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die Eröffnung der Bahnstrecke Schiltach-Schramberg unter Beteiligung der Bevölkerung der Umgegend statt. Die für den Güterverkehr nicht unbedeutende Bahn hat im Ganzen nur eine Länge von 8,75 km, wovon 6,83 auf badisches Gebiet fallen. An den Einweihungsfeierlichkeiten beteiligten sich die Minister v. Mittnacht und v. Ellstädter, sowie Direktor v. Balz, Ministerialrat Majer und andere hohe Beamte. Als der von Schiltach ausgehende Extrazug in Schramberg eintraf, war der Jubel geradezu großartig. Die ganze Stadt war reich geschmückt und in den Straßen waren Triumphbögen von Erzeugnissen der einheimischen Industrie angebracht. Das Festessen fand im Gast­hof zum Lamm statt.

Honau, 10. Okt. Noch prangt unser Thal in herrlich grünem Schmuck, wie selten um die Mitte Oktober, nur in den höheren Lagen beginnt sich der Wald an den Berghängen herbstlich zu gelben und dem Auge mehr und mehr eine mannigfaltige Färbung ringsum darzubieten. So war denn unser stiller Erdenwinkel in den letzten schönen Herbsttagen das Wanderziel vieler Pilger, die bald zu Fuß, bald mit der neuen Eisenbahn ankamen; besonders am heutigen Geburtsfest der Königin sah es recht feiertäg­lich hier aus: der Ort, der Fahnenschmuck angelegt hatte, wimmelte von Ausflüglern. Bei der Zierlich­keit unseres Bahnhofs war es ein Glück, daß die Heimkehrenden in den schon bereit stehenden Zug so­fort sitzen konnten, wie den ganzen Sommer über, so namentlich heute Abend, wo es ansing zu regnen, als eine Prozession von mindestens 100 Fahrtlustigen sich dem Bahnhof näherte. Wenn man aber künftig den Bahnzug erst von der Alb herunter erwarten muß, sind an Tagen, wo Duzende einsteigen, alle die übel daran, denen der Aufenthalt bei jedem Wind und Wetter im Freien oder auch nur das Stehen im Freien schwer fällt, da die Warteräumlein nur für Wenige Platz bieten. Schw. M.

Marbach, 10. Okt. Im Hardtwalde erlegten die Jagdpächter Balz-Völklenshofen und Ebinger- Kleinaspqch ein etwa 80 Kilo schweres Wildschwein, das sodann an eine Ludwigsbur^er Wildprethandlung verschickt wurde.

Heilbronn, 10. Okt. Vorgestern fand eine Probebeleuchtung des Stadtbades statt. Die 4 Bogenlampen zu je 1000 Kerzenstärken und 100 Glühlichter zu je 16 Kerzenstärken brannten ruhig und schön. Die Dynamomaschine, welche 110 Volt und 60 Amp. Kraft liefert, wird durch eine Dampf­maschine von 15 Pferdekräften getrieben. Da wir das Stadtbad großenteils der Achtung'schen Stiftung verdanken, so soll außen am Bad eine Gedenktafel angebracht werden mit den Worten:Den hochherzigen Stiftern eines Kapitals von 100000 °^, Ernst Ach­tung und Auguste Achtung, geb. Wernecke, zur dank­baren Erinnerung.*

Pfauhausen, 10. Okt. Ein Kaufmann von hier wollte einem Käufer von Feuerwerk zeigen wie dasselbe gefahrlos angebrannt werde, zu diesem Zweck zündete er einen Frosch an, welcher aber in eine da­beistehende Kiste hüpfte, in welcher sich mehrere Hun­dert seiner Kameraden befanden, welche sofort unter kolossalem Geknatter losgingen, so daß die Umstehen­den erschreckt davon eilten. Zum Glück war schnelle Hilfe bei der Hand, so daß noch ein größeres Unglück verhütet wurde. Darum Vorsicht, denn die Frösche lassen nicht mit sich spassen.

Geislingen, 10. Okt. Heute Mittag um 4 Uhr wurde in dem zwischen hier und Eybach ge­legenen Wald Frauenhalde von einem Jägerburschen ein menschlicher Schädel gefunden. Bei weiterer Nachforschung entdeckte er in ziemlicher Entfernung das zugehörige Skelett, an welchem noch einige vermoderte FeFsn der Bekleidung hingen. Gefunden wurden bei demselben ein teilweise noch geladener Re­volver, eine Patronenbüchse, eine goldene und eine silberne Uhr und in einem noch gut erhaltenen Leder­täschchen 24 ^ und einige kleinere Münzen. An der goldenen Uhr zeigte sich das Monogramm L. Ll. Mit dieser Entdeckung dürfte wohl das Dunkel ge­lichtet se. welches bisher über dem Verschwinden eines Awlsricbters aus Hohenzollern lag, der vor einigen Jahren sich von Hause entfernt, hier ange­kommen im Gasch«, f zur Sonne übernachtet hatte und von da an spurlos verschwunden war. Auf die Ent­deckung des Vermißten war von seinen Angehörigen seiner Zeit ein Preis von 1000 ausgesetzt gewesen.

Herbrechtinge n, 10. Okt. Gestern nachm, fand iin Gasthof z. Hirsch hier unter dem Vorsitz von Oberamtmann Filser-Heidenheim eine sehr zahlreich besuchte Vollversammlung des landw. Bezirks- vereins statt. Hauptgegenstand der T.O. war die Gründung eines Fischereivereins. Prof. I)r. Sieglin-Hohenheim hielt einen ausführlichen, gemein­verständlichen und sehr lehrreichen Vortrag über das Fischereiwesen und die Fischzucht, mit besonderer Be­rücksichtigung der Verhältnisse des Bezirks. Redner sprach über die Ursachen des Rückgangs der Fischzucht gegenüber früherer Zeit, z. B. das giftige Stoffe ent­haltende Abwasser der Fabriken, die Schiffahrt u. s. w., über die Feinde der Fische in der Tierwelt und deren Vertilgung (Fischotter und Fischreiher), über den Nutzen einer rationell betriebenen Fischzucht und ganz eingehend über die Mittel zur Hebung der letz­teren. Der Staat thue in dieser Hinsicht was er könne; die Zentralstelle liefere sehr billig Fischeier, bezahle Prämien für Erlegung von Fischottern und Fischreihern und verabreiche Preise an hervorragende Fischzüchter. Darum sollen auch die Fischereiinteres­senten ihr Möglichstes thun durch Vernichtung der Fischfeinde und durch kün st licheFischzucht. Ueber letztere wurden eingehende Belehrungen und Winke gegeben. Ein Brutapparat war aufgestellt. Für

unseren Bezirk wurde bei den jetzigen Verhältnissen (geringer Fischstand in der häufig verunreinigten Brenz) hauptsächlich die Karpfenzucht befürwortet, die dann auch vorzügliches Futter für die Forellen liefere. Reicher Beifall lohnte den Redner für seinen gedie­genen Vortrag. Nach einer lebhaften Erörterung, in der sich namentlich die der Versammlung anwohnenden Industriellen zu jeder möglichen Abhilfe betreffs des durch die Abwasser ihrer Fabriken der Fischzucht ver­ursachten Schadens bereit erklärten, schritt man zur Gründung eines Fischereivereins. Der neue Verein bildet eine selbständige Abteilung des landw. Bezirks- Vereins, wird von dessen Organen geleitet und tritt dem Landesverein bei. Die Versammlung beschloß u. a., behufs Erzielung eines eigenen besseren Zucht­stammes an Rindvieh vom landw. Verein Heidenheim eine weitere 168 Morgen große Alpenweide im Algäu (Burgwang bei Wangen), ca. 50 Stück ernährend, für die Jahre 1893 und 1894 zu pachten.

Blaubeuren, 10. Okt. Unter großer Teil­nahme von hier und Umgegend wurde gestern nach­mittag in der hiesigen Stadtkirche das Vezirks- missionsfest gefeiert. Zuerst Ivurde die Ver­sammlung mit Gebet und einer kurzen Ansprache von Dekan Findeisen begrüßt, worauf Pfarrer Jehle von Bermaringen die Ziele und Bestrebungen der Mission, ihre Notwendigkeit und gesegnete Wirksamkeit zum Gegenstand seiner Predig machte. Nun trat Missionar Veil aus Indien auf und schilderte in interessantem Vortrag die Schwierigkeiten, mit denen die Mission in diesem Lande zu kämpfen hat wegen des unüber­windlichen Kastengeistes, des krassen Aberglaubens und der Lügenhaftigkeit der heidnischen Hindus, welche Uebelstände er durch anschauliche Beispiele aus seiner reichen Erfahrung näher beleuchtete. Nach dem Gottes­dienst versammelte sich 'im Gasthaus zur Krone noch eine Anzahl Festgäste um den Redner, der noch weiteres aus dem großen Gebiet der Mission mitteilte.

Leipzig, 8. Okt. Ein Briefträgermord, wie solchen die Kriminalkronik von Wien und Berlin zu verzeichnen hatte, ist, wie die Leipz. Ztg. berichtet, dank der Aufmerksamkeit eines Schalterbeamten und unter Mithilfe der Kriminalpolizei hier verhindert worden. Daß eines jener Verbrechen geplant war, darauf deuteten mindestens alle Umstände hin. Einem Schalterbeamten des Hauptpostamtes war ein junger Mann ausgefallen, der wiederholt Wertbriefe an eine angeblich in Leipzig ansässige Firma aufgab. Die Siegel trugen ein mittelst Petschaft oder Siegelringes aufgedrucktes Wappen; was aber besonders auffallen mußte, war, daß die Firma in Leipzig nicht existiert. Dem Beamten kam die Sache äußerst verdächtig vor, und er teilte seinen Argwohn der Polizei mit. Die Ermittelungen führten zunächst zu dem Ergebnis, daß festgestellt wurde, in jenem Hause, wo sich die fingierte Firma befinden sollte, habe ein junger Mann eine

ist welchen Eindruck haben Sie durch diese Mitteilungen und Wahrnehmungen empfangen?*

Ich möchte mich nicht darüber aussprechen was Olga mir mitteilte, erfuhr ich unter dem Siegel der Verschwiegenheit, und was sie im Fieber spricht, betrachte ich als ungesprochen.*

Sie wissen aber doch jedenfalls, daß Olga mir die Schuld an dem, was ge­schehen ist, beimißt?*

Wenigstens betrachtete sie eS als eine große Härte, daß sowohl Frau Palma wie Sie selbst ihrer Verbindung mit Herrn Eggleston widerstrebten*, entgegnete Regina ausweichend.

La sie ist eben verblendet wenn sie ruhiger sein wird, läßt sich hoffen, daß sie zur Einsicht kommt und ihn verachten lernt*

Ich wollte, Sie hätten Recht/ seufzte Regina.

Ich kenne Olga und gebe die Hoffnung nicht auf. Frau Palma hat jetzt ebenfalls eingesehen, daß sie nicht wohl daran that, die Bewerbung Congreve's zu unterstützen.*

Ich glaubte, Herrn CongreveS Werbung um Olga werde hauptsächlich von Ihnen begünstigt?* sagte Regina halb fragend;Olga wenigstens sprach sich in diesem Sinne aus.*

Olga hat sich seit Jahren darin gefallen, alles Unangenehme, was sie be­trifft. mir zur Last zu legen,* sagte Herr Palma bitter;vielleicht läßt sie mir später mehr Gerechtigkeit wiederfahren.*

Als der Arzt um 7 Uhr erschien, fand er Olga mit west geöffneten, starren Augen; sie delirirte nicht, war aber auch nicht bei klarem Bewußtsein, und Regina hörte den Doktor auf Herrn Palma's besorgte Frage äußern, der Zustand sei im höchsten Grade bedenklich.

Um 7 Uhr Abends begab sich Frau Palma, die den ganzen Tag über am Bette der Tochter gesessen hatte, auf Regina's inständige Bitte in'S Speisezimmer, um einen Bissen zu genießen; kaum hatte sie das Zimmer verlassen, als Olga traurig sagte:Arme Mama!*

O Olga Du bist wach!* rief Regina erfreut.

Ja, schon seit einiger Zeit ich fühlte mich nur zu matt zum Sprechen» Wie lange bin ich denn schon krank, Regina?*

Seit fünf Tagen, Olga hier, trinke dies es wird Dich kräftigen*

Erst fünf Tage,* wiederholte Olga, gehorsam den bitteren Trank schlürfend, ich hatte geglaubt es seien mindestens fünf Monate.*

Als Frau Palma nach einer halben Stunde zurückkehrte, sah sie am Blick der Kranken, daß diese sie erkannte und sich über sie beugend, flüstsrte die Mutter:

Olga hast Du Schmerzen?*

Ja das Herz thut mir weh,* murmelte Olga finster,Du und Elliot, ihr habt mir's gebrochen.*

Als der Arzt spät Abends nochmals erschien, fand er zu seinem freudigen Erstaunen die Patientin bedeutend wohler, und von diesem Tage an schritt die Besserung stetig fort, wenn auch die Kranke noch sehr matt war. Sie ließ sich von Niemand anrühren, als von Regina; sie fügte sich aber auch jeder Anordnung des jungen Mädchens und so war Regina's Posten nicht zu schwer. Nur auf Herrn Palma's Gegenwart mußte Regina verzichten; Olga hatte heftig erklärt, sie könne ihn nicht sehen, und so hielt er sich dem Krankenzimmer, welches sein Mündel fast nie verließ, konsequent fern.

Eines Tages lehnte Olga, in ein warmes Gewand gehüllt, in ihrem Sessel und lauschte aufmerksam den Worten der jungen Pflegerin, welche ihr Walter Scott'sFräulein vom See' vorlas. Eben hatte Regina die wundervolle Scene im Schlosse Stirling beendet, in welcher sich der Ritter von Snowdon alsSchott­lands König* erweist, als Herr Palma leise ins Zimmer trat. Er hielt verschiedene Briefe in der Hand und näherte sich Olga, welche sich indes hastig abwandte und rauh hervorstieß:

Laß uns allein, Elliot ich kann Dich nicht sehen!*

Fortsetzung folgt.

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