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von Hrn. Oberförster Mezger in Wildberg, eine Schlingnatter und ein Falke von Hrn. Lehrer Ansel; den größten Raum beanspruchte die geologische Samm­lung des Hrn. Salinenverwalters Schüz in Hall.

Zum Vorsitzenden wurde Oberstudienrat Dr. Fraas in Stuttgart gewählt, welcher sodann für den freundlichen Empfang bestens dankte und die Festteilnehmer auf die beiden berühmten Calwer Männer, auf Joseph Gärttner und Dr. Schüz hinwies, deren Namen in der wissenschaftlichen Welt einen guten Klang besitzen. Dem Rechenschaftsbericht entnehmen wir, daß mehrere hervorragende Mitglieder, worunter der verdienstvolle bisherige Vorstand, Direk­tor v. Krauß, im letzten Jahre gestorben sind; der Verein zählt 734 Mitglieder, neu eingetreten sind 36; auch im verflossenen Jahr wurde der Verein mit wertvollen und zahlreichen Geschenken bedacht. Der Kassier, Apotheker Reih len in Stuttgart, verlas sodann den Kassenbericht, wonach der Verein ein Ver­mögen von über 20,000 ^ besitzt. Die Wahl des

1. Vorstands fiel auf den Vorsitzenden und die des

2. Vorstands auf Bergdirektor v. Bauer. In den Ausschuß wurden die alten Mitglieder wieder gewählt. Im Jahr 1892 wird der Verein in Sigmaringen tagen. Es folgten nun 4 Vorträge. Prof. Dr. Sieglin in Hohenheim sprach über die Einbürgerung fremder Fische, besonders des Lachses, des Aals, der Regenbogenforelle und des Zanders in Württemberg, Dr. Eberhard Fraas in Stuttgart über das Schnauz­ende eines Jchthiosaurus aus dem unteren Lias bei Kirchheim, Dr. Wurm von Teinach über die Farben der Vogelfedern und Pfarrer Dr. Engel in Eislingen über einige neue Funde (Stachelhäuter und Seesterne) aus dem Lias bei Göppingen. Zum Schluß der interessanten Verhandlungen dankte der Vorsitzende allen Veran­staltern der Ausstellung für ihre große Mühe und ihren Eifer im Sammeln der so schönen Schwarzwald­produkte und schloß mit dem Wunsch: Auf Wieder­sehen im nächsten Jahr. Das Mittagessen wurde im badischen Hof eingenommen, wobei Rede auf Rede wechselte und eine gehobene Stimmung die Versamm­lung beherrschte. Heute nachmittag machten die meisten Teilnehmer einen Ausflug nach Hirsau, wobei be­sonders die Klosterruinen besichtigt wurden.

Calw. Am 6. ds. verstarb in Calmbach der vor 37 Jahren mit seiner Frau von hier nach Ame­rika verzogene Jakob Maier, Sohn des gew. Stadt­rats Georg Jakob Maier in Calw, geb. 1823. Der Verstorbene, welcher in seinen jüngeren Jahren das Metzgergewerbe betrieb, widmete sich im Staate Iowa als tüchtiger, fleißiger und rechtschaffener Mann der Landwirtschaft. Vor kurzem etwas kränklich geworden, trat er in Begleitung seines ebenfalls schon 44 Jahre dort ansässigen Bruders die Reffe in die alte Heimat an. Seine Vaterstadt Calw, seine hier lebende Schwe­ster, alle die alten Freunde und Bekannte, zu welchen es ihn zog, sollte er jedoch nicht Wiedersehen. In­folge einer unterwegs zugezogenen Erkältung verstarb er 6 Tage nach seiner Ankunft im Hause seines Bruders Wilhelm in Calmbach. Der Verstorbene hat .bereits wieder die Rückreise angetreten, 7 großenteils erwachsene Kinder, welche ihren Vater gesund und gekrästigt zurückkehren hofften, sehen nun der Ankunft der Leiche entgegen, um diese dem Grabe seiner ihm im Jahre 1877 vorausgegangenen Gattin beizugesellen.

Wie sehr der Verstorbene stets in Gedanken mit der Heimat verbunden war, beweist nebenbei, daß er auch bis in die jüngste Zeit Leser dieses Blattes geblieben war.

Nagold, 20. Juni. Heute nachmittag fand ein Verkauf von Simmenthaler Originalzuchttieren, welche vom landwirtschaftlichen Vereine eingeführt wurden, auf dem hiesigen Stadtacker statt. Im Ganzen wurden eingeführt und verkauft 18 Tiere, Farren und weibliche Zuchttiere, durchweg Muster­exemplare. Die vom landw. Bezirksverein angelegten Preise waren ziemlich hoch, trotzdem fanden alle Tiere ihre Käufer. Ein kleiner Abmangel von ungefähr 60 ^ wurde auf die Vereinskaffe übernommen. Der landw. Bezirksverein fei-rt am 5. Sept. d. I. sein 50jähriges Bestandsjubiläum in Altensteig; zur Prä­mierung von Zuchttieren werden aus diesem Anlaß 1500 aufgewendet; außerdem sind noch 400 ^ vorgesehen zur Prämierung von Dienstboten, ferner von Garten- und Feldvrodukten, sowie von Produkten und Geräten der Bienenzucht. Vorbereitungen zur genannten Festfeier sind bereits im Gang. An die je im Herbst und Frühjahr in Nagold und Altensteig stattfindenden, jeweilig stark besuchten 2 Viehmärkte werden von diesem Herbst ab seitens des landw. Vereins Zuchtviehmärkte angeschlossen werden. In den nächsten Tagen soll allgemein im Bezirk mit der Heuernte begonnen werden; zu wünschen wäre es, daß an Stelle des fortwährend nassen Wetters bald eigentliches Heuwetter treten würde; die Heuernte verspricht, was Quantität und Qualität des Futters anvelangt, allgemein sehr gute Erträge.

Wildbad, 21. Juni. Trotz der ungünstigen Witterung mehrt sich die Zahl unserer Kurgäste stetig. Gestern fand die erste Tanzunterhaltung im Kursaale statt. In den kgl. Anlagen findet sich ein Panorama aufgestellt, das in farbiger Glasfotographie eine sehenswerte Reihe von Ansichten aus Helgoland u. a. O. darbietet. Daneben kann man ein Grammofon reden, singen und spielen hören, was ver Apparat Monate vorher ausgenommen hat.

Ludwigsburg, 23. Juni. Am Dienstag den 7. und Mittwoch den 8. Juli ds. Js. findet hier der VI. Verbandstag der Wirte Württembergs statt und ist mit demselben eine Fachausstellung von Erzeugnissen uno Bedarfsartikeln für das Wirtsge­werbe verbunden, welche in den Räumen des Bahn­hofhotels schon am Sonntag den 5. Juli eröffnet werden wird. Die Anmeldelisten zu dieser Ausstellung sind vurch die Expedition der Deutschen Wirts-Zeitung in Stuttgart (welche auch den Verlag des Ausstellungs­katalogs übernommen hat) zu blichen. Bei der gegenwärtigen regen Agitation im Wirtsgewerbe wird dieser Verbandstag sich eines außergewöhnlich starken Besuches zu erfreuen haben. Die Ludwigsburger Kollegen haben Allem aufgeboten, um neben dem Ernst der Arbeit auch die Geselligkeit zu ihrem Rechte kommen zu lassen. Zu diesem Verbandstage sind nicht nur die Mitglieder der dem Verbände ange­hörenden Wirtsvereine eingeladen, sondern an jeden Kollegen nn ganzen Lande ergeht die dringende Bitte an diesen Tagen in Ludwigsburg zu erscheinen und dadurch Interesse an diesen seinen Stand fördernden Verhandlungen an den Tag zu legen.

Frankfurt a. M. sElektr. Ausstellung.) Das elektrische Boot, auf welchem die Damen der Gas- und Wasserfachmänner am Montag in einer Anzahl von fünfzig eine Probefahrt auf dem Main machten, wird nach der Abnahme durch die Polizei sofort dem öffentlichen Betrieb übergeben werden. Die Fahrt ist eine angenehme und sehr ruhige, von der Unannehmlichkeit der Dampfboote, wie Stampfen der Maschine, Oelgeruch u. dergl. mehr, ist durchaus nichts zu spüren.

Berlin. Ein Bernhardiner Hund hat nach hiesigen Blättern am Mittwoch Mittag einen: Knaben vom Ertrinken gerettet. An der Friedrichsgracht war der achtjährige Sohn eines in der Unterwasserstraße wohnenden Kaufmanns in die Spree gefallen. Das war von zahlreicyen Menschen beobachtet worden, und ein Herr, der einen großen Hund, einen Bernhardiner, bei sich hatte, befreite das Tier von dem Maulkorb, mit mächtigem Satze sprang der Hund in das Wasser, schwamm auf den wieder­auftauchenden Knaben zu, erfaßte und hielt ihn so lange über Wasser, bis mit einem Boot herbeieilende Schiffer den verunglückten Kleinen unversehrt aus den Fluten herausholten. Voss'sche Zeitg.

DerHamb. Börsenhalle" zufolge gedenkt - der Kaiser nach den Besuchen in Holland und Eng­land von Leith nach Bergen und von dort nach Tromsoe zu fahren, um in der Nähe der Insel Skirve Ende- Juli dem Walfischfang beizuwohnen.

Das Kaninchen,

seine Zucht und P fl ege.

Von Hermann Bölcke.

(Nachdruck verboten.)

(Schluß.)

Diese Ställchen lassen sich bequem reihen- und- etagenweise neben- und übereinander anbringen, nur muß in letzterem Falle für Ablaufrinnen für den Urin aus den oberen Kästen gesorgt werden. In der wärmeren Jahreszeit kann man diese im Freien aufstellen, im Winter jedoch müssen sie in einem Raume untergebracht werden, in welchen strenge Kälte nicht eindringen kann; bei guter und reichlicher Streu kann aber auch diese den Tieren nicht viel schaden.

Dreimal täglich füttert man die Kaninchen mit Gras, Klee, Heu, Körnern, Hülsensrüchten, Brod, Kleie, Kartoffeln, Runkelrüben und Möhren. Von Nutzen ist es, dem Futter dann und wann etwas Salz beizumischen.

Im Alter von vierzehn Tagen bis drei Wochen verlassen die Jungen den Nistkasten und beginnen sogleich mit der Mutter am Futter herumzunagen. Um diese Zeit lege man nur leichtes und leichtver­dauliches Futter vor und gebe außerdem täglich zwei­mal Milch-, Mehl- oder Kleientränke, wodurch das Wachstum der Jungen wesentlich gefördert wird und dieselben bedeutend an Kraft und schönem Aussehen gewinnen.

Sie horchte wieder auf.Was für eine Heizung haben Sie hier, Alexander Nikolajitsch?" fragte der Alte weiter.Ich muß mir solch einen Wintergarten an- legen und wenn ich mein ganzes Haus umbauen müßte. Und darum möchte ich gerne wissen, welches Heizungssystem Sie eingeführt haben."

Dampfheizung, mein lieber Iwan Jwanitsch", lautete die Antwort.Die eisernen Röhren laufen überall unter diesem Raume hin, auch an den Wänden dort können Sie sie bemerken. UebrigenS kann Ihnen mein Intendant, Herr Waldert, die beste Auskunft darüber geben, da er die Anlage gemacht hat."

Kann ich ihn sprechen."

Gewiß; ich werde ihn später herauskommen lassen. Er wohnt im Parterre und er ist um diese Zeit sicher zu Hause."

Bemühen Sie sich nicht, Alexander Nikolajitsch. Ich werde ihn aufsuchen; er muß mir Alles zeigen. Lassen Sie Nadeschda einstweilen Ihren Garten bewundern, ich bin in einer Viertelstunde wieder da."

Aber Papa"

Dort findet Ihr ja ein reizendes Plätzchen, wo Ihr plaudern könnt. Ich hoffe, mein Kind, daß Dir die Zeit nicht zu lange wird."

Der alte Herr war verschwunden das junge Paar war allein.

Langsam näherten sie sich der Epheulaube, er in seiner ruhigen, gewinnenden Werse mit ihr plaudernd, sie immer dasselbe glückliche Lächeln auf rhren Lippen.

Wie starrte ihr Auge jetzt den Mann an. zu dem sie so oft mit der zärtlichsten Hingebung aufgeblickt hatte! Wie unheimlich fremd erschien ihr Derjenige jetzt, der ihr von all den Hunderttausenden der Riesenstadt der Vertrauteste gewesen war; Dieser arme Srudent, den sie liebte, dieser vornehme Fürst, in dessen Haus sie ge­treten war, er war zugleich Derjenige, den man in den Kreisen des Geheimbundes »den Anderen" nannte; er war einer von der Drcizahl, die in dem Kopse des Exe- kutiv-Komitees das denkende Gehirn bildete! Und was in aller Welt konnte ihn be­wogen haben, sich einem Bunde anzuschließen, der unter Anderem auch die Zer­

störung jener Privilegien auf seine Fahne geschrieben hatte, die ihm vor Allem zu Gute kamen, und sich in die vorderste Reihe dieser revolutionären Propaganda zu stellen?

Sie fand keine Zeit, ihren Erinnerungen nachzuhängen. Das junge Paar war ganz in ihrer Nähe angelangt und nahm jetzt auf der Bank in der Epheulaube Platz. Sie trat etwas weiter in ihr Versteck zurück, so daß sie nichts sehen konnte als den Schimmer ihres Kleides und seinen Kopf, der zwischen den Blättern der Laube sichtbar war. Aber sie hörte jedes Wort, das gesprochen wurde.

Und Sie können es so leichten Herzens über sich gewinnen, Allem, was Ihnen hier so lieb und wert war, für immer Lebewohl zu sagen?" fragte sie.

Leichten Herzens? Nein, mein Fräulein. Ich habe ja doch nicht gesagt, daß ich es leichten Herzens thue."

Aber muß es denn sein?"

Ja, mein Fräulein." Er war ernst geworden und er sprach diese Worte kurz und bündig und in einem fast scharfen Tone aus. Dann fuhr er fort:Ich habe mir eine bescheidene Wohnung im Liteinig-Stadtteil gemietet, ich nehme meine Bücher mit und ich tröste mich damit, daß das menschliche Glück nicht an weite Räume und an kostbare Möbel gebunden ist."

Sagen Sie das nicht, Alexander Nikolajitsch. Man entbehrt leicht, was man nie besessen hat, aber man entbehrt schwer, woran man von Kindheit an ge­wöhnt war. Diesen herrlichen Garten zum Beispiel, wie können Sie sich vorstellen, daß es Ihnen nicht schwer fallen wird, sich für immer von ihm zu trennen?"

Ja", sagte er,dieses Plätzchen werde ich vermissen. Ich bin eine wunder­liche Natur, die aus den verschiedenartigsten Elementen gemischt ist, und glauben Sie mir wohl, daß auch etwas vom Philosophen in mir steckt?"

Wahrhaftig?'

(Forts, folgt.)