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doch glücklicherweise dünn und nur mit Körnern von Haselnüssen, steigerte sich aber bald wieder. Auf den Markungen Leidringen wurde alsbald wieder die Größe von Taubeneiern erreicht und diese fielen dicht und auf der ganzen Markung so, daß diese Gemeinde wohl den meisten Schaden erlitten haben mag. Weiterhin wurde noch Rosenfeld und Binsdorf, OA. Sulz (Wälschnüsse), Geislingen, Ostdorf, Balingen, Engst- latt, Frommern, Heselwangen, Streichen und endlich Zillhausen, OA. Balingen um 1." betroffen. Auch am Sonntag den 31. scheint es vielfach gehagelt zu haben. Bis jetzt sind Nachrichten aus Ehningen, OA. Böblingen, und Neuhausen, OA. Eßlingen, über Hagelfälle am Vormittag zwischen '/»IO und 10 Uhr, und aus Reichenbach und Balgheim, OA. Spaichingen, über einen weiteren mittags zwischen 1—'/»2 Uhr eingelaufen. Im letztgenannten fielen einzelne Schlossen von Taubeneigröße.
Uhlbach, 31. Juli. In hiesiges: Weinbergen sind weiche Trauben anzutreffen.
Rottweil, 1. Aug. Heute früh zwischen '/< und '/ü6 Uhr wurde in hiesiger Stadt eine Erder- schütterung verspürt, welche kaum 1 Sekunde währte, aber ziemlich heftig war.
Vom oberen Echazthal. Am Aufstieg von Oberhausen nach Schloß Lichtenstein wurde ein unbekannter junger Mann erschossen aufgefunden.
Pleidelsheim, 1. Aug. Der Marbacher Postillon berichtet: Ein braver Sohn hiesiger Eltern, welcher seine Militärzeit in Tübingen abdiente und nächsten Herbst nach Hause entlassen worden wäre, hat sein junges Leben auf bedauerliche Weise verloren. Vor ungefähr 8 Tagen nahm derselbe eine Wurst im Tornister mit zu einer Felddienstübung, die bei der großen Hitze in Fäulnis überging und nach dem Genüsse schnelle Vergiftung und letzten Montag den Tod herbeiführte.
Ohrnberg, OA. Oehringen, 31. Juli. Von schwerem Unglück heimgesucht wurde laut H. B. ein hiesiger Bürger, der in kurzer Zeit zwei Knaben verlor. Während der eine totkrank zu Hause lag, ging der andere seinem Vater entgegen, fiel unterwegs von der Kocherbrücke hinunter in den Kocher und ertrank, nachdem er sich auf dem vorstehenden Pfeiler schwer verletzt hatte. Das andere Kind ist inzwischen auch gestorben.
Ravensburg, 31,. Juli. Ein erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassenes Individuum wollte vorgestern nacht im Amtsgericht eine Rehgais stehlen. Schon hatte er das Tier über einen Gartenzaun gehoben, als er im Fortschaffen desselben von Nachbarsleuten gestört wurde. Seine Beute zurücklassend, entfloh er, wurde aber noch in der Nacht von einem Schutzmann ergriffen und dingfest gemacht.
W a ld fee, 1. August. Heute morgen, wenige Minuten vor '/-6 Uhr, wurde dahier ein ziemlich heftiger Erdstoß wahrgenommen. Eine Frau, welche
am Fenster auf einem Stuhle saß, wurde in die Höhe geworfen; Leute, welche sich noch zu Bette befanden, wurden mit der Bettstelle erschüttert, wobei sich deutlich ein heftiges Hin- und Herschwanken beobachten ließ. Auch Schränke bebten wie zum Umstürze. Auch in Bern wurde das Erdbeben verspürt.
Frankfurt a. M., 2. August. Im Prozeß Jäger haben heute früh 8'/« Uhr die Verhandlungen begonnen; 32 Zeugen und 1 Sachverständiger sind erschienen. Baron v. Rothschild ist nicht geladen. Sämtlichen Angeklagten stehen Verteidiger zur Seite. Jäger ist der Unterschlagung und Vernichtung von Urkunden in vollem Umfange geständig. Er behauptet, Hensel, sein Associs des Eiergeschäfts, sei die Veranlassung der ganzen Affaire gewesen. Die Josephine Klotz ist nur teilweise geständig; sie sagt, sie wäre auch mit Jäger gegangen, wenn er kein Geld gehabt hätte. Müngersdorfs, Hensel, die Klemens'schen Eheleute, Konstanze Ochs, N. Messer und Vogt erklären sich für unschuldig; die übrigen Angeklagten sind geständig.
Schönhausen, 31. Juli. Fürst Bismarck mit Familie ist heute abend 9'/« Uhr mittelst Extrazugs von Magdeburg hier eingetroffen.
Graudenz, 2. Aug. Dem „Geselligen" wird aus Laskowitz gemeldet: Postschaffner Porsch, der aus Graudenz mit dem Zuge angekommen ist, wurde als choleraverdächtig auf ärztliche Anordnung hier untergebracht.
Co wes, 1. Aug. Der deutsche Kaiser traf an Bord des Kaiseradlers hier ein. Der Prinz von Wales, der Herzog von Connaught und Prinz Christian zu Schleswig-Holstein waren ihm auf der Jacht Aline entgegengefahren. Nach Besichtigung des Schulschiffes Moltke begab sich der Kaiser mit mehreren Herren des Gefolges ans Land, wo der Herzog von Connaught und der Stallmeister der Königin, Oberst Byng, zum Empfange erschienen. Die Weiterfahrt nach Osborne wurde zu Wagen unternommen. Im Schlosse wurde der Kaiser von der Königin empfangen und herzlichst begrüßt. Der Kaiser nimmt nachmittags bei der Königin in Osborne das Diner.
Cowes, 2. Aug. Der Kaiser bestieg heute Vorm. 10 Uhr den Meteor, welcher an der Wettfahrt um den Pokal der Königin teilnimmt. Der Wind ist leicht, der Wettkampf dauert voraussichtlich bis zum Abend. Morgen findet ein vom Herzog von Aork an Bord des Melampus veranstaltetes Festmahl statt. Auf Donnerstag hat der Kaiser zu einer Festtafel an Bord des Kaiseradlers eingeladen. Am Freitag speist der Kaiser bei der Königin in Osborne.
Paris, 2. August. Im Gefängnis von Rouen begingen 28 jugendliche Gefangene Meuterei, erstachen den Oberaufseher, zertrümmerten alles und versuchten, die Umfassungsmauer zu durchbrechen. Bei Eintreffen einer Kompagnie Infanterie verbarrikadierten
sie sich in den Werkstätten und versuchten, Feuer anzulegen. Schließlich wurven sie überwältigt und in Isolierzellen gesperrt.
Vermischtes.
— Vernichtung der Feld- und Hausmäuse durch den von Pros. Fr. Löffler entdeckten Mäuse-Bacillus. Auf Einladung der griechischen Regierung reiste Prof. Löffler von Greifswald am 1. April d. I. nach Larissa, der Hauptstadt Thessaliens, um daselbst in den gewaltigen fruchtbaren Ebenen den Verheerungen durch Feldmäuse mittelst des von ihm aufgefundenen Bacillus entgegenzutreten. Im Mai kehrte derselbe bereits wieder zurück, nachdem der Erfolg konstatiert war. Die Ansteckung geschah dadurch, daß kleine Pcodstück- chen mit den bacillenhaltigen Kulturflüssigkeiten getränkt und diese in die Mauslöcher geworfen wurden. Die Mäuse, welche von dem Brod gefressen haben, erkranken sofort und verenden nach 9—14 Tagen. Die Krankheit überträgt sich sodann auf diejenigen Mäuse, welche die an dem Mäusetyphus gestorbenen Individuen anfressen, was häufig der Fall ist. Den Verkauf der Reinkulturen des Bacillus hat Prof. Löffler nun der Firma I. F. Schwarzlose Söhne, K. Hoflieferanten, in Berlin, Markgrafenstr. 29, übertragen. Dieses Mittel zur Vertilgung dieser schädlichen Nager ist insofern probat, als es anderen Tiern und auch für den Menschen ganz unschädlich ist. Ferner ist der Umstand sehr beachtenswert, daß die inficierten Tiere das Bestreben zeigen, frische Luft aufzusuchen; sie sterben deshalb nicht in den Löchern und können die Kadaver somit leicht beseitigt werden.
Härten vonFedern mittels des elektrischen Stromes. In der Gewehrfabrik zu St. Etienne in Frankreich wird der elektrische Strom zum Glühendmachen der stählernen Federn zum Zwecke der Härtung derselben benutzt. Dieselben erglühen sehr schnell und fallen nach kurzer Unterbrechung des Stromes in ein daruntergestelltes Wasserfaß. Ein Arbeiter kann einer Mitteilung des Berliner Patentbureaus Gerson L Sachse zufolge, mittelst dieses Verfahrens täglich 2400 stählerne Drahtfedern Härten. Dabei fällt die Härtung so gleichmäßig aus, wie sie durch Glühen im Ofen überhaupt nicht zu erzielen ist. Ferner wird auch jede Verschlechterung des Materiales, wie sie selbst bei Benutzung der besten Kohle möglich ist, ausgeschlossen.
Landwirt!) sch afll. Kezirksvrreiri.
Diejenigen Mitglieder des Vereins, welche der am nächsten Samstag stattfindenden Vorführung der neuesten landwirtschaftl. Maschinen in Hohenheim beiwohnen wollen, erhalten einen Beitrag von 3 .
Abgang in Calw um 4 Uhr 53 Ai in. mit der Gäubahn nach Vaihingen. Anmeldung bei dem stellv. Vorstand
L. Tingler.
„Einerlei, Eduard — ich mag keinen Hund im Hause haben — Sie sollten meine Antipathie doch längst kennen. „John", wandte sich Frau Palma zu dem Diener, „sagen Sie Farley, er müsse in einer halbe« Stunde eingespannt haben und schaffen Sie hernach mit Farley's Hülfe diesen Hund aus dem Hause — wir haben keinen Platz für derartige Gäste. Schicken Sie aber Meist Hettie herunter — sie soll die junge Dame auf ihr Zimmer führen und ihr beim Auspacken behülflich sein.
Der Diener verschwand und Frau Palma fragte gleichmütig:
„Fräulein Orme — haben Sie schon gekühstückt?'
„Nein, aber ich danke, Frau Palma — ich bin nicht hungrig."
Es war ein seltsamer Klang in der Stimme des jungen Mädchens, so daß Roscoe einen besorgten Blick auf Regina warf. In diesem Augenblick erschien der Diener.wieder in Begleitung des Kutschers; der L-tztere schaute mitleidig auf Regina und näherte sich dann Ajax, dessen Kette die junge Herrin in der Rechten hielt während sie mit der Linken ihr kleines Reisetäschchen aufnahm und gelassen sagte:
„Berühren Sie den Hund nicht, — Ajax und ich werden schon anderswo ein Plätzchen finden — New-Iork ist ja groß genug. Adieu, Frau Palma — verzeihen Sie mir die Störung — adieu, Herr Roscoe."
Sie schritt der Thür zu. Frau Palma stand wie zu Stein erstarrt, aber Herr Roscoe eilte Regina nach und rief lebhaft:
„Fräulein Orme — wohin wollen Sie denn gehen?"
„Irgendwo, wo Ajax weniger störend ist, als hier."
„Aber Herr Palma ist Ihr Vormund — er wird sehr ärgerlich werden, wenn er erfährt —"
„Ich habe ihm keine Veranlassung gegeben, ärgerlich zu werden," unterbrach ihn Regina gleichmütig; „meinen Ajax würde ich aber auch hundert Vormündern zu Liebe nicht aufgeben. Bitte, Herr RoScoe — lassen Sie mich fortgehen."
„Sagen Sie mir wenigstens, wohin Sie sich zu begeben gedenken, Fräulein
Orme."
„Frau Ltndsay hat mir einen Brief an eine ihr befreundete Dame gegeben — ich werde diese Dame aufsuchen."
Frau Palma hatte sich inzwischen gefaßt; ihr mußte aus vielen Gründen daran gelegen sein, mit Ihrem Stiefsohn in gutem Einvernehmen zu bleiben und so biß sie in den sauren Apfel und gab nach.
„Genug," sagte sie kalt, „dies Haus >st Herrn Palma's Haus, nicht das meine und bis mein Sohn zurückkehrt, was sehr bald der Fall sein wnd, muß sein Mündel unter allen Umständen hier bleiben."
„Vertrauen Sie Ajax einstweilen mir an, Fräulein Orme," bat Ro-coe; „es soll ihm an nichts fehlen und da ich gerne Hunde habe, will ich schon nnt rhm auskommen."
„Lassen Sie mich lieber gehen," sagte Regina leise, „denn da hier im Hause kein Platz für ihn ist —
„Ei, hinsichtlich des Platzes wäre schon Rat zu schaffen, Fräulein", fick der Kutscher, dem Regina leid that, ein; „neben der Remise ist ein großer freier Raum, wo sich eine Hundehütte leicht aufstellen läßt und tagesüber kann Ajax im Hof, der immer geschlossen ist, umherspringen. Fräulein Orme kann den Hund füttern, wenn es ihr bel-ebt und sich jederzeit von seinem Wohlbefinden überzeugen. „Wenn's die gnädige Frau erlaubt, sorge ich sofort für eine Hundehütte."
„In Gottes Namen, Farley", nickte Frau Palma; Regina begriff, daß sie nachgeben müsse, und die Kette in Farley's Hand legend, sagte sie einfach: „Ich danke Ihnen, Farley — ich weiß, Sie werden gut für Ajax sorgen."
„Ich muß mich einstweilen von Ihnen verabschieden. Fräulein Orme," sagte Roscoe, als Regina im Begriff stand, das Znnmer zu verlassen, „ich hoffe. Sie aber recht bald wieder zu sehen."
(Fortsetzung folgt.)