Dl« deutsche Negierung hat die Bedingungen für den Waffenstillstand erhallen.
Nach einer Blockade von 50 Monaten würden dies« Beendungen, insbesondere die Abnahme der Verkehrs' mittel und die Unterha tung der Besatzungstruppen bei gleichzeitiger Fortdauer der Blockade die Emähmngslage Deutschlands zu einer verzweifelten gestalten und den Hungertod von Millionen Männern, Frauen und Kindern bedeuten.
Wir mußten die Bedingungen annehmen. Wir machen aber den Präsidenten Wilson feierlichst und ernst daraus aufmerksam, daß die Durchführung der Bedingungen im deutschen Volk das Gegenteil der Gesinnung erzeugen muß. di« eine Voraussetzung für den Neuaufbau der Völker' gemeinschast bildet und einen dauerhaften Rechtssrieden verbürgt.
Die deutsche Regierung wendet sich daher in letzter Stunde nochmals an den Präsidenten mit der Bitte, aus «ine Milderung der vernichtenden Bedingungen bei den alliierten Mächten hinzuwirken.
Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts: Sols.
Tagesneuigkeiten.
Uebergriffe.
Der Reichskanzler veröffentlicht folgenden Ausruf:
An die Arbeiter- und Soldatenräte!
Das Volk muß verhungern, wenn die Bahntransporte gestört, werden. Das geschieht aber durch jeden Eingriff unzuständiger Stellen in den Bahnbetrieb und die Bahn- Verwaltung. Gestern sind an verschiedenen Orten von A. S. R. solche Eingriffe vorgenommen worden, zum Bei- spiel in den Betrieb von Rangierbahnhöfen und in die Kasfenführung von Bahnstationen. Das darf nicht wieder Vorkommen. Wiederholungen müssen zur Arbeitsverweigerung unserer braven Eisenbahner und zum Stillstand jede» Bahnoerkehr« führen. Berlin. 10. Noo. 1918. Eberl.
Die Umwälzung i« Bade«.
Karlsruhe. 10. November WTB. Eine neue Re- gierung ist unter dem Vorsitz des Sozialdemokraten Geiß gebildet worden. An ihr sind die beiden sozialdemokratischen Parteien, die Nationalliberalen, Fortschrittler und das Zentrum beteiligt. Das Amt des Auswärtigen wird in die Hände eines Nationalliberalen gelegt. Die Unabhängigen besetzen die Aemter des Krieges und der sozialen Angelegenheiten, die Sozialdemokraten die der Justiz, de» Verkehrs und des Unterricht», das Zentrum die der Finanzen und der Ernährung. Minister des Innern ist der fortschrittlich« Abgeordnete Dr. Haas. Auf Wunsch der Unabhängigen wurde dieses Ministerium vom Groß- Herzog nicht ernannt. Dieser erklärte, daß die neue Regierung zwar nicht auf dem verfassungsmäßigen Wege zustande gekommen sei, daß er aber unter den gegebenen Umständen keine Einwendung erhebe.
Absetzung des sächsische» Königs.
Berlin. 11. Noo. WTB. Dem .Vorwärts" wird aus Dresden gemeldet: Der sächsische König ist abgesetzt. Der revolutionäre Arbeiter- und Soldatemat »on Groß- Dresden erläßt einen Ausruf an da» Volk, in dem gesagt wird: Der König ist seines Thrones entsetzt. Die Dynastie Wrttin hat ausgehört zu existieren. Die E'ste Kammer ist aufgelöst. Auch di« Zweite Kammer besteht nicht mehr. Die Staatsminister. die im Einverständnis mit dem vereinigten revolutionären Arbeiter- und Soldatenrat die Ge-
Der Traum in Feindesland.
Roman von Justus Schoenthal.
27) (Nachdruck verboten.)
„Sagen Sie nichts! Sagen Sie nichts! — Ich werde Sie ja nicht verraten. Ich finde es ja himmlisch. Überwältigend, berauschend finde ich das! . . . Aber Sie müfirn mir jetzt alles eingestehen, wer Sie sind und wie Sie das alles eingefädelt haben . . . Aas müssen Sie für wundervolle Nerven haben!"
Er nahm auf einem Polstersessel ihr gegenüber Platz , und sah sie offen an.
! „Ich verstehe von alledem, was Sie sich zusammen- j reimen, nicht das mindeste, Lady Edith!"
! „Die spielen Ihre Rolle ausgezeichnet! Ich weiß ! ober, daß Sie ein Deutscher sind und lasse mir nichts ! einreden. . . . Bitte, bitte, machen Sie mich zu Ihrer - Hertrauten. Ich will Ihnen sogar helfen, wenn es in . meinen Kräften steht. . . . Das ist ja herrlich . . . herr- ; lich, wie Sie da ganz England einen Streich spielen!"
? „Da Mylady so sehr in mich drängen, will ich auch .i mit dem wahren Grund nicht länger zurückhalten. Ja, ich ihabe deutsch gesprochen!" f Ihre Augen leuchteten voller Genugtuung.
! „Ich habe nämlich drüben in Ottawa einmal ein
: deutsches Mädchen geliebt, wenn Sie es durchaus wissen : wollen . . . Soll ich Ihnen noch mehr sagen?"
Aber er fühlte, daß seine Worte nicht überzeugend wirkten.
Einen Augenblick nur zweifelte Edith: dann sagte sie spöttisch: ..Die Ausrede, die Sie da erdacht haben, ist nicht übel . . . Aber was werden Sie tun, wenn ich »on ber Geschichte dein Minister erzählte?"
Er erblaßte. „Das werden Sie nicht tun, weil Sie sich damit selbst unsterblich blamieren würden. . . Und wenn Sie es doch täten, würde ich nur aussagen können, was ich Ihnen schon sagte. — Ich bedaure, daß Sie einem I:it ff- > nicht mehr Glauben schenken."
schäfte provisorisch weilerführen, haben sofort Neuwahlen aus der Grundlage des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrecht für Männer und Frauen auszuschreiben.
gehen wird. Die im Militärarrest befindlichen Soldaten mit Ausnahme der schweren Verbrecher sind in Freiheit gesetzt worden. Die Stadt ist ruhig.
Absetzung deS Großherzogs von Oldenburg.
Hamburg. 11. Noo. WTB. Der' Arbeiter- und Soldatemat meldet folgenden Funkspruch aus Wilhelmshaven : Der Großherzog von Oldenburg ist abgesetzt worden.
Wei erer Throuverzicht.
Gera, 11. Noo. MTV. Fürst Heinrich XXVII. von Reuß j. L. hat für sich und sein Hau» den Verzicht auf den Thron ausgesprochen.
Stratzburg.
Straßburg, 10. Noo. (A.S.R.) Heute mittag haben auf dem Kleberplotz die A.S.R. eine Kundgebung an die Straßburger Bürger erlassen. Es haben sich keinerlei Zwischenfälle ereignet. Im Gemrinderat haben dis Stadtverordneten den sozialdemokratischen Abgeordneten Peirotes zum Bürgermeister und das lieberale Gemeindrratsmitglisd Neunreiter zum stellsertreteaden Bürgermeister gewählt. Theater und Lichtspielhäuser bleiben offen. Die Wirtshäuser muffen um 10 Uhr abends geschloffen werden.
Kreibnrg.
Freiburg, 10. Noo. WTB. Im Laufe des gestrigen Nachmittags und Abends hat sich hier ein A.S.R. gebildet, der die Macht übernommen hat. Die Bewegung voll- zog sich im großen und ganzen vollkommen ruhig. Nur ein Offizier, der die Menge z rm Auseinandergrhen auf- forderte, ist von dieser durch einen Bajonettstoß getötet worden. In der Stadt ist alles ruhig.. Auch aus anderen Orten Oberbadens wird berichtet, daß die Bewegung sich vollkommen ruhig vollzogen hat.
Ostrowo.
Berlin, 10 Noo. WTB. DK gesamte Garnison von Ostrowo hat sich heute Nachmittag 3 Uhr der Reoo- lutionsbewegung angeschloffen und einen Soldatenrat gegründet. Die Umwandlung ist vollständig unblutig und geordnet verlaufen. Die Gesang neu sind alle mit Ausnahme derer, dis wegen Diebstahls oder sonstiger unehrenhafter Handlungen bestraft sind, freigelaffen worden. Alle Offiziere, mit Ausnahme des Bataillonskomm mdeurs, sowie des Bahnhoskommandanten, sind übergetreten. Zwischenfälle waren nirgends zu verzeichnen. Die Stimmung der übergetretrnen Mannschaften ist zuversichtlich.
Danzig.
Danzig. 10. Nov. WTB. Die öffentliche Macht ist hier vom Arbeiter- und Solüatenrat übernommen worden.
Königsberg.
Königsberg. 10. Noo. WTB. In der verflossenen Nacht ist hier die Bollzugsgewalt in die Hände eines pro- oisorischen Soldalenrates übergrgangen. Das stell». Generalkommando, das Gouvernement und die übrigen Kommandostellen wurden besetzt, ebenso das Polizeipräsidium, der Bahnhof und das Hauptielegraphenamt. Der stello. kommandierende General und der Gouverneur sind zurück- getreten, desgleichen Oberbürgermeister Körte. Die kürzer- liche Verwaltung und die Polizeibehörde setzen ihre Tätigkeit fort. Heute nachmittag erfolgt die Wahl eines endgültigen Soldalenrates. auf den die Bollzugsgewalt über
Metz.
Metz. 9. Noo. WTB. Die Besatzung der Festung und Garnison Metz hat heute einen A.SR. gewählt, de» sich Mitglieder der Gewerkschaften und der Bürgerschaft anschloffen. Die Umwälzung vollzog sich rasch und ohne Unruhe. Kein einziger Schuß ist gefallen. Der Gouverneur von Metz und der Polizeipräsident erklärten sich be- reit, den Anordnungen des A.S.R. zu fügen. In der 1. öffentlichen Sitzung des A.S.R und der Bürgerschaft er- klärte Bürgermeister Dr. Borst das Einvernehmen der Stadtverwaltung mit dem A.S.R. Dir Lebensmittelversorgung werde auch jetzt nicht versagen. Gin Vertreter der Gewerkschaften erklärte, daß die Proklamierung der Lothringischen Republik buch die Nachricht von der Abdankung des Kaisers überholt sei, da voraussichtlich eine allgemeine deutsche Bundesrepublik tu Berlin errichtet werde. An die kämpfenden Truppen wurde fotzender Funkspruch gesandt: Metz 9. 11. In Metz hat sich heute der A.S.R. zu de« Zweck gebildet, Ruhe und Ordnung im Lande ausrecht zu erhallen und damit Euch zu unterstützen. Kameraden? Wir bitten Euch, weiter Ordnung und Sitte zu bewahre« und aus uns zu vertrauen. Nur dis Einigkeit zwischen uns allen kann uns vor dem Schlimmsten bewahren. Bis zum Eintritt des in aller Kürze zu erwartenden Waffenstillstandes muß dis Front gehalten werden. Der A S.R. Metz.
Snldateurat in Warschau.
Warschau. 1b. November WTB. Einige Landsturmbataillone in Warschau sind zur Bildung eines Soldaten» rates geschritten. Die Polen nehmen eine feindselige Haltung gegen die deutschen Truppen an, denen sie de« Durchmarsch durch Polen verwehren. Der Warschauer Bahnhof ist von den Polen besetzt. In den Straßen Warschaus soll bereits gekämpft werden.
Bulgarische Reutralitätsverletzuug.
Berlin, 10. Noo. WTB. Am 28. Oktober wurde ein auf der rumänischen Seite der Donau fahrendes deutsches Motorboot von Rusischuk her mit Maschinengewehren und Artillerie beschaffen. Das Boot bekam vier Treffer. Um sich seiner Haut zu wehren, war es gezwungen, das Feuer zu erwidern. Die Verantwortung dafür, daß durch die von unserer Seile erfolgenden notwendigen Abwehr- Maßnahmen bulgarischen Leben und Eigentum zu Schabe» kamen, trifft einzig und allein die bulgarische Regierung, die anscheinend nicht in der Lage ist, Hebelgriffen der in ihrem Lande hausenden Ententetruppen oorzubeugen.
Verbrüderung a« der Westfront.
Leipzig, 10. Nov. WTB. Bon einem gestern abend aus dem Westen eingetroffenen Angehörigen der Armee wird der „Leipziger Abendzeitung" glaubhaft versichert, daß es kurz vor seiner Abreise an mehreren Stellen der Westfront zu großen VerbrLderungsszenen zwischen deutschen und französischen Truppenteilen kam, bei denen rote Fahne« entrollt und sozialistische Lieder gesungen wurden. Bereits vor vier Tagen sollen, wie dabei die französischen Truppe« erzählen. 4 französische Divisionen gemeutert haben, so Laß Foch sich veranlaßt gesehen habe, ffe schleunigst hinter die Frontiinie zurückzuziehen. Auch an der früheren deutsch- englischen Front sollen ähnliche Ereignisse.stattgesunden haben.
„Sie sind ja niemals britischer Offizier gewesen! Ich glaube Ihnen nichts! Gar nichts glaube ich Ihnen!"
Er tat entrüstet. „Mylady, wenn Sie meine Glaubwürdigkeit mizweifeln, muß ich dieses -aus verlassen."
Im nächsten Augenblick befand sie sich allein.
Sie hörte, wie seine eiligen Schritte über den Gang sich der Treppe zu entfernten.
Sie schritt zum Spiegel, der auf dem Schreibtisch slarid und ordnete ihr Haar. Ganz zerzaust Hatte sie der wundervolle Mensch mit seinem Ungestüm: und nach »lühten heiß seine Küsse auf ihren Lippen und Wangen.
Sie griff zu dem kleinen Block, riß ein Blatt Puderpapier ab und rieb damit über Nase und Wangen.
Dann klingelte sie dem Diener.
B»b erschien auf der Schwelle und warf prüfende Blicke inS Zimmer.
„Schon fort . . . fort . . .?" fragte er feixend.
„Keine Vertraulichkeiten, wenn ich bitten darf!"
Er grinste höhnisch. „Ich weiß: die Zeiten find »arbei, da Klein-Edith Bob ihren lieben 'guten Jungen nannte und von seinem Mund die ersten Küsse stahl, haha, wenn's die erste« waren . . . Ich weiß, ich bin dazu »erdammt, der großgewordenen Edith ihre Liebhaber z»«»führen, die sie dann »egwirft, einen nach dem andern . . . wie mich."
Das junge Weib hörte nur mit halbem Ohr. Sie stampfte mit dem Fuß auf.
„Laß da» törichte Geschwätz! Du weißt, ich kann das Flennen nicht leiden!" Und mit veränderter Stimme: „Haben Sie sich in Rewbampstead umgesehen?"
Der Diener nahm wieder die anterwücfige Haltung an: „Jawahl, Mvlady. kr wshut in einem einfache« Boa- inghmise, das einer älteren Witwe gehövt. Irgendwelche Beziehungen scheint er chnst nicht an geknüpft zu haben ... Im Hause des Hlscannt Sranch fall er noch verkehren."
Sie blickte ungnädig drein. .Da» weiß Ich ja alle» längst. Hat ar nächt «ne kleine Liebschaft?"
„Ich habe nickst» i« Erfahr«ng gebracht. Slnb Mgbcchy eifersüchtig?"
„Dummes Zeug! Auf wen und weshalb? Ich will nur immer genau wissen, mit wem ich es zu tun habe."
„MelleMk", schnarrte der Diener hämisch, „hätte ich doch so etw»S, was Mylady wenig Freude macht." Er zog einen «chwrbvven Zettel heroar.
„Was W*'s damit?" herrschte sie ihn finster an.
„Das ist eine Abschrift des Brieses, den ich für ihn zur Post besorgen sollte."
„Aber, B»b, Sie habe» doch nicht etwa den Brief geöffnet?" ^ ,
„Das ist nicht nötig. Es war ein Ausländsbrief, und der muß wegen den Zensors unverschlossen aufgeliefert
werden."
„Ach Gott, Sie meinen das Schreiben an seines Quartiersleute in Rotterdam? — Es ist gut. Legen Sie, die Abschrift d«rt auf meinen Schreibtisch. Sie Wunen s: gehen!" Der Diener feixte wieder. A
„Von einer Ilse ist da die Rede. — Einen besonderen - Handkuß an das schöne Fräulein Ilse!"
Sie sandte ihm einen wütenden Blick nach. AlS er i die Tür hinter sich ins Schloß gezogen hatte, griff Ue »ach, dem Zettel. Aber sie wurde nicht klug daran- . . . Die! Worte schienen einen verschleierten Doppelsinn » ««wen, - doch sie schien ihn nicht zu ergründen. Der Zettel entheett nur die Sätze: ,
„Meine liebe Familie Drooy! — «S wird Sre ftuuen, ^ zu hören, daß ich var drei Tagen zum Hauptman« rml Großen Generatstab befördert worden bm. i
Daß Ilse sich nicht wahlfShlt, tut mir krd. Sie w«' nach dem Süden fahren? Doch möglichst m ein neutrales Land? Wenn ich mich recht entsinn«, muß so em Kurort, wie sie ihn braucht, in der Nähe »w» Sa, Matapan m Griechenland liegen, «n bißchen entlegen. Sre möge doch erst Dr. U. ftagen, der gewiß, wie Mich, wieder «n 20. zu Euch kämmt. Sonst konnte ich von dem Nachlaß von Ilses Onkel bis jetzt nicht» «mittel«.
Beste Grüße für Sie alle. --
Einen besonderen Handkuß an das schöne Fromein JAe. Lapitain Longford."
Kartsehnng folgt.)