fürchten ließen. Nach einem kurz dauernden, mäßigen Wind und heftigem Blitz und Donner entleerten sich dieselben dann auch um 3'/» Uhr mit einem dichten 7 Min. anhaltenden Hagelfall, dessen Körner die Größe von einer Erbse bis über Haselnußgröße zeigten. Das Gewitter zog von S.W. nach N.O. gerade über die Stadt und richtete an Felvfrüchten, Obstbäumen und Gartenpflanzen großen Schaden an. Der ver­hagelte Strich ist nicht breit, zieht sich aber nach den bis jetzt eingelaufenen Nachrichten bis nach Voll, so daß die Markungen von Kirchheim, Jesingen, Ohmden, Holzmaden, Aichelberg und Voll mehr oder weniger betroffen worden sind. Der größte Schaden wurde an der fast ganz reifen Gerste angerichtet. Wäre die Reife der Feldfrüchte weiter vorgeschritten, so wäre der angerichtete Schaden viel bedeutender. Heute vor einem Jahr war man hier in voller Ernte­arbeit. Hoffen wir, daß der angerichtete Schaden nicht größer ist, als es bis jetzt der Fall zu sein scheint.

Gmünd, 3. Aug. An der Straße von hier nach Göppingen wurde heute früh ein gut gekleideter junger Mann tot aufgefunden, derselbe hat starke Verletzungen am Kopf und am Körper. Ob hier ein Unglück oder Verbrechen vorliegt, muß erst die Unter­suchung feststellen. In Oberbettringen kam es gestern in einer Wirtschaft zwischen jungen Burschen zu Raufhändeln. Der 19jährige Goldarbeiter H. versetzte einem Kameraden mehrere Stiche in den Hals, Arm und Schenkel, daß derselbe heute nacht schwer verletzt in das hiesige Spital verbracht werden mußte. Der Thäter, der den Vorfall selbst zur An­zeige brachte, ist heute vormittag verhaftet worden.

Ulm, 3. Aug. Zu dem dritten Verbandstage in Ulm des württembergischen Fleischerverbandes waren die Mitglieder sehr zahlreich erschienen; es mögen gegen 450 Fleischer emgetroffen sein. Nach Ankunft der Züge begaben sich die Gäste in den Scherer'schen Garten zum Bahnhofhotel. Von hier aus bewegte sich der stattliche Zug unter Vorantritt der Musik gegen 10 Uhr in die Fachausstellung, um einen Rundgang durch die festlichen Räume zu machen. Kurz nach 11 Uhr begannen die Verhandlungen des Ver- bandtstages im Hotel zum goldenen Hirsch. Stadt­schultheiß Wagner begrüßte die Anwesenden im Namen der Stadt und Stadtrat Wollinsky, Obermeister der Innung Ulm und Vorstand des Verbandes, hieß sie in Ulm herzlich willkommen. Der Hauptpunkt der Tagesordnung war die Erledigung der Frage, ob der württ. Fleischerverein als Bezirksverein dem deutschen Fleischerverbande beitreten soll. Die Bedingungen zum Beitritt wurden ausgestellt und fast einstimmig gutgeheißen. Nachdem noch kleinere Mitteilungen ent­gegen genommen worden waren, folgte das Mittag­essen. Stadtrat Wollinsky brachte den Toast auf Se. Maj. den König Karl aus; auch wurde ein Huldigungstelegramm abgesandt. Da das Wetter sehr günstig war, so konzertierte nachmittags 4'/- Uhr auf der Wilhelmshöhe die vollständige Kapelle des kgl. Jnf.-Reg. König Wilhelm unter persönlicher Leitung des Direktors Stüz. Der prachtvoll gelegene Garten, der wohl 1500 Personen fassen kann, war dicht besetzt. Heute Montag den 3. Aug. besichtigten

die Fleischer das Schlachthaus und die Kühlhalle; sodann das Münster. Das Wetter ist auch heute günstig, so daß die geplante Wasscriahrt in die Fried­lichsau und die gesellige Unterhaltung daselbst mit Musik ebenfalls stattsinden wrrv.

Berlin, 3. Aug. Ein schweres Unglück ist auf dem Artillerie-Schießplatz bei Jüterbog durch eine crepierte Granate angerichtet worden. Die Perle­berger Abteilung des 3. Fekdartillerie - Regiments, welche dort in einer Wellblechbaracke untergebracht war, sollte am jüngsten Freitag nach beendeter Schieß­übung in ihre Garnison abrücken. Am Abend vorher hatten nun auf dem Schießplatz ein Unteroffizier, ein Gefreiter und ein Gemeiner eine Granate, einen sog. Blindgänger, gefunden und das Geschoß, entgegen der ausdrücklichen Instruktion, mit in die Baracke ge­nommen. Abends in der elften Stunde machten sich nun die Soldaten mit diesem Geschoß zu schaffen, welches aber plötzlich explodierte und nicht blos in der Baracke große Verwüstungen anrichtete, sondern auch zwei Leute schwer und einen leicht verletzte. Einer der Schwerverletzten verstarb bereits am nächsten Tage.

Berlin, 4. Aug. Der Kaiser kehrt von seiner Nordlandfahrt am 8 August nach Kiel zurück und nimmt dort einige Zeit Wohnung.

Berlin, 4. Aug. DieNordd. Allg. Ztg." zitiert ein Schreiben des Direktors der Eßlinger Ma­schinenfabrik an die Pariser ZeitungPatriote", wo­rin er konstatiert, daß das Winkeleisen für die Eisen­konstruktion der Mönchensteiner Brücke von einem belgischen Werke, die Bleche und Flacheisen von einer Pariser Firma geliefert worden sind.

Ludwigsthal, 2. Aug. Gestern nachmittag wurden die Arbeiter des hiesigen Hüttenwerks während der Gießarbeit durch einen donnerähnlichen Knall er­schreckt, während zu gleicher Zeit aus dem Schmelz­ofen Mauerwerk, Kohleneinsäze und große Eisenteile herausgeschleudert wurden. Die angestellte Unter­suchung ergab, daß in dem Schmelzeisen auch alte Granaten mit Bleimänteln eingeworfen waren, von denen eine noch einen Teil der Sprengladung ent­halten hatte. Glücklicherweise befanden sich die beiden Feuerleute seitwärts der Ofenmündung, so daß außer der Beschädigung des Mauerwerks am Schmelzofen kein Unglück zu verzeichnen ist.

Trondhjem, 2. Aug. Nachdem dieHohen- zollern" gestern von Trondhjem die Anker geworfen, meldeten sich der Kommandant der Festung, General­adjutant Nyquist, der im vorigen Jahr in Christiania bei dem Kaiser zum Ehrendienst kommandiert war und der deutsche Konsul an Bord. Der Kaiser ar­beitete noch den ganzen Tag bis zum Abend für den abgehenden Kourier. Heute vormittag hielt der Kaiser Gottesdienst ab. Zum Frühstück, das um 1 Uhr auf dem Deck eingenommen wurde, war der General Ny­quist eingeladen. DieHohenzollern" wird heute abend 7 Uhr die Anker lichten zur Weitersahrt nach Bergen.

Bergen, 4. Aug. Die JachtHohenzollern" ist mit dem AvisoJagd" gestern abend 9 Uhr hier eingetroffen und wurde von der CorvetteStosch" und den Kanonen der Festung Bergenhus salutiert. Das Wetter ist prachtvoll.

NcrlttllchtLS.

Klassische^Grobheit. Der Gastwirt auf der vielbesuchten^chü-.ücke" in Thüringen, der »alte Joel", war seiner Zeit als einer der trefflichsten Wirte aber auch einer der gröbsten Leute bekannt. Sem Ruf als Grobian war so verbreitet, daß manche Rei­sende besondere Abstecher nach derSchmücke" mach­ten, um ihn kennen zu lernen. So trat eines Tagest ein Engländer bei ihm ein mit den Worten:Jch> uollen kennen lernen den groben Joel".Das- können sie gleich haben", antwortete Joel, packte den Engländer beim Kragen und schmiß ihn zur Thür hinaus. Freudestrahlend kehrte der Engländer zurück und quartierte sich in den Gasthof ein. Ein ander­mal sagte ein junges, feines Herrlein zu Joel:Herr Wirt, es heißt, daß Sie Ihren Gästen so originelle Grobheiten sagen, doch ich merke nichts davon."Ja, wissen's", antwortete Joel,da hätt' ich viel zu thun, wenn ich jedem dummen Jungen eine Grobheit sagen wollte." __

Die JullMkll- und die Altersrente.

Von Herrn Dr. Schönmann aus Stuttgart im Gewerbeblatt aus Württbrg.

Leider herrscht -m Publikum über die Be­stimmungen des Gesetzes, betreffend die Jnvaliditäts- und Altersversicherung noch große Unklarheit, welche wohl daher rührt, daß diese Bestimmungen nicht richtig verstanden, oder, was wahrscheinlicher ist, daß sie gar nicht gelesen werden.

So ist es erklärlich, daß sowohl in Kreisen der versicherungspflichtigen, arbeitenden Bevölkerung, wie in Kreisen der Arbeitgeber vielfach der Einwand gegen das Gesetz ins Feld geführt wird, daß ein Arbeiter selten das 70. Lebensjahr erreiche, somit die Wohl- thaten des Gesetzes für die arbeitenden Klassen illusorisch seien.

Die Gegner des Gesetzes hüten sich wohlweislich, Aufklärung in diese Kreise zu bringen. Auch sie sprechen immer nur von der Altersrente, deren an­geblich geringen Betrag sie bespötteln, dagegen schweigen sie die in den meisten Fällen höhere Invalidenrente tot. Und doch werden nach den angestellten Berech­nungen in den Genuß der Invalidenrente 10 vis l lmak so viel Versicherte kommen, als in den Genuß der Altersrente, und nur ungefähr der 20te Teil der Gesamtkosten der Versicherung wird für Altersrenten, weitaus der größte Betrag dagegen für Invaliden­renten verwendet werden.

In der einseitigen Auffassung, als ob das neueste sozialpolitische Gesetz nur Altersrenten an siebenzig- jährige Leute gewähre, dagegen Leute unter 70 Jahren leer ausgehen, wird das Publikum vielleicht dadurch bestärkt, daß in den Zeitungen bis jetzt immer nur von Altersrenten und nie von Invalidenrenten die Rede ist. Dies rührt lediglich davon her, daß vor Ende November 1891 Invalidenrenten nicht ge­währt werden können, während die Altersrenten schon mit Inkrafttreten des Gesetzes, also schon am 1. Jan. 1891 praktisch geworden und einer namhaften Reihe alter, über 70 Jahre alter Personen der arbeitenden Bevölkerung zu teil geworden sind.

daß meine Reise den vollkommensten Erfolg gehabt. Ein wunderbarer Zufall hat mir den Mann entgegengesührt, der Ferdinand lange gekannt und bei seinem Tode gegenwärtig war. Doch ehe ich dir weiter erzähle, was ich von ihm gehört, will ich dir vor allem den Grund meines langen Schweigens erklären, das, wie ich fürchte, dich und die gute Tante recht beunruhigt haben wird, aber die Nachrichten, die ich hätte geben müssen, würden euch noch viel mehr Angst und Sorge bereitet haben. Meine Nachforschungen blieben in Melbourne ganz erfolglos, weder eine Behörde noch eine Privatperson konnte mir auch nur einen Fingerzeig geben, ob Ferdinand tot sei oder lebte und wo er zu finden. So entschloß ich mich denn, nach dem Gold­distrikt zu gehen, aber sei es Folge des ungewohnten Klimas oder aller der Auf­regungen, welche die letzten Monate mir gebracht: ich erkrankte plötzlich so schwer, daß an Reisen nicht zu denken war. Was ich in jenen Wochen gelitten habe, die ich, elend und krank, allem mit meinen traurigen Gedanken in dem kahlen, dürftigen Zimmer des Gasthofs verbrachte, können Worte nicht aussprechen. Nicht nur die Vorstellung, daß ich so verlassen und fern von dir, mein süßes Lieb, in diesem fremden Lande vielleicht sterben müsse, quälte mich, sondern auch die Sorge, daß meine Geld­mittel durch die Kosten der Krankheit aufgezehrt werden würden und ich nicht mehr die Kosten der Reise nach den Golddistrikten bestreiten könnte, so daß ich unver­richteter Sache wieder nach Hause zurückkehren müßte. Zum Glück hörte ein in Melbourne lebender deutscher Arzt, der in meinem Gasthof seinen Mittagstisch hatte, daß ein Landsmann von ihm dort krank darnieder liege, er besuchte mich darauf, nahm sich meiner in jeder Weise an, und seinem freundlichen Zuspruch danke ich eS, daß ich nickt ganz der Verzweiflung anheim siel. Als wir näher bekannt geworden, teilte ich ihm mit, welche Anliegen mich nach Australien geführt und wie vergeblich bis jetzt alle meine Bemühungen gewesen, in Melbourne etwas über das Schicksal meines Bruders zu erfahren, so daß mir nichts übrig bliebe, als im Golddistrikt seine Spur zu suchen. Der Arzt schüttelte darauf den Kopf und meinte, ich sei so schwach und elend, daß ich in Monaten noch nicht daran denken dürfe, die an­

strengende Reise nach den Goldfeldern zu unternehmen, aber er behandle eben einen Engländer, der vor kurzem von da zurückgekommen sei, und werde ihn, wenn er morgen wieder in seine Sprechstunden käme, bitten, mich zu besuchen; vielleicht könne ich durch ihn irgend eine Auskunft über meinen verschollenen Bruder erhalten. Am nächsten Tage erschien denn auch wirklich der Engländer, der sich Loring nannte, bei mir, und indem er mir herzlich die Hand schüttelte, sagte er, daß er sich freue,, in mir einen Bruder Ferdinands von Rauheneck zu begrüßen. Er sei mit demselben gut bekannt gewesen und habe seinen gewaltsamen Tod bedauert.Seinen Tod!" rief ich in atemloser Hast,so können Sie bezeugen, daß er tot ist?" »Gewiß, ich war ja dabei, als er starb," cntgcgnete Loring. Ich erzählte ihm nun rasch von dem Aufruf, den dein Vater in den australischen Zeitungen erlassen und von dem Erscheinen jenes Mannes in Rauhencck, der sich für meinen verschollenen Bruder ausgiebt.Das ist kein anderer, als John Mortlock," sagte Loring,mit dem ich ein paar Jahre in einer deutschen Schule in Koblenz zubrachte und dem ich dann später in Australien wieder begegnete. Ich wußte nun zwar, daß er wegen schlechter Streiche von seinem Vater in die Kolonien geschickt worden war, aber wenn man in einem fremden Weltteil einem Jugendgenossen oder Landsmann begegnet, so geht man nicht zu streng ins Gericht mit seinen moralischen Antecedentien, und außerdem ist eS auch nicht eben eine gewählte Gesellschaft, die man in den Gold­feldern findet. , So schlug ich denn ein, als mir Mortlock, der, wenn auch nicht die Gesinnung, so doch die Manieren eines Gentleman hatte, anbot, mit ihm und seinem deutschen Freund, den er von Rauheneck nannte, ein Kompagniegeschäft zu errichten. Wir wohnten und schliefen zusammen in einem Zelt und gruben und wuschen Gold auf einem gemeinsamen Terrain, anfangs jedoch mit wenig glücklichem Erfolg. Mortlock und Ihr Bruder, die, wie es schien, schon länger auf das innigste be­freundet warm, wurden von den andern Goldsuchern immer scherzweise die Zwillinge genannt, weil sie von ganz gleicher Größe und Gestalt, beide blondhaarig und blauäugig waren und auch in ihren Eesichtszügen eine auffallende Ähnlichkeit hatten.