Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk Calw
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Erscheint Di-nStag, Donnerstag und Samstag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, sonst iS Psg.
Dienstag» den 4. Zuli 1893.
Ldonnementsprel« vlerreljaynrcy rn oer -siaoe sv vig. -»» 20 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen DU. 1. IS, sonst v» ganz Württemberg DU. L. SS.
Amtlich« Beka»«tmach««ge«.
Die Gemeindebehörden
rverdsn angewiesen, spätestens bis 7. ds. Mts. die Nachweisungen bezw. Fehlanzeigen über Regiehochbauarbeiten und getrennt von diesen die Nachweisungen bezw. Fehlanzeigen über Regietiefbauarbeiten für das letzte Quartal hierher einzusenden.
Den 1. Juli 1893.
K. Oberamt.
Lang.
Den Ortsvorstehern
geht mit heutiger Post ein Exemplar der Nummer 16 des Steuerkollegial-Amtsblatts, enthaltend einen Erlaß des K. Steuerkollegiums, betr. die Behandlung von Waldausstockungen bei der Fortführung der Flurkarten und Primärkataster, zur Kenntnisnahme und Nachachtung zu.
Calw, den 3. Juli 1893.
K. Oberamt.
Lang.
Tayes-Neuigkeiten.
^ Calw, 3. Juli. Die „Schwab. Tagwacht" «enthält in ihrer letzten Nummer ein Artikel, in welchem einige in jüngster Zeit im Wochenblatt enthaltene „Correspondenzen" behandelt werden. In dieser Besprechung wird z. B. angeführt, daß das Calwer Wochenblatt über eine soz. Versammlung in Pforzheim (in der Bebel sprach) mitgeteilt habe: „Viele hätten entrüstet den Saal verlassen. Thatsache aber -sei, daß diese in der überfüllten Versammlung unwohl
geworden seien. — (Das mag recht wohl sein; allein wir können doch nur berichten, was der 8.6-Correspondent uns mitteilt. Red. d. Wochenbl.) — Ferner ist der Tagwachtkorrespondent über den uns neulich zugegangenen Artikel „Die Taschen zu" betitelt, geärgert. Darin sei zu lesen: „Es müssen wenig urteilsfähige Leser sein, welche von der „Tagwacht" mit solcher Beweisführung sich zu den Zwecken der Sozialdemokraten gebrauchen lassen. Wir erwidern darauf: Wenn das „Calwer Wochenblatt" ebensoviel urteilsfähige Leser hätte wie die .Tagwacht" dann dürfte sich der Verleger und Redakteur gratulieren."
Hierauf erlauben wir uns zu entgegnen, daß auf das „Calwer Wochenblatt" sich fast ausschließlich Haushaltungsvorstände, ältere gesetzte Leute, abonnieren und daß denselben mehr Urteilsfähigkeit zuzutrauen ist, als allen Lesern der Tagwacht im Alter bis herab zum 15jährigen, der für die soz. Ideen eben erst in Bearbeitung genommen wurde. — Der Schreiber des Tagwachtartikels — jedenfalls ein Korrespondent aus Calw — spricht mehrmals im Namen'der Redaktion. Hierüber könnte man befremdet sein, wenn die Herren ihr Leiborgan nicht selbstredend als „Gemeingut" betrachten würden. Auch der übrige Inhalt wird die Leser unseres Blattes interessieren:
»Was aber bildende, aufklärende, sowie wahrheitsliebende Lektüre aubelangt, so steht die nationalliberale Presse ä la „Calwer Wochenblatt' unter aller Kritik. Damit ist diese Angelegenheit erledigt. — Zum Schlüsse sei noch ein Vorkommnis erwähnt. Ein hiesiger Wirt, der nur oder größtenteils nnr von Arbeitern lebt, hat in letzter Zeit verschiedene Male die Sozialdemokraten Lumpen genannt. Nun, Hr. E. G., die Lumpe,n in dem Ihnen wohlbekannten Wollwarengeschäft werden sich's merken und ihre Bedürfnisse bei einem
anderen decken, der mehr Interesse für die Arbeiter und Sozialdemokraten hat. Es befindet sich hier in Calw außerdem noch so ein Sozialistentöter in Gestalt eines Amtsdieners. Doch für heute genug.
Altensteig, 30. Juni. Am gestrigen Peter- und Paulsfeiertag hielt der Württ. Schwarzwald« verein seine Hauptversammlung in Alten steig. Die von auswärts erschienenen Mitglieder des Bezirks» Vereins wurden am Bahnhof mit Musik empfangen:, und vom hiesigen Ausschuß zu einem Frühschoppen in die Linde geleitet. Der Hauptvereinsvorstand trat, daselbst sofort zu einer Sitzung zusammen und um '/,12 Uhr begann die Hauptversammlung, die auch von hiesigen Mitgliedern zahlreich besucht war. Der stellvertretende Vorsitzende, Ober-Reg.Rat Nestle, er« öffnete die Versammlung mit einem Nachruf für den -j- Präs. v. Bätzner, dessen Andenken durch Erheben von den Sitzen geehrt wurde. Hierauf begrüßte Stadt« schultheiß Welker, Namens der Stadt und des Be« zirksvereins Altensteig die Gäste. Es folgte die Rechnungsablage und Entlastung des Kassiers und die Dar» stellung der Thätigkeit des Hauptvereins, wobei die Be« teiligung an der geografischen Ausstellung heroorge» hoben wurde. Nach Bskanntgebung der Thätigkeit der einzelnen Bezirksvereine in den Jahren 1891 und 1892 wurden folgende Anträge des Vorstands genehmigt: Dem Bezirksverein Altensteig statt der vor 2 Jahren verwilligten 400 ^ zum Aussichtsturm auf dem Egenhauser Kapf nunmehr 500 zu bewilligen; Calw erhält zur Herstellung eines Fußwegs Grüner Weg-Fuchsloch-Ecnstmühl 300 Freudenstadt zur Ausbesserung des Fußwegs Eckle- Hornisgrinde bezw. Ruhestein 200 für Wegweiser nach Reichsnbach und Senkenbachwasserfälle 80 für einen Weg von der Zuflucht nach dem Ruhestein 120 ^6 .
Jeuirketon.
Nachdruck verboten.
Karokd Kharttons geheime Wege.
Aus dem Amerikanischen von Sophie Freiin v. Zech.
(Fortsetzung.)
„So wird eS andere Mittel und Wege geben, uns seiner zu entledigen," antwortete der Advokat. „Aber Hinkley ist ein geldgieriger Teufel, es bedarf einiger Goldfüchse, um seinen Eifer anzuspornen."
„Natürlich," lachte Lord Walgram. „Alles muß bezahlt werden auf der Welt. Verfügen Sie über meine Börse. Schaffen Sie Mr. Charlton aus meinem Wege, ich frage nicht, auf welche Weise. — Wir verstehen uns, mein Freund."
„Vollkommen," antwortete der Advokat mit einem häßlichen Lachen. „Verlassen Sie sich darauf, Sie bleiben Lord Bracksnburg. Dieser Tage bringe ich Ihnen Sir Bernards und Beatricens Briefe."
ES war schon ziemlich spät in der Nacht, als endlich die beiden Ehrenmänner Pch trennten und Edward BayliS den Heimweg ankat.
11. Kapitel.
»Ich hoffe Dich eines Tages als die glückliche Herrin diese» Besitztums zu sehen, mein Liebling," sagte Squire Mostyn zu seiner Tochter, als sie auf ihrem ge wöhnlichen Morgenspazierritt an den Milford'schen Eisenhämmern vorüber kamen. Der Squire deutete bei diesen Worten auf das große altertümliche Wohnhaus, welche» seitwärts der Straße auf grünem Rasen stand, umgeben von einem weitläufigen Gemüse- und Blumengarten, den ein Gitter von Eisenstäben einfnedigte. Außerhalb dieses Gitters standen, auf einer Gruppe beisammen, drei prachtvolle Eichenbäume, ihre mächtigen Zweige beschatteten einen weüen Raum des Rasenplatzes und bildeten dadurch ein kostbares Ruheplätzchen für jeden müden Wanderer, da» noch
überdies mit Tischen und Bänken versehen war. Das alte Wohnhaus nahm sich sehr hübsch aus. Seine grauen Steinwänds waren mit dichtem Epheu bewachsen. Hier wohnte der alte achtzigjährige Matthew Milford, der Großonkel Eleonores, m größter Zurückgezogenheit mit seiner bejahrten Haushälterin. Er war als Menschenfeind und Geizhalz in der ganzen Umgegend bekannt. Matthew Mlford lebte auch in der That auf die einfachste, sparsamste Weise. Gleich nach Eleonores Geburt hatte er sein Testament gemacht, und darin seine Großnichte zur Uaivsrsalerbm eingesetzt, jedoch die Bemerkung bsigefügt, daß Eleonore ihm stets fern bleiben solle, und daß er, im Falle ihr Vater frühzeitig sterbe, keinerlei Verpflichtung zu ihre» Erziehung übernehme. Eleonores Blicke hingen, als sie mit ihrem Vater vorüb« ritt, mit Interesse an dem alten grauen Haus, in dessen Mauern ihr wunderlicher, unnahbarer Verwandter lebte.
Squire Mostyn war der Herr eine» großen Gutes, wenn die Milford'sche» Eisenhämmer dereinst auch noch in Eleonores Besitz kämm, so war sie unstreitig di« reichste Erbin der Grafschaft Hampshire. Des jungen Mädchens Natur war indeffe» viel zu uneigennützig, um daran zu denken. Eleonore fühlte in diesem Augenblick nur Mitleid mit dem vereinsamten alten Manne.
„Will uns denn Onkel Milford niemals besuchen?" fragte sie. „Meinst Du nicht, Papa, wir sollten hinein zu ihm, da wir doch seinem Hause so nahe sind?"
„Nein, nein, Eleonore, er will dies nicht haben, es ist sein eigener Wille, als Einsiedler zu leben."
„Aber warum denn, Papa?"
„Ich weiß es nicht. Ich hörte einmal, daß ein Mädchen, welches er in sei«, Jugend leidenschaftlich liebte und mit dem er sich verlobt hatte, ihn nichtswürdig b«» trog, und noch dazu war sein Jugendfreund der Verführer. Seitdem will M lford nichts mehr von den Menschen wissen. Doch muß er immer ein wunderlicher Kauz gewesen sein, sonst wäre er doch nicht so menschenscheu geworden, es haben j»