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47. Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 68. ZahkMS.

Erscheint D i e n s ta g , Donnerstag und Samstag. Die Einrückungsgebühr beträgt im Bezirk und nächster Um­gebung d Pfg. die Heile, sonst 12 Pfg.

Samstag, den 22. April 1893.

AbonnementSpreiS vierteljährlich in der Stadt SS sPfg.

20 Pfg. Trägerlohn. durch die Post bezogen Mk. 1. 1V, sonst i» ganz Württemberg Mk. 1. LS.

Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung.

Die auf Markung Stammheim laufenden 6 Stück Schafe des Friedrich Widmeyer von da sind rnit Räude behaftet, was zur öffentlichen Kenntnis -gebracht wird.

Calw, den 17. April 1893.

K. Oberanit.

Lang.

Aushebung.

Die Aushebung im hiesigen Bezirk findet am 1. Juli ds. Js. statt, wovon die Beteiligten vor­läufig verständigt werden.

Calw, den 20. April 1893.

K. Oberamt.

L ang.

Deutsches Reich.

Zur Romfahrt des Kaisers wird -Berichtet: Bereits ist Nom von Fremden überfüllt, in den Hotels ist nirgends, nicht einmal um schweres Geld, mehr Platz zu finden und ähnlich geht es mit den Privatzimmern, für die schon jetzt horrende Preise gefordert werden. Ein solches Getümmel, ein solches -Gewoge von Fremden aller Nationen haben die röm­ischen Straßen seit mehr als einem Jahrzehnt nicht erlebt; selbst bei der ersten Romfahrt Kaiser Wilhelms war die ewige Stadt nicht derart überfüllt wie gegen­wärtig. Allenthalben regt sich die spontane Ab- - sicht, die Feier des Königspaares durch herzliche Volkskundgebungen zu begehen und auch dem kaiser­lichen Gaste und der Kaiserin wird ein enthusiastischer

Empfang zu Teil werden. Die schmutzigen Skandale der Bankmisere werden auf einige Zeit der herz­lichen Freude eines Volkes Platz machen, das, so viel es sonst durch innere Risse gespalten, doch in der Liebe für seine ächt nationale Dynastie einig ist. Das Kaiserpaar ist am 19. ds. Mts. 10 Uhr 50 Min. von Berlin abgereist. Die Reise geht über München, Innsbruck und Ala.

Der Besuch des deutschen Kaiser­paares beim Papste ist dem Vernehmen nach für den 23. April in Aussicht genommen. Nach dem Frühstück in der preußischen Gesandtschaft, an dem auch einige Cardinäle teilnehmen, werden sich die Majestäten in den Hofwagen, die nebst den Pferden nach Nom abgegangen sind, nach dem Vatikan be­geben. Die Kaiserin hat sich seit Wochen auf die Kunstgenüsse, welche Rom bietet, mit größtem Inte­resse durch eifriges Studium vorbereitet. Sie gedenkt die neben den Festlichkeiten verfügbare Zeit zum Besuche der Kunstdenkmäler, Kirchen und Sammlungen zu benützen.

Wenn man in den letzten Tagen die Ver­handlungen des Reichstags verfolgte, konnte man finden, daß derselbe an einer chronischen Be­schlußunfähigkeit zu leiden hatte. Es scheint, daß man sich nur noch für die Entscheidung über die Militärvorlage interessiert. Ueber diese unterhält man sich, wenn man sich mit Politik beschäftigen will, und humorvolle Gemüter erörtern nebenbei noch die verzweifelten Versuche des Herrn Ahlwardt, sich um die Vorlage der versprochenen Aktenstücke zu drücken. Um alle anderen Gesetzentwürfe, welche dem Hause vor­liegen, kümmert man sich kaum mehr, man scheint an einer ArtAuflösungsfieber" erkrankt zu sein und die Stunde der Entscheidung herbeizusehnen.

Mit den Akten Ahlwardt's scheint es eine eigene Bewandtnis zu haben. Trotzdem ihnr vom Präsidenten eine genügende Aufklärung zu Teil geworden ist und obwohl die Sozialdemokraten sich bereit erklärt hatten, seinen neu formulierten Antrag zu unterstützen, so hat Ahlwardt es jetzt abgelehnt, diesen Antrag einzubringen.

Wann die Entscheidung über die Militär­vorlage fallen wird, kann mit Bestimmtheit nicht ge­sagt werden, es dürfte aber der Fall sein, daß dies schon Ende nächster Woche geschehen wird. Trotz der verschiedenen Voraussetzungen, trotz aller Com- promißgerüchte wird es gut sein, sich keinem Optimismus hinzugeben. So wie die Verhältnisse liegen und wie die Stellung der einzelnen Parteien durch Aeuße- rungen ihrer Führer gekennzeichnet worden ist, dürfte es keinem Zweifel unterliegen, daß die Heeresvorlage durchfällt.

Ausland.

Das Wahlrecht in Belgien. Die bel­gische Kammer, die in den letzten Wochen über die Einführung eines neuen Wahlrechts zu beraten hatte, hat gestern ihre Entscheidung über den Antrag des klerikalen Abgeordneten Nyffen zu entscheiden. Der Antrag lautete: Die Abgeordneten zur Kammer werden von den Bürgern Gunter den nachfolgenden Bedingungen gewählt: Jeder Belgier, der 25 Jahre alt ist und wenigstens 1 Jahr in derselben Gemeinde wohnt und in keinem der vom Gesetz vorgesehenen Fälle der Wahlunfähigkeit sich befindet, hat eine Stimme. Eine weitere Stimme wird jeder der fol­genden Bedingungen zuerteilt: 1. Alter von 35 Jahren, verheiratet oder Witwer mit legitimer Nach­kommenschaft, und Zahlung einer Staatssteuer von

Jerritteton.

Nachdruck verboten.

Nuf dem Rofenhof.

Erzählung von H. Moevingus.

(Fortsetzung.)

Hm, sonderbar! Und doch möcht' ich drauf schwören, ich hätt' mal noch ein ander G'sicht g'sehn.

Wird wohl der Herr Physikus g'wesen sein.

Nein, der war's nit; 's war eins mit rote Haar.

Ei, was Ihr sagt! Da müßt Ihr wohl recht übel g'wesen sein, wie Ihr den Traum hattet.

Es war kein Traum, im Gegenteil, ich war schon wieder ganz bei mir. Hansel, sieh' mir mal ins Aug'.

Warum das?

Ich will sehen, wie eins auSschaut, das fich in seinen alten Tagen noch aufs Lügen verlegt.

O Du Herr Jesus, ich ich Ihr Heiligen, was sag' ich denn

Die Wahrheit. War die Käthe da, hat sie mir in meiner Not beigPanden?

Ja, sie war da, platzte Hansel heraus. O je, nun Hab' ich'S aber doch auS- g'schwätzt! War aber auch 'ne vertrackte Zwickmühl' entweder lügen, oder mein Versprechen brechen. Ist eins so schlimm wie das andere. Na, nu, Bauer, was macht Ihr denn?

Franz hatte den Alten umarmt, küßte und drückte ihn und sah dabei ganz i närrisch und glücklich aus.

Jesses-JesseS-Ihr habt doch noch Kräfte g'nug Jesses ich

«stick ja.

Hansel, ich hab's ja g'wußt, g'sehen Hab' ich sir ji. wie sie mir die Hand verküßt und mich .Franzel" g'rufen hat. Und da ist auch ihr Gebetbüchle, das sie ,n meinem Bett' hat liegen lassen. O Hansel! sie hat mich nit im Stich g'lassen, wo alles vor mir g'flohrn ist, und die Gertrud, die doch mein Ehewnb hat werde» wollen, nit mit einem Wort nach mir g'fragt hat. Sie liebt mich, sie liebt mich noch!

Ja, das thut sie, weiß Gott, Hab' ihr aber ordentlich den Daumen auf ihre« Hochmut g'drückt.

Wie, was hast g'than? G'sagt hat sie's Dir, daß sie mich gern hat? Geh' gleich nochmal her, ich muß Dir noch einen Schmätzer geben!

Ei, da sei Gott vor! Zum Physikus spring ich und sag'S ihm. daß Ihr wieder das Fieber habt. Da, da glänzen Euch die Augen!

Vor Freuden, Hinsel vor Freuden! laß nur den Phyllkus daheim sollst sehen, wie ich nun bald wieder auf dem Damm bin.'

So kam'S auch.

Wie in die Bäume draußen beim Frühlingswehen der Saft schoß, daß die Knospen und Blättlein trieben, so schoß auch neue Lebenskraft in des Genesende« Adern. Noch vor Pfingsten konnte er ausgehen, erst wohl nur bis ans Hosthor» dann bis in die Kirche und dann hinüber zum Seegrunder. Dem wollte er danke», daß er dem V>eh so lange Unterstand gewährt und Fürsorg' geliehen, auch sonst hatte er noch mancherlei mit der Gertrud Vater zu besprechen.

Wo ist denn das Spiegelglas, Hansel? fragte er, während er sich anzog, weiß gar nicht, ob mir das Halstuch auch recht sitzt.

'sist . . . 'sist zerbrochen, stotterte Hansel, und ich Hab noch kein neues kauf« können. Wartet, ich bind's Euch.

Na, dann kauf' eins, aber bald. Und Franz ging.

Der Alle sah ihm kummervoll nach.

Armer Bub, armer Bub!