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Die ordentlichen Einnahmen und Ausgaben stellen sich in Wirklichkeit aber nicht so hoch, da nach der Franken- stein'schen Klausel den Einzelstaaten alle Einnahmen aus Zöllen zufließen, sobald sie die Summe von 130 Will, überschreiten; es konnten deshalb den Einzelstaaten 351 Mill. überwiesen werden. Den Höhepunkt bei der Beratung des Etats bildete die große Rede, die sogen. Beruhigungsrede des Reichskanzlers v. Caprivi am 27. Nov. 1891. Die Rede habe aber das Mißbehagen nicht zerstreut, da in derselben Andeutungen über eine Steigerung des Heerwesens gemacht worden seien; ebenso haben die Handelsverträge auch nicht zur Beruhigung beigetragen. Der Abgeordnete hat den Verträgen mit Oesterreich-Ungarn, Italien und Belgien mit beklommenem Herzen beigestimmt, den Vertrag mit der Schweiz konnte er nicht acceptieren, weil er zu große Nachteile für Deutschland befürchtete. Ein endgültiges Urteil könne über die Verträge noch nicht abgegeben werden, das einzig Wertvolle daran sei, daß Deutschland durch diese Verträge in sichere und dauernde Verhältnisse eingetreten sei. Auch über die geschäftliche Behandlung der Verträge sei scharf geklagt worden und mit Recht, denn es seien urteilsfähige Stimmen aus landwirtschaftlichen und industriellen Kreisen gar nicht gehört worden; die Verträge seien in überstürzter Weise angenommen worden. Ebenso fordere das deutsch-englische Abkommen, das uns ein sehr teuer gewordenes Helgoland gebracht habe, zu berechtigter Kritik heraus. In Betreff der Diäten äußerte sich der Redner dahin, daß das allgemeine Wahlrecht und die Nichtgewährung von Diäten in der Verfassung als ein Ganzes aufzufassen und nicht zu trennen sei; er sei für allgemeines Wahlrecht und könne deshalb nicht für Diäten stimmen. Im weiteren erläuterte der Abgeordnete die verschiedenen weiteren Gesetzesentwürfe und Anträge wie den Entwurf über den Belagerungszustand in Elsas-Lothringen, über den Wein, über Gesellschaften mit beschränkter Haftbarkeit, über das Krankenkassengesetz, wobei die freien Hilfskaffen zur Sprache kamen, ferner über Getreide-, Holz- und Weinzölle, über die Auslieferung beschuldigter Personen an fremde Regierungen, über den Mißstand, betr. der Militärposten, über Soldatenmißhandlungen und über Kolonialpolitik. Längere Zeit verweilte der Referent an dem Gesetz betreffend Unterstützung der zur Hebung einberufenen Reservisten. Er habe gegen das Gesetz gestimmt, nicht weil er etwa eine Unterstützung nicht gewähren wolle, sondern weil ihm die Anträge der Kommission nicht zusagend waren. Die Kommission habe zwar die Unterstützung erhöht, aber mit einer gewissen Beschränkung; denn die Unterstützung solle nur „auf Verlangen" gewährt werden; es müsse demnach jeder, auch der Bedürftige seine Entschädigung „verlangen", was nicht zu billigen sei; die Entschädigung sollte von selbst gegeben werden müssen. Diese und andere Bedenken seien so schwerwiegend für ihn gewesen, daß er sich für die Kommissionsanträge nicht habe erwärmen können und dies
um so mehr, da der Staatsminister v. Bötticher erklärt habe, die Regierung werde das abgeänderte Gesetz nicht annehmen, sondern eine neue Vorlage einbringen; über die Regierungsvorlage sei gar nicht abgestimmt worden; er habe darum in guter Absicht gehandelt, als er gegen die Anträge stimmte in der Hoffnung, daß eine neue Vorlage den einberufenen Reservisten noch günstiger sei. Von jeher sei er ein Freund der Bedürftigen gewesen und werde das auch fernerhin sein; er müsse demnach jede gegenteilige Unterstellung entschieden zurückweisen. Zuletzt sprach der Redner noch über die Gegenstände, welche voraussichtlich den nächsten Reichstag beschäftigen werden und dabei besonders über die ganz Deutschland bewegende neue Militärvorlage. Er erklärte, daß er die Vorlage auf's genaueste prüfen und nur dann seine Zustimmung geben werde, wenn in den Kommissionen ausführliche Begründungen gegeben werden, welche die unumgängliche Notwendigkeit derselben beweisen; im andern Falle sei er gegen die Erhöhung der Ausgaben; er hoffe aber, daß die 2jährige Präsenzzeit auch ohne größere Steigerung der Steuerkraft eingeführt werden könne. Reicher Beifall lohnte die sachgemäßen und interessanten Ausführungen des Redners. Auf Vorschlag von Hrn. E. Staelin, welcher die Versammlung eröffnet hatte, wurde Herr Stadtschultheiß Haffner zum Vorsitzenden erwählt. An der darauffolgenden Debatte beteiligten sich von sozialdemokratischer Seite die HH. Bitzer von Ernstmühl (welcher aber das Wahlrecht noch nicht besitzt) und Nasch old von hier; ihnen entgegneten die HH. Oberamtsarzt Dr. Müller, Schullehrer Dengler und unser Reichstagsabgeordneter. Zum Schluffe dankte der Vorsitzende dem Abgeordneten für seine gewissenhafte Thätigkeit im Reichstage und brachte ein begeistert aufgenommenes Hoch auf denselben aus.
Alten st eig, 27. Okt. Heute früh wurde in Bern eck nach langem Suchen der 16 Jahre alte Sohn einer dortigen alleinstehenden Frau im Mühleloch der Sägmühle tot aufgefunden. Nachts 1 Uhr vorgestern ging er von einem Onkel hinweg nach Hause, kam aber nicht zu Hause an. Er hatte Wunden an den Fingern und wollte sich allem nach aus dem tiefen Loch herausarbeiten, was ihm nicht gelang. Ob er erfroren, oder am Schlage gestorben, wird die Untersuchung ergeben.
-- Alten st eig, 30. Okt. Die Maul- und Klauenseuche nimmt in unserer Gegend immer noch zu. In Spielberg sind nun schon über 25 Stück Vieh verendet, darunter 14 Kühe. Der Schaden ist für die Gemeinde sehr bedeutend, weil auch die gesund gewordenen Tiere arg entwertet wurden durch die Krankheit. Das K. Oberamt hat das Vermögenszeugnis der Viehbesitzer, deren Stücke zu gründe gingen, einverlangt, auch Angabe und Wert der gefallenen Tiere. Man schließt hieraus, daß die Regierung doch.
Du mich in das Theater begleiten und nach beendeter Vorstellung an einem Souper in ihrem Hotel teilnehmen möchtest. Ich habe in Deinem Namen zugesagt und hoffe, Du wirst mein Wort einlösen."
Robert Douglas murmelte eine halberstickte Zustimmung und der General fuhr in sehr gehobener Stimmung in das von Frau Orme bewohnte Hotel. Hier angelangt, erfuhr er, daß Frau Orme in der Probe sei und nur einen Brief für ihn zurückgelassen habe. Der Brief besagte, daß Frau Orme ihn heute vor der Vorstellung nicht empfangen könne, dagegen bestimmt darauf rechne, ihn wie seinen Sohn im Theater zu sehen und später in Gesellschaft der beiden Herren das Souper einzunehmen. Noch vor Beginn der Mahlzeit solle der Hochzeitstag bestimmt werden und sei Frau Orme sicher, auch hinsichtlich dieses Punktes den Wünschen ihres Verlobten zu entsprechen.-
Das Theater war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Herr Cheslep und Regina die für sie reservirte Loge betraten. Regina hatte in New-Aork schon einige Male das Theater besucht, aber der Glanz und die Pracht, welche sie hier umgaben, übertrafen Alles, was sie bisher gesehen. In Betreff des Stückes, in welchem die Dame auftrat, verlautete nur, daß dasselbe von einem neuen Autor verfaßt und unendlich dramatisch sei; der rätselhafte Titel „Dolorosa" hatte die Erwartung aufs Höchste erregt, in atemloser Spannung erwartete man das Aufgehen des Vorhanges. Durch Zuhilfenahme von Photographien, sowie durch persönliche Anordnung und Zusammenstellung einzelner Gruppen hatte die Künstlerin das Scenarium der verschiedenen Auftritte völlig getreu hergestellt; als der Vorhang zum ersten Mal aufging, saß Frau Orme, ihr blondes Haar unter einer dunklen Perrücke vollständig verborgen, im Anzug eines kaum erwachsenen Mädchens vor der Thür eines kleinen Hauses; ein kräftiger Bursche in Arbeitertracht stand neben Minnie Merle und schnitzte an einem Holzstück, während die Großmutter strickend auf einer Gartenbank saß. Sowohl Peter Patterson, .wie die alte Frau Chesley waren den Originalen täuschend ähnlich und außer der Künstlerin wußte nur noch eine einzige Persönlichkeit, die in der Prosceniumsloge saß, in wie hohem Maße dies der Fall war.
obwohl nicht verpflichtet, eine Entschädigung gewähren will. — Diesen Herbst noch wird der Bau der Straße von der Erzgrube ins Schoornthal begonnen. Der Bau ist auf 100,000 „A veranschlagt. Durch diesen Straßenbau wird eine sehr holzreiche Gegend mit 12 Sägwerken, die seither vollkommen abgeschlossen war, dem Verkehr eröffnet.
Stutgart, 28. Okt. Gestern vormittag verunglückte in einer Fabrik der Neckarstraße ein Arbeiter dadurch, daß er beim Anziehen einer Schraube an einem im Gang befindlichen Walzwerk den Walzen zu nahe kam, wobei ihm die rechts Hand an der Wurzel abgerissen wurde. Der Verletzte wurde ins Katharinenhospital verbracht.
Ettlingen, 27. Okt. Dem gestrigen, abends 5 Uhr in Karlsruhe abgehenden Personenzuge passierte auf hiesiger Station das Malheur, daß beim Halten — anscheinend durch zu rasches Anziehen der Luftdruckbremse — der Zug in drei Teile gerissen wurde. Die Passagiere wurden dadurch nicht sanft aus der Ruhe gerüttelt, jedoch glücklicherweise Niemand verletzt. Mit einiger Verspätung konnte der Zug seine Fahrt fortsetzen.
Baden, 26. Oktbr. Verflossene Nacht ging über's Oosth alein wolkenbruchartiger Regen nieder, der gegen morgen in einen starken Schneefall überging. In Lichtenthal trat die Oos über die Ufer, so daß wegen der Ueberschwemmungsgefahr die dortige Freiwillige Feuerwehr alarmiert wurde. In Oos richtete das Hochwasser in der Ofenfabrik des Herrn Karl Roth großen Schaden an. Die Brennöfen und die Glasurwerkstätte wurden vollständig zerstört und etwa 200 Ster Brennholz weggeschwemmt. Der Schaden soll etwa 40,000 ^ betragen.
Aus Oberbapern, 25. Oktbr. Die dieser Tage erfolgte Ermordung des Forstwartes Meggendorfer durch zur Zeit unbekannte Wilderer in Partenkirchen dürfte zunächst auf Blutrache zurückzuführen sein. Des Weiteren hängt aber das Wiederauftreten der Wilderer in bemerkenswerter Weise mit einem Vorfall zusammen, den der bekannte Ge- birgsschriftstellsr Arthur Achleitner näher untersucht und in seinen „Geschichten aus den Bergen", 1. Band, ausführlich behandelt hat. Bis zum Jahre 1885 wurde im Bezirk Partenkirchen und Garmisch in frechster Weise gewildert, ohne daß die fieberhafte Thätigkeit des Jagdschutzpersonals, unterstützt von Forstleuten und Gendarmen, auch nur den geringsten Erfolg aufzuweisen hatte, bis ein Zufall eintrat. Ein schlesischer Maler, der studienhalber in Partenkirchen lebte, wurde durch den Verkehr mit kecken Hochlandsbewohnern und ihre Schilderungen der heimlichen Jagdgänge so sehr animiert, daß er von einem Burschen Joppe und Lederhose entlieh und heimlich auf die Pirsch ging. Im Hochwald stieß er bald auf einen Jagdgehilfen, der ihn stellte und, als der verzagte
Nach der ersten Scene, welche in ihrem Dialog kurz andeutete, in welchem Verhältnis die einzelnen Personen zu einander standen, folgte das Zusammentreffen Minnie Merles mit Robert Douglas. Minnie trug ein Körbchen mit frischgebügelter Wäsche in der Hand und stand im Hof des von der Klasse bewohnten Hauses, während der schöne Mann das hübsche Kind mit bewundernden Blicken betrachtete und ihr Schmeicheleien zuflüsterte, die sie halb verlegen anhörte.
Und nun entwickelte sich eine Scene aus der anderen, cs folgten die heimlichen Zusammenkünfte, das Dazwischentreten Patterson's, die Unterredung mit der Großmutter und schließlich die nächtliche Fahrt zur Trauung.
Es folgte die Scene, in welcher das Telegramm den jungen Gatten an das Krankenlagerlseines Vaters ruft; wieder und wieder schloß der hübsche junge Mann das mit kindlichem Vertrauen zu ihm aufblickende schöne junge Weib in die Arme und als er sich endlich losriß und Minnie, dem Davoneilenden nachblickend, in die Knie sank und schluchzend rief:
„O mein Gatte — kehre bald wieder," da blieb kein Auge im Hause trocken und Robert Douglas stöhnte laut auf. —
Als jetzt Peter Patterson seine zweideutige Rolle zu spielen begann, hafteten Roberts mißtrauische Blicke auf seinem Vater und der General selbst hatte die Em- vsindung, als ob er sich verbergen müßte. Die Empfindung steigerte sich, als seine schändlichen Machinationen ans Tageslicht kamen: seine Verhandlungen mit Patterson, der Versuch, dem jungen Weibe seine Rechte abkaufen zu lassen. Als die Großmutter nach Kalifornien abreiste und das verlassene junge Weib nach Newpork ging, um sich dort einen Verdienst zu suchen und immer noch an die Treue und an die Rückkehr des Gatten glaubte, da faßte Robert seines Vaters Hand und zischte ihm sinnlos vor Wut ins Ohr:
„Du hast mich belogen! Du sagtest mir, sie sei mit jenem elenden Patterson der ihr Geliebter gewesen, nach Kalifornien gegangen!"
(Fortsetzung folgt.)