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Helm Wörner von Ellwangen und dessen Ehefrau Christine Wörner, hier wohnhaft. Am 29. Januar d. I. abends wurde ersterer in der Alexanderstraße hier von einem Schutzmann betroffen und wegen seines Stadtverbotes zur Rede gestellt. Als der Schutzmann ihn festnehmen wollte, leistete er Wider­stand, und seine dabei befindliche Ehefrau mischte sich gleichfalls ein und ergriff den Schutzmann am Arm, so datz ihr Mann entrinnen konnte. Dieser flüchtete in einen nahe gelegenen Neubau und brach dort durch einen Sturz den Arm, durch dessen Heilung die Strafverhandlung sich verzögerte. Wörner erhielt heute eine Strafe von 8 Monaten, seine Ehefrau eine solche von drei Monaten Gefängnis.

Stuttgart, 8. Okt. Zufuhr auf dem Wil­helmsplatz: 5000 Zentner Mostobst, württ. zu 6 ^ 50 H bis 6 ^ 80 iZ, auswärt. 5 80 bis

6 ^ pr. Ztr. 7. Okt. Güterbahnhof. Mostobst: 47 Waggons (22 schweiz., 7 Hess., 3 bayr., 5 württ.), Preis Ztr. schweiz. 5 ^ 10 -rZ bis 5 ^ 40 --Z, anderes 5 ^ 50 bis 5 ^ 80 -A

Eßlingen, 8. Okt. Gegenwärtig, wo eine ansteckende Krankheit (Epidemie) die andere ablöst und besonders auch das GespenstCholera" nicht ganz unberechtigten Schrecken verbreitet und auch in unserer Stadt zu ganz umfassenden Maßregeln zur Wahrnehmung der Gesundheit unserer Bürgerschaft Veranlassung gegeben hat, interessiert es gewiß zu erfahren, was früher bei ähnlichen Veran­lassungen in unserer alten Reichsstadt auf den Ge­bieten der Gesundheitspflege geschehen ist. Wir er­fahren beim Nachschlagen in der Geschichte unserer Stadt, daß in den Jahren 1504 und 1528 öffentliche Ordnungen der sterbenden Leute halber" erlassen wurden. Es wurden angeordnet, daß niemand auf­gefordert und genötigt werden soll, die Pestkranken zu besuchen, Kleider, Leinwand, Bett» und Feder­gewandt darf man nirgends anders als im Neckar waschen und muß sie dann einen Monat lang im Hause aufbewahren. Genesene haben wenigstens 4 Wochen lang alle größeren Versammlungen zu meiden. Die Gaffen und öffentlichen Plätze müssen vom Miste und anderen Unrat reingehalten, unsauberes Wasser aber darf nicht auf die Gaffe geschüttet werden. Wenn jemand in einem Hause stirbt, muß man alle seine Gerätschaften sorgfältig brühen und waschen lassen und dies soll allein durch Hausgenossen und nicht am Brunnen geschehen. Zweimal wöchent­lich soll der Kutterkarren herumfahren und allen Unrat wegführen. Barbiere müssen das Blut von Aderlässen sogleich in den Neckar tragen, und Vorkäufler dürfen vor Ablauf von 2 Monaten von Verstorbenen nichts verkaufen. Und als am Ende des 15. Jahrhunderts dieSeuche der bösen Blattern und andere hievon unerhörte Krankheiten" in unserer Stadt Schrecken verbreiteten, wurden durch eine Ordnung die Kranken des Warzenhauses (in der Mettinger Vorstadt) zu fleißigem Gebet, zur Ent­

haltung von Fluchen, Schwören und Spielen ver­pflichtet und ihnen geboten, einander, wo sie könnten, Handreichung zu thun und dem Arzte zu folgen. Es ist hieraus zu ersehen, daß unsere Reichshaupt­stadt verhältnismäßig eifrig und umsichtig bemüht war, die Gesundheit ihrer Bürger zu schützen und zu erhalten. T. Rundschau.

Auenstein, 6. Okt. Am Dienstag hat dem Bottwarthalbote zufolge ein 1213 Jahre alter Schulknabe von Untergruppenbach zwei Mädchen von hier, 5 und 12 Jahre alt, auf der Straße zwischen hier und Beilstein angefallen und dieselben ihres im Besitze gehabten Geldes im Betrage von 1 40 beraubt. Das nette Früchtchen wurde

gestern vom Landjäger verhaftet und heute an das Amtsgericht Marbach eingeliefert. Was will's aber noch werden, wenn von halbwüchsigen Schuljungen solche Räuberstücke ausgeführt werden!

Heilbronn, 6. Okt. Der Radfahrer Franz Weiß von Pforzheim, welcher am Sonntag 14. Aug. l. I. auf der Straße zwischen Maulbronn und Lienzingen den 53 Jahre alten Bauern Johann Göhring von Lienzingen überfahren hat, so daß Göh- ring infolge eines dabei erlittenen Schädelbruchs am 18. Aug. gestorben ist, wurde heute von der Straf­kammer wegen fahrlässiger Tötung zu einer Ge­fängnisstrafe von 2 Monaten verurteilt.

Heilbronn, 7. Okt. Ledermarkt. Die verschiedenen in letzter Zeit abgchaltenen Ledermessen haben unter den Vorräten der Produzenten etwas aufgeräumt, weshalb die Zufuhren hinter denjenigen des vorjährigen Oktober-Marktes erheblich zurück­geblieben sind. Das Geschäft entwickelte sich zwar ziemlich lebhaft, doch vermochte selbst das kleine An­gebot eine wesentliche Preis-Besserung nicht herbei­zuführen. Wildoberleder, sowohl in besseren Sortimenten, als auch in geringerer Ware, verkaufte sich rasch und zu unveränderten Preisen, und auch das nur in geringen Mengen zugeführte Schmal­leder erzielte keinen Prcisaufschlag. Klein waren auch die Vorräte von Kalbleder, welches bei leb­hafter Nachfrage etwas anziehen konnte. Sohl­leder war stark und meist in leichter Ware zuge­führt, die sich langsam räumte. Zeugleder und Schafleder fehlten fast gänzlich. Der nächste Ledermarkt findet Dienstag, den 29. Novem­ber d. I. hier statt.

Ulm, 7. Oktober. Wie seiner Zeit be­richtet worden ist, ist am 30. September ds. Js. der 56 Jahre alte, ledige Karl Collin von Oberdettingen, OA. Biberach, vom K. Schwurgericht Ravensburg zu 15 Jahren Zuchthaus und lOjährigem Verlust der bürgerl. Ehrenrechte verurteilt worden, weil er die Schreiner Steinhausersche Familie in Oberdettingen, mit welcher er in Streit lebte, zugegebenermaßen zu vergiften versucht hatte. Die Mutter des Collin ist nur kurze Zeit vor diesem Vorkommnis auffallend schnell gestorben und es ist deshalb der Leichnam

-derselben dem Vernehmen nach in Oberdettingen zur näheren Untersuchung exhumiert worden.

Friedrichshafen, 7. Okt. Seit Montag den 3. d. M. ist bei Ihrer Majestät der Königin- Witwe eine linksseitige Brustfellentzündung mit erheblicher Ausschwitzung eingetreten, welche zusamt dem älteren Nierenleiden und der in den letzten Monaten auf Grund eines anderweitigen chronischen Leidens immer mehr zurückgehenden Körperernährung zu ernsten Besorgnissen Veranlassung giebt. Im Zusammenhang mit dem Gesammtzustande haben sich schwere asthmatische Anfälle eingestellt, die besonders schwächend auf den Kräftezustand einwirken.

Nach demN. Tagbl." vom 8. ds. hatte die Königin eine ruhige Nacht und fühlte sich wohler; doch schreitet die Krankheit langsam fort. Da Oberhofmeister Freiherr v. Reischach bei dieser Lage der Dinge Friedrichshafen nicht verlassen kann, ist an seiner Stelle Baron v. Hermann zu den Festlichkeiten nach Weimar gereist.' Großfürst Michael, der Bruder der Königin, soll, wie wir hören, seine Ankunft in Friedrichshafen angezeigt haben.

Weimar, 7. Okt. Der Kaiser traf nach­mittags 3'/- Uhr hier ein und wurde von dem Groß­herzog, dem Erbgroßherzog und den Prinzen des groß­herzoglichen Hauses, dem König von Sachsen, dem Erzherzog Rainer, dem Großfürsten Wladimir und dem Prinzen von Reuß empfangen. Bei der Fahrt zum Schlosse wurde der Kaiser vom Publikum enthu­siastisch begrüßt. Der Kaiser schenkte einen prächtigen Mosaiktisch, die Kaiserin eine große Porzellanvase, die Königin der Niederlande einen reichen Tafelaufsatz. Abends findet Serenade der Gesangvereine im Schloß­hofe statt.

Berlin, 7. Okt. In einer Unterredung mit dem Sportreferenten erklärte Frhr. v. Reitzen­stein, er hoffe, sein Pferd am Freitag auf Kondition vorreiten zu können. DasBerliner Tagebl." meldet, das Pferd des Grafen Starhemberg sei gestern abend 7 Uhr verendet. Das Richtkomite für den Distanz­ritt Wien-Berlin wurde am Donnerstag nachmittag aufgelöst.

Berlin, 8. Okt. Die Blätter melden aus Wien: Bis Freitag abend waren hier 67 deutsche Distanzreiter eingetroffen. Nach einer Aufstellung des Berliner Tageblattes sind von den gesamten 209 gestarteten Pferden bisher 11 deutscherseits, 10 österreichischerseits verendet. Die Kreuzzeitung meldet aus Potsdam: Bei dem Liebes- mahl des Offiziercorps der Gardes du Corps zu Ehren der österreichischen Distanzreiter wies Oberst Bissing auf die Stärkung der Kamerad­schaft zwischen beiden Armeen durch den Distanzritt hin. Dieselbe werde wie in dieser Friedens­übung so im Ernstfälle sich bethätigen.

Wien, 7. Okt. Gestern abends war zu Ehreu der deutschen Offiziere im Hotel Bristol ein Fest-

Olga's Blick gläsern und starr ward und daß die Worte, die sich in sprudelnder Hast über die Lippen der Armen drängten, wirr und zusammenhangslos waren. Rasch entschlossen eilte Regina hinab zu Frau Palma, welche mit tief bekümmertem Gesicht am Schreibtisch saß und schrieb. Sie blickte aus, als sie Regina erblickte und sagte besorgt:

Regina was ist geschehen weßhalb find Sie um diese Stunde noch nicht zu Bett gegangen?'

Frau Palma Olga ist nach Hause gekommen sie fiebert und redet irre."

Ach so weiß sie es schon! Sie muß es in der Zeitung gelesen haben Elliot sandte mir ein Telegramm, welches mir in die Oper gebracht wurde. Meine arme Olga wo ist sie denn, Regina?"

In meinem Zimmer, Frau Palma."

So kommen Sie ich begleite sie zu ihr."

XXVI. Kapitel.

Eine Zeit lang schien es, als ob Olga der finsteren Macht, welche Gewalt über sie gewonnen, unterliegen werde sie delirirte beständig und erschöpfte sich in Mahnungen anBrlmonte", sich vor Mama« und Elliot's bösen Plänen zu hüten. Frau Palma wich nicht vom Lager ihrer unglücklichen Tochter und wies Regina's Bitten, sich doch ein wenig der Ruhe zu gönnen, freundlich aber bestimmt zurück. Am Abend des vierten Tages indeß verfiel Frau Palma in Folge der unnatürlichen Anspannung aller Kräfte und des mangelnden Schlafs in einen heftigen Weinkrampf und der zum Glück anwesende Arzt sandte sie sofort zu Bett.

Ihre Auflegung, gnädige Frau", sagte er.kann auf Fräulein Neville schädlich wirken; versuchen Sie, einige Stunden zu schlafen und überlassen Sie Fräulein Orme für diese Nacht die Sorge für unsere Patientin."

Frau Palma mußte sich fügen; sie verließ das Zimmer und Regina nahm ihren Platz am Krankenbett rin.

Plötzlich hörten Regina und der Arzt Frau Palma schluchzend ausrufen:Ach, Elliot gottlob, daß Du wieder da bist", und zugleich erklang Herrn Palma's energischer Schritt in der Halle.

Es ist ein Glück, daß Herr Palma zurückgekehrt ist," meinte der Arzt, und dann unterrichtete er Regina flüsternd von dem, was sie zu thun hatte eS war nicht allzuviel. Sie sollte nur allstvndlich Olga's Temperatur messen und ihr nach Bedarf Eisumschläge machen. Das Resultat der Messungen sollte sie notieren und Olga von Zeit zu Zeit Arznei einflößen."

Ich hoffe, die Kranke wird schlafen", schloß der Arzt seine Verhaltungs­maßregeln,sollte dies der Fall sein, dann wird keine Medizin gegeben. Halten Sie Frau Palma fern, Fräulein Orme sie ist selbst so angegriffen, daß sie der größten Schonung bedarf nun gute Nacht, liebe« Fräulein morgen in aller Frühe komme ich wieder."

Der Arzt ging und Regina blieb in schweren Sorgen zurück. Seit Olga'S Erkrankung hatte Regina nicht einen Moment Ruhe gefunden sie hatte noch nicht einmal daran gedacht, den Brief an ihre Mutter, welcher fertig in ihrer Mappe lag, abzusenden. Jetzt fiel ihr der Gedanke an diesen Brief und an Herrn Valma's Rückkunft schwer aufs Herz unzweifelhaft würde er, sobald er Zeit dazu fand, nach ihrer Entscheidung hinsichtlich Percy Lindsay's Brief fragen und dann-

Den Anordnungen des Arztes pünktlich nachkommend, nahm Regina die Messungen vor, und als um Mitternacht das Fieber zunahm und Olga wieder zu phantasieren begann, kühlte sie die heiße Sinn der Kranken mit EiS und flößte Olga von den stärkenden Tropfen ein. Olga sprach beständig mit Belmonte sie schärfte ihm ein, sich verborgen zu halten, well Herr Palma und ihre Mutter ihm nachstellten, und lachte dazwischen schrill auf, wenn sie zufällig Regina'S Blick begegnete-

Fortsetzung folgt.