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Nr. 280

Dienstag den 2. Dezember 1919

93. Jahrgang

Für unsere Gefangenen

Bern, 29. Nov. (Schweiz. Dep.-Ag.) Der Bundesrat hat an die Regierungen der am Kriege beteiligten Staaten einen Aufruf zu Gunsten aller noch nicht entlassenen Kriegsge­fangenen gerichtet, worin es u. a. heißt: Geleitet von einem höheren Humanitären Interesse, haben neuerlich über hundert Mitglieder des schweizerischen Nationalrates einen Antrag, dem sich der Rat einstimmig anschloß, eingebracht, der > den Bundesrat ersucht, bei den interessierten Regierungen Schritte zu unternehmen, um eine möglichst schnelle Heimschaffung der fern von ihrem Vaterlande zurückgehaltenen Kriegsgefangenen zu erlangen. Es ist ein tief betrübender Gedanke, daß ein Jahr nach Abschluß des Waffenstillstands Hunderttausende von Gefangenen den Angenblick ihrer Erlösung erwarten. In welchem Lande immer diese Gefangenen noch zurückgehalten werden, und welches auch die Gründe der unbegrenzten Verlängerung ihrer Gefangenschaft sein mögen, so muß diese bei ihnen und ihren Familien tiefe Enttäuschung u. bittere' seelische Bedrückung Hervorrufen. Eine wahre soziale Gefahr könnte sich aus dem Geisteszustände ergeben, der Hundert­tausende einer solchen Prüfung unterworfene Männer un­heilbar zu erfassen droht. In Berücksichtigung der oft be­kundeten Gefühle, die Parlament und Schweizer Volk, getreu den Humanitären Bestrebungen des Bundesrates, stets gegenüber allen Kriegsgefangenen gezeigt haben, glauben wir, bei Einbruch des Winters noch einmal die hochherzige Aufmerksamkeit der verschiedenen Regierungen auf die trau­rige Lage der noch nicht befreiten Kriegsgefangenen hinlen­ken und an sie die inständige Bitte richten zu miissen, alles zu tun, was in ihrer Macht steht, um endlich den allzulangen, seelischen und körperlichen Leiden dieser Kriegsopfer ein Ziel zu setzen.

Mailand, 30. Nov. Nach einer Information desSecolo" unternimmt Kardinal Amette bei Clemenceau auf Antrag des Papstes Schritte zugunsten der Heimkehr der deutschen Kriegsgefangenen an Weihnachten. In vatikanischen Kreisen hofft inan auf einen Erfolg dieser Bemühungen.

Tages-Neuigkeiten.

Heimsendung der Gefangenen in Indien.

Von zuständiger Stelle erfährt die Deutsche Allgemeine Heilung, daß im Laufe eines Schriftwechsels zwischen Deutsch­land und England englischerseits zugesagt wurde, der Rück­transport der deutschen Kriegsgefangenen aus Indien werde anfangs Dezember beginnen und es seien alle erdenklichen Maßnahmen zur Durchführung des Transportes in humani­tärer Hinsicht getroffen worden.

Ueber die Lage im Baltikum

verlautet von zuständiger Stelle: Die Ententekommission fordert, daß der Rücktransport der deutschen Truppen bis zum 15. 12. beendet ist. Bis dahin werden Angriffe gegen die deutschen Truppen unterbleiben. Die technische Möglich­keit, daß der Rücktransport bis zn dem angegebenen Zeit­punkt durchgeführt wird, ist gegeben.

Auflehnung der Scapa Flow-Gefangenen gegen die englische Willkür.

Aus London wird gemeldet: Seeleute, welche die deutsche Flotte in Scnpa Flow vernichtet haben und die gegen­wärtig in einem Lager bei Oswestry interniert sind, gaben in der letzten Zeit Anlaß zu zahlreichen Klagen und ver­langten, daß man sie nach Hause entlasse, wie die übrigen deutschen Gefangenen. Am Dienstag haben sie sich zu widersetzen versucht und wollten in den Streik treten. Indessen haben die Meuterer beim Herannahen von Truppenabteilungen mit aufgepflanztem Bajonett ihre Tätig­keit ausgenommen und sich seither wieder ruhig verhalten.

Presse de Paris" vom 29. II. veröffentlicht eine Nach­richt aus London, wonach 1900 deutsche Kriegsgefangene von Scapa Flviö, die in einem militärischen Lager nicht unter­gebracht seien, in den letzten Tagen revoltiert und sich ge­weigert Hütten, gewisse Arbeiten zu verrichten. Die strengsten disziplinarischen Maßnahmen seien sofort ergriffen worden. Zwei Tage vollständiger Diät hätten sie zur Vernunft gebracht. Ausgehungert und vor Durst sterbend hätten sie ihre Arbeit wieder ausgenommen, und alles sei nunmehr wieder in Ordnung. Diese Nachricht dürfte an Zynismus nicht zu überbieten sein.

Der Parteitag der U.S.P.

Leipzig, I. Dez. Der außerordentliche Parteitag der Un­abhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands wurde gestern Abend im Leipziger Volkshause durch Crispien im

Austrage der Parteileitung eröffnet. Anwesend sind zahlreiche Delegierte aus allen Teilen Deutschlands, ferner aus Oester­reich, Schweden, Dänemark und Rumänien. Crispien besprach die politische Lage. Unter stürmischem Beifall der Versamm­lung erklärte der Redner, daß eine Einigung zwischen der Partei der Noske-Sozialisten und dein klassenbewußten Pro­letariat unmöglich sei. Die heutige Gesellschaft habe histo­risch keine Daseinsberechtigung mehr. Sie müsse und werde überwunden werden vom Sozialismus. In diesem Sinne wünsche und hoffe er, daß der Parteitag arbeite. Es folgten Begrüßungsansprachen der ausländischen Delegierten. U. a. sprach, lebhaft begrüßt, im Namen der österreichischen Sozia­listen Dr. Friedrich Adler, der die traurigen Zustände in Oesterreich schilderte u. ein Bild der politischen Bedingungen gab, unter denen das österreichische Proletariat lebe. Von den französischen und italienischen Organisationen sind Soli­daritäts-Kundgebungen eingegangen.

Polnische Offensive gegen Sovjetrutzland.

Morning Post" meldet aus Washington: Die Alliier­ten haben Polen die Ermächtigung erteilt, eine große Offensive gegen Svvjetruß'and zu beginnen. Die polnischen Militärsachverständigen hoffen, Moskau undPetersbu r g innerhalb 3Wochen befreien zu können.

Belgiens zukünftige Politik.

Brüssel, 30. Nov. Einem Vertreter der Zeitung Libre Belique gegenüber äußerte sich der neue belgische Ministerpräsi­dent de la Croix über die von ihm zu befolgende Politik dahin, daß Belgien sich nach wie vor auf Frankreich u. Eng­land werde stützen müssen; aber es könne nicht davon die Rede sein, daß Belgien seine wirtschaftliche Unabhängigkeit aufgebe, ebensowenig wie seine politische. Es sei nicht daran zu denken, daß Belgien ganz und gar in Frankreich aufgehe, wenn es sich auch auf Frankreich stützen werde. Hinsichtlich der Sprachenfrage erklärte der Ministerpräsident, daß eine parlamentarische Kommission eintreffen werde, die eine den Wünschen der Bevölkerung entsprechende Lösung suchen'soll. Der Kommission sollten alle Gruppen der neugewählten Kammer angehören. Der Ministerpräsident äußerte sich dann noch über die Sozialisierung der Bergwerke und erklärte sich als Gegner einer solchen. Er wolle aber zu Versuchszwecken die noch nicht konzessionierten Bergwerke in Limburg direkt ausbeuten lassen. Mit einer großen Verkürzung der militäri­schen Dienstzeit sei er durchaus einverstanden.

Irlands Kampf um die Freiheit.

Der Korrespondent desDaily Erpreß" in Dublin ver­nimmt, daß man am Beginn einer neuen Periode von Er­mordungen und Bombenattentaten stehe. Das Leben von Lord French und anderen Persönlichkeiten sei in Gefahr. In den Händen der Sinfeiner befänden sich große Mengen von Explosivstoffen. Mau bereite sich auf einen Angriff gegen den Sitz der Regierung und andere öffenliche Gebäude in Dublin vor.

Ein Ultimatum an Wilson.

Nach einer New-Dorker Meldung der Presse de Paris versichert die Zeitung Sun, daß die republikanischen Senatoren die Absicht haben, dem Präsidenten Wilson und der Senats­kommission siir auswärtige Angelegenheiten ein Ultimatum zu übersenden mit der Erklärung, sie wiirden die Ratifizie­rung der Friedensverträge mit Deutschland, Oesterreich und Belgien verweigern, wenn der Präsident nicht Kenntnis von allen Doknmenten gebe, die er nach besitze.

Bürgerkrieg in Mexiko.

Laut Telegraaf meldet Times aus Texas vom 28.11.: In Mexiko ist der Bürgerkrieg ausgebrochen. Präsi­dent Carranza ist aus der Stadt Mexiko geflüchtet. In Washington geht das Gerücht, daß der Abbruch der diplomatischen B e ziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko bevorstebt.

Fragen der Arbeit.

WieNieuwe Courant" aus Newyork meldet, hat die internationale Arbeitskonferenz mit 91 gegen 3 Stimmen beschlossen, daß Kinder unter 14 Jahren in Fabrikbetrieben nicht verwendet werden dürfen, außer in den Betrieben, in denen Mitglieder derselben Familie be­schäftigt sind. Einstimmig wurde beschlossen, für eine jähr­liche Untersuchung des Gesundheitszustandes der Arbeiter in den einzelnen Fabriken einzutreten. Mit 42 gegen 26 Stim­men wurde beschlossen, daß die auf der Konferenz vertretenen

Regierungen den Arbeiterinnen für die Zeit der Entbindung drei Monate Lohn auszahlen.

Die Internationale Arbeitskonferenz hat mit 46 gegen 24 Stimmen einen Zusatzantrag Jouhaux angenommen, der bestimmt, daß Frauen 6 Wochen vor und 6 Wochen nach ihrer Niederkunft nicht arbeiten dürfen.

Iur Lage in Italien.

Rom, 30. Nov. Agenzia Stefani. Das vorläufige Wahl­resultat in 54 Wahlkreisen ist folgendes: 303 Konstitutionelle, darunter 66 Liberale, 130 Demokraten, 4 Agrarier und 103 Vertreter der Bolkspartei, ferner 55 Mitglieder der Vereini­gung der Linksparteien und 150 Sozialisten.

Rom, 30. Nov. Die sozialistische parlamentarische Gruppe hat endgültig beschlossen, an der Eröffnungssitzung des Par­laments teilzunehmen, sich aber jeder Ehrenbezeugung vor dem König zu enthalten und den Saal vor der Verlesung der Thronrede zu verlassen. Der Beschluß wurde init 105 gegen' 23 Stimmen gefaßt, die sich für Nichtbeteiligung an der Sitzung aussprachen.

Basel, 29. Nov. Die schweizerischen Blätter berichten aus London: Hier laufen beunruhigende Gerüchte mn, daß in Italien eine revolutionäre Bewegung entfacht worden sei. Die italienische Gesandtschaft in London erwiderte auf An­fragen von englischen Regierungsstellen, daß sie bisher aus Rom keine Nachricht erhalten habe, die Grund zu Beunruhi­gung gebe.

Basel, 30. Nov.Daily Telegraph" meldet: Am Frei­tag und Samstag haben in Mailand. Turin, Bologna und vielen anderen italienischen Städten Massenversammlungen der Sozialisten stattgefunden, in welchen stürmisch die Ab­dankung des Königs und die Ausrufung einer italienischen Republik gefordert wurde. Die Polizei verhielt sich passiv: zu Zwischenfällen ist es nicht gekommen.

Kleine Nachrichten.

Berlin, 29. Nov. Der Reichsanzeiger bringt eine Ver­ordnung, wodurch in gewissen Fällen die Einlösung der Zinsscheine von Kriegsanleihestücken und Schatzanweisungen mit Fälligkeitstermin vom 2. Jan. und 1. April 1920 erleich­tert wird.Die Banken können ohne Beachtung der Vorschrift betr. Verordnung über Maßnahmen gegen die Kapitalflucht solche Zinsscheine einlösen. Wenn es sich um Scheine von Stücken handelt, die bei Ankauf von Heeresgut und so, weiter unter Abtrennung der betreffenden Zinsscheine hingegeben worden sind, ist bei der Einlösung dieser Zinsscheine die Quittung bezw. eine Bescheinigung der betreffenden Verkaufsstelle über die erfolgte Einzahlung vorzulegen. Weiter dürfen solche Zinsscheine am Fälligkeitstermin am 2. 1. 1920 von jeder Bank eingelöst werden, welche vor dem 1. Dezember 1918 an Zahlungsstatt hingegeben wurden. Voraussetzung ist, daß der Einreicher gleichzeitig mit dem Zinsschein eine Be­scheinigung des für ihn zuständigen Finanzamtes (Besitzsteuer­amtes) vorlegt, das ihn zur Einlösung der Zinsscheine ermäch­tigt. Die Finanzämter haben diese Bescheinigungen zu er­teilen, sofern der Unterzeichner den Empfang der Zinsscheine an Zahlungsstatt glaubhaft macht. Die Bank hat nach Ein­lösung der Zinsscheine diese Bescheinigung zu vernichten.

Laibach, 1. Dez. (Korr.-Bur.) Vor dem Hafen von Spa lato kreuzen zahlreiche alliierte Kriegsschiffe, darunter auch amerikanische. (Ein Dämpfer für d'Annunzios Pläne.)

Paris, 30. Nov. Der Polizeipräfekt erließ eine Verfü­gung, die vom 3. Dezbr. bis aus weiteres eine starke Ein­schränkung des Kohlenverbrauchs anordnet.

Paris, 29. Nov. Wie diePresse de Paris" mitteilt, wird die Friedenskonferenz sich niit der Frage der deutschen Kohlenlieferungen an Belgien zu beschäftigen haben. Belgien beschwert sich, daß Deutschland noch nicht mit der Lieferung der 8 Millionen Tonnen begonnen habe, auf die Belgien nach dem Friedensvertrage Anspruch besitze.

Vermischtes.

Das minderwertige deutsche Geld. Die in Holland aufgespeicherten Mengen deutschen Geldes und die Befürch­tungen, daß Deutschland durch die Unmöglichkeit, die 1. Rate der Kriegsentschädigung pünktlich zu zahlen, zum Staatsbank- rott gezwungen werden kann, sind derart groß, daß die deutsche Mark bereits für Ende Januar zu einem Kurs von 5 Gulden für 100 Mark zum Verkauf angeboten wird. In den letzten 34 Monaten haben in Kopenhagen dänische Valutaspekulanten bei Markaufkäufen 100 Millionen Kronen verloren. In dortigen Börsenkreisen wird der Betrag der wegen Spekulationszwecke aufgekauften Reichsmark aus an­nähernd 1 Milliarde beziffert.

Letzter Zeichnungstag: 3 Dezember 1 Ahr mittags

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