545

Künstler (vermutlich ohne es zu wollen) losdrückte, Mit der Kugel nieder!choß. Der Jäger erstattete so­fort Anzeige, untersuchte aber vorher die Kleidung des Erschossenen, da sie ihm bekannt vorkam, während das blasse Städtergesicht ihm fremd war. Zu seinem Erstaunen fand der Jagdgehilfe in der Joppentasche ein Büchlein, worin der Eigentümer als Anführer der Wildererbande die Namen der Genossen, die Schußlisten, die Wildwechsel, die Hehler nebst Stück­zahl genau verzeichnet hatte. Noch in derselben Nacht fanden wahre Massenverhaftungen statt, ein fürchter­liches Strafgericht brach über zahlreiche Familien im Partnachbezirk herein und mit einem Schlag war das Revier gesäubert, es trat völlige Ruhe ein. Jetzt nach 7 Jahren sind viele wieder aus dem Gefängnis zurückgekehrt, auch wechselten viele Jsarwinkler und Tiroler herüber (die Leutascher kommen sehr gerne auf bayrisches Hochwild), die Reviere wurden aufs Neue beunruhigt, so daß das Personal Tag und Nacht im Dienst sein muß. Meggendorfer erwischte neulich eine Truppe Wilddiebe in der Ellman unterm Schachen, bleite Einen an, und vorige Woche wurde Meggendorfer mit durchschossenem Herzen und ge­ladener Büchsflinte, meuchlings erschossen, aufgefunden. Es geht also der alte Hexentanz wieder los, der diesmal um so heftiger werden kann, als die früher ärarische Jagd teilweise in Privatpacht übergegangen und daher nicht genügend mit Schutzpersonal besetzt ist.

Metz, 27. Okt. Die Stadt Dieuze ist vom Hochwasser, das alle Flüsse Lothringens mächtig aufgestaut hat, schwer heimgesucht worden. Vorgestern abend traten die dort fließenden beiden Bäche über ihre Ufer und ergossen ihre Wasser in die Straßen der Stadt. An einigen Stellen stand das Wasser über 1 m hoch. Man kann sich vorstellen, welcher Schaden dadurch angerichtet worden ist. Waren und Wintervorräte sind vernichtet worden. Der Most quoll hier und dort aus den Kellerlöchern heraus. Auch Obdachlose giebt es, da die Erdgeschosse ver­schiedener Häuser gänzlich durchnäßt wurden. Schwer­lich wird es gelingen, sie vor Einbruch des Winters wieder in trockenen Zustand zu versetzen. Für die Unbemittelten sind bereits vom Bürgermeister Lebens­mittel beschafft worden. Der Kreisdirektor hat ein Komite zusammenberufen, das Sammlungen veran­stalten wird. Die Militärverwaltung hat bereitwillig Soldaten gestellt, die mithelfen, die Keller und Wohn- räume vom Wasser zu befreien. Auch das Mosel­und Seillethal bei Metz waren heute überschwemmt.

Berlin, 27. Okt. DerReichs-Anzeiger" veröffentlicht einen kaiserlichen Erlaß, der den Reichstagaufden 22. Novemberein beruft.

Berlin, 28. Okt. Der frühere Buchhalter der Deutschen Bank, Frank, der gemeinsam mit dem bereits deshalb verurteilten Makler Schwieger die Deutsche Bank durch Spekulationen in russischen Noten um 3,220,558 geschädigt hat, wurve heute

von dem Landgericht zu 4jährigem Gefängnis, 3000 ^ Geldbuße und 3jährigem Ehrverlust verurteilt.

Hamburg, 37. Okt. Amtlich sind gemeldet: 5 Erkrankungen und 1 Todesfall; transportiert wurden 2 Kranke.

Hamburg, 27. Okt. Die Bürgerschaft hat den dringlichen Senatsantrag auf Bewilligung weiterer 1,800,000 ^ zur Bekämpfung der Folgen der Cholera angenommen.

Calw.

Die Generalversammlung des landw. Kezirksvereins

am 28. Oktober 1892.

Die Befürchtung, es möchte die an den Tag der Generalversammlung so nahe angrenzende un­günstige Witterung sich fortsetzen und dem gewünsch­ten Verlauf des Festes mehr oder weniger Eintrag thun, konnte schon Tags zuvor nach und nach schwin­den,und der Hoffnung auf Besserung Raum geben. So konnte denn auch an diesem Vortage die Auf­stellung der verschiedenen landwirtschaftlichen Maschi­nen und Geräte, sowie der Haushaltungsgegenstände aller Art teils im Garten teils im Saale des Bad. Hofs ungestört vor sich gehen und den Besuchern zur Besichtigung schon vormittags bereit gestellt sein. An Besuchern hat es denn auch nicht gefehlt zumal nicht an solchen, die durch den Besitz von Lotterie­losen in besonderer Beziehung zur Sache stunden und man vernahm gar häufig den Ausdruck der Be­wunderung über die Reichhaltigkeit der praktischen Gegenstände, über deren geschmackvolle Aufstellung und der schönen Anordnung des Ganzen überhaupt. Die Gesammtheit der Aufstellung im Saale bot auch ohne Fahnenschmuck einen festlichen Anblick, wozu die gärtnerischen Zuthaten der Herren Maier und Klöpfer in Aufstellung von ausgezeichnet schö­nen Wurzel-Knollen- und anderen Gewächsen nicht wenig beitrugen, ebenso ähnliche Beilagen riesiger Feldgewächse von hiesigen und auswärtigen Land­wirten, nicht zu vergessen der eben so schönen als reichhaltigen Zusammenstellung von berühmten Kar­toffelsorten durch Hugo Rau, sowie der zierlichen Aus­stellung von Honig und Wachs in verschiedener Form durch einen alten Imker. Als nun aber der 28. Oktober, der Haupttag selbst, ungetrübten Sonnen­schein und mit demselben wohlthuendere mildere Tem­peratur brachte, da war alle Sorge verschwunden, und bald konnte man auch merken, daß die General­versammlung eine sehr besuchte werden werde.

Der Vormittag brachte dieMusterung der zur Preisbewerbung vorgeführten Tiere, deren Prä- miirung bereits gemeldet ist. Daß von der Waldseite aus der Zutrieb von Tieren nur ein sehr beschränk­ter sein konnte, war in Anbetracht der dort noch nicht ganz erloschenen Maul- und Klauenseuche vorauszu­sehen.

Um 12 Uhr fand programmgemäß das einfache, dem Gastgeber alle Ehre machende Mittagsmahl statt, an welchem ca. 40 Personen teilnahmen, wo­runter zur Freude Aller auch Herr Oberamtmann' Lang teilnahm, der als Freund der Landwirtschaft einer an ihn ergangenen Einladung freundlichst Folge gegeben hatte. In den von Secr. Ansel auf Seine Majestät den König ausgebrachten Toast stimmte die Versammlung begeistert ein und fand derselbe in dem von der Musik darauf intonierten Heil unserem König rc." seinen lieblichen Nachklang. _ (Forts, folgt.)

Literarisches.

Des Lahrer Hinkenden Boten neuer historischer Kalender erscheint bereits im 93. Jahrgang. Er erfreut sich, besonders im südwestlichen Deutschland, einer großen Beliebtheit, die selbst der, der mit dem Lahrer Hinkenden nicht in allen Punkten einer Meinung ist, eine wohlverdiente nennen wird. Er weiß hübsch zu erzählen, der alte Stelzfuß, Heiteres und Ernstes, aus der Heimat und der Fremde, von jetzt und vordem, von den Großen der Welt und den Kleinen im Dorfe. Da wechselt eine Weihnachts­geschichte aus Hamburg mit einer ergötzlichen Pferde­bahngeschichte aus München, eine Hochlandserzählung mit einer Mär aus der Franzosenzeit, eine allerliebste mundartige Gockelgeschichte mit humoristischen Vorsichts­maßregeln bei Eisenbahnunfällen. Fast alles ist volkstümlich, packend und fesselnd erzählt, und der Geist, den die Erzählungen atmen, ist auch kein schlechter. Wie man für das Volk erzählen müsse, das weiß der Hinkende besser, als mancher; hierin kann er Vorbild sein, Vorbild auch in der Menge und Mannigfaltigkeit des Inhalts, in der bei aller Schlichtheit netten Ausstattung. SeineWeltbegeben­heiten" lesen sich, wenn man auch hie und da anderer Meinung ist, allerliebst, die politischen Scherzbilder sind zum Teil köstlich. Der beigegebene Wandkalender ist ein kleines Meisterstück.

Kandis. Kezirksverein Calw.

Montag, den 7. d. Mts., nachm. 5 Uhr, findet im Gasthaus zum Lamm in Neuwciler

eine

Warröesverrsarnrnkung

statt. Tagesordnung: Erörterungen über Zweck und Wesen der ländlichen Naiffeiscn'- schen Darlehenskassen-Vercine. Hiezu werten die Mitglieder des Vereins, wie auch Nichlmitglieder, freundlichst eingeladen.

Die Herren Ortsvorsieher der Gemeinden in der näheren Umgebung von Neuweiler werden ersucht, ihre Ortsangehörigen in geeigneter Weife hierauf aufmerksam zu machen.

Calw, den 31. Oktober 1892.

Vereinsvorftand

Lang.

Amtliche Keklnmtmachungeu.

Konkursverfahren.

Das Konkursverfahren über das Ver­mögen des Jakob Friedrich Neule, entwichenen Schneiders von Teinach, wird nach erfolgter Abhaltung des Schluß­termins hiedurch aufgehoben.

Calw, den 29. Oktober 1892.

Königliches Amtsgericht, gez. Amtsrichter Fischer.

Veröffentlicht durch Gerichtsschreiber Bauer.

Revier Hirsau.

Accord

über Lieferung von Wegunter­haltungsmaterial und Beifuhr von« Mementröhren

findet am Freitag- den 4. ds. Mts., nachmittags 4. Uhr* bei Mohr in Hirsau statt.

Calw.

Htäubiger-Aufruf.

Der Nachlaß des verstorbenen Gott­lieb Braun, Maschinenstrickers hier, ist überschuldet; die Erbschaft wurde

ausgeschlagen. Hievon werden die Gläu­biger unter Aufforderung zur Anmel- meldung ihrer Ansprüche mit dem An­fügen in Kenntnis gesetzt, daß die Schul­densache auf außergerichtlichem Wege zur Erledigung kommt, sofern nicht Konkurs­eröffnung binnen zwei Wochen beantragt wird.

Den 29. Oktober 1892.

Namens der Teilungsbehörde:

K. Gerichtsnotariat.

Sapper.

Entkomme«

ein schwarzer, halbgeschorener Pudel­hund, auf den RufMohrle" gehend.

Gegen Belohnung abzuliefern an die K. Güterstelle Calw.

Prirmt-Au;eigen.

In meinem Hause sind noch schöne, frische

zu haben.

zu haben.

Z>. Kerion.

Nächsten Mittwoch ist

Singstunde und Abstimmung.

Ter Vorstand.

Starke Stächet- und Ioßannisöeerpfkanzen

empfiehlt

Gärtner Klöpfer.

Es wird ein freundliches, gut möb­liertes, heizbares

Zimmer

auf Anfang November gesucht.

Offerte erbeten an die Erped. d. Bl.

Möttlingen.

1200 Mark

Pflegschaftsgeld hat gegen gesetzliche Sicherheit zu 4°/o auszuleihen

Chr. Lauxmann.

ÄWk,

reinst gewässerte, empfiehlt

Friede. Köhler.

Allhenastett.

Km-d Mretanfl'n.

, Ein schwar-er Lpitzer Gr sich ein­gestellt und kann ii.aettir! > 8 Tagen gegen die übl. Konen adgenolr n erven bei Hilfswärrer Frohnmeyer.