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mindestens 5 Franks; 2. Alter von 25 Jahren und Besitz eines Eigentums von mindestens 2000 Franken Katasterwert oder einer belgischen Rente von 100 Fr. seit mindestens 2 Jahren; das Eigentum der Frau wird dabei dem Manne und dasjenige der Minderjährigen dem Vater zugerechnet; 3. Alter von 25 Jahren und Besitz eines höheren Lehrdiploms oder Eigenschaft eines öffentlichen Beamten oder sonstigen Angestellten, von dem man voraussetzen kann, daß er höheren Unterricht genoffen hat. Ein Gesetz hat das Nähere darüber zu bestimmen. Niemand kann mehr als 3 Stimmen haben. Die Abstimmung ist obligatorisch. Dieser Antrag Nyfsen wurde mit 119 gegen 14 Stimmen angenommen. 12 Abgeordnete enthielten sich der Abstimmung. Ueber die Annahme des Antrags herrscht große Erregung.
Tages-Neuigkeiien.
O Deckenpfronn, 20. April. Gestern wurde ein Mann zu Grabe getragen, der nicht blos im Bezirk, sondern landauf landab bekannt war und überall gute Freunde hatte. Es war dies einer unserer rührigsten und geachtetsten Mitbürger, Geometer I. Lutz, der nicht nur durch seine Thätigkeit seinen Beruf zu schöner Blüte gebracht, sondern auch durch sein lebhaftes Jutereffe für öffentliche und Vereinsangelegenheiten sich bleibende Verdienste erworben hat. So war er ein langjähriges Ausschußmitglied des landwirtschaftlichen Bezirksvereins, von welch letzterem Verein daher auch ein Kranz an seinem Grabe niedergelegt wurde. Auch wurde der Verstorbene anläßlich des Königsjubiläums mit der Jubiläumsmedaille ausgezeichnet. Wir betrauern in ihm einen lieben und geachteten Mitbürger und Freund, dem wir ein bleibendes Andenken bewahren werden.
Stuttgart. Von einem Mord und Selbstmord wird dem „N. Tgbl." amtlicherseits mitgetcilt: Von einem Feldwächter wurde zwischen 11 und 12 Uhr in einer jungen Forchenkultur des Hasenbergwaldes ein Mann und ein Frauenzimmer angetroffen, welche, nach ihrem verdächtigen Aussehen zu schließen, die 4 Körbe, die sie bei sich führten und die mit Schinken, Würsten und Kleidungsstücken gefüllt waren , gestohlen hatten. Auf dem Stadlpolizeiamt, wohin die beiden Personen durch den Feldwächter geführt wurden, konstatierte man denn auch, daß die in den Körben befindlichen Sachen von einem in der Nacht vom 18., 19. d. Mts. im Ludwigsspital verübten schweren Diebstahl herrührten. Während nun der Feldwächter im Begriff stand, eine auf die Angelegenheit bezügliche dienstliche Meldung abzustatten, zog der verhaftete Mann einen geladenen Revolver aus seiner Tasche, mit welchem er sich zu erschießen drohte. Durch die Geistesgegenwart eines schnell her- beieilendcn Beamten, der dem Manne mit einem Stocke die Waffe aus der Hand schlug, wurde dieser Selbstmordversuch zwar vereitelt; doch konnte es nicht verhindert werden, daß der Verhaftete mit Blitzgeschwindigkeit ein Stilettmesser hervorzog, mit welchem
er dem neben ihm stehenden Frauenzimmer 3 wuchtige Stiche beibrachte, an deren Folgen sie trotz eingetroffener ärztlicher Hilfe sofort verschied. Merkwürdig war, daß die Person nach den beiden ersten nicht unbedingt rötlichen Stichen keinen Laut mehr von sich gab. Als der Mörder das Frauenzimmer erstochen, richtete er die noch blutige Waffe gegen sich selbst und brachte sich mit derselben zwei Stiche in die linke Brust bei. Auf dem Transport nach dem Katharinenhospital ist auch der Mann verschieden. Der ganze schreckliche Vorgang spielte sich in nur wenigen Minuten ab. Obwohl beide Personen, zwei stark belastete Individuen, dem Feldwächter falsche Namen angegeben hatten, ist es den angestellten Recherchen doch gelungen, die Personalien der beiden festzustellen. Es sind dies: Wilhelm Bäuerle, Linie- rer von Stuttgart, 22 Jahre alt, ledig, und Anna Busch, 22 Jahre alt, von Heilbronn. Beide sind wegen verschiedener Einbruchsdiebstähle steckbrieflich verfolgt und haben auch in letzter Zeit mehrere Einbruchsdiebstähle im Diakonissenhaus hier verübt.
Feuerbach, 19. April. Heute wurde durch ruchlose Hand der Bienenstand des bekannten Bienenzüchters Gustav Siegle hier angezündet und ist auch vollständig abgebrannt. Der Schaden ist nicht unbeträchtlich; Herr Siegle ist aber durch Versicherung gedeckt.
Nürtingen, 19. April. Gestern ereignete sich hier ein bedauerlicher Unglücksfall. Das 9jährige Söhnchen des Pflästerers Schmid ritt bei der Heimfahrt vom Steinbruch auf dem Pferd, das den schwer beladenen Wagen zog. In der Metzinger- straße wurde das Tier plötzlich scheu und der Knabe wurde heruntergeworfen und kam so unglücklich unter die Räder, daß er schwere Verletzungen davontrug, denen er diesen Vormittag erlegen ist.
Tübingen, 19. April. Diesen Morgen etwa 3'/- Uhr brach am äußersten Ende der Neckar- halve in einer Bauhütte des Bauunternehmers Beck Feuer aus, das reichlich Nahrung erhielt durch den Inhalt der Hütte an Heu, Teer, Holz, Dachpappe u. s. w. Der Besitzer ist schlecht versichert. Man vermutet Brandstiftung.
Schwenningen, 19. April. Wiederum liegt eine Bxandnacht hinter uns. Gestern abend 9 Uhr brach in 2 ganz nahe dem letzten Vrandplatz stehenden Wohn- und Oekonomiegebäuden Feuer aus, das dieselben in kurzer Zeit einäscherte und infolge seiner rasenden Entwicklung 2 Menschenleben bedrohte. Dank dem energischen Eingreifen der Feuerwehr wurde weiteres Unglück verhütet; besonders gelang es, 4 weitere, teilweise schon brennende Gebäude zu retten. Der Gebäudeschaden beträgt ca. 12000 der Mobiliarverlust etwa 10000 die Beschädigten sind versichert. — Nachdem dies nun in kurzer Zeit der sechste größere Brandfall in Schwenningen ist, herrscht daselbst große Bestürzung und gerechte Entrüstung über die ruchlose Hand, die zweifellos auch hier wieder vas Unglück angestiftet hat. Die Staats
anwaltschaft stellte noch in der. Nacht umfassende Erhebungen an und verfügte eine Festnahme.
Ulm, 19. April. Ein Mädchen fand vor einigen Tagen beim Blumensuchen auf dem Safranberg, der Gegend, wo am 26. Febr. Frl. Reuß ermordet wurde, ein stiletartiges Messer. Dasselbe wurde der Staatsanwaltschaft übergeben. Gestern ließ man die Schneider- und Schuhmachermeister zusammenkommen, um ihnen den Gipsabdruck der Fußspuren, welche am Mordplatz abgenommen wurden, zu zeigen. Der Abdruck wies u. a. ziemlich deutlich die Spuren eines breiten Gamaschenhalters auf.
Neuenstadt a. K-, 19. April. Vorgestern starb das 7 Jahre alte Mädchen eines hiesigen Oel- müllers an Vergiftung; dasselbe sammelte auf den Wiesen sogenannte „Storchenschnäbel" und genoß mit solchen auch Blätter der Herbstzeitlose. Aerztliche Hilfe kam zu spät, da das Unwohlsein des Kindes, über das es noch am gleichen Abend klagte, nicht zu erklären war. Dieser traurige Fall dürfte daran erinnern, dieser auch für das Vieh schädlichen Giftpflanze den Garaus zu machen.
Sigmaringen, 18. April. Der Brand im fürstlichen Residenzschloß brach gegen halb 8 Uhr im Fürstenbau aus; im Nu stand der ganze Dachstuhl in Flammen. Die Löscharbeiten waren durch die örtlichen und baulichen Verhältnisse sehr erschwert. Doch gelang es, die hohe Feuerwand, die sich zwischen den beiden Schloßteilen erhebt, dem Feuer ab- zuringen. Auch die Gefahr, daß sich die Flammen im Innern durch den Speisesaal fortpflanzten, wurde gebannt. Die Verbindungsthüren und Wände wurden mit großen Blechplatten vernagelt. Gegen Mitternacht stieg die Hoffnung, daß es gelingen werde, den Feuerherd zu beschränken. Am Morgen war die Gefahr vorüoer; der Fürstenbau allerdings vernichtet, das übrige Schloß jedoch gerettet. Die Sammlungen im sogen. Kunstbau waren am wenigsten gefährdet. Ganz ausgebrannt ist die stattliche Kanonenhalle, dev Eingang zum Fürstenbau. Die Hauskapelle rst verschüttet, wenn auch wahrscheinlich nicht zerstört. Die Zimmer der Fürstin-Mutter und die Räume, welche Fürst Karl Anton bis zu seinem Tode bewohnte» sind ausgebrannt, doch ist aus ihnen sehr viel gerettet worden; die übrigen Teile des Schlosses sind- durch Wasser und Bergungsarbeiten stark beschädigt. Der Brand entstand durch die Einrichtung der elektrischen Beleuchtung. Ein mit Leitung der Drähte beschäftigter Monteur hat mit der Lötlampe das Feuer verursacht. Er ist verhaftet. Die Feuerwehren der Nachbarschaft, auch aus dem angrenzenden württembergischen Gebiet eilten, zum Teil mit dev Bahn, zur Hilfe herbei.
Frankfurt a. M., 18. April. Die „Frankfurter Zeitung" meldet: „Ueber das „Frankfurter Journal" ist heute der Konkurs eröffnet worden. Zum Konkursverwalter ist vorerst vr. zur. Haffel- ernannt worden. Die auf morgen anberaumt ge-
Wie der Franz beim Seegrunder die Thür aufklinkt-, stieß er gerade auf die Gertrud. Er bot ihr ein „Grüß Gott" und fragte nach ihrem Vater. Ich hätt' mit ihm zu reden. Das Mädchen sah ihn an, stieß einen Schrei aus und lief, das Gesicht mit der Schürze bclnckend, an ihm vorbei. Nun wurde es ihm klar, warum das Spiegelglas daheim »erbrochen war!
Auch der Secgrunder schlack sichtlich bei seirum Anblick zusammen.
Ihr broucht's nit zu verbergen, sagte Franz, nachdem sie das übliche „Grüß Gott" gewechselt, weiß schon, wie mir die Krankheit mitg'spielt hat.
Aber ich bitt' Dich, Franz! Ich ... ich will doch gleich die Gertrud holei.-
Laßt's, und Franz hielt den Bauer zurück, laßt sie, ihr ist's schon übel genug Ich komm'. Euch zu danken, daß Ihr Euch meines — des Viehs angenommen habt, das hält' so verhungern müssen.
Ist gern g'schkhen, ist ganz gern g'schehen! (Freilich war's gern geschehen und auch reckt profillich gewesen!) Ihr seid ja meiner Gertrud Schatz, 's bleibt in der Familie.
See-runder, davon kann die Red' nimmer sein.
Wie? Ihr wollt das Mädel nimmer?
Ich will sie nit schrecken; ein wüschter Kerl, wie ich einer bin, darf sich nur «ine Witschte frei'n.
Co, na, da hoben w'r's ja! Earz gute Ausrcd', jorrohl, ganz gute Ausred' Also deswegen, weil Euer G'sicht einem aufgewühlten Ackerfeld gleicht, deswegen soll mein Mädel mit Schimpf und Schand' sitzen blechen? Nein, davon passiert nix. Ihr nehmt sie — basta.
Nein, Seegrur der, ich nelm' sie nit. Ganz offen will ich fein. Guckt, der Gertrud Schörheit hotte wir die Sinne benebelt, 'S war ein Stolz in mir, daß die Sckörstr mein kein sollt'. Ich fragt' mein Herz nit weiter — und warb um sie. Später redet» ich mir ein, ich liebe sie, b.S .... bis ich hellt inne wurde, wai die
Lieb' doch eigentlich für ein Kräutle ist. Seit der Stund' hielt mich nur noch die Pflicht. Du hair's mal g'than, jetzt schiel' nit seitwärts, sagt' ich mir. Und der Gott, ich hätt' sie g'heiratet, ich hätr' mein Herz bezwungen, wäc' dieses nit.
Er zog das Papier mit den 5 Siegeln aus der Brusttasche, legte es auf den Tisch und hielt es mit der Hand fest.
Da drin steht's, daß ich nit Erbbauer von dem Rosenhof bin. Erbbäuerirr ist die Käthe, die Tochter meines Ohms selig. Wie sie nach Helligenfelde kommen» das geht Euch nix an, kann Euch auch gleich sein. Nur der Herr Pfarrer kriegt- den Brief zu lesen, sonst keiner. Vor Gott aber schwör' ich's: sie rst di« echte und rechte Bäuerin vom Rosenhof.
Der Seegrunder sah bald auf das Papier, bald auf den Franz, sein Kopf wackelte, sein Mm d stand offen, aber kein Wort kam heraus.
Daß Ihr mich als Schwiegersohn nun nimmer brauchen könnt, seh ich ein, ohne daß Jhr's mir sagt, schloß Franz. Der Gertrud wünsch ich alles Gute, rich- tit ihr einen schönen Gruß von mir aus. Eure Hand gebet mir und dann Gott befohlen, Seegrunder.
Willenlos ließ der Alte seine Rechte ergreifen; wie versteinert saß er da», während Franz zur Stube hinausschritt. Er konnte nur bei sich denken: Herr Gott». Dir dank ich's, daß die Gertrud noch nit unter der Haube ist!-
Dem Franz aber war es, wie er heimging, als habe er sich einen schweren Stein von der Seele gewälzt und drückende Ketten abgestreift. — Im Stalle wieheite ein Roß. Der Silberschnnmel war's, den der Hansel nicht mit den anderen Gäulen fortgegeben, sondern trotz der schweren Zeit selbst verpflegt hatte, weil'8- ja des Fronzen Lieblingsgaul war. Franz ging in den Stall und rief: Braver, kennst mich noch?
Der Schimmel spitzte bei der so lange vermißten, wohlbekannten Stimme die Ohren, prustete und scharrte mit dem Huf. Ja, auch Dich treibt's wieder mal dahinzufliegen über Berg und Thal! Er sattelt» das Roß und schwang sich ihn«