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die höheren Offiziere bei dem Earl von Clanwilliam zu Gaste sind, bewirten die Offiziere des Kanalge­schwaders die übrigen in Spithead. Am Samstag veranstaltet der Mayor im Rathause ein Diner, zu welchem an sämtliche Offiziere der französischen Flotte Einladungen ergehen. Am Montag werden d>e fran­zösischen Offiziere die Schiffswerften besuchen und wahrscheinlich an demselben abend auf Whale Island an einem ihnen zu Ehren veranstalten Luncheon teil­nehmen. Der Herzog von Connaught empfängt die Offiziere im Regierungspalais, während der Mayor die niederen Offiziere und Mannschaften zu einem Bankett im Rathause einladet. Die DachtEnchan- treß" steht zur Verfügung des Admirals Gervais. Am Dienstag statten der Lordmayor und die städtischen Behörden den französischen Gästen ihre Abschiedsvisite ab, worauf die französische Flotte nach Cherbourg abdampfen wird. Der Ausschuß des königlichen See« mannshauses in Portsmouth hat sich erboten, die Matrosen der französischen Flotte unter den gleichen Vorrechten wie die Seeleute der englischen Marine zu empfangen.

Tager-Neuigkeiten.

sAmtliches aus dem Staatsanzeiger.s Seine Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, am 26.' Juli die erledigte evangelische Pfarrei Peterzell, Dekanats Sulz, dem Pfarrer Müller in Breitenberg, Dekanats Calw, zu übertragen.

* Calw, 15. Aug. Mit Rücksicht darauf, daß in der nächsten Zeit die Einwohnerschaft durch das Landesfest der evangel. Kirchengesangvereine und durch die umfangreichen militärischen Einquartierungen in Anspruch genommen ist, hat der Gemeinderat be­schlossen, für Heuer die Feier des Sedanfestes auf das Abbrennen eines Feuers auf dem hohen Felsen am 1. Sept. und auf Böllerschießen, Tagwache und Abblasen eines Chorals vom Kirchenthurme am 2. Sept. zu beschränken.

-j-Calw, 17.Aug. Kein Sonntag vergeht gegen- /wärtig, der uns nicht eine Menge Fremder, Vereine, Touristen und Kurgäste aus den nahen Bädern, hieher brächte. So besuchten uns in letzter Zeit ein Gesangverein von Reutlingen, mehrere Vereine vom benachbarten Pforzheim, dessen Bewohnerschaft nicht allein in der guten Jahreszeit, sondern auch sonst immer unsere Stadt als Ziel ihrer sonntäglichen Ausflüge benützt. Im bad. Hof, wo auch alte treue Luftkurgäste wieder eingezogen sind, traf gestern eine Gesellschaft von Böblingen zu Wagens ein und damit der Aufenthalt in hiesiger Stadt vm? Fremden nicht als einförmig empfunden wird, dafür sorgten in letzter Zeit zwei Conzerte von Militär­kapellen und eines von der Stadtmusik; jetzt reihen sich aber auch einige Gesangskonzerte an, von denen zunächst das heutige, in der Stadtkirche stattfindende erwähnt sein soll. Zu Gunsten der Kleinkinderschule wird ein Fräulein Mosebach, welche Dame über eine prächtige Stimme verfügt, sowie einige weitere als wohl­geschult bekannte Dilettanten ein Konzert geben, das

um 6 Uhr heut« Montag abend beginnen und in rascher Abwickelung des 9 Nummern enthaltenden Programms schon um 7 Uhr beendet sein wird. Auch ein anhänglicher Freund unseres Schwarzwalds und seiner Bewohner, Hr. Konzertsänger Diezel aus Berlin, wird sich heute auf seinem jährlichen Zug nach dem Süden im Unteren Bad in Liebenzell mit Frl. Vaeth aus Pforzheim hören lassen, das bei der außergewöhnlich hohen Zahl von Gästen, welche Liebenzell gegenwärtig birgt, sicherlich gut besucht sein dürfte. Der Calw er Liederkranz feierte heute ein Wald fest auf der von ihm voriges Jahr »Sängerhöhe" getauften Stelle auf dem Zigeunerberg. Das herrliche, nicht allzuheiße Wetter begünstigte das Vorhaben zur Freude aller Teilnehmer. Abwechselnd mit den Vorträgen der Sänger, spielte die Calwer Stadtmusik und zum Schluffe wurde noch auf dem freien Platze, der zur Lagerstelle gedient hatte, so gut es ging, dem Tanzvergnügen gehuldigt. In jeder Hinsicht wohl befriedigt, kehrten die zahlreichen Teil­nehmer etwa um 6 Uhr abends zur Stadt zurück. Auch dieConcordia" bereitete gestern abend ihren Mitgliedern einen Genuß durch ein Konzert im I. Dreiß'schen Saale. Am nächsten Sonntag, den 23. ds., werden etwa 30 Mitglieder des Ge­werbevereins mit Zug 4,5° morgens die Reise zur Frankfurter Elektrischen Ausstellung antreten und am Dienstag zurückkehren; mehrere der Teil­nehmer beabsichtigen jedoch einen längeren Aufenthalt oder einen Abstecher zum Niederwald. Wie dieser Tage bekannt geworden, wird am Mittwoch die Heilsarmee eine Versammlung im Dreiß'schen Saale hier abhalten, um den Boden für erfolgver­sprechende Verbreitung ihrer Lehren zu untersuchen. Die Zahl der sich Einfindenden dürfte, abzüglich neun­zig Prozent, welche dieser Art Kultus ferne stehen, sichere Auskunft geben.

-n. Calw. Der Gesangverein Concordia hielt Sonntag nachmittag im Dreiß'schen Saale ein Gesangskonzert ab. Das Programm umfaßte 12 Nummern, welche unter der bewährten Leitung des Dirigenten, Herrn Lehrer Rathgeber, sauber und präzis vorgetragen wurden. Wer diesen jungen Mann einmal dirigieren sieht, der begreift den Aufschwung, den der Verein in verhältnismäßig kurzer Zeit er­rungen hat. Daß der Verein in dem Direktor ein wirklich musikalisches Talent gefunden, das bekundeten vier vorgetragene Kompositionen desselben, welche stürmischen Beifall ernteten.

Embergb. Teinach, 13. Aug. Vorgestern war Schultheiß Nothacker dahier mit mehreren Männern beschäftigt bei der Sprengung eines Felsen. Die Sprengladung ging jedoch zu früh los, und erlitt dabei der Schultheiß furchtbare Brandwunden im Ge­sicht, an den Armen und an der Brust, ein Auge wurde vollständig zerstört. Gestern wurde der un­glückliche Mann, welcher fast wahnsinnig vor Schmerzen ist, nach Tübingen gebracht, da das andere Auge auch in großer Gefahr schwebt.

Stuttgart, 14. Aug. Wegen Ablebens Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin Mathilde von Württemberg zur Karlsruhe in Schlesien ist Hoftrauer von heute an auf zwei Wochen, die erste in dritter, die zweite in vierter Ab­stufung der Hoftrauer-Ordnung, angeordnet worden.

Staatsanz.

Stuttgart, 14. Aug. Heute früh, 3 Uhr geriet ein in der mittleren Stadt wohnendes Wirts­ehepaar auf dem°Nachhausweg (von einer Hochzeitz, in Streit, wobei der Wirt seine Frau wiederholt schlug, so daß diese, zu Haus angelangt, auf den Ruf ihres den Streit beobachtenden Vaters hin, zum Fenster des ersten Stockes hinaussprang und einen Schienbeinbruch (vielleicht auch innere Verletzungen) erlitt.

Stuttgart, 15. Aug. Gestern abend 5Uhr fiel in der Königsstraße ein 23 Jahre alter Jpser 4 Meter hoch von einer Bockleiter herunter; zum- Unglück fiel auch eine Gerüststange nach und traf ihn ins Genick. Der Verletzte wurde ins Katharinen- Hospital verbracht, woselbst er kurz darauf den Geist aufgab.

Fellbach, 14. Aug. Die Ernte nimmt best mäßig warmer Witterung einen schönen Verlaus.. Gerste ist ganz, Dinkel zu dreiviertel eingebracht. Menge und Güte, auf welch letztere vornehmlich das. langsame Ausreisen günstig wirkt, dürfte das vorige Jahr übertreffen.

Felldach, 14. Aug. In letzter Zeit kamen» hier mehrere Unglücksfälle vor. Während in voriger. Woche ein Weingärtner so unglücklich in seine Scheunen­tenne herabfiel, daß er bald darauf starb, und ein 4-- jähriges Kind durch Ueberfahren nicht unbedeutende- Verletzungen erhielt, fiel gestern ein Knave in eine Sichel und ein anderer verlor an der Futterschneid-- maschine 2 Finger. Nach den neuesten Bestimm­ungen sollen von Mitte nächster Woche an, wo die Ernte zum größten Teil beendet sein wird, auf dem sog. Schmiedener Felde mit den Regimentsübungen, begonnen werden. Das Tübinger Bataillon wird von Montag ab auf 10 Tage hier und in den Nach­barorten Quartier beziehen.

Plieningen, 14. Aug. Am gestrigen Abend - fand in der Post die Verabschiedung des Amtsnotars Beutelspacher statt, der nach 7jähriger amtlicher Wirksamkeit in den nächsten Tagen als Gerichtsnotar nach Gaildorf abgeht. Die zahlreiche Gesellschaft, die sich von hier und auswärts um den Scheidenden ver­sammelt hatte, die begeisterte Aufnahme, welche die warmen auf denselben ausgebrachten Trinksprüche fanden, legten Zeugnis ab von der großen und all­gemeinen Beliebtheit, die sich derselbe als pflichtgetreuer Beamter, als ehrenhafter Karakter und guter Patriot. in allen Kreisen erworben hat. Ein besonderer Be­weis für das Vertrauen, das der Scheidende genossen,. war die Anwesenhett von Vertretern der bürgerlichen. Kollegien aus den Gemeinden, die zu seinem Amts­bezirk gehören.

Ellwangen, 14. Aug. Jagdpächter Abele >«6n Röhlingen erlegte jüngst einen bei uns seltenen .

gleich von neuem flössen, und daß er sein Gesichtchen ängstlich an die Brust der vertrauten Wärterin drückte.

Als die Fürstin endlich das Kinderzimmer verließ, lag ein Ausdruck unsäg­lichen Wehs auf ihrem schönen blassen Antlitz, sodaß selbst die wenig feinfühligen Dienerinnen eine mitleidige Bemerkung unter einander austauschten.

»Aber sie sollte doch längst wissen, daß der kleine Prinz sich nichts aus ihr macht!" fügte die Pflegerin hinzu.Bei den vornehmen Leuten ist das ja nun ein-- mal nicht anders. Tagelang findet sie nicht eine einzige Viertelstunde, um sich mit ihm abzugeben, und wenn ihr dann einmal mitten in der Nacht die Laune kommt, eine zärtliche Mutter zu sein, so reißt sie ihm mit ihren Brillantnadeln das Gesicht entzwei. Ist es da ein Wunder, wenn er sie nicht mag?"

Die schöne, reiche Fürstin Baranow aber vergrub unterdessen ihre brennenden Augen in die Kiffen und stöhnte verzweifelt vor sich hin:

Das ist meine Strafe! Mein Kind liebt mich nicht! O, Gott im Himmel, gehe nicht so hart mit mir in's Gericht!"

Erst um die Zeit der Morgendämmerung hatte Asta den beruhigenden Schlummer gefunden, und die Sonne war in ihrer Mittagshöhe angekommen, als sie erwachte. Erschrocken sah sie auf die Uhr. War es doch ihre Absicht gewesen, sich schon in frühester Stunde zum AuSgehen zu bereiten. Nun galt es, keinen Augenblick mehr müßig zu verlieren. Die Hilfe der Zofe kurz abweisend, kleidete sie sich an. In dem schlichten, dunklen Gewand, besten Einfachheit auch nicht durch den winzigsten Schmuckgegenstand gestört wurde, wäre die strahlende Schönheit vom gestrigen Abend nur schwer wieder zu erkennen gewesen, selbst wenn Asta nicht mit beinahe ängst­licher Vorsicht ihr Gesicht hinter einem häßlichen schwarzen Schleier verborgen hätte.

Zu Fuß verließ sie das Palais, um dann eine der am Leipziger Platz haltenden Droschken zu besteigen.

Mariannen-Ufer 47", rief sie dem Kutscher zu,aber schnell! Es ist mir gleichgiltig, was eS kostet!"

Der Rosselenke^that, was er vermochte, und peitschte den alten Gaul so lange, bis sich derselbe ächzend in einen verzweifelten Trab setzte; aber für die fieberische Ungeduld der Fürstin wurde die lange Fahrt nach der entlegenen Stadtgegend zu einer endlosen Marter.

Mit brennenden Augen, in denen es zuweilen wie eine tätliche Angst auf­flackerte, starrte sie durch das unaufhörlich klappernde und klirrende Wagenfenster heraus. Als aber die Droschke endlich in jene Straße einbog, welche das Ziel ihres Weges bilden sollte, warf sie sich, überwältigt von der Macht der Erinnerungen, die gleich drohenden Gespenstem mit nur zu furchtbarer Lebendigkeit vor ihr auf­tauchten, in die harten, verschossenen Polster zurück. Mit einem Ruck stand der Wagen still, aber Asta mühte sich vergebens, um innen den Schlag zu öffnen. Da trat ein einfach gekleideter Mann, der in der Hausthür gestanden hatte, zu freundlicher Hilfe­leistung heran. Sein Aussehen war das eines wohlsituierten Handwerkers; er hatte ein junges, hübsches Gesicht mit einem kecken Schnurrbärtchen und mit lustigen grauen Augen. Höflich zog er den Hut und bot der Fürstin seine Hand, um ihr beim Aus­steigen behiflich zu sein. Sie aber nahm diese Hand nicht an, und wendete ihren Kopf zur Seite, als sie ihm mit halb erstickter Stimme ein Wort des Dankes sagte. Dann huschte sie schnell in das Haus, dem Kutscher nur durch ein Zeichen mit der Hand bedeutend, daß er sie erwarten möge.

Der junge Mann schaute der Davoneilenden mit einer seltsam erstaunten und zweifelnden Miene nach. Er fuhr sich mit der derben, ausgearbeiteten Hand einige Mal über die Stirn und durch das widerspenstige dunkle Kraushaar, und er vergaß es ganz, seinen Hut wiederaufzusetzen, während er sich langsam in das Haus zurück begab.

Wenn es nicht so ganz und gar unmöglich wäre," brummte er kopfschüttelnd vor sich hin,so möchte ich darauf schwören, sie sei es gewesen! Die Haltung und die Art, wie sie mit der Hand winkte und dann die Augen, die Augen! Aber es ist ja ein Unsinn! Die ist längst verschollen und irgendwo zu Grunde gegangen."

(Forts, folgt.)