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mahl, an dem 68 Herren teilnahmen. Den Ehren­platz hatte Herzog Günther von Schleswig-Holstein inne; an seiner Seite saßen Kav.-Jnsp. Baron Gagern und Feldmarsch.-Lieut. Löhneysen. Prem.-Lieut. Reitzenstein wurde allseitig herzlichst begrüßt und be­glückwünscht. Die Stimmung war sehr belebt. Nach der Tafel begaben sich die Herren ins Hofburgtheater. In der Hofloge saß Erzherzog Albrecht und Herzog Günther. Baron Reitzenstein erklärte, daß er sein Pferd Lippspringe erst seit 5 Wochen in Arbeit habe. Er habe es um diese Zeit in Gent um 1500 Frs. gekauft. Bis dahin wurde es zumeist als Wagen­pferd benützt. Ohne den irrtümlichen Umweg von 30 Kilom. wäre er sicher Erster gewesen. Während des ganzen Rittes wurde keine eigentliche Rast, sondern nur Futterpausen gemacht, ohne Unterbrechung ritt er den 3. Tag und die 3. Nacht! Die Strecke Berlin- Wien kannte Reitzenstein nur aus der Karte. Er erklärt, er habe unterwegs kein aneiferndes Telegramm des Militärbevollmächtigten Deines erhalten, doch er­fuhr er infolge Erkundigung den Rennausweis Starhem­bergs. Der erste Sieger im Distanzritt, Graf Starhemberg, erhält außer dem ersten Preis von 20,000 ^ den Ehrenpreis des deutschen Kaisers, dessen Büste in Silber, ein Preis, den ihm übrigens nach den Propositionen nur ein öster­reichischer Kamerad gestern hätte entreißen können. Freiherr v. Reitzen st ein erhält außer dem zweiten Preis von 10,000 ^ den Ehrenpreis des Kaisers Franz Joseph.

Wien, 8. Oktbr. Die Cholera macht in Budapest große Fortschritte. Heute werden sämtliche Schulen gesperrt. Da die Behörden das infizierte Eigentum der armen Bevölkerung verbrennen lassen, finden viele Ausschreitungen statt. Gestern rotteten sich 600 Parteien eines großen Gebäudes in der Weiznerstraße zusammen, um die Desinfekteure abzuweisen; 70 Mann be­rittener Polizei mußten einschreiten. Die Bewohner erbauten förmliche Barrikaden und empfingen die Polizei mit Steinen; die eindringenden Polizisten wurden von den rasenden Weibern mit heißem Wasser begossen, und viele erlitten Brandwunden. Bisher sind 260 Erkrankungen vorgekommen, darunter 104 mit tötlichem Ausgang.

Lüttich, 6. Okt. Hier fand ein Raub mit­ten in der Stadt in dem Postwagen, welcher die Wert­

sachen vom Bahnhof nach dem Postbureau überführt, statt. Der Dieb erbrach die Wertkiste mit einem Brecheisen und raubte Gegenstände im Werte von etwa 100,000 Franken, welche er, als er verfolgt wurde, wegwarf. Derselbe wurde ergriffen und gab an. Grau zu heißen und aus Bayern gebürtig zu sein, auch erklärte er, seit Jahren nur von Diebstählen zu leben.

London, 8. Okt. Wie aus New-Pork gemeldet wird, wurde vergangene Nacht in Home- stead ein Dynamitattentat gegen 40 nicht dem Syndikat angehörende Arbeiter der Carnegie-Werke verübt. Die Dynamitbombe explodierte im Schlaf­saale, warf alle Betten um und zertrümmerte Fenster­scheiben und Thüren, ohne daß ein Arbeiter ver­wundet wurde. Die Untersuchung ist bisher resultat­los verlaufen. ^

Dermischles.

Origineller Schmuggel. Der Verein für Blechmusik in Bailloeul (bei Tournai) begab sich am 3. Oktober zu dem in Calais stattgehabten musi­kalischen Wettstreite; als er auf dem Grenzbahnhofe Hazebrouck eintraf, wurde er von den französischen Zollbeamten zu nicht geringem Erstaunen der belgischen Musiker eingeladen, den Saaz des Zollamtes zu be­treten. Dort wurde jedes Musikinstrument einer gründlichen Untersuchung unterzogen. Aus einem Fagotte wurden 34 Packete Tabak ans Tageslicht gefördert. Der Bassist mußte sofort die gesetzliche Strafe erlegen und wird gerichtlich verfolgt. Ein nicht unterzeichnetes aus Bailloeul dem französischen Zollamts zugegangenes Schreiben hatte von der Schmuggelei Kenntnis gegeben.

Literarisches.

Ein lieber alter BekannterDer Vetter vom Rhein" Kalender für 1893, Verlag von Chr. Schömperlen in Lahr, hat sich wieder ein­gestellt. Dieser echt volkstümliche Kalender ist auch im neuen Jahrgang wieder sehr schön ausgestattet. Neben den Weltbegebenheiten und humoristischen Bei­trägen enthält derselbe eine humorvolle Abhandlung über Pfarrer Kneipp und seine Heilmethode, mit einem Porträt des menschenfreundlichen und überall bekannten Seelsorgers. Der Preis des Kalenders ist 30 --Z und empfehlen wir denselben aufs Beste.

Calw.

Karrdwirtschaftl. Kezirksverein.

landwirtschaftl. Winterschule Reutlingen betreffend.

In derselben beginnt lt. Bekanntmachung der K. Centralstelle für die Landwirtschaft, in Nr. 38 des württemb. landw. Wochenblatts, mit Anfang November d. Js. der Lehrkurs und wird in demselben Unterricht erteilt über: Deutsche Sprache, einschließ­lich Aufsatz und Schönschreiben, Rechnen, Geometrie, Feldmessen und Zeichnen, Physik, Tier- und Tier­heilkunde, Landwirtschaft (Acker- und Pflanzenbau, einschließlich Chemie und Gesteinskunde, Tierzucht, Betriebslehre und Buchführung).

Wir können den Besuch dieser Schule durch Bauernsöhne, welche das 15. Lebensjahr zurück gelegt haben und im Besitz der gewöhnlichen Volksschul­kenntnisse und einiger landwirtschaftl. Praxis sind, aufs wärmste empfehlen und sind zur Vermittlung von Anmeldungen bis spätestens Ende Oktober bereit. Bemerkt wird noch, daß die landw. Vereinskasse für einen genommenen Kurs einen Beitrag von 25 gewährt.

Calw, den 5. Oktober 1892.

stellv. Vereinsvorstand Sekretär Dingler. Ansel.

Calw.

Landwirtschaft!. Kezirksvereiu.

Abendschulen betreffend.

Laut hohen Erlasses der K. Centralstelle für die Landwirtschaft vom 2. Sept. d. I., ist der Verein in den Stand gesetzt, den bestehenden Abendschulen, sowie den landw. Abendversammlungen Erwachsener nach Maßgabe des ihm von obiger Behörde gewährten Wiederersatzes und je nach dem Grad der Bedürftig­keit der betreffenden Gemeinde Unterstützungen zu­kommen zu lassen.

Wegen richtiger Zahlbestimmung des diesen Schulen auch Heuer gratis zugedachten landwirt­schaftl. Wochenblatts, sowie im Interesse recht­zeitiger Einreichung der von K. Centralstelle schon Ende ds. Monats gewünschten Liste und der daraus resultierenden Sicherstellung der Unterstütz­ungen werden die Schul- und Gemeindebehörden hie- mit freundlich ersucht, die von dem Unterzeichneten noch auszugebenden speziellen Anfragen möglichst bald beantworten und etwaige sonstige einschlägige Mit­teilungen ohne Säumis machen zu wollen.

Calw, den 6. Oktober 1892.

Der schultech. Vereinsbeirat Ansel.

Amtliche Krkluintmachungkll.

Revier Hirsau.

Aeistg-Derkauf

Hardt Abt. Eberspiel, Tiroler- und Mark- grafenwald:

3110 Nadelholzmellen in Flächenlosen, 380 dto. auf dem Stock zur Selbst­aufbereitung, zu Streu geeignet.

Die hiesigen

Heöäudeeigenlümer

werden aufgefordert, diejenigen im Laufe des Jahres vorgekommenen Aenderungen, welche für die Einschätzung der Gebäude zur Brandversicherung in Betracht kom­men, bis längstens

1». Oktober d. I. beim Stadtschultheißenamt anzumelden. Calw, den 8. Oktober 1892.

Stadtschultheißenamt.

Haffner.

Calw.

Bewerber

um eine zu besetzende Schutzmanns­stelle wollen sich binnen 8 Tagen unter Vorlegung von Zeugnissen und Beschrei­bung ihres Lebensgangs schriftlich melden. Gesamteinkommen 920 ^ und freie Dienstkleidung.

Stadtschultheiß Haffner.

Privat-Anzeigen.

Martha-Verein.

Heute Dienstag, den 11.Oktober, beginnen die Arbeitsabende des Martha­vereins, wozu konfirmierte Töchter hie­siger Stadt herzlich eingeladen werden.

Danksagung.

Wir fühlen uns gedrungen, für die vielen Beweise der Liebe und Teilnahme, welche wir bei dem schweren Verluste unseres lieben Vaters, Bruders und Schwagers

Gottlieb Braun

erfahren durften, sowie der verehrlichen Feuerwehr und allen, welche ihm das letzte Geleite gaben, wie auch für die Blumenspenden, den aufrichtigsten Dank zu sagen.

Die teauernckea Hinterbliebene«.

Calw.

Zu vermieten auf 1. Nov. d. I. ein gut möbliertes, freundliches

Jinrnrev.

Zu erfragen Bahnhofstraße im Posth. Bauer'schen Hause, 2 Treppen.

Junges, fettes

Hammelfleisch

ist zu haben bei

Chr. Linkenheil, Metzger.

Knochenmehl,

Thomasmehl,

empfiehlt namentlich bei Bezug von Wagenladungen sehr billig

G. Georg«.

Teinachthal.

Bau-Accord.

Zur Vergrößerung meines Sägmühle­anwesens werden die Maurer- und Steinhauerarbeiten im Submissions­weg vergeben. Zeichnung, Kostenvoran­schlag und Bedingungen sind bei dem Unterzeichneten aufgelegt.

Uebernahmslustige wollen ihre Offerte, in Prozenten ausgedrückt, längstens Donnerstag, den 13. Oktober, mittags 12 Uhr,

bei mir einreichen. Die Eröffnung der Offerte findet hierauf mittags 2 Uhr im Gasthof zumHirsch" in Teinach statt. Die Wahl unter den Submittenten wird Vorbehalten.

Den 10. Oktober 1892.

Friedrich Wiedmaier,

Sägmühlebesitzer.

Kartoffeln-

Empfehlung.

Die zu Salat vorzügliche und be­liebte Wurstkartoffel, pr. Zentner zu 3 ^ frei Calw ins Haus geliefert, empfehle bestens. Ebenso sehr gute gelbe Kar­toffeln, zu 2 ^ 30 ^ pr. Ztr., und sehe gefl. Bestellungen entgegen.

G. Mutschler, Pächter

in Teinach.

Lose

der Lotterie des landw. Wezirks- vereins ßakw,

Ziehung 28. Oktober, sind L 1 zu haben bei Adlerw. Dingler, Frohn- maier z. Kanne, Eugen Dreiß, Hugo Rau, OA.-Tierarzt Leytze, Friseur Bai er und im Compt. d. Wochenbl.

Gewinne: landw. Maschinen, Ge­räte und Haushaltungsgegenstände.

vaolixLxxis tinä T'lissr

empfiehlt

Ziegelei Hirsau.

Der Tarlehenskaffenverei» Holz­bronn sucht ein

Anlehen

von ca. IVVtt Mark in einem oder mehreren Posten zu 3°/«4 °/<- aufzu­nehmen.

Gefl. Anträge an den Vorstand. Döffingen.

Biehsiitterer

gesucht.

Ein fleißiger Viehfütterer findet auf Martini bei gutem Lohn Stelle.

Friedrich Weber

z. Stegmühle.

Es wird für ein braves, jüngeres

Mädchen

eine Stelle bei einer kleinen christlichen Familie auf Martini gesucht.

Zu erfr. bei der Red. d. Bl.