maisenbach, OA. Neuenbürg, wegen Meineids und den 57 Jahre alten Bauern und Wirt Jakob Friedrich Stoll aus Unterkollbach, wohnhaft
zu Jgelsloch, OA. Neuenbürg, wegen Anstiftung zum Meineid. Die Angeklagte Rentschler stand bei dem Angeklagten Stoll als Magd im Dienst; im gleichen Hause mit Stoll wohnt die Witwe Maisenbach« in Jgelsloch. Die letztere strengte im November 1892 einen Prozeß bei dem Amtsgericht Neuenbürg gegen Stoll Forderung aus einem Leibgeding betreffend an, in welchem sie auf Anerkennung eines ihr zustehenden Rechts auf Benützung eines Kelleranteils klagte. Stoll anerkannte dieses Recht, bestritt aber, dasselbe verletzt zu haben und deshalb die Kosten schuldig zu sein, und berief sich zum Beweise der Richtigkeit seiner Behauptung auf das Zeugnis seiner Dienstmagd, welche dann auch in einem zum Beweiseinzuge anberaumten Termin die Angaben ihres Dienstherrn eidlich bestätigte. Der Prozeßvertreter der Maisenbach« bestritt diese Aussagen als unwahr und berief sich auf eine Anzahl von Personen, denen die Rentschler das Gegenteil ihrer jetzigen Angaben erzählt habe. In der nunmehr eingeleiteten Untersuchung bezeugten diese Personen auch diese Thatsache und die Rentschler gestand schließlich zu, daß sie falsch ausgesagt und von ihrem Dienstherrn hiezu verleitet worden sei. Der Mitangeklagte Stoll bestritt dies und wollte mit seiner Dienstmagd nichts über die von ihr zu machenden Angaben gesprochen, sie vielmehr bloß zur Angabe der Wahrheit ermahnt haben. Die Rentschler blieb bei ihrem Geständnisse und die vernommenen Zeugen unterstützten ihre Aussagen wesentlich. Die Geschworenen verneinten bei der Angeklagten Rentschler die Frage auf wissentlichen Meineid und bejahten diejenige auf fahrlässigen Falscheid, worauf gegen sie auf eine Gefängnisstrafe von fünf Monaten erkannt wurde; bei dem Angeklagten Stoll verneinten sie die Frage auf Anstiftung zum Meineid und bejahten diejenige auf Unternehmung zur Verleitung zum Meineid, woraus gegen ihn auf eine Zuchthausstrafe von 1 Jahr und 3 Monaten neben öjährigem Ehrverlust erkannt wurde.
Oehringen, 28. Juni. Vor einiger Zeit wurden in Heidelberg einer Gräfin Schmucksachen im Wert von 75,000 gestohlen, auf Ergreifung des Diebes wurden 3500 Belohnung ausgefetzt. Gestern hat nun laut „H. B." ein Detektiv in Langenbeutingen ein in Heidelberg bedienstet gewesenes, von genanntem Ort gebürtiges Dienstmädchen verhaftet. Auch der Bräutigam des Mädchens soll verhaftet und in dem Hause der jetzigen Herrschaft des Mädchens sollen von den Schmucksachen herrührende Teile gefunden worden sein.
^ Kupferzell, 30. Juni. Nachdem die Heuernte so ziemlich beendigt ist, kann gesagt werden, daß sie bei uns noch schlechter in Bezug auf Quantität ausfiel, als man vermutet hatte, indem nur der 5. Teil einer normalen Ernte gewonnen wurde. Obgleich nun in den letzten Wochen die Viehbestände sehr verringert wurden und auch für Herbstfutter m den verschiedensten Arten vorgesorgt wurde, so ist doch für den günstigsten Fall eine gute Oehmdernte er
forderlich, um den nötigsten Viehstand durch den Winter zu bringen, genügt doch mancher Heuvorrat nur für die Zugtiere.
Crailsheim, 29. Juni. In Jagstheim ertrank gestern der 11jährige Sohn des Schneidermeisters Leydig beim Baden in der Jagst; derselbe kam an eine tiefe Stelle, sank unter und konnte trotz alsbaldiger Hilfe nur noch tot aus dem Wasser gezogen werden.
Heidenheim, 29. Juni. Die vor etwa einem halben Jahre entdeckte Höhle bei dem Pfarrdorfe Hürden übertrifft sowohl an Größe als auch an Schönheit der Tropfgebilde sämtliche Höhlen Württembergs. Während die Nebelhöhle eine Länge von 188 m hat, beträgt die Länge der Hürbener Höhle 550 m. Links beim Eingang steht ein über mannsdicker Stalagmit, gleichsam als versteinerter Hüter der Unterwelt, und rechts erhebt sich ein mehrere Meter hoher Haufen von unzähligen Pferde- und Rinderknochen; über diesen Haufen gelangt man zu dem Loch, durch welches die Entdecker der Höhle mittels Strickleiter und Seilen eingedrungen sind. Auf der Sohle dieser Halle liegt eine Kulturschicht, welche erfüllt ist mit ganz gut erhaltenen Knochen von Höhlenbären und anderen urwelt- lichen Tieren. Am Hinteren Ende dieser Halle gewähren die coulissenartig von der Decke herabhängenden Stalaktiten in Verbindung mit den aus dem Boden aufsteigenden Stalagmiten einen prächtigen Anblick. Eine Wendung nach rechts führt den Besucher durch ein Gewölbe in eine weitere Halle mit erneuter Pracht von Tropfsteingebilden. Bald sind es förmliche Teppichs mit Spitzen, die von den Wänden herabhängen, bald mächtige Säulen und Portale aus honiggelbem durchscheinendem Kalkspat, bald zierliche glashelle Röhren. Ein scheinbar nicht enden wollendes Labyrinth von schmalen, aber hohen Spalten und Klüften, unterbrochen von weiten Hallen, läßt den Besucher immer weiter Vordringen und immer zeigen sich wieder neue und großartige Naturgebilde. Das bis jetzt zugängliche Ende der Höhle ist jedenfalls noch nicht der natürliche Abschluß derselben, sondern nur eine große Schuttmasse, welche vorerst am weiteren Vordringen hindert, und es ist als sicher anzunehmen, daß nach der Wegräumung dieses Schuttes noch eine weitere Halle sich vorfindet, vielleicht auch noch ein zweiter Ausgang vorhanden ist. Durch die Entdeckung dieser Höhle, welche den Namen Charlottenhöhle führen wird, ist eine Naturschönheit ersten Ranges erschlossen, und kein Besucher wird einen Gang durch dieselbe bereuen. Der Boden ist ganz trocken und die Luft in der Höhle eine gute.
Ravensburg, 28. Juni. In Waldburg leckte das Vieh eines Bauern an alten Tapeten, die man als Streumittel verwendet hatte. Die Folge war, daß eine Kuh zu Grunde ging und eine weitere Kuh und eine Kalbel geschlachtet werden mußten. — Bei Vorsee wurde in einer Kiesgrube eine
schon manche Menschen bittere Erfahrungen gemacht und ihr Herz hat sich dennoch > nicht verhärtet."
„Sieh, Papa!" rief Eleonore, „da innen in den Gartenanlagen sitzt ein sehr alter Herr mit weißen Haaren."
„Das ist Milford."
„Ach, Papa, ich hätte so große Lust näher an das Gitter heranzureiten und dem Großonkel einen guten Morgen zuzurufen," sagte Eleonore.
„Nein, nein, laß das, mein Kind, Du würdest nur Unfreundlichkeit für Freundlichkeit empfangen, Milford würde glauben, wir wollten uns ihm aufdrängen. — Komm fort."
Widerwillig gekorchte Eleonore und folgte ihrem Vater, der sein Pferd schneller antrieb. Sie warf noch einen bedauernden Blick auf den alten Herrn zurück. Vater und Tochter ritten in scharfem Trapp heimwärts. Schon näherten sie sich den Parkthoren von Weflringham Hall, als hinter einer Hecke hervor ein Mann so plötzlich über den Weg sprang, daß beide Pferde scheuten und wild auSschlugen.
Dieser Äkann war John Hinklcy, der Stallknecht von Edward Baylis. Wie cs schien, war er selbst so erschrocken, daß er vergaß. Hülfe zu leisten — wahrscheinlich über das Unglück, welches er angerichtet. —
„Nimm die Zügel Deines Pferdes fest, Eleonore!" rief der Squire, dem es bereits gelungen, seinen Hengst wieder zur Ruhe zu bringen und der ängstlich die vergeblichen Bemühungen seiner Tochter beobachtete, ebenfalls ihres Pferdes wieder Herr zu werden. Eleonores Pferd war wie rasend, völlig aus Rand und Band. Eleonore hatte schon während des ganzen Rittes «ine eigentümliche Aufregung und Störrigkeit an ihrem sonst so ruhigen, lenksamen Eisenschimmel bemerkt, der jetzt nur dieses kleinen Schreckens bedurfte, um in Wildheit auszuarten. Der Schimmel raste unaufhaltsam weiter, vorbei an den Parkthoren von Westringham Hall. Eleonore saß noch fest im Sattel, denn sie war eine vollendete Reiterin,
! aber bereits legte sich ein Schleier vor ihre Augen und in ihren Ohren begann ein eigentümliches Klingen und Singen. Mit aufgeblasenen Nüstern und funkelnden Augen jagte das Pferd weiter, über Stock und Stein, denn die Hufschläge des hinter ihm her galoppierenden Hengstes des Squires, der in Todesangst seiner Tochter folgte, wachten das Tier nur noch toller. Eleonore wäre verloren gewesen, wenn nicht ein Mann mit eigener Lebensgefahr dem schnaubenden Pferde m die Zügel gefallen wäre.
Dieser Mann war niemand anderes als Harold Charlton. Er war auf einem Geschäftsgang im Auftrag des Advokaten und hatte mit Entsetzen schon in der Entfernung die Geliebte auf dem durchgegangenen Roß bemerkt. Schnell wie der Blitz eilte er ihr entgegen und fiel dem Pferd in die Zügel. Eine Strecke ließ er sich mit fortschleifen, halb getragen von dem tollen Tier. Endlich siegte Charl- tons Kraft und Gewandtheit; das Pferd blieb, an allen Gliedern zitternd, stehen.
Harold streichelte mit sanften Worten den schlanken, glänzenden Hals des Tieres, um es vollends zu beruhigen. Dann wandte er sich an Eleonore.
„Du bist gerettet, dem Himmel sei Dank," sagte er mit bewegter Stimme. „Willst Du herunter?"
Sie antwortete nicht.
Der verzweifelte Mut, der sie während der Gefahr aufrecht erhalten, verließ sie jetzt, als dieselbe vorüber.
Eleonore saß regungslos einem Steindilde gleich, mit geschloffenen Augen im Sattel, bleich bis in die Lippen.
„Steh' stille, mein guter Bursche," sagte Harold, noch einmal liebkosend den Hals des Pferdes klopfend, bevor er den Zügel losließ. — „Eleonore, kennst Du mich denn nicht?" fragte er jetzt in leisem, besorgtem Tone.
Das junge Mädchen öffnete die Augen, sah den Geliebten an und lächelte müde-
„Harold, ich bin so froh, daß Du da bist," flüsterte sie. „Nun bin ich gerettet."
(Fortsetzung folgt.)