neut Maffenprotestoersammlungen gegen die jedem menschlichen Gefühl widersprechende Zurückhaltung der Gefangenen. Hierin will auch unsere Stadt nicht Zurückbleiben und es hat der Ausschuß der Volkshilfe eine solche Protestversammlung auf Sonntag, den 16, Nov., unmittelbar nach dem Vormittagsgottesdienst in der Turnhalle angesetzt. Unter Bezugnahme auf die im Samstagblatt erscheinende Anzeige, fordern wir Männer und Frauen auch an dieser Stelle zu recht zahlreichem Besuch dieser Veranstaltung auf.
* Klavier-Abend. Herr Seminar-Musiklehrer Willy
Bezner gab gestern im Festsaal des Seminars einen Klavier-Abend, der in seiner ganzen Struktur den Stenrpel eines guten Geschmackes trug. An der Spitze der Vortragsfolge stand Johann Sebastian Bach mit einer Toccata und Fuge in E-moll, sowie dem Capriccio iiber die Abreise seines lieben Bruders, das sich in 6 Stufen aufbaut. Die edle Sprache Bachs, der Reichtum seines Ausdrucks wurde von Herrn Betzner sehr gut herausgearbeitet. Besonders das Capriccio hat uils in seiner feinfühligen Phrasierung gut gefallen. Auf Lach folgte Beethoven mit 32 Variationen in C-moll. Die mannigfaltige Klang- und Farbenfülle, dieBeethoven seinen Werken verlieh, bot den Ohren ein Fest umsomehr, als der Vortrag nicht nur technisch ausgezeichnet, sondern auch nach der rein künstlerischen Seite hin tief geschürft war. Auch die weiteren Vorträge: der l. Satz der gehaltvollen A-moll Sonate Franz Schuberts, der Beethoven am nächsten steht, drei Präludien von Chopin und die Rhapsodie Nr. 5 (Helden-Elegie) von Liszt standen den vorgegangenen Prachtleistungen nicht nach. Den Schluß bildete der i. und 2. Satz einer Sonate in D-moll von Seminaroberlehrer Schmid. Sie fand eine recht gute Aufnahme und namentlich der zweite Satz mit seinem innigen Erguß gefiel sehr gut. Er mußte wiederholt werden. Die zahlreiche Hörerschaft spendete Herrn Bezner warmen, wohlverdienten Beifall. -r.
* Weitere Erhöhung der Personenfahrpreise. Mir r. Januar 1926 ist eine weitere Erhöhung aller Personenfahrpreise um 30—50"/o der jetzigen, gewiß nicht mehr niederen Fahrpreise zu erwarten. Die Verhandlungen darüber zwischen der süddeutschen und der preußischen Eisenbahnverwaltung werden in den nächsten Tagen ausgenommen.
* Der Fahrplan nach dem 13. November Die außerordentliche Verkehrssperre, die jetzt ertragen werden muß, erreicht am 15. November ihr Ende. Es wird aber nachher, wie schon früher mitgeteilt wurde, der Personenverkehr nicht wieder im früheren Umfang ausgenommen werden. Vielmehr muß damit gerechnet iverden, daß annähernd ein Viertel derjenigen Züge weiterhin in Wegfall kommt, die vor Durchführung der Sperre verkehrt haben. Ein beschränkter Schnellzugsverkehr wird wieder eingerichtet werden. Der auf 1. Oktober. ausgegebene Fahrplan wird durch einen neuen, bedeutend verschlechterten, ersetzt werden.
* Verspätete Hilfe. Vom württ. Landesbauernrat wird uns mitgeteilt, daß die Oberämter beauftragt wurden, festzustellen, auf welchen landw. Betrieben die Kartoffelernte noch nicht beendet ist, und ob auf den dortigen Gütern Arbeitermangel herrscht. Ist dies der Fall, wären sofort Arbeitskräfte bei den nächsten Bezirks- oder örtlichen Arbeitsämtern anzufordern. Auch hat das Ministerium des Kirchen- und Schulwesens auf Antrag des Ernährungsministeriums die Bezirksschulämter angewiesen, soweit mit Rücksicht auf die Kartoffelernte ein Bedürfnis besteht, Urlaub oder außerordentliche Ferien zu gewähren. (Wie viel Tausende von Zentnern Kartoffeln, Obst, Rüben und Kohlraben hätten in Deutschland gerettet werden können, wenn man vor vier Wochen den Landwirten für Arbeitskräfte gesorgt hätte.)
* Früher Schneefall. Der Winter hat in diesem Jahr frühzeitig seine Herrschaft angetreten. Bereits im letzten Oktoberdrittel sind in verschiedenen Gegenden Mitteleuropas erhebliche Schneefälle vorgekommen und der Novemberbeginn sah den größten Teil Deutschlands unter einer weißen Decke. Der Frost mar zwar im allgemeinen noch gelinde; immerhin hatten die meisten Gegenden bereits die ersten Eistage dieses Winters zu verzeichnen. Schnee iin Oktober und November ist freilich keine Seltenheit. Im Jahre 1912 schneite es beispielsweise am 8. September abends in Paris und in der englischen Grafschaft Dorkshire; in jenen Tagen waren weite Teile des Alpengebiets und der Pyrenäen bereits tief verschneit. Der damalige September war überhaupt ungewöhnlich kalt; so schneite es am 26. in Freudenstadt so heftig wie mitten im Winter. Am gleichen Tage hatte die Schneedecke im Riesengebirge eine Höhe von 25 cm. Im darauffolgenden Jahr 1913 fiel im Riesengebirge am 11. September der erste Schnee. Gerade in den letzten Jahren sind frühzeitige Schneefälle häufig gewesen. So lag in Berlin 1915 bereits am 28. Okt. Schnee, dieses Jahr am 3. November. Bemerkenswert war auch der große Schneefall vom 16. und 17. November 1909, der sich über große Teile des mittleren Norddeutschlands erstreckte. Alle diese frühen Schneefälle waren aber nicht von langer Dauer, fast immer machte ihnen bald darauf einsetzendes Tauwetter wieder ein rasches Ende. Hoffentlich be- wahrheitet sich auch in diesem Winter größter Kohlennot wieder das alte Sprichwort: Gestrenge Herren regieren nicht lange! — Gestern vormittag setzte auch hier ein leichter Schneefall ein.
* Verlängerung des Lohntarifs in der Landwirtschaft.
Wie der Württ. Landesbauernrat mitteilt, sind die Lohntarife für die Landwirtschaft auf 1 . November von keiner Seite gekündigt worden. Es gelten somit für das Jahr 1920 dieselben Löhne die vom 1. August ab dieses Jahres in Kraft getreten sind.
* Das Kriegervereinswesen in Württemberg. Der
Mitgliederbestand des Württembergischen Kriegerbundes betrug am 31. Dezember 1918 8 Ehrenmitglieder, 601 Einzelmitglieder und 1931 Bundesvereine mit 123 519 Mitgliedern. Darunter befinden sich 7607 Veteranen nutz den Feldzügen >870/71. Bis zum Jahresschluß waren zum Heeresdienst eingezogen 58 374 Kameraden, davon gefallen und gestorben 6514, gefangen 1042, vermißt 605. Mit dem Eisernen Kreuz I. Klaffe sind ausgezeichnet 681, mit demjenigen 2. Kl. 17 428. Das Gesamtvermögen des Bundes belief sich am Ende des Berichtsjahres auf I 529 867,59 Mark und hat gegen das Vor- sahr um 268 418,54 Mk. zugenommen, was hauptsächlich auf vre Sammlung zur Errichtung weiterer Krieger-Erholungs- yenne Zurückzuführen ist. Solche bestehen zur Zeit'in Heilig- cheuztai, Herrenalb und Niedernau (das letztere ist noch nicht
Betrieb); die Errichtung eines Heimes im Jagstkreis ist
in Aussicht genommen. In Heiligkreuztal und Herrenalb fanden im Sommer 1918 44 Kameraden und 14 heimatlose Feldurlauber an zusammen 1051 Tagen kostenlose Aufnahme. An Unterstützungen wurden im Jahre 1918 aus den verschiedenen Kaffen des Bundes 60 947 Mk., darunter 16000 Mk. Einkleidungsbeihilfen für Konfirmanden ausmarschierter Bun- desmitglieder, und aus der Veteranenstiftung König Wilhelm- Trost 22 200 Mk. gewährt; dazu kommen noch Zuwendungen von je 500 Mk. an das Rote Kreuz, zur Ludendorffspende u. an die Jugendfürsorge für Kriegspatenschaft. Die Gesamtsumme aller Unterstützungen betrug somit 84 147 Mk. Die Bundessterbekasse ist am st Okt. in Kraft getreten. Zu demselben Zeitpunkt wurde eine Kriegsfürsorge- und Rechtsauskunftsstelle errichtet, die den Kriegsbeschädigten u. Kriegsteilnehmern sowie allen Bundesmitgliedern in rechtlichen und wirtschaftlichen Fragen, insbesondere auch in solchen der Reichsgesetzgebung und des Mannschaftsversorgungswesens, unentgeltlich Auskunft erteilt.
Aus dem übrigen Württemberg.
Vom Landtag.
r Stuttgart, 12. Nov. Wie schon ' berichtet, tritt der Landtag am kommenden Dienstag, den 18. November, wieder zusammen. Es sollen jedoch nur wenige Sitzungen stattsinden zur Erledigung des Grunderwerbssteuergesetzes, des Torfgesetzes und der Vorlage über die Beschaffungszulage. Der Finanzausschuß wird im Anschluß an die nur einige Tage dauernden Sitzungen den Nachtragsetat, der die Errichtung verschiedener neuer Stellen vorsteht, beraten. Im Dezember soll dann nochmals eine kurze Plenartagung stattfinden, in der dann diese Nachtragsforderungen zum Staatshaushalt verabschiedet werden dürften.
Landeskonferenz der Dolksbildungsausschüsse.
Der Verein zur Förderung der Volksbildung hatte zum 4. November die airgeschloffenen Volksbildungsausschüsse und Volksbildungsvereine, deren Zahl dank der nachhaltigen Arbeit auf 26 gestiegen ist, zu einer gemeinsamen Aussprache eingeladen. Direktor Bäuerle sprach anr Vormittag und bot ein erhebendes Bild, wie sich jetzt die Bewegung von Hall bis Maulbronn, von Friedrichshafen bis Heilbron darbietet, wie mit Hessen, Baden und der Pfalz immer engere sachliche Beziehungen sich anknüpfen. Die Schwierigkeiten mannigfacher Art wurden in die Helle gerückt, geforscht, aus welchen Gründen sie stammen und die Wege gezeigt, wie sie zu überwinden sind. Mit praktischer Arbeit beginnen, die Arbeit anfangen u. sie ernst nehmen, das sei die beste Methode. Die Volksäusschüsse seien berufen, allmählich das kulturelle Gewissen der Gemeinde zu werden. Die sich aus dem Verhältnis zu den politischen Parteien und zu den Konfessionen ergebenden Schwierigkeiten wurden besonders eingehend behandelt. Die Volksbildungsarbeit wendet sich an das gesamte Volk und ist gegen jede exklusive Kultureinstellung. Da die Volksbildung die Grundfragen des Lebens klären und die Einsicht in die Grundlagen des Gemeinschaftslebens vertiefen will, so leistet sie, ohne parteipolitisch einseitig festgelegt zu sein, Vorarbeit für jede Partei. Und ebenso dient sie den religiösen und weltanschaulichen Bedürfnissen, ohne konfessionell gefärbt zu sein.
Endlich berichtet Dir. Bäuerle noch über die Volksbil- dungs- und Volkshochschulkurse im Lande, deren Zahl dauernd wächst. Eine Mille von neuen Gesichtspunkten tauchte hier auf, die die Notwendigkeiten dartaten über solche Fragen regelmäßige Aussprachen aller führend Beteiligten einzurichten.
Die Aussprache am Nachmittag hatte einen besonderen Charakter, weil jeder aus seiner tiefsten Ueberzeugung heraus mit rückhaltloser Offenheit und sachdienlicher Einstellung sprach. Es beteiligten sich die Herren: Wild-Hall, Dr. Fitz-Frankenthal, Kötzle-Kirchheim, Dr. Dietzel-Schw. Gmünd, Stoeppler-Stammheim, Adler-Ludwigsburg,Wilhelm-Eßlingen, Fähnle-Flein, Geiger-Fenerbach, Geiß-Reutlingen, Dr. Reuß- Tübingen, Dr. Silbereiscn-Stuttgart, Bauser-Nagold, Pfleiderer-Cannstatt, Oßwald-Maulbroun, Feil-Vaihingen a. E. Maier-Rosenfeld, Reyhing-Ulm.
Jeder war bemüht, klaren Einblick in die eigene Arbeit zu gewähren, die hemmendem Nöte und die brennenden Wünsche zu äußern, die Erfahrungen und Einsichten der anderen gewissenhaft sich anzueignen. Besonders hervorgehoben seien die Mitteilungen über die Volksbildungsbestrebungen in der Pfalz, wo man innigeren Anschluß an die württem- bergische Bestrebung sucht, ferner die wertvollen Ausführungen über die verhängnisvolle Zersplitterung des großen Kultur- und des kleinen Vereinslebens, über die Schwierigkeiten, die sich oft aus der Eigenart der örtlichen Verhältnisse ergeben, über die Frage des Klassengegensatzes innerhalb der Volksbildungsarbeit, über die Aufgaben der Geschäftsführer und Vorsitzenden im einzelnen Volksbildungsausschuß, über das Mißtrauen des Volkes gegen Führer überhaupt, über die Notwendigkeit immer die örtlichen Verhältnisse zu berücksichtigen und über den Schutz des Namens „Volkshochschulkurse" für solche Veranstaltungen, die aus der neuen Einstellung der Volksbildung heraus geboren sind.
Kurz nach 4 Uhr mußte die Aussprache init Rücksicht auf die auswärtigen Teilnehmer geschloffen werden. Direktor Bäuerle gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Landeskonferenzen dauernde Einrichtungen werden und die Teilnehmer sich gewissermaßen heute schon als freier Landesausschuß für Volksbildung betrachten.
Die Volksbildungsbewegung in Württemberg hat mit dieser Arbeitstagung wieder einen Schritt vorwärts getan, in dem nunmehr das verhältnismäßig lockere Band zwischen der Landesstelle und den einzelnen Bolksbildungsausschüssen- und Vereinen im Land sich entschieden gefestet hat. Gerade dieses, daß man einer einzigen, großen Sache diene, war das beglückende Erlebnis bei allen Versammlungsteilnehmern, die im Gefühl inniger Verbundenheit mit Gleichgesinnten und Gleichstrebenden in edlem Wettbewerb, die Arbeit weiterführen werden. MW KWg V.ll.V.
r Stuttgart, 12 . Nov. Domkapitular Laun von Rottenburg hielt gestern abend im überfüllten Saal des Gustav Sieglehauses vor Angehörigen aller Bekenntnisse und Gesellschaftsschichten einen Vortrag über Theosophie und Christentum. Veranstaltet war der Vortrag vom Kath. Frauenbund Deutschlands (Zweigverein Stuttgart). Umrahmt wurde er durch musikalische Vorträge des Kirchenchors von St. Elisabeth. Unter der dankbaren Zuhörerschaft befand sich auch der Herzog von Urach mit zwei Töchtern.
f> Stuttgart, 12. Nov Die beiden württ. Häute- Auktion>^entralen Stuttgart und Ulm haben in der letzten Woche ih->7 Gefälle an Großviehhäuten, Kalb, Schaf- und Ziegenfellen in Mannheim zur Versteigerung gebracht. Sie konnten wedeO m Württemberg noch in Bayern die Versteigerung abhanden, weil die Regierungen dieser Staaten vor einiger Zeit eu'> Auktionsverbot erlassen und dieses noch nicht aufgehoben Huben, obwohl darum nachgesucht worden war. Jni ganzen Ja.men etwa 8200 Großviehhäute, 2200 Kalbfelle, 1200 Schaffelle und 25 Ziegenfelle zum Angebot, die zahlreichen Käufer zellten rege Kauflust Für die Ware der Ulmer Zentrale kam ein geschlossener Verkauf zustande. Was die erzielten Preise anlangt, so ergab sich deshalb kein einheitliches Bild, weil die Sortierung der Häute und Felle diesmal noch nicht einheitlich war.
* Gündringen, 12. Nov. Im vorigen Monar ist der Sohn des früheren Kronenwirts Karl Lohrer hier, Kellner Alois Lohrer aus Australien heimgekehrt. Als sein Vater hier noch auf der Krone wirtete, die wegen seines guten Uhlbacher öfters von Nagoldern besucht wurde, erlernte er beim damaligen Posthalter in Nagold die Kellnerei. Später, im Jahre 1874, ging er mit einer Herrschaft nach Australien und war dort nun 45 Jahre. Von den Engländern wurde er jetzt wegen seiner deutschen Abstammung in die Heimat abbefördert. Die Heimreise'dauerte acht Wochen und war für den alten Herrn, der nicht genug über deren Strapazen und die Verhältnisse in Australien berichten kann, recht beschwerlich, denn er ist jetzt immerhin 72 Jahre. In seiyem elterlichen Hause, bei seiner Schwester Brigitta, will er nun seinen Lebensabend vollenden. Möge er ihm recht schön werden!
r Ulm, 12 . Nov. Seit längerer Zeit sind hier Gerüchte über Unregelmäßigkeiten in der Zuckerverteilung im Umlauf und tatsächlich ist vom Kommunalverband die letzte Zuckermarke auf 300 Gramm festgesetzt worden. Zufolge einer Interpellation befaßte sich nun der Gemeinderat mit der Sache. Dabei wurde als Tatsache festgestellt, daß eine größere Menge Zucker (es wird von 60000 Kg. gesprochen) abgängig und eine Untersuchung über den Verbleib dieses Zuckers im Gang ist. Bei der Besprechung kam auch zum Ausdruck, daß am Verschwinden des Zuckers Kommunalverband und Großhandel schuld seien; der Kommunalverband, weil er es versäumt hat, sich vom Großhandel, der mit der Unterausteilung des Zuckers betraut war, die entsprechenden Zuckermarken äusfolgen zu lassen; der Großhandel, dem nachgesagt wird, daß er Zucker hintenherum zu hohen Preisen verkauft hat. Was an diesen Be Hauptungen Wahres ist, wird die Untersuchung ergebein
r Biberach, 12. Nov. Der in Mittelbiberach aufgestellte Forstwart beging am Sonntag den 26. Oktober, an Allerheiligen den 1. Nov. und Sonntag den 2. Nov. einen Jagdbezirk. An den beiden ersten Tagen schon beobachtete er drei Wilderer, ohne ihnen beikommen zu könneu. Am Sonntag den 2. November abends 4st'i! Uhr traf Hörmann mit denselben Wilderern auf ganz kurze Entfexnung von 15 Schritten wieder zusammen, so daß es dem Forstwart gelang, den einen, den verheirateten H. von Oggelshausen, der mit einem, mit 5 scharfen Patronen geladenen Militärkarabiner u. anderen Jagdgerären ausgerüstet war, festzunehmen, während die beiden anderen Wilderer, ebenfalls mit Gewehren ausgerüstet und mit einem Reh im Rucksack, in der Richtung nach Oggelshausen das Weite suchten. H. wurde ans Amtsgericht Biberach eingeliefert.
r Geislingen, 12. Nov. Aus einem in einer verschlossenen Scheuer befindlichen Stall in Altenstadt verschwand neulich ein 4st- Zentner schweres Schwein. Das Schloß war merkwürdigerweise unversehrt. Die Polizei konnte gar keine Spuren finden. Der Besitzer machte ein betrübtes Gesicht. Nachmittags aber fand sich das Schwein wohlbehalten in einem Nachbargarten. Was für ein Gesicht der Besitzer machte, als cs dort gefunden wurde, steht nicht fest. Man spricht von Zauberei, weiß aber nicht, ob das Zauberkunststück bloß zum Spasse oder im Ernst gemacht wurde. Jederfalls ist das Fleisch der Sau bis jetzt nicht schwarz geworden.
r Steinheim a. Albuch, 12. Nov. Hier ist die Gemeindeumlage von 20°/o im Jahre 1915 auf 8°/o gesunken, was von den Erträgnissen aus Wald und Schafweide herrührt. Es ist mit einer weiteren Ermäßigung in den nächsten Jahren zu rechnen.
r Lausten, 12. Nov. Eine seltene Beute machte Fischer Wilhelm Krauß. Er fing bei der Neckarbrücke einen Lachs, der eine Länge von 1,20 Meter hatte und 22 Pfund wog.
r Marbach, 12 . Novbr. Den 160. Geburtstag unseres großen Landsmanns Friedrich Schiller verkündete am Mon tag in der Frühe von 7—'/-8 Uhr und von 11—'/r12 Uhr das stiftungsgemäße Läuten der von den Deutschen in Moskau gestifteten Schillerglocke „Konkordia". Um I I Uhr fand im Geburtshaus die Feier der Latein-, Real- und Töchterschule statt. Nachmittags 2 Uhr folgte die Feier der Volksschule vor dem Schillerdenkmal und abends nach Eintritt der Dunkelheit ein Gesang des Liederkranzes vor dem Schillerhaus. Zum erstenmal wieder seit 1913 wurde sodann abends 7'/rUhr eine Abendfeier im Saale der Krone abgehalten mit Reden von Oberpräzeptor Dr. Wächter über „Schiller und die Revolution", Gesang und Deklamationen.
Eingesandt.
Holzwucher. Wie im Frankenwalde schon vor einigen Wochen, so scheinen auch jetzt bei uns die Holzversteigerungen betrieben zu werden. Tumultszenen, Drohungen mit dem Revolver in der Hand, tätliche Angriffe sind keine Seltenheit mehr, so daß Sistierungen der Versteigerungen notwendig werden. Das Schiebertum, das sich auf dem Gebiet der Holzversteigerung immer mehr breit inacht, verhindert durch unerhörtes Ueberbieten sehr oft, daß die einheimischen Sägewerke sich genügend eindecken können, um ihren Arbeitern genügend Beschäftigung geben zu können; zu gleicher Zeit aber kommt noch der wichtigste Faktor dazu, die Geldfrage. Einem kleineren oder mittleren Sägwerk ist es unmöglich, das Geld zu diesem enorm hohen Holzpreise zusammen zu bringen und das Ende vom Liede wird sein, daß diese ihre Betriebe reduzieren, wenn nicht ganz schließen müssen. Daß hier die Arbeiterschaft das größte Interests hat, beweist eine bei einer Versammlung des Holzarbeiterverbandes gefaßte Resolutton, welche hier folgen soll: „Die in Nordhalben