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Quartett koncertieren. (S. das Inserat in heutiger Nr.) Die Leistungen des Zapf'schen Vocal-Künstler- Quartetts sind weit bekannt und genießen den Ruf höchster Vollkommenheit. Ein vollgültiger Beweis hiefür darf wohl in dem Umstand erblickt werden, daß den Künstlern am 4. Juli d. I. die Ehre zuteil wurde, vor dem Fürsten Bismarck in Kissingen zu singen : Hierüber schreibt die Saalezeitung: Die Herren des Zapf'schen Künstler-Quartetts brachten im großen Saale der oberen Saline folgende Lieder, welche bei der vortrefflichen Akustik des Saales wunder­schön klangen, zum Vortrag:Zieh' hinaus!" preis­gekröntes Quartett v. A. Dregert, Schwed. Volkslied, arrang. von Jüngst.Was Hab' ich denn meinem feins Liebchen gethan?" Volkslied arrang. von Speidel. Das einsame Röslein" Volkslied von Hermes.Hei- rathsgesuch" eine für Quartett gesetzte Zeitungsannonce von Dr. Barragga.O schöne Zeit!" von C. Götze undWaldabendschein" von Schmölzer. Der Fürst betrat an der Spitze einer kleinen Gesellschaft von Damen und Herrn den Saal und sprach nach dem Conzert seine höchste Anerkennung über das Gehörte aus, hinzufügend, daß er in der letzten Zeit viele Massen-Chöre gehört habe, das müsse er aber nach diesen Leistungen sagen, daß die Quintessenz aller Männerchöre doch das Quartett sei; die Fürstin sprach sich in gleichem Sinne aus. Ein mitanwesender Herr gedachte des Jahrestages der Schlacht von Königgrätz, worauf dem Andenken des Siegers von Königgrätz, des Vaters des Vaterlandes, des Kaisers Wilhelm I., ein Glas gewidmet wurde. Dabei sagte der Fürst: Ein Königgrätz wird es nie mehr geben, wohl aber werden wir noch ein Sedan erleben müssen, womit er wohl den unvermeidlichen Entscheidungskampf ge­meint haben mag. Es war 3 Uhr, als der Fürst und die Fürstin die Sänger auf das herzlichste ver­abschiedeten. Das Quartett gab in Kissingen 4 Kon­zerte und die Kissinger Kurgäste tauften das Quartett sogleich zumBismarckquartett".

Calw. Wie wir hören, wird der in Stutt­gart so geschätzte und beliebte Künstler und Humorist Förtsch am Samstag den 6. Aug. Abends 8'/- Uhr im großen Saal des Bad Hotels in Tein ach eine humoristische Soirse veranstalten, worauf wir unsere geneigten Leser aufmerksam zu machen nicht versäumen möchten. Dem Künstler geht ein guter Ruf voraus. Das Wildbader Badeblatt schreibt: Die humoristische Soirße von Herm. Förtsch aus Stuttgart unter Mitwirkung des Pianisten Blatt- macher hat gestern Abend stattgefunden. Der hier zum ersten Male auftretende Künstler, Herr Förtsch, entsprach dem vielverheißenden Rufe der ihm voraus­ging, in vollem Maße. Man war hier wohlthuend berührt von dem ächten und maßvollen Humor, der in seiner Persönlichkeit und in seiner Kunstübung zur Geltung kam. Die Deklamationen im sächsischen Dia­lekt waren nach Inhalt, Form und Vortrag wahre Perlen von Komik. Der Gemütliche, eine Charakter­darstellung eines gemütlichen alten Herrn in alt­

modischer Tracht war sehr zart gehalten und hatte eine durchschlagend humoristische Wirkung. Die fol­gende Verwandlung des gemütlichen Alten in die im­posante, etwas überreife Schönheit einer Donna Tre- bella de Sevilla war verblüffend und erregte stürmische Heiterkeit. Trotz der diesen Sommer hier aufge­tretenen Mrs. Shaw, der berühmten Pfeiferin, ver­stand es Donna Trebella in zweistimmig gepfiffenen, weichen Liedern, mit kecken Coloraturen zu glänzen und durch angenehmen Baryton in Erstaunen zu setzen. Das Haideröslein war in den verschiedenen Vortrags­weisen des Backfisches, des Erziehers, des Sachsen, des Schwaben, des Berliners, des Lieutenants etc. ein Meisterstück humorvoller Deklamation. Der häufige Beifall und oftmalige Hervorruf von Seiten des Publikums bezeugten, daß die Künstler sich dessen Sympathien in reichem Maße erworben hatten. Die klassischen Klaviervorträge Blattmachers ergänzten in gelungener Weise die humoristischen Vorträge durch ihre vollendete Technik und warme Empfindung. Die Soiree reiht sich als eine der genußreichsten an die stattliche Reihe der Donnerstags-Abende würdig an.

2 Station Teinach, 1. Aug. Heute Abend '/-5 Uhr verunglückten auf dem Wege von Neubulach hieher 2 Fuhrleute aus Schömberg. Die­selben holten in Bulach Steinplatten und scheinen auf der steilen Staige ihre Fuhrwerke nicht genug über­wacht zu haben. Dem einen ging ein Rad über die Brust, er wurde von 2 Männern auf seinem Wagen weiter befördert; dem andern wurde der Kopf über­fahren, daß er sofort tot war.

(2. Aug. Wie wir heute erfahren sind die Verunglückten der Fuhrmann Stoll und der Bauer Michael Oelschläger, beide von Schömberg. Der erstere, welcher sofort tot am Platze blieb, ist unbe­mittelt und hinterläßt eine Frau und 5 Kinder. Oel­schläger wurde von Hrn. I)r. Zahn die erste Hilfe geleistet und ein Fuhrwerk von Hrn. H. Rau hier verbrachte den Unglücklichen nach Schömberg, wo der­selbe nachts 1 Uhr ankam. Man hatte dort noch keine Nachricht von dem Vorfall erhalten und war der Jammer der Familien unbeschreiblich. Die Ver­letzungen des Oelschläger erscheinen lebensgefährlich, indem ihm mehrere Rippen eingedrückt und eine Schulter schwer beschädigt wurde; außerdem erhielt er noch eine bedeutende Quetschung des Knie's. D. Red.)

Dem Staatsanz. schreibt man von Nagold: Die hiesige Firma Klingler und Barthel, bedeutendes Sägewerk und Holzhandlung, macht sich anheischig, den Bahnhof, das Seminar und die Präparanden- anstalt, sowie die Straßen der Stadt mit elek­trischem Licht zu beleuchten. Hiezu soll eine von denselben erworbene Wasserkraft (die der ehemaligen Lehreschen Kunstmühle) verwendet werden. Ein Plan ist bereits ausgearbeitet. Hoffen wir, daß er zur Ausführung kommt.

Stuttgart. Von dem Reinertrag des am 24. Juli vom MännergesangvereinArion"

aus New-Aork in der Liederhalle veranstalteten Wohl« thätigkeitskonzerts erhielten die Stadtarmen 1000 der Lokalwohlthätigkeitsverein 400 die Knaben­horte 300 die Ferienkolonien 250 und die Stuttgarter Sanitätskolonne 60

Stuttgart, 1. Aug. Zu den vielen Ver­wendungen, welche vie Daimler'schen Motore schon gefunden, gesellt sich als neueste eine Petrolmotorspritze, welche pro Minute 280 Liter Wasser bei einer Strahl­wurfweite von 34 Mir. erzeugt. Zur Bedienung ge­nügen 2 Mann. Die Spritze ist in 2 Minuten be­triebsfähig. Ein Exemplar davon befindet sich z. Z. auf der Feuerwehrausstellung in Petersburg, ein weiteres Exemplar soll demnächst von dem Erfinder versuchsweise auf wenige Monate der Berufsfeuerwache hier überlassen werden. Daß diese neue Motorenver­wendung für Spritzen in Feuerwehrkreisen großes Aufsehen erregt, geht aus den zahlreichen Anfragen großer Feuerwehren hervor, welche die Spritze hier demnächst in Thätigkeit sehen wollen.

Stuttgart. Die gestern zum 3. Male ver­anstaltete Ballonfahrt in Nill's Tiergarten nahm einen weniger glücklichen Verlauf als die vorhergehenden. Die Luftschifferin, Frl. Lotard, wurde beim Landen in der Nähe von Pflugfelden eine lange Strecke ge­schleift, wobei sie eine Contusion an der linken Schulter erlitt.

Böblingen, 1. Aug. JnMagstadt, hies. Oberamts, zwei Stunden nördlich, hat gestern um '/-10 Uhr vormittags der Blitz in das dortige Schaf­haus geschlagen und drei Schafe getötet, ohne zu zünden. Durch Zertrümmerung wurde ein Schaden von 300400 ^ angerichtet.

Spaichingen, 31. Juli. Gestern und heute hatten wir gefährliche Gewitter; am Donaurand des Heuberg soll es stark gehagelt haben. Gestern morgen nach 9 Uhr schlug der Blitz in ein Haus zu Hausen ob Verena. Ein vierjähriges Kind wurde getötet, ohne daß äußerliche Verletzungen an ihm wahrzu­nehmen wären; der Besitzer des Hauses wurde auf der rechten Seite vom Strahl getroffen und stark ver­letzt; doch ist Lebensgefahr wohl ausgeschlossen. Die Frau und zwei Kinder wurden zu Boden geworfen, kamen aber mit dem Schrecken davon.

Weitere Hagelwetter meldet der Staats­anzeiger. Das Gewitter am 29. war zwischen Schopf­loch, OA. Freudenstadt, und dem Albtrauf vielfach mit Hagelschlag, teilweise mit sehr schwerem verbunden. Der Hagel begann um 12 Uhr auf der Markung Schopfloch, OA. Freudenstadt. Zuerst fielen daselbst Schlossen von der Größe einer Haselnuß später immer größere bis schließlich von der Größe eines Tauben­eis. Ueber Thumlingen, OA. Freudenstadt, setzte sich der Hagelschlag nach Grünmettstetten, Rexingen, Jhl- ingen und Isenburg, OA. Horb, fort, allerorten mit Schlossen bis Wälschnußgröße, also stark schädigend. Südlich des Hohenzollernschen Gebiets begann das Hagelwetter in Böhringen, OA. Sulz, um 12.", je-

Ajax wurde mir vor einigen Jahren geschenkt und seitdem ist er mein steter Begleiter."

So will ich Ihnen wünschen, daß er cs bleiben darf." meinte Roscoe zweifelnd; mein Vetter Palma macht sich nichts aus Hunden" hier flog ein leises Lächeln über Reginas Gesichtund seine Mutter hegt eine wahrhaft lächerliche Furcht vor diesen Haustieren, die ihrer Meinung nach früher oder später Alle der Tollwut anheimfallen und somit gefährlich sind."

Regina schwieg eine Weile und fragte dann:

Wohin mußte denn Herr Palma reisen?"

Nach Philadelphia, er hofft indes heute oder morgen zurückzukehren. Sie kennen natürlich meinen Vetter, Fräulein Orme?"

Ja, ich sah ihn vor mehreren Jahren."

Jetzt bog der Wagen in die Fünfte Allee ein und hielt bald darauf vor einem palastähnlichen Gebäude, welche die elegantesten Straßen Newyorks zieren. Herr Roscoe half Regina aussteigen und zog die Hausglocke, während Ajax vom Bock sprang und seine Herrin bellend und wedelnd umsprang. Regina dankte dem Kutscher, daß er Ajax mitgenommen und Farley sagte gutmütig:

Wenn der Hund Sie in Verlegenheit bringen sollte, gnädiges Fräulein, wenden Sie sich nur an mich ich will schon sür Ajax sorgen."

Die Hausthür wurde jetzt von einem gallonierten Diener geöffnet, und Herr Rokcoe geleitete seine Begleiterin in ein behaglich durchwärmtes, luxuriös ausge- statteteS Wohnzimmer und beauftragte den Diener, den Damen zu melden, daß Fräulein Orme angekommen sei.

Regina hatte verwundert aufgesehen, als Roscoe von den Damm sprach und sobald der Diener das Zimmer verlassen hatte, beantwortete der jung« Mann ihren stagenden Blick, indem er bemerkte:

Außer meine» Vetters Stirsinuttrr ist auch deren Tochter hier im Haus« an­wesend und"

Das Öffnen der Thür und ein Rauschen seidener Gewänder unterbrach Roscoe's

Mitteilung; eine Dame mittleren Alters, deren Züge einen hochmütigen Ausdruck trugen, trat ins Zimmer und Roscoe sagte hastig:

Gnädige Frau darf ich Ihnen Fräulein Orme, die ich eben an der Station abgeholt, vorstellen?"

Frau Palma betrachtete Regina, welche sich verbeugt hatte, prüfenden Blickes und ihr die beringte Rechte nachlässig entgegenstreckend, sagte sie kühl:

Fräulein Orme hat schlechtes Reisewetter gehabt sie sieht ganz erfroren aus."

Jetzt erst gewahrte die Dame Ajax, der seine Schnauw an Regina's Gewand rieb und sich hastig zurückziehend, rief Frau Palma heftig:

Ein Hund in meinem Wohnzimmer das übersteigt denn doch alle Begriffe wie rst das Tier denn hcreingekommen?"

Es ist mein Hund. Frau Palma," sagte Regina entschuldigend, indem sie die Hand auf den Kopf ihres Lieblings legte;Ajax ist gutartig und wird gewiß keinerlei Unruhe und Störung veranlassen."

Aber er darf nicht hierbleiben Hunde sind meine Aversion," rief die Dame lebhaft;das Tier muß sofort aus dem Hause ich würde Krämpfe bekommen, wenn es mir unversehens in den Weg liefe."

Das soll niemals der Fall sein," rief Regina beteuernd,ich werde Ajax be­ständig unter Aussicht und"

Unsinn, wollen Sie den Hund vielleicht in Ihrem Zimmer cinsperren?" unterbrach Frau Palma das junge Mädchen lachend;nein, ich werde den Diener sogleich beauftragen, das Tier fortzuschaffen," und damit drückte die resolute Dame auf den Knopf der elektrischen Schelle.

Regina blickte so verzweifelt drein, daß Roscoe sich ins Mittel legte.

Gestrenge Tante," sagte er lustig,lassen Sie Gnade für Recht ergehen. Erfahrungsgemäß werden di« Hunde nur im heißen Sommer toll und sür die nächster» Tag« ist nicht» zu fürchten."