Um die Erhöhung der Kohlenpreise
TU. Berlin, 16. Juni. In der gestrigen Sitzung des Reichskohlenverbandes und des großen Ausschusses des Neichskohlenrates kam der in der letzten Sitzung einem Sonderausschuß zur Prüfung überwiesene Antrag der beiden mitteldeutschen Brannkvhlensyndikate auf Erhöhung der Preise für Hausbrandbriketts im engeren Absatzgebiet zur Verhandlung. Angenommen wurde ein Vorschlag, wonach gegenüber den bisher veröffentlichten Jahrespreispro- grammcn die jeweiligen MonatSpreisc für die Monate Juli bis Oktober einschließlich, sowie für März eine Erhöhung um eine Mark und für die Monate November bis Februar einschließlich eine solche von zwei Mark erfahren sollen. Der Vertreter des Neichswirtschastsministeriums beanstandete dem Beschluß der Preiserhöhung, da lediglich die Befürchtung; daß die Kosten sich in Zukunft unter Umständen ungünstiger gestalten, den Anspruch auf Preiserhöhung nach Lage der Sache nicht rechtfertigen könne.
Die erneuten PreiserHöhnugSansprüche des Rheinischwestfälischen und des Aachener Kohlensyndikats wurden einem Sonderausschuß zur Prüfung überwiesen.
Die Einigung in der Memelfrage
Am Schluß der Mittwoch-RatSsitzung verlas der litauische Ministerpräsident Woldemaras folgende Erklärung: Die litauische Regierung legt Wert darauf, schon jetzt zu erklären, daß es keinesfalls in ihrer Absicht liegt, das Me- melgebiet ohne Volksvertretung zu lassen. Sie ist sich ihrer Pflicht und ihrer Verantwortung vollauf bewußt. Die Negierung wird daher die erforderlichen Maßnahme): treffen, damit die Wahlen für den Landtag spätestens im September 1927 stattfinden. Hinsichtlich der Autonomie des Memelge- biets, wie sie im Statut festgesetzt ist, ist die litauische Regierung fest entschlossen, alles, was an ihr liegt zu tun, damit die Autonomie wirksam wird und sich bezüglich der Zusammensetzung des Landtags und Bildung des Direktoriums auf demokratischer Grundlage entwickelt."
Hierauf erwiderte der Neichsaußcnminister Dr. Stre- semann: „Angesichts der vom Herrn Ministerpräsidenten Woldemaras nunmehr im Namen feiner Regierung abgegebenen Erklärung glaube ich meinerseits in der jetzigen Ratstagung darauf verzichten zu können, daß die Angelegenheit weiter behandelt wird. Ich hoffe, daß durch die in Anssicht gestellten Maßnahmen der litauischen Regierung mit größter Beschleunigung im Memelgebiet derjenige Zustand sichergcstellt wird, der dem Statut entspricht."
Eine Konferenz des Notenbankpräsidenlen
TN. Newyork, 16. Juni. In Newyvrker Finanzkreiscn verlautet, baß der Gouverneur der Bank von England, Reichsbankpräsident Dr. Schacht und der Vizepräsident der Bank von Frankreich im Juli zu einer Konferenz mit dem Präsidenten der American Federal Reserve-Bank, Benjamin Strong, in Newyork eintreffen würden, da die Gesundheit diesem die Reise nach Europa nicht erlaube. Gewöhnlich gut informierte Kreise erklären, daß der Hauptgegenstand der Besprechungen die weitere Stabilisation der Weltfinanzen sein werde. Wie von der Reichsbank milgeteilt wird, liegt eine derartige Einladung in Berlin noch nicht vor. Es wird jedoch erklärt, daß die angekündigte Besprechung durchaus im Rahmen der von den Notenbank- Präsidenten verfolgten Politik liegen würde.
Neue Todesurteile in Rußland
TU. Riga, 16. Juni. Aus Moskau wird gemeldet, daß die gefüllten 28 neuen Todesurteile noch nicht bestätigt worden seien., In Eriwan verurteilte das Kriegs- und Nevo- lntivnstribuual wegen des Versuchs, das Pulverlager in Baku in die Luft zu sprengen, 5 Eingeborene zum Tode.
Die Einberufung der territorialen Truppenteile zu den Sommerübungen ist abgeschlossen. In der Ukraine haben die Manöver bereits begonnen, während sie in Zentralrußland im Juli stattfinden sollen. Die ukrainische Regierung hat eine Gruppe von Ausländern, darunter Polen, einen Engländer und Letten aus der Ukraine ausgewiesen. In der Hauptstadt der Republik Moldau, Balta, wurde eine angeblich rumänische Spivnagevrgauisativn aufgcdeckt und 21 Personen verhaftet.
Aus aller Welt
Vom Wirbelstnrm ersaßt und aus die Schienen geworfen.
Die Oberlausitz wurde am Mittwoch nachmittag von einem schweren Unwetter heimgesucht. Wirbelsturm und Hagelschläge richteten arge Verwüstungen an. Ein Wirbelsturm erfaßte eine in der Nähe des Bahndammes bei Niesky stehende Frau und schleuderte sie zwischen die Wagen eines gerade voriiberfahrenden Zuges; sie wurde von den Rädern des Zuges zermalmt.
Vom Landtag
Eingaben an den Landtag.
In der Zeit vom 28. April bis 10. Juni sind an den Landtag 41 Eingaben gerichtet worden, die den zuständigen Ausschüssen überwiesen wurden. Darunter ist eine Eingabe des württ. Städtctags und des mürtt. Gemcinbetags betr. den Finanzausgleich zwischen Staat und Gemeinden. Die Gemcinderäte von Aldingen, Aixheim, Frittlingen, Obernheim und Natshausen, sowie Schörzingen OA. Spai- chingen bitten um Lostrennung vom Oberamtsbezirk Spai- chingen und um Zuteilung zu anderen Bezirken. Das Stadt- schnltheißeuamt Eßlingen hat eine Eingabe betr. das Poli- zeiverwaltungsgesetz gemacht und die Gde. Pfalzgrafenweiler OA. Freudenstadt bittet um Fortführung des Baues der Eisenbahnstrcckc Dornstettcn-Pfalzgrafeuweiler.
Aus den Parteien
Nationalsozialistische Einheitsfront in Württemberg.
Nach vorausgegangenen Besprechungen fand am letzten Sonntag in Stuttgart in Anwesenheit Adolf Hitlers eine gemeinsame Tagung der württ. Vertreter der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter-Partei und der Vertreter der Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung statt, in der Adolf Hitler zu einer Rede das Wort ergriff. Der Zusammenbruch von 1918, so führte Hitler etwa ans, habe das eine Gute gehabt, daß er jedem, der sich noch einigermaßen einen Sinn für politisches Geschehen bewahrt habe, gezeigt Hütte, daß das deutsche Volk an einer Krankheit leide, die mit unfehlbarer Sicherheit zum Untergang dieses Volkes führen müsse, wenn keine Rettung komme. Kein Volk könne es auf die Dauer ertragen, daß seine Glieder sich in Haß gegenüberständen. Das Bürgertum habe seine politische Aufgabe nicht erfüllt, ihm fehle auch Amte jeder tragende
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Hellmuth ließ sie nicht mehr aus den Augen.
Er hatte sich draußen in der Toilette bereits demaskiert, Die Brille abgenommen und den häßlichen Spitzbart weg- geschasft.
kk Trude rief nach dem bedienenden Mädchen, um zu be- 'zahlen. Da erhob er sich unvermittelt und trat an ihren Tisch. Sie erkannte Ihn sofort wieder und streckte ihm die Hand entgegen. Er ergriff sie aber nicht und verneigte sich nur kühl, als sei es ihm peinlich, je ihre Bekanntschaft gemacht zu haben.
if Dann wandte er sich an den jungen Herrn an ihrer Seite: ^Gestatten Sie, daß ich mit Ihrer Braut ein paar Worte unter vier Augen spreche."
Zugleich zeigte er seine Legitimationskarte von
, ^ - Detektiv Hellmuth.
Trude zuckte erblassend zusammen. Hilflos sah sie ihn an und dann auf ihren Begleiter. Dieser hatte sich brüsk erhoben: „Ich wüßte nicht, was Ihnen'Berechtigung gäbe, meiner Schwester irgendwelche Unannehmlichkeiten zu bereiten, mein Herr!"
Hellmuth machte ein abweisendes Gesicht. „Ich tue nichts als meine Pflicht. Es liegt im Interesse der Dame, daß sie sich fügt. Ich glaube nicht, daß Sie es vorziehen werden, hier einen Skandal in Szene zu setzen."
Walter Rammelt verneinte. „Sie werden aber erlauben, daß ich der Unterredung beiwohne," sagte er bittend.
> „Bedauere!" Hellmuth zuckte die Achseln. „Ihre Anwesenheit könnte womöglich die Aussagen Ihrer Schwester beeinflussen. Ich kann es also nicht gestatten. Ich denke, die Sache wird bald erledigt sein. Darf ich jetzt bitten, gnädiges Fräulein?"
Trude erhob sich mit halb gelähmten Füßen. Ihr Gesicht leuchtete geisterhaft weiß. Ohne Widerrede folgte sie ihm.
Ganz Mann von Welt, auch als Polizeiorgan, össnele er ihr die Tür und ließ ihr den Vortritt. Dann ging er mit ihr einen Seitenweg entlang. Er sah die Angst, die in ihren Augen brannte, und glaubte ihr Herz bis zu sich Herüberklopfen zu hören.
Aber es mußte sein! — Ein Halbes gab es für ihn nicht. Immer nur das Ganze! Ob es sich nun darum handelte, - einen Verbrecher zu verfolgen und endlich dingfest zu machen, oder wie heute diese Trude Rommelt wiederum in die Arme ihres Doktors zurückzusühren. — Es blieb sich immer dasselbe.
Bei einer Bank angckommen, machte er eine Handbewe- Ouig, die sie zum Niedersitzen aufsorderte. Er bemerkte nämlich, daß sie keine zwanzig Schritte mehr zu gehen vermochte, sie würde unbedingt vor ihm zusammenbrechen. Willenlos ließ sie sich darauf nieder und mied es, ihm in die Augen zu sehen. Er blieb vor ihr stehen und sah auf ihren gesenkten Scheitel. Ein kaum merkliches Lächeln glitt um seinen Mund. — Armes, gehetztes Ding! Aber es ging nun einmal nicht anders!
„Meine Gnädigste!" sagte er höflich, ich habe ein paar Fragen an Sie zu richten, von deren Beantwortung alles für Sie abhängen wird. Jede Lüge würde für Sie von unabsehbaren Folgen sein."
Sie nickte, zum Zeichen, daß sie ihn verstanden hatte.
„Sie sind steckbrieflich verfolgt, wegen Führung falscher Papiere," sagte er streng.
Ein förmlicher Krampf begann ihren Körper zu schütteln.
„Stimmt das?" frug er barsch.
Sie nickte. — Es war ein stummes Bejahen der Verzweiflung.
„Wer läßt mich verfolgen?" stammelte sie. ?
„Der Staatsanwalt!" ^
Ihr Körper sank vollständig zusammen. — Das Gericht! — Wie eine rauschende Flut klang das Blut In ihren Ohren. Schmach, Schande und Entehrung, alles verband sich für sie mit diesem Gedanken.
„Ich will alles bekennen, Herr Detektiv!" würgte sie heraus.
„Gut! — Dann bitte ich Sie, mir zu folgen. Wenn Sie das rnHt wollen, bin ich gezwungen. Sie zu verhaften!"
„Nein," erwiderte sie hastig. „Ich komme mit Jhney."
Gedanke, es lebe von gestern. Der Marxismus sei ebensowenig geeignet, ein Vvlk zur Höhe zu führen. Dem volks- vernichtenden Massenwahn des Marxismus stelle der Nativ- nalismns das Prinzip der Nasse und der Persönlichkeit entgegen. Bei diesem Prinzip handle es sich nicht um eine künstliche Konstruktion oder Erwägung, sondern um die Erkenntnis jener Naturgesetze, die allein nur den Fortschritt in der Geschichte gebracht hätten. Die Zukunft des deutschen Volkes hänge davon ab, inwieweit sich diese Erkenntnis durchsetze. Dieser Idee könne aber mit Erfolg nicht eine Vielheit von Bereinigungen dienen, sondern die Aussicht, das Ziel zu erreichen, sei nur einer in sich disziplinierten Organisation gegeben, die auf dem Führergedanken stehe. Die Aufgabe der NSDAP, sei, die Vesten von Links und Rechts zu sammeln und im Glauben an Deutschlands Größe die deutsche Zukunft sicherznstellcn. Der Führer der Freiheitsbewegung erklärte dann unter dem stürmischen Beifall der Zuhörer seinen Eintritt in die NSDAP, und forderte seine Mitglieder zum gleichen Schritt auf. Gauleiter Münder hieß unter lebhafter Zustimmung die Angehörigen der Freiheitsbewegung in der NSDAP, willkom- kvmnieu, worauf nach dem gemeinsamen Gesang des nationalsozialistischen Kampfliedes Adolf Hitler noch eine kurze Ansprache hielt. Die Vertrctertagung hat dankt die nationalsozialistische Einheitsfront in Württemberg hergestellt.
Sport
Faltboot-Fahrt aus der Nagold.
Die „Stuttgarter Paddler" wollen am nächsten Sonntag wiederum eine Faltboot-Fahrt ans der Nagold veranstalten iAbsahrt von Calw 8 Uhr), bei der die Boote nach Art der Flößerei durch die zahlreichen Floßgassen nnd Stellfallcn von Calw bis Pforzheim fahren. In Calw, Bad Liebenzell u. Pforzheim sind gemeinsame Aufenthalte vorgesehen.
Kirchliche Nachrichten
Ev. Gottesdienst
am 1. Sonntag nach Dreiein., 19. Juni. V. T. 487.
8 Uhr: Frühprcdigt und )H 10 Uhr: Predigt, Stadtpf. Lang.
Eingangslied Nr. 433 „Seele was ermüdst du".
)<;i1 Uhr: Svnntagsschule.
1 Uhr: Christenlehre (Söhne 2. Bez.j.
Donnerstag, 23. Juni, 8 Uhr: Vibelstunde.
Kath. Gottesdienst.
Sonntag, 19. Juni.
8 Uhr: Frühmesse mit Homilie. 9.30 Uhr: Predigt und Amt. 2 Uhr: Andacht.
Montag, 8 Uhr: Gottesdienst in Bad Licbenzcll. Mittwoch, 8.30 Uhr: Gottesdienst in Bad Teinach. Donnerstag: Schluß der Oktav mit Amt um 7 Uhr. Dienstag nnd Mittwoch, 7.30 Uhr: Abendandacht.
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Sie erhob sich, taumelte und fiel wieder auf den Sitz zurück.
„Soll ich Ihnen irgendeine Erfrischung besorgen?" schlug er vor.
Sie verneinie und stand schon wieder auf ihren zitternden Füßen. Er bot ihr den Arm, und als sie sich weigerte, den ihren dareinzulegen, zog er ihn ohne weiteres durch den feinen.
„Sie können vollkommen unbesorgt sein." sagte er freundlich. „Wenn Sie keinerlei Szenen machen und sich auch Ihr Bruder ruhig verhält, dann ahnt kein Mensch, um was es sich handelt, wenn man Sie in meiner Begleitung sieht."
„Einen Augenblick," sagte er, als sie wieder am Eingang des Eafös angekommen waren. Er ließ ihren Arm sinken und sprang die Stufen hinauf.
Walter Rommelt blickte ihm erregt entgegen: „Herr Detektiv, ich denke, es wird doch hoffentlich ein Irrtum sein!"
„Leider nicht!" sagte Hellmuth. „Ihre Schwester bekennt sich schuldig."
„Westen schuldig?" stieß Walter heraus. -> ^
Ein warnender Blick Hellmuths auf die Umgebung NeHI ihn leiser sprechen;
„Westen schuldig?" wiederholte er.
„Sie ist im Besitze falscher Papiere."
„Sie ist unschuldig!" — Walter griff nach den Händen des Detektivs. „Sie hat es meinetwegen getan! — Nur meinetwegen! Verhaften Sie mich statt meiner Schwester, Herr Detektiv. Ich werde ganz ruhig sein! Ich will keine Szene machen — gar nichts! Legen Sie mir Fesseln an oder was Sie wollen. Nur meine Schwester — geben Sie meine Schwester frei, Herr Detektiv!"
„Es tut mir unendlich leid, Herr von Rommelt," jagte -Hellmuth.
Walter hielt ihm die Hände entgegen. „Bitte, nehmen Sie mich!" fing er aufs neue zu betteln an. „Ich will mich einsperren lasten, ein Jahr und länger! — Nur-"
„Es ist alles zwecklos, was Sie da sagen," schnitt Hellmuth ihm die Rede ab. Das Gericht greift immer nur nach dem Schuldigen. Einen Ersatzmann kennt das Gesetz nicht!"
„Aber verabschieden! — Erlauben Sie doch wenigstens, daß ich mich verabschiede," jagte Walter in maßloser Auf- regung.^ ^ ' ^ (Fortsetzung folgt.).)