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für Einrichtung und Ausstattung eines Wittwensitzes in der Stadt 30,000 Gulden, für Einrichtung eines Wittwensitzes auf dem Lande 40,000 Gulden. Nach den großartigen Geldopfern die I. M. die Königin Olga bisher für Ihre Unterthanen gebracht hat, wird es eine Ehrensache für die württembergische Ab­geordnetenkammer sein, der Königin Olga diejenige Apanage zu geben, die ihr gebührt und die ihr ge- gestatten wird, ihr segensreiches Wirken für die Armen des Landes auch fernerhin fortzusetzen".

Heilbronn, 19. Okt. Gestern starb hier die älteste Bewohnerin unserer Stadt, Frau Wilhelmine Seyffer, Witwe des früheren Ober- amtsarzts Dr. Seyffer hier, im Alter von 98'/- Jahren. In gesunden Tagen wußte sie noch viel von den Freiheitskriegen zu erzählen; seit längerer Zeit jedoch war sie leidend und sinnesverwirrt.

Heilbronn, 19. Okt. Nächsten Donnerstag wird seitens der Weingärtnergesellschaft mit der Lese des Frühgewächses begonnen und wird sich die allge­meine Lese hieran anschließen. Viele Private haben mit der Lese bereits begonnen.

Neckarsulm, 19. Okt. Die warmen Oktober­tage haben den Rebgeländen außerordentlich gut ge- than und die Traubenreife sehr gefördert. Wir sehen die Weinberge schön belaubt und mit gutreifen Trauben behängen. Die Qualität der letzteren hat in den letzten Tagen wesentliche Fortschritte gemacht. Mit der Lese des Frühgewächses soll in dieser Woche begonnen werden.

Crailsheim, 14. Okt. Der Obsthandel nimmt hier und in der Umgegend einen sehr regen Verlauf. Die Nachfrage nach Tafel- und Mostobst ist sehr stark. Man zahlt für Tafelobst 1218 ^ per 100 Kilo, für Mostbirnen und Mostäpfel 3 ^ 50 bis 4 20 Die Zufuhren kommen aus

Bayern, Baden, Oesterreich und Oberitalien.

Heidenheim, 16. Okt. Bei der gelinden Witterung findet man noch reife Erd- und Himbeeren im Wald. Auffallend teuer ist Heuer das Sauer­kraut; das Hundert Köpfe kostet 8 sonst war der Preis 3 Filderkraut wird Heuer um 13 ^ pro 100 verkauft.

Riedlin gen, 18. Okt. Ein erschütternder Vorfall ereignete sich heute nachmittag beim Leichen­begängnisse des Goldarbeiters W. hier. Einer der Leichenträger, Schuhmachermeister Braun von hier, wurde vom Schlage getroffen und sank tot zu Boden. Die Aufregung unter den Leidtragenden war natürlich eine ungeheure. Die Teilnahme für die plötzlich so schwer betroffene Familie ist sehr groß.

Biberach, 18. Okt. Bei der gestrigen Treib­jagd im Staatswald Finsterbuch liefen auf einem Stand innerhalb weniger Minuten drei Dächsean, wovon einer zur Strecke gebracht wurde. Im Vor­jahr kamen auf demselben Stand 3 Dächse und 1 Fuchs im Trieb, ebenfalls in ganz kurzer Zeit.

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Aus Wörishofen wird der ärztlichen Rundschau geschrieben: Bekanntlich ist vor Kurzem der angeblicheDoktor" Zapf, erster Badearzt und allmächtiger Vertrauter des Pfarrers Kneipp wegen Unregelmäßigkeiten in der Kassaführung des Kurfonds verhaftet und bei dieser Gelegenheit als ehemaliger Kutscher erkannt worden, welcher nicht die geringste Ahnung von medizinischem Studium hatte. Diese Thatsache gewinnt noch mehr an Bedeutung dadurch, daß der angeblicheDoktor" als solcher vor Gericht eidlich vernommen wurde und als sachverständiger Arzt seine Aussagen abgegeben, mithin sich noch weiter schwer vergangen hat. Wir fragen nun: Wie kam es, daß die zahlreichen ärztlichen Beistände des Pfarrers Kneipp nie in ihrem Verkehr mit ihremärztlichen Vorgesetzten" dessen Vergangenheit als Rosselenker erkannten? Es ist ja richtig, daß in einem Wiener Krankenhause auch ein Kaufmann als Arzt sich ein­schmuggelte, aber er wurde bei der ersten ihm anver­trauten Krankenuntersuchung erkannt und entfernt, auch hatte er nur die Stelle eines Volontärs inne, welcher um seine Meinung nicht gefragt wurde. Hier aber war es der ersteBadearzt", welcher nicht nur von Aerzten und Kranken, sondern auch von Behörden als solcher geachtet wurde.

Eine interessante Vorlesung hielt Pfarrer Kneipp in Wörishofen über seine Reise nach Trier. Ueberall auf den Bahnhöfen und Eisen­bahnen wurde er nach Photographien erkannt, als­bald umringt von Leidenden um Rat und Hilfe an­gesprochen oder in Häuser abgeholt. Andere drängten sich an ihn heran, um sich als Geheilte vorzustellen und ihm nochmals freudig Dank und Vergelt's Gott zu sagen. Wohin er kam, wurde die Nachricht ver­breitet, und rasch gab es Leidende, denen er nach Möglichkeit half. Die Zahl der Kurgäste, die in diesem Jahr bei Kneipp eingeschrieben sind, beträgt gegenwärtig 10140.

Frankfurt a. M-, 19. Okt. Anläßlich des Schlusses der elektrotechnischen Ausstell­ung (abends 11 Uhr) fand nachmittags eine Fest­sitzung statt. Der Vorstand des Ausstellungskomites, Sonnemann, erstattete einen eingehenden Bericht über den Verlauf der Ausstellung und bezeichnet« ihr Ergebnis als sehr befriedigend. Prof. Helmholtz sprach über die große wissenschaftliche Bedeutung der Ausstellung. Finanzminister Miquel hob hervor, daß die Elektrizität durch diese Ausstellung volkstüm­lich geworden. Oberbürgermeister Adickes schloß die Festsitzung mit einem Hoch auf den Kaiser.

Görlitz, 19. Okt. Ueber das Eisenbahn­unglück, das in der verflossenen Nacht auf dem Bahnhof Kohlfurt stattgefunden hat, berichtet der N. Görl. Anz. in einer Sonderausgabe: Als der Schnellzug Breslau-Berlin in den Bahnhof einlief, fuhr eine Rangiermaschine dem Schnellzug in die Flanke. Infolge des Zusammenstoßes fuhren ein

Wagen 1. Klaffe und einer 3. Klaffe ineinander und standen alsbald in Hellen Flammen. Angstgeschrei ertönte sofort aus den Trümmern, unter denen viele Fahrgäste begraben lagen. 2 Aerzte, welche sich in dem Zug befanden und selbst verletzt wurden, leisteten den Beschädigten Hilfe. Der Zug nach Görlitz stand gerade zum Abfahren bereit, und so waren viele Augenzeugen des Unglücks, über das Einzelheiten noch fehlen. Nach einer weiteren Meldung wurden 5 Reisende getötet (darunter Assessor v. Kardorff, ein Sohn des Abgeordneten, ein Rittmeister und ein Apotheker), und 4 Reisende, sowie der Führer und der Heizer der Rangiermaschine verletzt. (Nach einer amtlichen Meldung sind die Namen der bei dem Kohl- furter Eisenbahnunglück Getöteten: Apotheker Wiener, Christof Friedrich Kardorff, vr. zur. Paul Wolfs, sämtlich aus Berlin; Hermann Schäfer aus Beuthen, Rittmeister Böhm aus Lyck. Nach der Frkf. Ztg. wären auch Maschinenführer Zippel von Mühlbeck und Heizer Trenner von Kohlfurt getötet worden.)

Die in Antwerpew wohnenden Würt- temberger, welche bereits am Sarge König Karls einen herrlichen Lorbeerkranz niederlegen ließen, haben an I. M. die Königin Olga eine Beileidsadreffe gerichtet, die von einem ersten Künstler Antwerpens wunderbar schön ausgeführt worden ist und 50 Unter­schriften, darunter auch die der Frau Falk-Mehlig, aufweist. Die Adresse wurde I. M. der Königin überreicht.

Von Helgoland schreibt dieN. Fr. P." : Helgoland wird in vollem Ernste befestigt, und es wird mit großer Energie daran gearbeitet. Die am meisten ins Auge fallende Arbeit ist die Bohrung eines, wie man sagt, 200 Mtr. langen Tunnels, welcher vom Meere schräg aufwärts nach dem Ober­lande führen wird, sowie von dem Eingänge des Tunnels aus die Erbauung eines Piers von beträcht­licher Länge. Der Tunnel wird zum Transporte der Geschütze und Materialien ins Oberland dienen, und bis zu Weihnachten soll die Durchbohrung beendet sein, die zugleich auch vom Oberlande aus in Angriff genommen worden ist. Der Zutritt zum Bauplatze ist zwar Fremden strengstens untersagt, doch sind die höchst interessanten Arbeiten vom Meere aus zu sehen. In dem Tunnel wird Tag und Nacht gearbeitet, und es sind dabei fast durchgehends Italiener beschäftigt. Die Sprengungen werden mit Dynamitpatronen aus­geführt und das ausgesprengte Gestein wird mit Roll­wagen zum Meere gefördert. Höchst interessant ist die Anlage des Piers. Auf den: Meeresgrund werden zuerst mit Sand und Cement gefüllte, festgestampfte Säcke schichtenweise versenkt und diese dann mit Cementquadern ummauert und mit Beton übergossen. Da eine militärische Besatzung der Insel in Aussicht genommen und auf derselben nur ein Brunnen mit Quellenwasser vorhanden ist, der sich im Brauhause im Unterlande befindet, so war die Beschaffung von

Der Doktor erwiederte etwas, das er selbst nicht recht verstand, das aber wie eine Entschuldigung klang, und Nelly's Beifall augenscheinlich nur in sehr geringem Maße fand; denn sie ließ ihn gar nicht erst zu Ende reden und sagte in einem allerliebsten schalkhaften Kommandoton:

Keinen Widerspruch, mein Herr Doktor, wenn ich bitten darf! Wenn Sie nicht freiwillig kommen, werde ich Sie holen, und diese Strapaze sollten Sie mir nach einer solchen Nacht eigentlich nicht zumuten! Ohne Abschied also und auf Wiedersehen!"

Flink wie eine Else huschte sie davon, und es war kein Traum, sondern wundersame Wirklichkeit, sie hatte dem Doktor warm und herzhaft die Hand gedrückt! Als der alte Diener hinter dem jungen Manne das Hausthor schloß, schüttelte er mit einer ganz eigentümlich pfiffigen Miene den grauen Kopf. Tante Dorette aber wußte garnicht, wie ihr geschah, als ihr Nelly oben um den Hals fiel und sie so warm und herzlich küßte, wie sie cs noch nie ruvor gethan hatte.

Drei Tage später erhielt Hermine von Merkelwitz von ihrer Freundin einen sehr, sehr langen Brief, der zunächst eine ausführliche Schilderung der Ereignisse jener denkwürdigen BallnaLt enthielt und weiter folgendermaßen lautete:

Nun aber zur Hauptsache, mein Herz, und ich muß Dich bitten, Dich zuvor recht fest auf Deinen Stuhl zu setzen, damit Du nicht Gefahr läufst, vor Schreck und Uebcrraschung herunterzufallen. Ich habe mich nämlich verlobt! Nicht etwa im Traum oder zum Spaß in irgend einem Gesellschaftsspiel, sondern wirklich und wahrhaftig sür'S ganze Leben! Du darfst aber vorläufig noch Niemandem etwas davon erzählen, denn von einer öffentlichen Verlobung will Papa vorläufig noch nichts wissen. Aber Du kennst ihn ja auch, meinen lieben, guten Papa, und weißt, daß es mit seinem Widerstand niemals sehr ernsthaft aussieht, wenn sich das eigen­sinnige Töchterchen einmal etwa« recht fest in den Kopf gesetzt hat! Und diesmal sitzt es doppelt fest; nicht nur im Kopf, sondern auch im Herzen, und alle Väter der Welt würden es nicht wiÄer herauSreißen können! Aber, ach, liebste Hermine, «ie ganz anders macht sich doch so ein« Verlobung in der Wirklichkeit, als in unseren

Träumen! Daß die Rosen nicht dufteten und die Nachtigallen nicht sangen, hätte man sich mit Rücksicht auf die unpassende Jahreszeit am Ende noch gefallen lassen können, aber daß auch alle anderen Punkte unseres erst neulich festgestellten Ver- lodungsprogramms so gänzlich über den Haufen geworfen wurden doch, ich will lieber der Ordnung nach erzählen, wenn ich auch Wt Schrecken sehe, daß ich dazu schon wieder einen neuen Briefbogen nehmen muß!

Daß ich den unhöflichen Doktor liebte und daß ich auch ihm nicht ganz gleich­gültig war, das wußte ich schon, als er sich während unserer Heimfahrt eine Kühn­heit herausnahm, die mich von jedem Anderen bis ins tiefste Herz hinein empört haben würde. Unmittelbar nach Begehung dieser strafbaren Handlung Du kannst Dir ja denken, um was es sich handelte aber war er so kleinlaut und verlegen,, daß ich anstatt die erzürnte Miene beleidigter Hoheit anzunehmen, wie es doch eigent­lich in der Ordnung gewesen wäre, noch obendrein unbefangen und liebenswürdig sein mußte, um ihm anzudeuten, daß es nicht so ganz unmöglich sein würde, meine Verzeihung zu erlangen. Ich glaube, wenn ich es dem lieben, unbeholfenen Menschen nicht ganz ausdrücklich zur Pflicht gemacht hätte, uns am folgenden Tage einen Besuch zu machen, ich glaube wahrhaftig, er hätte nicht den Mut gehabt, über­haupt noch einmal wiederzukommen. Papa und Mama waren natürlich gewaltig überrascht, als sie am nächsten Morgen von Tante Dorette und mir die ganze wunderbare Geschichte von unserem Unglück und unserer Rettung hörten und Du kannst Dir meine stille Herzensfreude vorstellen, als Papa bei dieser Gelegenheft den Doktor als einen charaktervollen Ehrenmann bezeichnet«, dessen Rechtschaffenheit, Tüchtigkeit und Energie ihm eine bedeutende Zukunft verhießen. Ich notierte mir, während ich mäuschenstill dasaß, im Geiste jedes Wort, um es bei geeigneter Ver­anlassung dem Papa als schneidige Waffe entgegenhalten zu können. Er sagte, die ganze Gegend sei bereits seine« Ruhmes voll und er freue sich, ihm Dank verpflichtete zu sein und ihn dadurch, wie er hoffe, an sein Haus fesseln zu können.

(Schluß folgt.)