nagnafluß. Der Kampf soll den ganzen Tag gedauert haben und die Gesamtzahl der Getöteten und Ver­wundeten soll 3000 betragen.

London, 24. Aug. Nach weiteren Meldungen aus Valparaiso entspann sich am SamStag ein neuer Kampf, welcher erst spät nachmittags ab­gebrochen wurde. Die Balmacedisten waren in einer Stärke von 13000, die Gegner 70-00 Mann. Letz­tere gingen gestern Morgen abermals zum Angriff über, es gelang ihnen, sämtliche Mannetruppen und Geschütze zu landen. Jeder Zug bringt Schaaren von Verwundeten.

Tages-Ueuitzkeilen.

sAmtlrches aus dem Staatsanzeigers. Am 21. August wurde von der evangelischen Ober­schulbehörde die Schulstelle in Hirsau, Bez. Calw, dem Schullehrer Götz in Nuffringen, Bez. Herren­berg, die in Hühnerberg-Meistern, Bez. Calw, dem provisorischen Schullehrer Michael Roth daselbst definitiv übertragen.

* Calw, 25. Aug. Ein schönes Fest, das Jahresfest des Evangelischen Kirchenge­sangvereins für Württemberg, ist gestern in unserer Stadt gefeiert worden. Obgleich morgens strömender Regen niederfloß und das Fest äußerlich zu beeinträchtigen drohte, so heiterte sich doch gegen Mittag der Himmel aus und zu dem freundlichen Gesicht der Sonne gesellten sich nun auch die freudigen Gesichter der Sänger und Sängerinnen, wie auch der überaus zahlreich erschienenen Festbesucher. Aus ganz Schwaben­land waren sie ja herbeigeeilt, die begeisterten Ver­ehrer kirchlicher Musik und der liturgischen Gottes­dienste, um ein Fest zu feiern, dem Herrn zu Ehren. Schon die Inschrift an der Ehrenpforte bei der Kirche wies mit seiner MahnungSinget dem Herrn" in sinniger Weise auf die Bedeutung des Tages und den Zweck des Landesvereins hin. Um 7 Uhr ertönte vom Thurm die ChoralmusikLobe den Herren, o meine Seele". Von 8 Uhr an zogen die Gäste in die im schönsten Festschmuck prangende Stadt ein. Es waren erschienen die Kirchenchöre von Altensteig, Neuenbürg und Sulz und ein Seminaristenchor von Nagold. Die Hauptversammlung fand um 9 Uhr im Vereinshaus statt. Nach emem warmen Will­kommgruß von Seiten des Vereinsvorstandes, des Herrn Stadtpfarrers Abel in Gmünd und des hie­sigen Stadtvorstandes, des Hrn. Stadtschultheißen Haffner, erstattete der Vorsitzende den Rechen­schaftsbericht. Nach dem Bericht zählt der Landesverein, welcher vor 14 Jahren aus kleinen Anfängen heraus sich entwickelte und in hiesiger Stadt gegründet wurde, 153 Ortsvereine; in Deutschland überhaupt finden sich etwa 850 Vereine mit über 20 000 Sängern und Sängerinnen. Dringend empfiehlt der Vorstand die Einführung und Pflege liturgischer Gottesdienste, die Abhaltung kirchlicher Gaufeste bei Einweihung von

Kirchen und die für Kirche und Gemeinde so vielen Segen bringenden Familienabende. Zu Ehren der verstorbenen Ehrenmitglieder erhoben sich die An­wesenden von ihren Sitzen; zu neuen Ehrenmitgliedern wurden 7 Männer ernannt, welche sich um die Sache des evang. Kirchengesangvereins besonders verdient gemacht haben; die Ernennung des Hrn. Schullehrers Roos wurde sehr beifällig ausgenommen. Da der Stand der Vereinskasse ein günstiger ist, so stellte der Kassier Schullehrer Eitle in Maulbronn den Antrag, es möchte der jährliche Beitrag der einzelnen Vereine fallen gelassen und den Dirigenten eine Be­lohnung für ihre anstrengende Arbeit verwilltgt wer­den. Beide Anträge wurden nach lebhaft geführter Debatte dem Ausschuß zur Erledigung überwiesen. Um 2'/, Uhr fand der Festgottesdienst in der von einer andächtigen Zuhörerschaft dicht besetzten Stadt­kirche statt. Der Gottesdienst war liturgisch ge­halten. Eingeleitet wurde die Feier durch die schöne Komposition von AbelWer unter dem Schirm des Höchsten sitzet", anmutig und trefflich vorgetragen von dem Kirchengesangverein Calw. Hierauf folgte der Gemeindegesang mit dem majestätischen Choral Gott ist gegenwärtig" und dem gewaltig einher­schreitenden, Leben und Feuer atmenden ChoralDu bist's, dem Ruhm und Ehre gebühret" von I. Haydn, die ergreifende und zu Herzen dringende Festpredigt hielt Hr. Dekan Braun. Der Gottesdienst hatte zum Gegenstand das Gebet des Herrn. In außer­ordentlich sinniger und schöner Weise von Stadtpfarrer Klotz in Maulbronn zusammengestellt, bildet die An­ordnung des Programms und die Erläuterung zu den Bitten des Vaterunsers, vereint mit den vor­trefflich passenden Gesängen und Chören, ein so har­monisches Ganzes, daß es nicht besser und edler ge­dacht werden kann. Nach den Worten des Liturgen, welche von Hrn. Stadtpfarrer Eytel gesprochen wurden, folgten abwechslungsweise Gesänge des Ge- sammtchors in der Gemeinde. Herrlich und erhebend durchbrausten die mächtigen Töne die hohe Kirche, getragen von den inhaltsreichen Worten des Vater­unsers. Voll Innigkeit und von außerordentlicher Wirkung, bald bittend und flehend, bald mah­nend und warnend, bald jauchzend und triumphierend erscholl es aus den Reihen der Sänger und mit ele­mentarer Gewalt mußte sich nach dem mustergiltigen SeminaristenchorHerr, erbarm dich" der Gedanke in aller Herzen Bahn brechen: Es ist etwas Erhabenes und Herrliches um einen schönen Gottesdienst und um einen schönen, erbauenden Gesang. Unter den weiteren Liedern heben wir noch als besonders an­sprechend hervor den SchülerchorAuf dich, o Herr" von Klein, dirigiert von Hrn. Lehrer Roos, den fein durchgeführten und mächtig ergreifenden Chor Ich will den Herrn loben" von Burkhardt und den großartigen SchlußchorHalleluja, Amen" von Hän­del. Die Direktion sämtlicher Chöre führte der alt­bewährte Altmeister, der um den Landesverein so

hoch verdiente Musikdirektor Burkhardt; Musik­oberlehrer Hegele bewährte sich wieder als ausge­zeichneter Orgelspieler; mit vornehmer Ruhr und Sicherheit beherrschte er sein Instrument und brachte es zu wohlthuender Geltung. Um 5 Uhr fanden sich Sänger und Festgäste zu einer geselligen Vereinigung, in der Turnhalle zusammen, wobei noch mehrere. Reden und Toaste von Stadtpfarrer Abel in Gmünd,, von Stadtpfarrer Pezold in Friedrichshafen, vom Hrn. Dekan Braun hier, von Oberkonsistorialrat: Köstlin in Hessen und Oberlehrer Hegele gehalten wurden, auf welche wir aber des Raumes wegen nicht näher eingehen können; auch ließen einzelne Vereine noch manche ihrer schönen Chöre erschallen. Die Festver­sammlung begab sich sodann auf den Marktplatz zurück, wo unter PosaunenbegleitungNun danket alle Gott" undEin feste Burg" gesungen wurden. Damit hatte das einfache, aber in jeder Hinsicht schöne und gelungene Fest einen würdigen und feierlichen Ab­schluß gesunden.

H irsau, 23. Aug. Nachdem schon vor etlichen. Tagen in engerem Kreise eine theatralische Vorstellung und zwar zu Gunsten hiesiger Armen stattgefunden hatte, sammelten sich gestern im Gasthof zum Rößle die zum Abschiede sich rüstenden Kurgäste in stattlichem Zahl zu einer geselligen, deklamatorisch-musi­kalischen Unterhaltung. Der nahmhafte Er­trag wurde diesmal dem Verschönerungsverein be­stimmt und zwar für die geplante stilvolle Herstellung, des vor dem freundlichen Pfarrhause stehenden Kloster­brunnens. .Angeordnet wurde das Konzert nament­lich durch das mühevolle Walten des Oberförsters Koch, dessen Gemahlin durch kräftige, stimmungsvolle, bestgeschulte Sangesweise in hervorragender Weise sich um das Gelingen des Ganzen wieder verdient machte. Ihr schlossen sich Fr. Kreglinger aus Cannstatt, Frl.. Haug aus Mannheim und Frl. Rall aus Stuttgart in dankenswerter Weise an. Begleitet wurden die begeisterten Lieder durch Hrn. Winkler aus Stuttgart, der uns, wie auch Oberförster Nüßle aus Mannheim, überdies durch einige meisterhaft vorgetragene Klavier­soli überaus erfreute. Den vom Senior der Gäste wiederum gedichteten Prolog sprach mit Gefühl und Verständnis der junge Herr v. Tatschakoff aus Wies­baden. Nachdem schließlich Revierförster K. für die klingenden und singenden Gaben, vornehmlich aber dem Dichter für seine vieljährigen Verdienste um Hirsau in längerer Rede herzlich gedankt hatte, geleitete er d-e Versammelten zu einem Gange nach dem Bahn­damm, von wo aus die alsbald in prächtiger bengalischer Beleuchtung erstrahlenden Klostermauern am schönsten überblickt werden konnten. Wieder fand man sich zu weiterer geselliger Unterhaltung im Gasthofe ein und man trennte sich erst um die Mitternachtsstunde.

1^ Schw. M.

^ " 8. Martinsmoos, 21. Aug. Am Mitt­woch den 19. d. M. gab unser H. Reichstagsabge­ordneter Landgerichtsrat Frhr. von Gültlingen vor .

Versöhnungsscene suchte sie dann jedesmal den peinlichen Eindruck der beginnenden Entfremdung wieder zu verwischen.

Heute zum ersten Mal war sie dazu nicht im Stande. Die furchtbare Last, welche auf ihrem Gewissen lag und die Sorge um die Zukunft machten sie unfähig, ihm offen und hingebend wie sonst gegenüber zu treten. So wohl geübt sie in der gesellschaftlichen Kunst der Verstellung sein mochte, unter der Wucht der furchtbaren Lüge, deren sie sich gestern auf der Heimfahrt schuldig gemacht, brach ihr Schau­spielertalent kläglich zusammen. Mit Zittern hatte sie seinem Kommen entgegenge­sehen, und während sie jetzt mit einander sprachen, wagte sie kaum, den Blick zu ihm zu erheben. Für einen Augenblick hatte sie wohl daran gedacht, ihm alles zu gestehen und von der Größe seiner Liebe ein rückhaltloses Verzeihen zu fordern; aber schon der klare, feste Klang seiner Stimme beraubte sie der Kraft zu einem solchen Bekenntniß.

Wie wenn er ihr trotz all ihres Flehens die Vergebung dennoch verweigert, wenn er sich mit Verachtung von ihr abgewendet hätte?! Hätte sie es überleben können, ihn zu verlieren? I Nein, nein, tausendmal nein! Wohin auch immer dieser Betrug führen mochte, er durste ihn nicht entdecken, nicht jetzt entdecken, und später, wenn diese Entdeckung unvermeidlich geworden war, fand sich vielleicht ein Mittel, ihren verhängnisvollen Folgen zu begegnen.

So führten sie ein gezwungenes, einsilbiges, schleppendes Gespräch, und trotz deS herben Wch's, das sie bei seinem kühlen Abschied gleich einem schneidenden körperlichen Schmerz empfand, atmete sie doch befreit auf, da er gegangen war.

Noch vertraute sie fest auf die Wirkung einer kurzen Trennung und auf die sieghafte Macht ihrer Schönheit, als daß sie an einer Wiederherstellung des alten beglückendem Verhältnisses schon jetzt hätte verzweifeln sollen.

Schon vierundzwanzig Stunden später reiste die Fürstin Baranow mit ihrem Söhnchen und in Begleitung einiger unentbehrlicher Domestiken ab. Nordenfeld harrte ihrer im Wartesaal des Bahnhofes. Asta warf einen raschen, ängstlich forschen­den Blick auf sein Gesicht. Es war ernst, und wie ihr scheinen wollte auch ein

wenig bleicher als sonst; aber er begrüßte sie herzlich und nicht zurückhaltender, als es durch die Gegenwart fremder Personen geboten war. Besonders zärtlich be­schäftigte er sich mit dem kleinen Knaben, der ihm mit der ganzen Inbrunst seines kindlichen Herzens zugethan war, und der sich sogleich an ihn geklammert hatte, wie wenn er gegen irgend eine unsichtbare, feindselige Macht bei ihm Schutz suchen wollte.

Der Kleine trug noch immer den roten Strich auf der Wange, der von der allzu rücksichtslosen Liebkosung seiner Mutter herrührte, und obwohl er von der kleinen Wunde kaum noch eine schmerzhafte Empfindung haben konnte, hielt er sich doch scheu wie ein ein geschüchtertes Vögelchen von der Fürstin fern. Als das zweite Glockenzeichen zum Einsteigen mahnte, und als ihn die Wärterin in den Zug tragen wollte, schrie er laut auf und sträubte sich mit all seinen schwachen Kräften, die Hand des Professors los zu lassen. Nordenfeld hob ihn endlich auf seinen Arm und brachte ihn unter freundlichem Zureden an das Coupee. Leise weinend schlang der Knabe seine zarten Aermchen um den Hals des stattlichen Mannes und mit seiner süßen, zu Herzen gehenden Kinderstimme bat er schluchzend in seiner unbeholfenen, stammelnden Weise:

Nicht fortgehen, Onkel Raimund! Guido mitnehmen! Bitte bitte bitte!"

Es war gewiß nicht die winzige Last des kindlichen Körpers, die den Pro­fessor rascher atmen ließ, und die ihm das Blut in die Wangen jagte, als er den Knaben auf die roten Sammetpolster niedergleiten ließ. Er drückte einen langen Kuß auf die reine, unschuldsvolle Stirn und wendete sich dann hastig ab. Asta stand hinter ihm und sie streckte ihm ihre Hand entgegen. Er ergriff sie mit festem Druck, und jetzt zum ersten Mal senkten sich ihre Blicke wieder tief und lange in einander. Von dem, was ihre Herzen bewegte, sprach keines von ihnen ein Wort. Sie hätten beide wohl vergebens darnach gesucht, und überdies mahnten die Zurufe der Schaffner, welche die Reisenden der geringeren Wagenklassen zum Besteigen des. Zuges antrieben, daß der Augenblick des Abschiednehmens gekommen sei.

(Forts, folgt.)