Oppeln. 3. Jan. Der Streik in Obrrschlrsten ist erloschen. In der Kleophas-Grube ist alles bis auf 175 Mann «ingesahren. nachdem Verhandlungen zwischen der Berg- werksoerwaltung und der Belegschaft stattgefunden hatten. In der Dubenskogrube ist bas Gros der Belegschaft nach Verhandlungen zwischen der Belegschaft und den Beamten «ingefahren. ^ _
Nach dem Ausstaud der Ruhrbergleate.
Berlin 3. Jan. WTB. Zur Beilegung des Ausstandes im Ruhrgebkt wird in der .Deutschen Allgemeinen Zeitung" vo r einem Tetlnehmer an der Mühlheim« Konferenz mitgeteiit: Die Ausständigen scheuten keine Gewalt. Es kam sogar zu Schießereien. Die Ausständigen haben jetzt die Arbeit wieder ausgenommen und bereits am Sonntag find die Rrpa aturhäuer und Montag die gesamten Belegschaften vollständig eingesahren. Es ist noch nicht abzusehrn, ob die Vereinbarung sich wirklich örtlich beschränken läßt od« ob sie nicht gleichartige Forderungen in «"deren Gebieten des Industriebezirks nach sich ziehen wird.
Dazu schreibt der .Lokalanzeiger": Wie man weiß, hat sich der Zsktralrat im Verein mit Lem Rot derBolk«- beauflragten seit dem Ausscheiden der Unabhängigen mit der Angelegenheit weit« beschäftigt. Bestimmte Entschlüsse scheinen noch nicht gesoßt zu sein. Auch deutsche militärische Mitglieder drr Wafsenstillstandrkommission haben erklärt, daß sie ihre Ae ter niederlegen werden, wenn den Offizieren das Recht auf Rangabzeichen und Wsfferttragen genommen würde. Die Herren Haase, Dittmann und Barth wollten daraus persönlich ihnen dieses Recht, im Zwecke der Waffensttllfiandsvrrhandluligen, belasten, was indessen abgelehnt wurde.
Berlin. 3. Jan. WTB. Der .Vorwärts" meldet aus Gelsen Kirchen: Der Oberbürgermeister von Gelsrnkir- chen, Machäus, ist durch den A.- und S.-Rat abgesetzt worden, weil seine Anschauungen mit der neuen Zeit nicht übereinstimmen wegen Nichterfüllung gewisser Forderungen und weil er es nicht vristanden habe, Autorität und Ansehen des Saldatenrates seit d.-m 19. November zu heben. Der .Vorwärts" bemerkt dazu: Bor einigen Tagen mel. deren wir aus Gelsenkirchen, daß ein hiesige« bürgerliches Blatt von Spartakus kurzerhand verboten worden ist. Dieses Vorgehen fordert schärfsten Widerspruch heraus und ist auf die Dauer geeignet, das Ansehen der Revolution zu schädigen. . _
Unterschlagung.
Berrin. Der Kastenchef de« Bulin« Sicherheits- dienstes, Barch«, tst gestern, wie der .Vorwärts" mitteilt, unter der Beschuldigung, 45 000 unterschlagen zu haben, »erlöstet worden. In die Angelegenheit sei noch eine Reihe weiterer Personen des Sicherheitsdienstes verwickelt.
Baldige Rückkehr der deutsche« Krieg-gefangenen.
Berlin. Mm .Berliner Tageblatt" zufolge erfährt die .Württ. Prefle-Korr." van zuständiger Sette, daß die in den Entenieländern befindlichen deutschen Kriegsgefangenen in absehbarer Zeit freigegebm werken. Es handele stch um 800 000 Mann, die teil« auf dem Land- keil« aus dem Wasserwege in die Heimat zurückgelangen sollen. Es werde damit gerechnet, daß die Zurückbeförderung schon im kommenden Monat beginne.
Die Wählerliste» für Soldaten.
Berlin. 3. Ja«. WTB. Vielfach besteht noch Un- Klarheit darüber, in welcher Weise die Personendes Sol- datenstandes in die Wählerlisten einzutragen sind, damit
Oer Traum in Feindesland.
Roman von Justus Schoenthal.
59) (Nachdruck verboten.)
Die Antwort ließ^ n'cht lange auf sich warten: Lord Soutbriffe würde sich freuen, Exzellenz Lei sich zu sehen.
Eine Merlelsinnde später hielt der Wagen des Ministers vor nein Haup'.Angang des Southriffescheu Verlags. Es war eigentlich nicht ein HauS, es war ein ganzes Viertel, das da von den Blättern des Zeitungs- königs mit Beschlag belegt worden war. Anfangs mochte es wohl nur ein Haus gewesen sein. Aber die stets .wachsende Ausdehnung des Betriebes hatte bald den An- - kauf der Nachbarhäuser, Neugründungen und Erweiterungen, schließlich den Erwerb des ganzen Straßenzuges und i Häuservierecks erforderlich gemacht. Das Ganze bot einen , unfertigen Eindruck. Die Einbeirlichkeit der Fassade fehlte, «und die grellen Reklame-/,Uder. die Bogenlampen und i Lichtreklamen wirkten störend und verwirrend. Trott des j scheinbaren Wirrwarrs war ab« alles wohl geordnet.
! In der Toreinfahrt, die der Minister jetzt betrat, i stand ein Wegweiser. .Zur Anzeigenverwaltung II. Eingang. !Lur Geschäftsleitung II!. Eingang. Zur Zeitungsausgabe :lI.Hrs. Malchinechaal I.Hof (lein Eingang!) Buchhaltung s l Trevpe. Schn ileiti'ng 2 Treppen. Zeitungsbestellung -IV. Eingang. Angesiellteuoerwaltung 3 Treppen IV. Hof. 3 Vrieisammelstelle 1 Treppe. Sprechzimmer in Schrift- 'leitungsangelegenheiten 2 Treppen. Verlagsoberleitung (nur nach vorheriger Anmeldung) 1 Treppe . . ."
Das letzte war's, was die Exzellenz suchte.
Em paar Suchen schritt er hinan und öffnete eine Glastür. Ein grüngekleideter Diener erhob sich von einem Hocker. „Wohin, bitte?" fragte er ohne große Freundlichkeit.
Der Min st« war starr. Es gab also Leute in London, Leute in untergeordneter Stellung, die nicht vor ihm in Ehrfurcht erschauerten.
„Ich bin zu einer Besprechung von Lord Soutbriffe gebeten."
Er betonte das „gebeten" sehr, um sich wenigstens
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sie gemäß § 3 des R- tchewaylgeietzes oom 30. Ll 18 an den Wahle ,' zur o-rfastunqgsbendsr, denlfchen Naüonkü- «ecsammluns teilnehmea können. Die Austastung, daß die Truppenverdä-rde eigens Wählsrlisllu aufft-ller können, ist unrichtig. Auch dir M lflä.'ps'srm«.' müssen w dis von dm zuständigen Ztvüdchörden räumlich ad ugisnzendm Slimmbrzi-Ke eingeschlosten werden. ArgesiLts der noch häufigen Trupp«,Verschiebungen, wird cs beider späteren W-ihlprüfuüch voraussichtlich gebill gi wrrden. wenn der Standort als Mchrwrs im Sinne der Wahlnorschrtsten aus- gesaßt wird. Bei der Eimrasung der Mllitärpersonm in die Wählerlisten wird nach Möglichkeit vermiede werden wüsten, daß die Mliiäcpe:so!'.e,; - sowohl an ihrem Stand- ort und daneben noch an ihrem Wohnort im blllg« sichen Sinne eingrtrazcn werden, weil solche Dopp.'lsinEä^ungen leicht zu Doppelwahien oZrftchreu, die nsch § 108 des Strafgesetzbuches strafbar find. Alle MMcirprisonrn müssen ebenso nLe ins Z-vilpe sonm bis z :m 6. 1 1919, dem letzter; Tag der AmlerMgs- und EimpruchrfM eingetragen werden, oder ss muß wcuigste. s bi - zum Ablauf dieser Frist im Wrge des Eir-spruches dir Eintragung verlang! werden. Nach Ablauf der Frist Könau Eintragungen in die Wählerlisten rur in E ledi^ung rechtzeitig eingetivf' sener Einsprüche «folgen. Bei TrupprnoeclequkMn, dts spät« erfolgen, können Umschreibungen nach § 6 Absatz 2 der Wahlordnung in Frage l ommm. Ohne Eintragung kn die Wählerlisten kön r- Msitärpersourn. die erst nach dem 6. Iinuar 1919 au- dem Felde hrimkshrru auf Grund von Bescheinigungen wählen. die nach näh«« Vorschrift der Verordnung vom 28 Dez-mber iS.8 iReichs- gesetzbl. Seit« I, 1479) von de-r zuftändigsn miii'ärischrn Stellen auszustellen siuo.
Das rnfsischs Gefiodrl.
Berlin. Wie verschiedene Morgendlätier hören wollen, hält sich der bekannte Bolschkw stensühc« Rrdek noch immer in Berlin auf. Auch der ehemaligs Gesandte der Soojetrepubllk, Joffe, hat stch wlder den WNen der Regierung in Berlin eingefunden.
Die demokratische „Berliner Bolkszeilung" schreibt dazu: Daß Radek immer noch da ist, sollte mau kau« für möglich holten; daß aber auch I»ffe zmückgekommeu ist, grenzt ans Unglaubliche. Wenn die Regierung stch dieses russische Gesindel nicht vom Leibe halten kann, beraubt sie sich jeden moralischen Rechts.
Die Uaabhäugize«.
Berlin, 3. Januar WTB. In einem Schreiben an den Berliner Zrntralrat gegen die unabhängigen soziallfti- schsn Mitglieder drr preußischen Regierung Stiödel, Adalf Hofsmann. Dr. Rosenseld, Dr. Gras von A.co, Dr. Brett- scheid, Paul Hoffmann, Hoser und Simon bekannt, kaß sie aus ihrem Amte aasscheiden. Sie begründen ihren Entschluß damit, tn einer Aussprache mit dem Zrntralrat habe sich ergeben, daß eine erfolgreiche Vertretung ihrer Idem in der Regierung infolge drr Mehrheikssoziallstischrn Zusammensetzung des Zmtralrates unmöglich geworden unk ihnen durch öa^ Ausscheiden der Unabhängigen aus dem Rats der Bolksdeauftragten der nötige Rückhalt bei der Retcheregierung geraubt worden sei. Der Unmittelbare Grund zu ihrem Rücktritt sei die Tst ache. daß o»a ihnen verlangt worden sei, ohne wettere Prüfung der Ernennung de« Obersten Reinhardt zum preußischen Kriegsminister zuzustunmen. _
Reue Kämpfe «« Lemberg.
Berlin, 3. Januar. Der „Lokalanzüger" meldet aus Wirn: Me Lage in Lemberg ist kritisch. Seit Samstag itt de. An «riss der Ruthe neu im Gange. Me Ruthrnen umzingelten die Stadt mit Ausnahme sine« Sireiftns t-n Westen und griffen aus einer Front »on LG Ksiomner mit 20 000 Mann an. Die gesamte Lembrcgische Dioifion befindet sich im Kamps, auch ein« Adtetlung polnischer Frauen kämpft gegen die Ruthrnen. Sie haben bereits große Verluste. Biele von den kämpfenden Frauen sind in Gefangenschaft geraten. Am Sonntag drangen die Ruthenen brs cruf den" Ausstrllurigrplatz, ungefähr rtne halbe Stunde vom Zentrum drr Stadt entfernt. Sie wurden abgeschlagen, halten sich aber in der Nähe von Lemberg. Sie suchten um mtlitärischs Hlse und Lkbensmittr! nach. In der Stadt herrscht nach wie vor Wassermangel, da dir Wasserleitung unterbrochen ist. Es gibt auch kein Licht. Die Korrespondenz Koloal teilt mit, daß dke galizischen Rutheneu die L^tswsr Rrgterur g «sucht haben, nach Galizien 80 OOS Mann zu ftnden. um Lemberg, Przemyst und Brest- Litowsk zu desktzrn.
Dis WHukraiuer in Galizien wollen ihre Bereinigung mit den HstuLrainern tu Rußland heute proklamieren. Die Entente, die von einer Ukraine überhaupt nichts wissen will, ist natürlich gegen drn Plan.
Ordnung oder kein Brot!
Haag, 3. Jan. Hoffandsch Nieüws Bureau melket aus London: Der britische drahtlose Menst streitet gegen die„BossischeZeitung"üb«die Versorgung Deutschlands. Me Deutschen versuchen eine Milderung der Wrff-mMstandsbedingungen und die Versorgung «tt Lebensmitteln zu »nirlsn. um stch vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Auf die Hilfe des Berbandss könne man aber nur rechnen, wenn in Deutschland Lins richtige Regierung bestehe. Die Verbündeten seien drreit, Imtschlanb zu helfen, wenn die gestellten Bedingungen erfüllt nmdm, dis Ordnung in Deutschland wieder herzrftrllt und genügende Sicherheit gegeben wäre, daß Deutschland nicht wieder von einer Anarchie in die anders
einiges Anseben zu verleiben. — Auf den Diener übte das keine sichtliche Wirkung aus.
„Eine Treppe böher. Im Anmeldezimmer erhalten der Herr Bescheid. Der Herr kann den Fahrstuhl benützen."
Der halbwüchsige Junge, der den Fahrstuhl bediente, war höflicher; er geleitete ihn, zum Anmeldezimmer und öffnete sogar die Tür vor ihm.
An einem Tischchen im Anmeldezimmer saß ein Diener, mit einer Registrierarbeit beschäftigt. Er erhob sich gemächlich.
„Bitte, wem wünscht der Herr gemeldet zu werden?"
„Lord Soutbriffe hat mich zu einer Unterredung gebeten. Hier ist meine Karte."
Aber der Diener besah die Karte nicht.
„Wollen sehen, ob Mylord im Hause ist. Will der Herr nicht einstweilen Platz nehmen?"
Die Exzellenz sah sich im Zimmer um. Außer ihm warteten noch zwei Herren und eine Dame. Sie saßen an dem Tisch in der Mitte des recht geräumigen Zimmers und lasen teils zerstreut, teils aufgeregt in den aufliegenden Zeitungen und Zeitschriften.
Der Raum war behaglich und geschmackvoll eingerichtet; die Wände waren mit dunkelgebeiztem Holze getäfelt. Vervollständigt war die Einrichtung durch einige Ölbilder; es schienen Originale niederländischer Meister zu sein. An den beiden Schmalseiten des Zimmers standen sich zwei alte Schränke gegenüber. An der Fensterwand hing in einfachem Holzrahmen eine riesige Photographie: Aufnahme des Gesamtpersonals zum 25 jährigen Bestehen des Verlags; wohl an 2000 Köpfe vereinigte das Bild.
Der Diener trat wieder ein. Er trat auf die Dame zu und überreichte ihr einen verschlossenen Umschlag.
„Die Schriftleitung bedauert recht sehr", sagte er im Tone höflichen Mitleids. Jedoch die Dame war sehr ungehalten.
„Aber ich habe Ihnen doch erklärt, mein Herr, daß ich . .
„Ich kann Ihnen nur wiederholen: die Schriftleitung bedauert!" erwiderte k« Diener nun kühl und ernst.
Dann trat er zu einem der Herren, die bereits erwartungsvoll des Bescheides harrten.
„Herr King läßt bitten. Zimmer 37 rechts den Gang hinauf!"
Der Herr raffte beglückt Überwurf, Hut und Mappe zusammen und entfernte sich «eiligst.
Auch die Dame verschwand, den Brief noch immer in Händen haltend und erregte Worte murmelnd, deren niemand achtete.
Dann sah der Minister den Diener auf sich zukommen. Sehr würdevoll benahm er sich, als er sagte:
„Lord Soutbriffe läßt Exzellenz bitten, noch einen Augenblick zu verzeihen."
Der Herr des Kriegsamts nickte gnädig, und der noch ; wartende Herr staunte flüchtig zu ihm hinüber, bekümmerte ^ sich aber nicht weiter um ihn. ^
Der Diener nahm seine Registrierarbeit wieder auf.,
Am Fenster stand der Minister und blickte gedankenlos ^ in den Hofraum.
Von mehreren Lastwagen herab wurden soeben große, viele Zentner schwere Rollen weißlichgrauen Papiers in' den Keller Hinaboerladen . . . Fort und fort fluteten Leute > mit großen und kleinen Päckchen, besser gekleidete und s Leute in Arbeitsblusen, Männer und Frauen über den Hof.; ES war ein ewiges Kommen und Gehen und sah vorL oben reichlich zwecklos aus ... Er blickte nach rechts^ hinüber in ein riesiges Saalfenster und sah an langen' Tischen fertiggefalzte Zeitungen liegen und emsige Frauen- ^ Hände damit beschäftigt, sie abgezählt in kleineren uud^ größeren Packen den zumeist jugendlichen Verkäufern auszuhändigen . . . Und er begann plötzlich die prickelnde Unruhe und jagende Hast, die von diesem häßlichen Hänser- viereck ausging, im eigenen Blute unangenehm zu »erspüren. Wie ein Film rollten sich die Bilder vor ihm ab, und dazu erdröhnte das Haus von einem unerträglichen Lärm, dem taktmäßigen Stampfen der ungeheuren Rota- tionsmaschinen, die beharrlich die Riesenauflagen ker Southriffesch«, Blätter Hinausspie».
<Gortsetz»na folgt.)