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All die Zchllltheißkniimtkr.
das Militärersatzgeschäft im Jahr 1892 betreffend.
Auf Grund der von den K. Pfarrämtern übergebenen Geburtslisten haben die Ortsvorsteher die Rekrutirungsstammrollen über die im Jahr 1872 geborenen Militärpflichtigen vorschriftsmäßig anzulegen. Außer den in der Gemeinde gebornen sind auch die sonst sich anmeldenden Militärpflichtigen und die im Jahr 1872 auswärts gebornen, im Familienregister enthaltenen Söhne solcher Familien, welche das Württ. Staatsbürgerrecht besitzen und sich auswärts aufhalten oder aufgehalten haben, einzutragen. In der Rubrik „Bemerkungen" sind alle Bestrafungen und sonstigen Angaben einzutragen, welche zu Beurtheilung des Lebenswandels Bedeutung haben. Ist in dieser Beziehung nichts zu bemerken, so ist einzutragen: Strafen und Ausschließungsgründe: 0.
Alle Militärpflichtige haben sich in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar zur Aufnahme in die Stammrolle bei dem Ortsvorsteher ihres dauernden Aufenthaltsorts oder ihres Wohnsitzes anzumelden. Sofern die Anmeldung nicht am Geburtsort selbst erfolgt, ist bei derselben von den im Jahr 1872 Geborenen ein Geburtsschein vorzulegen. Die Militärpflichtigen der Altersklassen 1870 und 1871 haben ihre Loosungsscheine abzugeben. Für vorübergehend von ihrem Aufenthaltsort Abwesende haben ihre Eltern, Vormünder, Lehr-, Brot- oder Fabrikherrn die Verpflichtung, sie zur Stammrolle anzumelden. Die im Jahr 1892 in das militärpflichtige Alter eintretenden, zum einjährig-freiwilligen Dienst Berechtigten sind besonders darauf aufmerksam zu machen, daß auch sie zur Stammrolle sich anzumelden und ihren Berechtigungsschein vorzulegen haben, wenn sie Zurückstellung von der Aushebung beanspruchen wollen.
Die Unterlassung der vorgeschriebenen Anmeldung wird mit Geldstrafe bis zu 30 ^ oder mit Haft bis zu 3 Tagen bestraft.
Die vorgeschriebene Aufforderung zur Anmeldung der Militärpflichtigen ist durch öffentlichen Anschlag und auf sonst ortsübliche Weise zu erlassen.
Auf 15. Februar 1892 sind die Stammrollen des Jahrs 1892 und der Jahrgänge 1889, 1890 und 1891, die von 1892 mit den Geburtslisten, an das Oberamt einzusenden. In der vorletzten Rubrik der Geburtslisten sind die Nummern, unter welchen die Uebertragungen in die Stammrollen stattgefunden haben, vorzumerken.
Calw, den 3. Januar 1892.
K. Oberamt.
Supper.
Dik Ortsoorstkhkr
werden mit Bezugnahme auf den oberamtlichen Erlaß in Nr. 146 von 1889 des Calwer Wochenblatts zur alsbaldigen Vorlage der auf 31. Dezember 1891 abgeschlossenen Fleischschauregister aufgefordert.
Calw, den 3. Januar 1892.
K. Oberamt.
Supper.
Dir Orlsvorstrlm
werden angewiesen, die Mitglieder- und Beitragsverzeichnisse der Krankenpflegeversicherung pro 1891 bis
spätestens 19. ds. Mts. an die Amtspflege ein- zusendcn.
Calw, den 3. Januar 1892.
K. Oberamt. Supper.
Tnges-Neuitzkeilen.
* Calw. Am letzten Donnerstag wurden die neu gewählten Gemeinderäte nnd Bürgerausschußmitglieder in öffentlicher Sitzung auf dem Rathaus vereidigt. Der Bürgerausschuß erwählte zu seinem Obmann den Hrn. Fabrikanten Gustav Wagner und als dessen Stellvertreter Hrn. Verwaltungsaktuar Staudenmeyer. In die Ortsschulbehörde wurden vom Gememderat die Herren Karl Bozenhardt ssn. und Kaufmann Kraushaar, vom Bürgerausschuß die Herren E. Zoeppritz und Gustav Wagner gewählt.
Leonberg, 1. Jan. Nach alter Sitte versammelte sich gestern wieder die hiesige Einwohnerschaft bei einbrechender Dunkelheit auf unserem Marktplatz zur Feier der Jahreswende. Von den Fenstern der altehrwürdigen Häuser strahlten unzählige Lichter in festlichem Glanz und unter Posaunenbegleitung sang die Gemeinde abwechselnd mit Chören des Liederkranzes und Frohsinns die Choräle: Ach wiederum ein Jahr verschwunden, Großer Gott wir loben dich. Lobe den Herrn, Nun danket alle Gott.
Zuffenhausen, 30. Dez. Heute morgen gegen 3 Uhr entdeckte der Nachtwächter einen Lichtschimmer auf hiesigem Rathaus. Er benachrichtigte sofort den in nächster Nähe wohnenden Schultheißen, und es gelang mit Hilfe des herbeigeholten, hier stationierten Landjägers, einen Dieb festzunehmen, der sich als ein früher auf dem Rathaus angestellter Assistent M. entpuppte. Lokalkundig, wie er war, hatte er sich nach abgelegtem Geständnis schon gestern abend in das Rathaus eingeschlichen, sich dort auf der Bühne verborgen, um gegen Morgen sich im Arbeitszimmer des Schultheißen umzusehen. Dort nahm er ca. 54 Man fand Revolverpatronen bei ihm. Heute vormittag wurde derselbe ans K. Amtsgericht Ludwigsburg eingeliefert.
Stuttgart, 1. Jan. Entgegen der Gepflogenheit am Hofe des verstorbenen Königs hat König Wilhelm II. die auch an den anderen Höfen geübte Sitte des Neujahrsempfangs wieder eingeführt. Derselbe ging heute in den Abendstunden mit großer Prachtentfaltung vor sich. Der obere und mittlere Flügel des Königlichen Rrsidenzschlosses erstrahlte mit Einbruch der Dunkelheit in Hellem Lichterglanze. Die Zahl der geladenen Personen betrug etwa 600. Auf Anordnung des Königs waren die Trauerzeichen, die noch bis zum 5. d. für König Karl getragen werden, abgelegt. Die Damen erschienen in Hellen Toiletten und trugen Schmuck. Um 7'/- Uhr betrat, unter Vorantritt der Hofstaaten und gefolgt von den Mitgliedern des Königlichen Hauses, das Königspaar die große Spiegelgallerie, wo sich das diplomatische Korps,
die Standesherren u. s. w. versammelt hatten. Der König trug die Uniform des Ulanenregiments König, Karl Nr. 19 mit Generalsabzeichen und geschmückt: mit dem blauen Bande des Friedrichsordens. Die Königin erschien in lichtem Seidenkleids; im Haar trug die hohe Frau ein kostbares Diamantendiadem, und um den Hals eine Brillantriviöre. Als Ordens- aüszeichnung hatte sie den Olgaorden angelegt. In der Spiegelgallerie verweilte das Königspaar bis nach > 9 Uhr in lebhafter Unterhaltung mit jedem Einzelnen. Der größte Teil der Gäste hatte sich im Weißen Saale versammelt. Hier waren die militärischen Uniformen am stärksten vertreten; man bemerkte neben der württembergischen Uniform auch preußische, bayerische, österreichische und japanesische Uniformen. Die Beamten der verschiedenen Departements erschienen in weißen Beinkleidern und mit ihren verschiedenen Uniformröcken. Der schwarze Frack war sehr in der Minderzahl. Nur die Prälaten, einige Künstler und der Vertreter der Bürgerschaft Obmann Schiedmayer. waren in dieser Kleidung erschienen. Der König und die Königin ließen sich von ihren Oberkammerherren von Neurath und von Reitzenstein jeden Einzelnen, vorstellen und für alle hatten die Majestäten verbindliche Worte, bei der großen Zahl von Geladenen gewiß keine kleine Aufgabe. Während des Cercles wurden Erfrischungen herumgereicht. Frkf. I.
— Der St.-Anz. schreibt: „Eine ganze Reihe von Zeitungen brachte in den letzten Tagen gleichzeitig und fast gleichlautend die Nachricht, daß Se. Majestät der König in Begleitung des Staatsministers der Finanzen unlängst die Räumlichkeiten des Ludwigsburger Schlosses in Augenschein genommen habe, daß die Absicht vorliege, den südlichen Flügel des Schlosses neu einzurichten, und daß daran gedacht werde, dort außerdem verschiedene weitere Eerneuer- ungsbauten vorzunehmen. Dem gegenüber sind wir in der Lage mitzuteilen, daß diese im einzelnen noch schön ausgeschmückte Nachricht unbegründet ist."
Cannstatt, 1. Jan. Das erste größere Hochwasser seit Beginn des Baues der neuen Neckarbrücke ist ohne angerichteten Schaden vorübergegangen. Da der anhaltende Regen ein rasches Steigen des Neckars vermuten ließ und dies auch durch den Pegelnachrichtendienst von Plochingen aus bestätigt wurde, sind schon am Mittwoch nachmittag und nachts umfassende Vorkehrungen getroffen worden, um Hochwasserbeschädigungen vorzubeugen. Der Neckar ist gestern früh 6 Uhr aus seinen Ufern getreten; das Hochwasser erreichte bei seinem höchsten Stand gegen mittag eine Höhe von l?/- Meter über dem gewöhnlichen Wasserspiegel; der eiserne Senkkasten am rechten Flußpfeiler stund hiebei 60 om tief im Wasser. Das Eis war glücklicherweise schon einige Tage vorher abgegangen. Es steht zu hoffen, daß die Arbeiten mit Beginn kommender Woche wieder ausgenommen werden können.
Ulm, 2. Jan. Der hiesige Gemeinderat hat wegen des von dem freien Volksverein am 5^
wie Undankbarkeit; aber wie Sie meine Elibeth kennen, werden Sie das doch sicher nicht glauben. Außer ihrem Vater hat sie für keinen Menschen so viel Verehrung und Liebe als für Sie, der ihr ja auch ein zweiter Vater gewesen ist. Daß sie trotzdem Ihr Haus nicht mehr besucht, seitdem wir da in unserer dunklen Höhle Hausen, das hat seinen besonderen Grund; und wenn sie sich einmal was in den Kopf gesetzt hat, das sie für richtig hält, so ist ihr's weder mit Gewalt noch mit Güte wieder herauszubringen. Sie meint, daß sie in die vornehmen Kreise nicht hinein gehöre, und daß es nur ihre Heiterkeit und Sorglosigkeit stören könnte, wenn sie trotzdem versuchen wollte, einen solchen Verkehr zu unterhalten."
Werner Petersen lächelte und nickte zustimmend.
„Eure Elsbeth ist ein braves Mädchen, Kapitän Herbold," sagte er, „und ihr gesunder Sinn trifft auch hier, wie immer, das Richtige. Sagt ihr nur, ich wäre mit ihren Ansichten ganz einverstanden, und ich dächte nicht daran, die ruhige Behaglichkeit Eures gemütlichen Stilllebens zu stören. ES wird mir genügen, aus Eurem Munde zu hören, daß es meinem kleinen Pflegetöchterchen gut geht, und wenn sie ja einmal meiner bedürfen sollte, so wird sie ja trotz alledem den Weg zu mir zu finden wissen."
Ehe noch Kapitän Herbold antworten konnte, wurde ihre Unterhaltung unterbrochen. Von jener Seite des Kabinets her, wo eine Tapetenthür den Zugang zu der in die oberen Wohnräume führenden kleinen Treppe verschloß, ertönte ein kurzes, lebhaftes Klopfen, und gleich darauf wurde auch das blonde Haupt und das frische Gesicht eines hübschen jungen Mannes in der halb geöffneten Thür« sichtbar.
„Störe ich Dich. Papa?" fragte er mit einer munteren, wohlklingenden Stimme, und als Herr Petersen eine verneinende Bewegung machte, erschien er in ganzer Figur in dem Gemache. Er war hoch gewachsen und stattlich wie sein Vater, aber von viel eleganterer und schmiegsamerer Gestalt; und trotz der Civillleider, welche er trug, war cs ihm unschwer anzumeiken, daß er sonst gewöhnt war, sich im Soldatenrock zu bewegen. Liebenswürdige Offenheit und Freundlichkeit schien der
hervorstechendste Zug in seinem Wesen, und mit seinen munteren braunen Augen, seinem leicht gekräuselten Haupthaar und seinem kicken Schnurrbärtchen war er ganz darnach angethan, einen angenehmen und bestechenden Eindruck auf Jeden zu machen, dem er sich näherte.
Er hatte den Besucher seines Vaters beim ersten flüchtigen Blick wohl nicht gleich erkannt, aber als er ihn nun näher ins Auge faßte, prägte sich die Helle Freude auf seinem Antlitz aus.
„Da ist ja unser guter Kapitän Herbold!" rief er aus, indem er dem Einarmigen beide Hände entgegenstreckte. „Das heiße ich eine glückliche Begegnung am ersten Tage meines Urlaubs. Seien Sie mir herzlich gegrüßt.' Wahrhaftig, das ist immer noch das alte lustige, treuherzige Gesicht, dessen ich mich seit meiner Knabenzeit erinnere. Aber ich selber habe mich ein wenig verändert. Nicht wahr, Kapitän Herbold?"
Der Angeredete hatte den jungen Mann aufmerksam bettachtet und sein ganzes Gesicht lachte vor Vergnügen.
„Das will ich meinen. Herr Kurt — Herr Petersen wollte ich sagen! Und wenn ich an der Stelle seiner Majestät wäre, so machte ich Sie heute noch zum Obersten oder doch wenigstens zum Major!"
„Nun, damit hat's freilich noch gute Wege! Vor der Hand bin ich nur simpler Sekondelieutenant bei den Dragonern, und wenn es nicht heute oder morgen einen Krieg giebt, werde ich's auch wohl noch eine kleine Weile bleiben. Aber was macht Elsbeth. mein kleines hübsches Schwesterchen? Ich kann Ihnen nicht sagm, Kapitän Herbold, wie ich mich darauf freue, sie wiederzusehen."
Der Kaufherr hatte der herzlichen Begrüßüng zwischen seinem Sohne und dem asten Kapitän zugesehen ohne eine Miene zu verziehen, nun aber erschien doch ein leichter Schatten auf seiner Stirn.
„Ich bin erstaunt. Dich in diesem Anzuge zu sehen, Kurt", fiel er, ehe noch Herbold Zeit gesund«« hatte, zu antworten, in ihre Unterhaltung ein. „Ich denke