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Amts und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw.
68. Jahrgang.
Erscheint Dienstag, Donnerstag und Samstag. Die EtnrückungSgebühr b-trSgt im Bezirk und nächster Umgebung 9 Psg. die Zeil'c, sonst IL Psg.
Samstag, den 7. Januar 1893.
LbonnementSpreta vierteljährlich in der Stadt SO Pfg. und 20 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mt. 1. is, sonst in ganz Württemberg Mk. I. 35.
Amtliche Wekauntmachrmge«.
Gesuche um Erteilung des Berechtigungsscheines spätestens
An die Ortsvorstrhrr.
Dieselben werden unter Bezugnahme auf die Min.-Verfügung vom 22. April 1865, Reg.-Bl. S. 95, aufgefordert, bis 1. Febr. d. I. hieher anzuzeigen:
1. die Zahl der seit dem 1. April 1892 angefallenen Veränderungen in der Bodeneinteilung > und in der Bodenkultur,
2. die Zahl der hiervon beigebrachten Handrisse und Meßurkunden und
3. die Zahl derjenigen noch nicht vermessenen Aenderungen, bei welchen nach Punkt 4 obiger Mini- sterialverfügung die zu Beibringung dieser Urkunden anberauinten Termine bereits abgelaufen sind.
Soweit die erforderlichen Handrisse und Metzurkunden von den beteiligten Grundeigentümern bis 1. Februar d. I. nicht beigebracht sind, wird dem ^ Bezirksgeometer in Gemäßheit der Ziff. 2 der Mini- ^sterial-Verfügung vom 22. April 1865 und zufolge besonderer Weisung des Kgl. Steuer-Kollegiums vom 13. Januar 1888, Steuerkoll.-Amtsbl. S. 30, zur Anfertigung derselben sofort die erforderliche Weisung erteilt werden. Es ist deshalb auch ferner darauf hinzuwirken, daß die Handrisse und Meßurkunden rechtzeitig von den Beteiligten beigebracht werden.
Calw, den 4. Januar 1893.
K. Oberamt.
Lang.
Bekanntmachung,
betr. Nachsuchung der Berechtigung zum Einjahrig-Freiwilligen Dienst.
Diejenigen jungen Leute, welche die Berechtigung zum Einjährig-Freiwilligen Dienst erwerben wollen, werden darauf aufmerksam gemacht, daß die
bis 1. Februar
des ersten Militärpflichtjahres, d. h. des Kalenderjahres, in welchem der Betreffende das 20. Lebensjahr zurücklegt, bei der K. Prüfungskommission für Einjahrig-Freiwillige (Adresse: Kanzlei der K. Kreisregierung in Ludwigsburg) unter Beifügung der vorgeschriebenen Papiere einzureichen sind.
Das Nähere ist im Abschnitt XIV der Wehrordnung und in der Bekanntmachung der K. Prüfungskommission vom 14. Nov. 1892 (Staats-Anzeiger Nro. 279, Beilage) enthalten.
Es wird noch besonders darauf hingewiesen, daß die die wissenschaftliche Befähigung für den Einj.« Freiwilligen Dienst aussprechenden Schulzeugnisse den Berechtigungsschein nicht ersetzen, vielmehr auch die Besitzer solcher Zeugnisse die Berechtigung in oben genannter Weise nachsuchen müssen.
Calw, den 4. Januar 1883.
K. Oberamt.
Lang.
Bekanntmachung,
betr. die Zurückstellung der im Jahre 1873 geborenen zum Einjahrig-Freiwilligen Dienst Berechtigten.
Nach Z 93 Ziff. 2 der Wehrordnung haben sich die zum Einjährig-Freiwilligen Dienst Berechtigten, sofern sie nicht bereits vorher zum aktiven Dienst eingetreten sind, beim Eintritt in das militärpflichtige Alter bei der Ersatzkommission ihres Gestellungsortes schriftlich oder mündlich zu melden und unter Vorlegung ihres Berechtigungsscheins ihre Zurückstellung von der Aushebung zu beantragen.
Sie werden hierauf nach Z 93 Ziff. 3 der
Wehrordnung durch die Ersatzkommission bis zum 1. Oktober ihres vierten Militärpflichtjahrs zurückgestellt.
Es ergeht daher an die i. I. 1873 geborenen Berechtigten die Aufforderung spätestens bis 15 Januar 1893 zu gedachtem Zweck sich bei dem Unterzeichneten zu melden.
Calw, den 4. Januar 1893.
Der Civilvorsitzende der Ersatzkommission:
Oberamtmann Lang.
Gebäudebrandschadensumlage pro 1893.
Nach der Ministerialverfügung vom 14. Dez. 1892, Reg.-Bl. S. 616, beträgt der für das Kalenderjahr 1893 umzulegende Brandschadensbeitrag vom Hundert Mark Brandversicherungsanschlag zehn Pfg.
Die Gemeindebehörden erhalten die Weisung, in Gemäßheit der bestehenden Vorschriften für den rechtzeitigen Abschluß der Katasterrevisionsgeschäfte und Anlegung der Einzugsregister Sorge zu tragen.
Der Einzug der Beiträge, und deren Ablieferung an die Amtspflege ist ordnungsmäßig zu betreiben, so daß je die Hälfte der Umlage auf 1. April und 1. August ds. Is. an die Brandversicherungshauptkaffe zur Ablieferung gelangt.
Die Aenderungsübersichten sind unter Beischluß des Umlagekatasters, sowie des Gebäudeschätzungsprotokolls bis 1. Februar ds. Is. dem Oberamt vorzulegen.
Calw, den 5. Januar 1893.
K. Oberamt. Lang.
Die Ortsvorsteher
derjenigen Gemeinden des Bezirks, welche Mitglieder der Tiesbauberufsgenoffenschaft sind, werden darauf aufmerksam gemacht, daß die Lohnnachweisungen für
Jeiritteton.
WersöHnL.
Novelle von O. Otto.
(Fortsetzung.)
Doch auch diese Hoffnung Thyras sollte sich als trügerisch erweisen. Ulrich trug täglich einen Bericht über das Befinden des Vaters an das Krankenlager der Tochter, aber von einer Annäherung desselben konnte er nichts mitteilen. Bannert verharrte unentwegt in seinem Starrsinn, trotz feines Körperleidens.
Und wie sehr hätte Thyra geradezu jetzt eines Liebeszeichens bedurft, da eine ernste Sorge, die ihrem Leben eine ganz andere Richtung zu geben drohte, an sie heran trat! Sie war von ihrer Krankheit genesen, konnte das Lager wieder verlassen, -aber die gleich zu Anfang hervorgetretene Heiserkeit wich keinem ärzt
lichen Heilmittel, und die früher so glockenhelle Stimme der Sängerin hatte jeglichen Schmelz verloren.
.ES wird wieder besser werden, nur Geduld," trösteten die Doktoren.
»Und ei muß ja' wieder bester werden, was soll ich denn beginnen, wenn ich meine Stimme verloren habe?" weinte Thyra.
Sie hotte, nachdem sie die Bühne betreten und dort eine bedeutende Gage erhalten, auf die Pension verzichtet, welche der Advokat ihr jährlich pünktlich zustellte. Sie wollte kein Geld von einem Ungenannten, von dem sie nicht wußte, ob er ein Recht habe, dasselbe zu geben und sie das Recht, dasselbe anzunehmen. So war auch diese Quelle versiegt, die sonst ihren Lebensunterhalt gesichert hatte, und sie jetzt nur auf die Ersparnisse angewiesen, die sie während ihrer zweijährigen Theaterlaufbahn zurückgelegt hatte.
Neunzehntes Kapitel.
Der Winter verging, ohne in den Verhältnissen Bannerts und seiner Tochter etwas zu ändern; er blieb gelähmt, sie blieb heißer und Stunden voll Trübsal und Kummer zogen an Beiden vorüber. Ulrich war der gute Engel Beider; mit der Hingebung eines Sohnes suchte er die dunklen Tage des OheimS zu erhellen und ihm seine Liebe in aller erdenklichen Weise zu bethätigen. Er brachte täglich eine Stunde bei ihm zu, teilte ihm die Tagesneuigkeiten mit, trug Bücher und Zeitungen herbei und bot Alles auf, dem schwer Geprüften so viel als möglich sein trauriges Schicksal zu erleichtern. Und Bannert erkannte dies auch mit tiefer Dankbarkeit an; sein Auge wurde milder, seine Stimme weicher, wenn Ulrich in das Zimmer trat, und sem mehrmals wiederholter Ausruf: .Da kommst Du endlich! Mich bangt« schon sehr nach Dir; wenn ich Dich nicht hätte, dann müßte ich in meinem Elend
langsam dahinsiechen"-dieser Ausruf bekundete, wie die Gegenwart des jungen
ManneS ihm inniges Bedürfnis geworden war.
Nun war Eis und Kälte endlich vorüber, der Lenz schwellte die grünen Knospen an Baum und Strauch und auf der Insel Amager bedeckte ein Blütenmeer die Obstgärten, welche noch nie einen so reichen Ertrag versprochen hatten, als in diesem von Sonne und Wärme so wunderbar bevorzugten Frühling. Die Vögel kehrten von ihrem südlichen Winteraufenthalt rurück in das nordische Heim, ihr fröhliches Trillern erfüllte die Luft, aber die dänische Nachtigal, wie man Thyra Bannert einst nannte, blieb stumm. Kopenhagen hatte seinen Liebling seit jener Vorstellung des Troubadour nicht mehr auf der Bühne erblickt; die so oft bewunderte und gepriesene Stimme der jungen Sängerin hatte ihren Silberklang verloren.
.Thyra", bat Ulrich an einem sonnenhellen Maitage, .möchtest Du nicht einmal in meiner Begleitung einen kleinen Ausflug auf's Land machen, um den Zauber des Frühlings zu genießen. Komm heute mit nach Amager, die Pracht der dortigen