M 120. Amts- UN- Anzeigeblatt für den Bezirk Lalw. 67. Ichrgau-.
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Ersch-ii» Di-» « t» g , Donn-rrtag und Samstag. ^ Die Etnrückunzsgebühr beträgt im Bezirk und nächster lim- g geiung S Psg. die Zeile, sonst IS Pfg. ^
Amtliche Wekanntmachungeu.
Die Ortsdehseden für die Aedeitee- verlrchernng
werden hiedurch angewiesen, die Listen über die fin- girten Steuerkapitale unverzüglich hierher vorzulegen bezw. Fehlanzeigen zu erstatten.
Dabei werden dieselben auf die W 3 - 7 der Min.-Verf. vom 18. Juni 1891, betr. die Umlegung und den Einzug der Beiträge zu den landw. Berufsgenossenschaften (Reg.-Bl. S. 154), ausdrücklich hingewiesen.
Calw, den 8. Oktober 1892.
K. Oberamt.
Lang.
Calw.
Bekanntmachung.
Durch Entschließung des K. Ministeriums des Innern vom 1. d. Mts. wurde den nachgenannten Mitgliedern der freiwilligen Feuerwehr in Calw:
1. Daniel Kugele, Metzgermeister,
2. Karl Stauden me per, Zimmermaler,
3. Jakob Staudenmeher, Gypser und Maler,
4. Philipp Man;, Schuhmacher,
5. Karl Feldweg, Flaschnermeister,
Las Ehrenzeichen für langjährige treugeleistete Dienste in der Feuerwehr verliehen.
Den 8. Oktober 1892.
K. Oberamt. Lang.
Tages-Neuigkeiten.
* Calw,10. Okt. Das vom hiesigen Lieder
Dienstag, den 11. Oktober 1892.
kranz gestern nachmittag zum Besten der Notleidenden Hamburgs veranstaltete Wohlthä- tigkeitskonzert erfreute sich eines äußerst zahlreichen Besuches. Das 15 Nummern umfassende, reichhaltige und abwechslungsreiche Programm wurde durch den majestätischen Choral „Herr, dir ist niemand zu vergleichen" eröffnet, worauf in rascher Folge Quartette, Chorgesänge, Soli, Violin« und Klavierstücke zum Vortrag kamen. Unter der trefflichen Leitung ihres Gesangsdirektors, des Hrn. Mittelschullehrers Müller, brachten die Sänger 5 Chöre, darunter mehrere Neuheiten, in schönster Weise zu Gehör ; wir heben als besonders gelungen nur die Chöre „Waldabendschein" von Schmölzer, den duftigen „Frühlingsgruß" von Schumann und namentlich „Nachtzauber" von Storch hervor. Dem Chore folgte allseitiger Beifall. Auch das Tirolerquartett wußte durch gut gewählte, heitere Weisen sich volle Anerkennung zu erringen; recht gut war die schöne Komposition „O Alpenland, wie bist du schön" Hon Fittig, so daß das Quartett stürmisch applaudiert wurde. Die Tenorsoli wurden von dem Ausschußmitglied Hrn. W. Schwamm le übernommen. Derselbe, ein nie ermüdender und sehr begabter Sänger- sang mit bekannter Meisterschaft 2 Soli „Wenn die Lerchen wieder kommen" von Frey und „Kaiserblumen" von Abt, sowie im Verein mit Hrn. Lehrer Gerst ein Duett „Zieh hinaus" von Dregert. In liebenswürdigster Weise hatte auch Hr. Baumann jun. seine Kunst einer schönen und humanen Sache zur Verfügung gestellt. In 2 Violinvorträgen, „Romanze" von Hummel und „Trauermarsch" von Schubert, denen auf allseitiges Verlangen noch eine Einlage folgte, zeigte der Künstler aufs neue seine große Virtuosität auf seinem Instrumente und erntete mit Recht daher
LöonnementSpreiL vtertrljLhrltch i« der Stadt A) Pfg. und LS Psg. Trögerlohn, durch die Pok biogen Mk. 1. 18, sonst t« ganz Württemberg Mk. 1. 8!».
den größten Beifall. Ein „Allegro" aus der 4. Symphonie von Haydn, gespielt von den HH. Vinyon und Müller, wurde ebenfalls sehr dankbar ausgenommen. Wir versäumen nicht, auch an dieser Stelle dem Liederkranz, der stets gerne und willig seine Kräfte in den Dienst edler Bestrebungen stellt, den Dank für das wohlgelungene Konzert auszusprechen. — Der Ertrag beläuft sich auf 94
* Altbulach, 7. Oktbr. In Betreff der Wasserleitung Neu- und Altbulach findet sich in Nr. 117 auf oie in Nr. 115 erschienene Berichtigung (dieselbe wurde irrtümlich aus Neu- statt aus Altbulach datiert) eine längere Erwiederung, welche neben abermaligen auffallenden Unrichtigkeiten eine gänzlich verunglückte Kritik der Zahlenangaben enthält. Offenbar hat der Verfasser in der Sache einen sehr mangelhaften Einblick und gar keine Kenntnis von den nach den letzten Gewitter- und Regentagen hervortretenden Erscheinungen, welche bei feuchter Witterung eher zu Gunsten des Bach-, als des Stollen-Wassers sprechen. Es kann deshalb unterlassen werden, auf diese neueste ganz wertlose Auslassung sowohl als auf etwaige weitere Schreibereien eingehender zu erwiedern und es darf mit Ruhe der beantragten amtlichen Untersuchung entgegengesehen werden.
Frrudenstadt, 8. Okt. In Wittendorf ist heute ein Wasch- und Backhaus abgebrannt. Die Feuerwehr, welche alsbald zur Stelle war, verhütete ein Weiterumsichgreifen des Feuers. Die Entstehungsursache fft bis jetzt nicht bekannt.
Stuttgart, 7. Okt. Landgericht. Wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt standen vor der Strafkammer II der oftbestrafte und hier längst mit Stadtverbot belegte, 57 Jahre alte Taglöhner Wil-
o n ^ 11 6 1 O . Nachdruck verbaten.
Dolorosa.
Roman von A. Wilson. Deutsch von A. Geisel.
(Fortsetzung.)
„Arme Olga," murmelte Regina unter heißen Thränen; „der Elende war Deiner nicht würdig! Hätte er Dich wirklich geliebt, dann würde er nun und nimmer eine andere geheiratet haben, er —"
Regina stockte plötzlich und erglühte in heißer Scham; inwiefern war sie denn besser als Belmonte Eggleston? Sie liebte einen Mann, der ihre Neigung nicht begehrte, und um sich vor dieser Liebe zu schützen, wollte sie einen Anderen heiraten!
Olga unterbrach Regina's quälenden Gedankengang, indem sie heftig sagte:
„Regina, kein Wort mehr gegen Belmonte — er ist überredet worden und ich weiß, daß er trotz seiner Heirat nur mich allem liebt! Und nun will ich schlafen; ich habe seit drei Nächten kein Auge geschloffen und ich bin totmüde! Darf ich hier in Deinem Zimmer bleiben, Regina — ich fürchte mich, allein zu sein."
Regina nickte und begann Olga'S üppiges Haar für die Nacht in zwei einfache Zöpfe zu flechten, dann half sie ihr beim Auskleiden und setzte sich, als Olga im Bette lag, auf den Rand des Lagers.
Olga schwieg eine Weile, warf sich unruhig hin und her und sagte endlich:
„Ich kann nicht schlafen — ich bin allzusehr erschöpft. Vielleicht holst Du mir ein Glas Wein, Regina — ich habe Verlangen nach einer Stärkung."
Regina erhob sich eilends, um das Verlangte zu holen; im Begriff, das Zimmer zu verlassen, fiel ihr Blick zufällig auf Olga, und Regina erschrak, als sie den triumphierenden Ausdruck in ihrem Gesicht gewahrte — offenbar wollte Olga sie entfernen.
„Olga — Du solltest lieber keinen Wein trinken," meinte sie zögernd, „es ist schon spät und ein Glas Wasser wäre Dir gewiß zuträglicher."
„Ich mag kein Wasser — wenn Du mir den Wein nicht holen magst, muß ich selbst gehen."
Sie machte Miene, sich zu erheben; Regina blieb somit keine Wahl und mit den Worten „ich gehe schon," verließ sie das Zimmer. Draußen im Ganz indes blieb sie stehen und das Auge an's Schlüsselloch gelegt, spähte sie ins Zimmer.
Olga hatte sich, sobald sie sich allein sah, hastig aufgsrichtet und das Bett verlassen. An den Tisch tretend, zog sie ein kleines Fläschchen aus dem Busen und nachdem sie den Stöpsel der Krystallphiole mit den Zähnen aufgedreht, begann sie die in dem Fläschchen befindliche Flüssigkeit umzuschülteln und dann in das gefüllte Glas zu träufeln. Eben stand sie im Begriff, das Glas zum Munde zu führen, als Regina hereinstürzte und hastig nach dem Glase greifend, rief sie außer sich: „Olga, was willst Du thun?"
„Laß mich!" schrie Olga, das Glas fest umklammernd, aber Regina ließ nicht los, obgleich Olga ihr einen heftigen Schlag auf die Wange versetzte. Glücklicherweise geriet bei dem nun entstehenden Ringen das Glas zu Fall — sein Inhalt ergoß sich auf den Boden.
Regina atmete tief auf. „Gehe zu Bett, Olga", sagte sie möglichst ruhig, „Du hast Fieber und weißt nicht, was Du thust!"
„Ich weiß es sehr wohl", murmelte Olga finster! „es war meine letzt« Chance." —
„Olga — sprich nicht so — Du weißt, daß es Sünde wäre, aber horch — da kommt der Wagen — Deine Mutter kehrt zurück; soll ich sie rufen?"
„Ach nein — wozu denn — es ist früh genug, wenn sie morgen erfährt» daß ich wieder da bin. Aber warum ist'S denn hier so heiß, Regina — öffne doch die Fenster, sonst ersticke ich noch!"
Regina erfüllte ihren Wunsch, mußte aber zu ihrem Schrecken bemrrken, daß