Gewitter sturm starken Graupeuhagel, ein greller Blitzstrahl erhellte die tiefe Dunkelheit, dem alsbald ein kräftiger Donnerschlag nachfolgte. Das im Winter selten vorkommende Naturereignis erschreckte momen­tan Alt und Jung, ging aber schnell vorüber.

Oberndorf a. N., 3. Febr. Bei der gestern in Winzeln abgehaltenen Plenarversammlung des landwirtschaftlichen Vereins hielt Landwirtschafts­inspektor Römer aus Stuttgart einen Vortrag über die Aufgabe der Viehzuchtgenofsenschaften mit spezieller Beziehung auf die Bedürfnisse der hiesigen Gegend, in welcher das Hauptziel rationeller Viehzucht in der Veredelung des einheimischen Schlags mit der Simmen- thaler Rasse zu sehen sei. Als Vorstand für die nächste Wahlperiode wurde Schultheiß Jauch von Winzeln gewählt.

Rottweil, 9. Febr. Dem heutigen Fast­nachtsmarkt wurden im Ganzen 774 Stück Vieh aller Gattungen zugeführt und zwar 99 Pferde, 320 Ochsen, 60 Farren, 169 Kühe, 125 Rinder und 1 Ziege; da der Handel sehr flau ging, wurde nur wenig abgesetzl. Der Schweinemarkt wurde mit 354 Stück Milchschweincn und 32 Läufern be­fahren und wurde bei lebhaftem Handel die ganze Zufuhr ausverkauft; für Milchschweine wurden be­zahlt 2838 und für Läufer 6070 ^ pro Paar. Für Mastschweine werden gegenwärtig 4143 pro Pfund lebend Gewicht bezahlt.

Hall. Aus Anlaß des am 20. März d. I. hier stattfindenden Pferdemarkts ist eine Lotterie ge­nehmigt worden, bei welcher Fohlen, Gefährte, Pferde­geschirre rc. zur Verlosung kommen. Der Verkauf der Lose zu 1 darf in den Bezirken des ersten landw. Gauverbandes stattfinden. Die mit dem Markt ver­bundene gewerbliche Ausstellung ist stets gut beschickt und besucht.

Am 8. Februar vormittags ist zwischen den Stationen Hessenthal und Hall ein mit 2 Pferden bespanntes, mit Dünger beladenes Fuhrwerk, welches hart am Rand des dortigen Bahneinschnittes auf­gestellt und wie es scheint beim Abladen in Beweg­ung geraten war, über die steile 23 m hohe Buchung und Felswand auf das Bahngleis herabgestürzt. Die Pferde waren sofort tot. Die um die fragliche Zeit fälligen Züge konnten rechtzeitig aufgehalten werden. Eine Betriebsstörung ist nicht eingetreten.

Bopfingen, 9. Febr. Die elektrische Beleuchtung findet auch auf dem Lande immer weitere Verbreitung. Nachdem Ingenieur und Fabrikant Bock seine Villa in dem benachbarten Aufhausen mit elektrischer Anlage versehen, beabsichtigt er nun auch in dem gewerbreichen Bopfingen eine solche einzurichten und es zeigen sich die beteiligten Interessenten dort dieser wichtigen Neuerung sehr geneigt, so daß die Verwirklichung des Planes in nicht zu weiter Ferne steht. Für eine Glühlampe zu 16 Kerzen Lichtstärke wird vorerst 3,75 für die Stunde gefordert; doch

dürfte bei zahlreicher Beteiligung dieser Preis später noch Ermäßigung erfahren.

Glatt (Hohen;.), 9. Febr. Adlerwirt Saile hier, ein tüchtiger Oekonom, der u. A. mit viel Glück und Geschick die Schweinezucht betreibt, hat dieser Tage ein Schwein in dem gewiß seltenen Gewicht, von 570 Pfund geschlachtet.

Ueber das entsetzliche Unglück, daK sich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in. Leipzig zutrug, werden folgende Einzelheiten be­richtet: In der am Neumarkt Nr. 7 im Erdgeschoß, gelegenen Schankwirtschaft von Schäfer trat kurz, nach 12 Uhr der 36jährige Weinhändler Max Kretz- schmar in Begleitung eines Studierenden der Chemie ein und brannte, nachdem er an einem Tische Platz, genommen hatte, einen aus der Tasche hervorgeholten Feuerwerkskörper, eine Rakete, los. Unglücklicherweise hing über Kretzschmars Platz an der Decke, zur Aus­schmückung des Zimmers bestimmt, ein Korb mib Blumen. Dieser wurde von dem Funkenregen er­griffen und in einem Augenblick stand das ganze Zimmer, welches mit dem feuergefährlichsten Flitter­kram, wie aus Celluloid hergestellten Früchten, Körben mit toten Blumen u. s. w. überreich ausgestattet war in Hellen Flammen. Im Zimmer befanden sich etwa 20 Gäste, der Wirt und das Dienstpersonal. Alles- drängte sofort in Todesangst nach dem Ausgang, und der Mehrzahl der Anwesenden gelang es auch, sich, durch die Thüre und das nach der Straße zu gelegene einzige Fenster in das Freie zu retten. Sechs Per­sonen jedoch fielen dem Feuer zum Opfer. Vier Männer wurden in der im Hofe befindlichen Retirade, vom Qualm erstickt, vorgefunden, während die 15jährige Tochter des Wirtes, Martha Bertha Rosa Schäfer, sowie die Waschfrau Schäfers im 1. Stockwerk, vor der Kammerthüre liegend, aufgefunden: wurden. Wahrscheinlich hatten die im Hofe aufge­fundenen Personen, denen der Weg nach der Straße durch die vorandrängenden Personen verschlossen war, in der Retirade eine Zuflucht vor dem erstickenden Qualm gesucht; die beiden weiblichen Personen hin­gegen scheinen, worauf ihre leichte Kleidung schließen läßt, aus dem Schlafe aufgestört und, als sie sich retten wollten, von dem sofort das ganze Haus fül­lenden Rauche erstickt worden zu sein. Das Haus ist bis in das vierte Stockwerk ausgebrannt. Die Bewohner wurden zum Teil von der schnell herbei­geeilten Feuerwehr und den Schutzleuten in das Freie getragen, teils mit Rettungsschlauch und Leitern durch die Fenster auf die Straße gerettet. Die verunglück­ten männlichen Personen sind der Kaufmann Karl Kaiser, in den zwanziger Jahren stehend, der ein­zige Sohn seiner Eltern, der Handlungsgehilfe Max Siegel, ein Handlungsgehilfe Joseph Hase aus- Bayern und der Handlungscommis Paul Werner. Drei weitere Personen wurden schwerverletzt im Kran­kenhause untergebracht. Einige leichter verletzte Per­sonen wurden sofort in Privatpflege genommen. Deo

wurden nur die Ausstände eingetragen, Schulden wurden nicht gebucht. Die Verteidiger plaidierten auf Freisprechung, das Gericht erkannte auf schuldig und verurteilte die Angeklagten zu je 1 Woche Gefängnis und zu gemeinsamer Tragung der Kosten.

Cannstatt, 9. Febr. Einen Langfinger schlimmster Sorte hat die hiesige Polizei heute fest­genommen. Derselbe hatte sich vorgestern zu später Nachtstunde in einer Wirtschaft hier bei Streit- und Schlaghändeln beteiligt, nachdem er zuvor in frei­gebigster Weise verschiedenen arbeitslosen Burschen Getränke bezahlt hatte, und wurde deshalb polizeilich bestraft. Die Nachforschungen über seinen Geldbesitz, der ihm angeblich teilweise gestohlen worden sei, führ­ten zu dem Ergebnis und Geständnis des angeblichen Karl Rölz, ledigen Gärtners von Rettersburg, OA.

Waiblingen, daß solcher letzten Montag einer Witwe in Waiblingen, während solche ihrem verstorbenen Mann das Sterbekleid anzog, 72 gestohlen hat.

Auch führte derselbe vier falsche Zeugnisse und den Militärpaß eines dritten bei sich auf den Namen Reich und Knöchel aus Ungarn, mit welchem er überall das Stadtgeschenk erhoben hat. Derselbe ist von den Ge­richten in Stuttgart und Augsburg wegen schweren Diebstahls und Hehlerei steckbrieflich verfolgt.

Fellbach, 11. Febr. Gestern nachmittag wurde versucht, den im Kappelwalde in der Nähe der Weinberge befindlichen großen Dachsbau mit amtlicher Genehmigung mit Dynamit zu sprengen.

Es scheint aber, daß in die um den Bau gegrabenen Löcher szu wenig Stoff eingelegt wurde; denn die Wirkung war eine so schwache, daß der Boden sich kaum lockerte. Trotzdem sühlte sich ein Bewohner des Baues unbehaglich und kam hervor; ein Schuß streckte ihn nieder.

Ludwigsburg, 9. Februar. Vergangenen Sommer ging Sr. Maj. dem König im Favoritepark beim Reiten eine wertvolle Brillant-Nadel verloren, auf deren Wiederbesitz Seine Majestät besonderen Wert legte. Trotz eifrigen Suchens schien sie aber für immer verschwunden. Erfreulicherweise fand Friedrich Willrett von Geisingen, der mit Holzfällen im Park beschäftigt war, die verlorene Nadel und konnte sie alsbald durch Parkwächter Roll Seiner Majestät zugestellt werden. Dem Finder wie dem Ueberbringer wurde der Königliche Dank in Gestalt eines namhaften Geschenkes zu teil.

Schorndorf, 11. Febr. Gestern hatten wir einen regnerischen und teilweise stürmischen Tag.

Abends 9 Uhr brauste der Sturmwind besonders heftig durch das Remsthal, zwischen 9 und 10 Uhr zuckten Blitze am Himmel und starker Donner rollte in den Lüften. Das Gewitter dauerte ober nur kurze Zeit; bald darauf legte sich der Sturmwind, und es folgte eine stille, ruhige Nacht.

Gmünd, 11. Febr. Seit 2 Tagen haben wir anhaltend stürmisches Weiter mit heftigen Nieder­schlägen. Gestern Abend gegen 10 Uhr brachte ein

Das Zusammentreffen geschah mitten in der Nacht, im Schloßparke. Dürft Ihr das harmlos nennen?" fragte Elisabeth mit hochroten Wangen. Und was sonst noch meine Liute darüber sprechen ! Genug, Frau Susanne, Rosalie kann nicht länger in meinem Dienste bleiben. Gern aber bewillige ich ihr aus meinen Er­sparnissen ihren vollen Lohn, bis sie eine andere paffende Stelle findet."

Verzeihen Sie nur noch einmal, gnädige Komtesse!" bat Susanne.Lossen Sie mich alte Frau nickt vergeblich zu Ihnen sprechen, ich habe Eie auf meinen Armen getragen, als Sie noch ein hilfloses Kind waren."

Dieses Verdienst betont Ihr etwas stark und oft. Frau Susanne. Ihr wißt, welche Geschenke Ihr schon von mir durch diese Erinnerung erschmeichelt babt und glaubt mir. Eure Rosalie hätte ich schon vor vielen Monaten aus dem Hause ge­schickt, wenn sie nicht zufällig Eure Tochter wäre."

O, eine andere an meiner Stelle würde nicht so bescheiden und demütig gegen Sie oustreten, Komtesse!" sagte die Alte gereizt. Ehe aber Elisabeth diese Worte noch recht erfaßt hotte, setzte sie schon wieder in ihrem gewöhnlichen schmeichelnden Tone hinzu:Nur noch dieses eine Mal nehmen Sie Rosalie wieder in Gnaden an."

Quält mich nickt länger!" sprach Elisabeth sehr entschieden.Wenn mein Vater um Rosalien's Benehmen wüßte, sie müßte nicht nur aus meinem Dienste, sie müßte auch sogleich aus unserem Hause fort. Und wenn Ihr nicht ablaßt von mir, so werde ich mit meinem Vater sprechen. Ich kann ein sittenloses Mädchen nicht neben mir dulden, was müßten meine übrigen Dienerinnen von mir denken?"

Hüten Sie sich, thun Eie nicht so stolz, Komtesse!" entgegnete die Alte, während «in böser Blick aus ihren kleinen Augen über Elisabeth'« Gestalt hinglitt. Wenn ich reden wollte, könnte ich Ihren hohen Ton bald herabstimmen. Es wäre lustig «nzusrhen, wie Sie dann die alte Susanne um ihr Stillschweigen und ihre Freundschaft anbetteln würden. Gerade so würden Sir vor mir stehen wie ich jetzt vor Ihnen."

Susanne, was ist dos für eine Sprache?" rief Elisabeth entrüstet.Augen­blicklich sagt wir, was Eure Rede bedeuten soll, oder ich hole meinen Vater zu Hilfe gegen Eure Zudringlichkeit."

Ihr gnädiger Vater, Komtesse, der wird sich hüten, mir etwas in den Weg zu legen!" erwiderte Susanne höhnisch lachend.Ich weiß etwas zu viel von einem gewissen Geheimnis. Freilich habe ich für mein Stillschweigen einmal zehn Dukaten bekommen, wie olle von der damaligen Dienerschaft des Herrn Grafen. Aber die zehn Dukaten sind lange fort. Warum soll ich jetzt noch schweigen, da mir das Reden wieder Nutzen bringen kann?"

So redet!" sagte Elisabeth betroffen.

Zuerst möchte ich wissen, ob Sie meine Rosalie wieder bei sich behalten wollen, Komtesse! In diesem Falle wäre cS unnütz, daß ich Sie m,t längst ver­gangenen Dingen belästige."

O, Ihr meint, mich durch Eure geheimnisvollen Reden eingeschüchtert zu. haben?" antwortete Elisabeth lebhaft.Da irrt Ihr Euch indessen. Meine Ansicht über Rosalie bleibt, wie sie war. Und nun sagt, was Ihr wißt, oder verlaßt mich auf der Stelle. Schon zu lange hotte ich die Gutmütigkeit. Euer unverschämtes Wesen zu dulden!"

Was ich zu sogen habe, wird Ihnen angenehm sein, recht leise zu hören,. Komtesse!" sagte die Alte mit einem schadenfrohen Lächeln.Sehen Sie, Sie meinen wohl, die wirkliche, leibliche Tochter des Herren Grafen zu sein? Hi, hi, da« weiß, ich bester!"

Elisabeth starrte die kichernde Alte mit einem völlig entgeisterten Blicke an. Ihr seid verrückt!" sagte sie.Wenn ich'S nicht wäre, wer wer bin ich dann?"

Still!" sagte Susanne.Schreien Sie nur nicht so. Ich will es Ihnen so nur im Geheimen anvertrouen. Die Tochter eines armen Schuhmachers find Sie k Di« selige Gräfin hat Eie an Kindesstatt zu sich genommen, Ei« hätten sonst bei