7 ^ ^
8-KM
<4Lirss.w
WWZ!
WML
<!E>
ASM-
WAMM -
?^At«SWÄ^-»1>M?!
-"MUMM
MkUM?.l/'.W-.
MM
EUW
M 123. Amis- und Anzeigeblatt für den Bezirk (Lalw. 66. Jahrgang.
Erscheint Di en S t a g, Donnerstag und SamStag. Die EinrückungSgebühr beträgt im Bezirk und nächster Umgebung S Pfg. die Zeile, sonst 12 Pfg.
Donnerstag, den 22. Oktober 1891.
Abonnementsprets vierteljährlich in der Stadt V0 Pfg. und 20 Pfg. Trägerlohn, durch die Post bezogen Mk. 1. 1b, sonst ta ganz Württemberg Mt. 1. L5.
Tages-Ueuigkeiten.
(Amtliches aus dem Staats anzeigers. Am 16. Okt. wurde von der evangelischen Oberschulbehörde die Schulstelle m Maisenbach, Bez. Calw, dem Schulamtsverweser Maisch in Lorenzenzimmern, Bez. Hall, übertragen.
Liebenzell, 20. Okt. (Marktbericht.) Auf heutigen Markt wurden etwa 100 Stück Rindvieh (Kühe, Rinder und Zugstiere) zugeführt. Handel wenig belebt, Preise etwas zurückgehend. Zum Schweinemarkt wurden etwa 30 Körbe Läufer und Saugferkel geführt, welche zu niederen Preisen Absatz fanden, letztere zu 3—18 ^ pr. Paar. I-.
Cannstatt, 19. Okt. Gestern abend zwischen 6 und 7 Uhr wurde laut „C. Z." auf dem Burgholzhof ein unfreiwilliges Feuerwerk abgebrannt. Ein Stuttgarter Herr, der in der Nähe des Feuerwerks- ftandes von Hrn. Lehner hier einen Feuerwerkskörper abbrannte, kam hiebei diesem zu nahe, wodurch sämtliche Feuerwerkskörper des Herrn Lehner explodierten, was einen Höllenlärm gab. In nobler Weise wurde jedoch Schadenersatz geleistet. Beschädigt wurde Niemand.
Eßlingen, 17. Okt. Der am letzten Sonntag abend hier im besten Mannesalter verstorbene vr. wsä. Max Salzmann hat bei Lebzeiten angeordnet, durch Feuer bestattet zu werden. Die Leiche wurde nun am Mittwoch vorm. 10 Uhr im Trauerhause durch Stadtpfarrer Planck eingesegnet, worauf sie in reichgeschmücktem Sarg unter zahlreicher Begleitung zum Bahnhof gebracht wurde, behufs Ueberführung an das Krematorium in Zürich; ein Mitglied des Stuttgarter Vereins für fakultative Feuerbestattung gab der Leiche
das Geleite bis dorthin. Am Freitag abend kam die Asche des Hingeschiedenen, wohl verschlossen, hieher zurück und. wurde um 5 Uhr auf dem hiesigen Friedhof im Salzmannschen Familiengrab eingesenkt; am Grabe standen die Familienangehörigen und die näheren Freunde des Verewigten. Ein kurzer Trauermarsch, mit Posaunen geblasen, leitete die Feier ein, worauf ein Studiengenosse des Verstorbenen demselben eine tiefempfundene Gedächtnisrede widmete mit Niederlegung eines Lorbeerkranzes. Das Posaunenquartett beschloß vie Feier mit dem Vortrag des Chorals: Auferstehn, ja auserstehn.
Dettingen, 19. Okt. Im Laufe des gestrigen Abends und der Nacht erkrankten die Glieder der Familie eines Webers in der Fuchsgaffe infolge von Vergiftung. Es wird vermutet, daß die Vergiftung durch den Genuß von Kirchweihkuchen stattgesunden hat. Ein noch' schulpflichtiger Knabe soll bereits gestorben sein. Die gerichtliche Untersuchung düSste in Bälde Klarheit in diesen tragischen Fall bringen.
Marbach, 19. Okt. Ein Müllerbursche in Wolfsölden wollte eine vor cher Mühle laufende Ratte mit einem mit Hühnerschroten geladenen Gewehr erschießen. Als derselbe nach vergeblichem Suchen nach der Ratte zur Mühle zurückkehrte, traf er mit einem 14jährigen Dienstmädchen zusammen, hielt derselben im Scherz das Gewehr entgegen mit dem Bemerken „sie solle springen, sonst erschieße er sie". Während des Scherzens ging durch eine Unvorsichtigkeit des Müllerburschen das Gewehr los und die ganze Ladung ging dem Mädchen in den Oberschenkel. Schwer verwundet wurde dasselbe in das städt. Spital gebracht.
Bietigheim, 19. Okt. Heute wurde hier der Herbst durch Ausräumung der Kelter und Aufstellung des Keltergeschirrs vorbereitet und bereits haben einige Privatleute ihren geringen Ertrag eingeheimst, um denselben bei der Obstmostbereitung für ihren Hausbedarf zu verwerten. Die meisten Weinbergbesitzer jedoch werden bei anhaltend günstiger Witterung mit der allgemeinen Lese immerhin noch bis Montag zuwartvn, von dort ab aber jedenfalls die Lese beginnen.
Heilbronn, 17. Okt. Von hochgeschätzter und zugleich wohlunterrichteter Seite wird der „N. Ztg." zur Richtigstellung eines in verschiedenen Blättern des Landes und auch in der N.-Ztg. Nr. 240 enthaltenen Stuttgarter Artikels über die Abänderungen bei Hofe geschrieben: „In Betreff I. Maj. der Königin ist da gesagt, daß Ihre Majestät auf eine Apanage aus der Zivilliste Verzicht geleistet habe, und deshalb wohl auch auf ein Wittum vom Lande keinen Anspruch machen werde. Es ist dies insofern nicht richtig, als Ihre Majestät eine Apanage aus der Zivilliste des Königs Karl hatte. Was ferner das Vermögen I. M. der Königin Olga betrifft, so ist dasselbe auf 24 Millionen Mark in dem betreffenden Artikel berechnet, was um etwa das vierfache zu hoch angegeben ist; dagegen ist nicht erwähnt, daß I. M. die Königin durchschnittlich bei 200,000 jährlich für die Armen-Anstalten des Landes giebt, ein Opfer, wie es von keiner anderen Fürstin wohl gebracht werden dürfte und was nicht dankend genug im Lande anerkannt werden kann. Ihre Majestät die verstorbene Königin Pauline von Württemberg hatte im Jahre 1865 an Wittum erhalten: An Geld jährlich 100,000 Gulden, für Wildbrett, Holz rc. jährlich 6,600 Gulden,
6 41161O 41. Nachdruck verboten.
Aessv's Aertobung.
Eine nächtliche Geschichte von Reinhold Ort mann.
(Fortsetzung.)
Als sie wieder eine kleine Unebenheit passierten, wagte er es sogar die zierlichen Finger, die so leicht in seiner Hand lagen, mit einem kräftigen Druck zu umschließen, und dabei durchrieselte ihn ein so seltsames, beglückendes Gefühl, daß er nicht mehr zu begreifen vermochte, wie er vorhin diese nämlichen schlanken Finger, als sie sich ihm dargeboten hatten, mit der Miene des Arztes hatte betrachten können. Er glaubte, daß das junge Mädchen eingeschlafen sei, und er wagte kein Glied zu rühren, um sie nicht aus ihrem vermeintlichen Schlummer zu wecken. Wie seltsam durchzuckte es ihn darum, als eine sanfte Stimme ganz nahe an seinem Ohr flüsterte -
„Nicht wahr, Sie halten mich nicht mehr für ein thörichtes, undankbares Geschöpf? — Sie haben nicht eine so schlechte Meinung von mir, wie jene alte Frau, die nicht einmal mein kleines Geschenk annehmen wollte. — Ich bin wirklich nicht so herzlos, als es vielleicht den Anschein hatte!"
„Sie — herzlos? — Nein, Fräulein Nelly, das habe ich niemals geglaubt!" sagte er, und gleichsam zur besseren Bekräftigung machte er den Versuch, ihre Hand an seine Lippen zu ziehen.
Ob er nun aber dabei vielleicht etwas gar zu stürmisch zu Werke gegangen war, oder ob wieder ein im Wege liegender Stein oder irgend ein neckischer Kobold mitgewirkt hatte — kurzum, seine Lippen berührten statt der Hand eine warme, pfirsichzarte Wange und für eine einzige flüchtige Sekunde fühlte er an seiner Brust den raschen Schlag eines andern Menschenherzes, den sanften Druck einer weichen, biegsamen Gestalt.
Daß die beiden Nachbarn nach diesem ebenso unerwarteten als unerhörten Ereignis jäh auseinanderfuhren, und daß sich Jeder noch ängstlicher als zuvor in seine Ecke drückte, bedarf wohl kaum einer besonderen Versicherung, und Nelly's
sonst so klare und Helle Stimme hatte ein ganz eigentümliches Zittern angenommen, als sie sich mit einem Mal sehr angelegentlich bemüht zeigte, die Tante zu erwecken. Das gelang ihr denn auch insoweit, daß die alte Dame bei der Auffahrt vor dem Herrenhaus wieder einigermaßen zur Herrschaft ihrer Sinne gelangt war und in erneute Wehklagen über die Ereignisse dieser schicksalsreichen Nacht ausbrechen konnte. Der alte Diener, welcher allein zum Empfang der Damen wach geblieben war, erstaunte natürlich nicht wenig über den seltsamen Aufzug, in welchem dieselben erschienen. Er wollte sich sofort anschicken, die Herrschaft m ermuntern; aber dagegen protestirte Nelly ganz entschieden und auch der Doktor gab in etwas beklommenem Tone die Ansicht kund, es möchte wohl bester sein, sich vor der Hand nicht weiter durch erneute Erzählungen des Unfalls aufzuregen, sondern vor Allem Ruhe zu suchen, und die Mitteilungen auf den folgenden Tag zu verschieben. Tante Dorette war noch viel zu schlaftrunken, um sich zu erinnern, daß man dem großmütigen Helfer wohl ein Quartier für den Rest der Nacht anbieten müsse, und Nelly schien ein Interesse daran zu haben, ihn so schnell als möglich zu verabschieden.
Sie sah hier in dem hell erleuchteten Vestibüle des Herrenhauses noch ungleich reizender aus, als vorhin in dem Dämmerlicht von Mutter Konrads Küche; ihre schönen Augen leuchteten ganz eigentümlich und ihre Wangen waren mit einem ganz eigentümlichen Rot überzogen, das ihr sehr lieblich stand. Der Doktor hatte indessen nur einmal flüchtig seinen Blick zu ihrem Antlitz zu erheben gewagt, und er, der sonst jedem Menschen frei und offen ins Auge sah, schaute in dem drückenden Bewußtsein seiner schweren Versündigung verlegen und befangen zur Erde. Tante Dorette war mit einem flüchtigen Dank und mit einem noch flüchtigeren Gutenachtgruß die Treppe emporgerauscht. Nelly aber zögerte ein wenig, und ohne sich um die Gegenwart des Dieners zu kümmern, reichte sie, als die Tante erst außer Schwelle war, dem jungen Manne die Hand.
„Ich verabschiede mich nur auf wenige Stunden von Ihnen', sagte sie, „denn ich hoffe, Sie morgen, oder vielmehr heute Vormittag hier in meinem Elternhause wiederzusehen! — Und nicht wahr, diese Hoffnung wird mich nicht betrügen?'