Frieden zu schließen. Am 4. März 1915 hat Rußland für den Friedensschluß folgende Fsrderungen gestellt, denen England durch Note vom 12. März, Frankreich durch Note vom 12. Apr l zugestimmt haben:

An Rußland sollen folgende Gebiete fallen: Konstan­tins^ mit dem europäischen User der Meerengen, der süd­liche 3>i! von Thrazien bis zur Linie EnosMidis, die Inseln des Marmara-Meere», die Inseln Imdro» und Te- nedo» und auf kleinasialischer Seite die Halbinsel zwischen dem Schwarzen Meer dem Bosporus und dem Golf von Ismat bi» zum Sakaria Fluß im Osten. Nach Feststel­lung dieser Grundlage wurde im Jahre 1915/16 weiter verhandelt. Im Lause dieser Verhandlungen ließ sich Ruß­land die armenischen Bilajets Trapezm t und Kurdistan Zu­sagen. Frankreich nahm für sich Syrien mit Adana und Nersina und das nördlich gelegene Hinterland bi» nach Simas und Karput in Anspruch. Englands Anteil soll Mesopotamien sein. Für den Rest der Kleinasiatischen Tür­kei wurde die Austeilung in ein englische» und französische» Interessengebiet beschlossen, für Palästina eine Interna­tionalisierung. Das übrige von Türken und Arabern be­wohnte Gebiet mit Einschluß des'eigentlichen Arabien und der heiligen Stätten de« Islam sollte ein besonderer Stae- tenbund unt r englischer Oberhoheit werden.

Als dann Italien in den Krieg eintrat und seinen Teil an der Brüte verlangte, kam es zu neuen Verhand­lungen. die keineswegs auf Verzicht hinausltesen. Ich denke, daß wir hierüber noch Näheres erfahren werden und der Oeffentlichkeit alsdann Mitteilen können.

Bei so weitgehenden Kriegszielen der Feinde ist es verständlich daß sich Herr Baisour kürzlich geäußert hat. er halte eine ausführliche Erklärung über die Krtegrpolitik der Regierung nicht für am Platze.

Das also ist der Boden, wie er sich uns gegenwärtig darstellt, wenn wir die Möglichkeit eines Frieden» ins Auge fassen.

Es ist begreiflich, wenn in der deutschen Presse ange­sichts der Haltung unserer Feinde der Standpunkt vertreten wird, daß es für uns nicht möglich ist. mit einem neuen Friedenrangebot hervorzutreten. Es entspricht der Lage, wenn z. B. derVorwärts" cm 9. August schreibt:In keinem Augenblick des Krieges sei so klar gewesen. - daß eine Verlängerung nicht zu vermeiden sei und daß die Schuld dieser Verlängerung allein und ausschließlich unsere Gegner treffe. Die Antwort aus die ausgestreckte Friedens- Hand sei die schmetternde Boxrrfaust gewesen. In diesem Augenblick gebe es nur eine Möglichkeit, uns unserer Haut zu wehren." Ich glaube, daß diese Ausführungen' der allemeincn Stimmung unsere« Volkes entsprechen.

In die Situation, wie ich sie Ihnen hier geschildert habe, ist nun die Friedenskundgebung des Papst:» ge­kommen. Den Inhalt darf ich als bekannt voraussetzen. Der Grundgedanke dieser Kundgebung entspricht der Stel­lung, di- der Papst nach seiner ganzen Persönkeil einnimmt, und dem Auftrag, den er als Oberhaupt der katholischen Christenheit hat Der Papst stellt bei seinem Gedanken­gang tn den Vordergrund, daß an die Stelle der Macht und der Wasser, das formulare Recht und das sittliche Gesetz treten muß. Auf dieser Grundlage entwickelt er seine Vorschläge über Schiedsgericht und Abrüstung und kommt zu den weiteren Folgerungen, die er für die Zeit nach dem Eintritt des Friedens zieht.

Was nun den materiellen Inhalt der Kundgebung angeht, so kann ich endgültig und im einzelnen keine Stellung nehmen, bevor nicht eine Verständigung mit unseren Bundesgenossen stattgesunden hat. Ich kann mich nur im allgemeinen äußern und möchte die« nach zwei Richtungen hin tun: Einmal möchte ich der Auflassung entgegentreten, daß dir Entschließung des Papstes durch die Mittelmächte beeinflußt worden sei. Ich konstatiere, daß die Kundgebung des Papste» an die Kriegführenden Mächte, wie sie aus der Presse bekannt ist, der spontanen Entschließung des Obeihaupte» der katholischen Kirche entsprungen ist. So­dann: wenn ich mir auch eine Stellungnahme im einzelnen Vorbehalten muß, s» kann ich doch schon jetzt sagen, daß es unserer mehrfach kundgetanenen Haltung und unserer Politik seit dem 12. Dezember entspricht, daß wir jedem ehrlichen Versuch, tn da« Bölkerclend des Kriege« den Gedanken de» Frieden« hineinzutragen, sympatisch gegen- Überstehen und daß wir den Schritt des Papstes, der, wie ich meine, von ernstem Bestreben nach Gerechtigkeit und Unparteilichkeit getragen ist, besonders begrüßen. Ich faste mich dahin zusammen:

1) Die Note ist nicht von uns veranlaßt, sondern aus der spontanen Initiative des Papstes heroorgegangen.

2) Air begrüßen dir Bemühungen des Papstes, durch einen dauernden Frieden dem Bötkerkrieg ein Ende zu machen, mit Sympathie.

3) Wegen der Beantwortung stehen wir in Verbindung mit unseren Bundesgenossen, doch sind die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen.

Weiter kann ich mit Bezug auf Sie materiellen Punkte auf die päpstliche Kundgebung nicht eingehen. Ich bin aber bereit, mit dem Ausschuß in einer noch näher zu ver­einbarenden Sondersorm wegen den weitere Verhandlungen bis zur E te.lung der Antwort Fühlung zu nehmen. Ich gebe der Hoffnung Ausdruck, daß diese gemeinsame Arbeit uns dem Ziele näher bringt, das wir alle im Herzen tragen: einem ehrenvollen Frieden fürs Vaterland.

Die auswärtige Politik im HauMsWtz.

Berlin, 22. August WTB. Der Hauptamschuß des Reichstags setzte heute die Beratung der auswärtigen Politik in Anwesenheit des Reiche Kanzlers und mehrerer Staatssekretäre fort. Nach

Eintritt in dis Tagesordnung nahm der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes zu kurzen Ausführungen das Wort, in denen er dis allgemeine Gesichtspunkte dm legte, nach denrn er die Geschäfte des Amtes zu führen gedenke. Ein Vertreter der Nationalliberalen begrüßte die Ausfüh­rungen des Staatssekretärs, die alljeitige Zustimmung sin- den würden. Ein weiteres Abbröckeln neutraler Staaten zu verhindern, erscheine auch ihm als wichtige Aufgabe unserer äußeren Politik. Mit Genugtuung und Freude habe er die Worte vom voraussichtlich letzten Kriegsjahr vernommen. Ein Fortschrittler nahm mit Befriedigung Kenntnis von der Aeußerung des Staatssekretärs. Gr lehnte es ab. die Politik nur aus Macht zu gründen. Sie müste auf Macht und Recht begründet werden. Durch ein oertrauenoolles Rechtrsystem werde die Welt zu dauerndem Frieden gelangen. Dis Regierung müste Grundsätze sest- stellen, noch denen Regierung und Parlament Fragen des Auswärtigen tn gedeihlicher Zusammenarbeit erledigen. Neue Methoden müßten eingeschlagen werden bei Schlie­ßung von Verträgen mit neutralen Staaten durch Beteili­gung der Volksvertretung. Redner sprach sich für sorgsame Pflege der Beziehungen zu Oesterreich-Ungarn aus. Ein sozialdemokratischer Redner erklärte, dis feindlichen Staatsmänner seien bemüht, den Krieg in den Winter 1918 hineinzutrogen. Die Völker wollten das nicht. Die Entschließung des Reichstags zum Berständigungsfrieden habe die erwartete Wirkung gezeigt (!). Redner wandte sich sodann gegen die alldeutsche Agitation, die den feind­lichen Staatsmännern durch Aufstellung weiter Kriegs­und Eroberungsziele die Bälle zuwerse (!). Redner betonte sodann ihm, und seinen Freunden falle es nicht ein, zu verlangen, daß der U-Bootkrieg abgeschwächt werde. So­lange die Gegner es ablehrtten, Frieden zu schließen, müß­ten sie ? nter Druck gehalten werden, aber er halte die Anschauung für falsch, als ob wir durch den U-Poolkrieg automatisch den Frieden .erzwingen könnten. Der kom- mende Frtedensvertrag könne nicht ein Dipiomatrnoertrag sein, sondern müsse ein Bolksoertrag sein, der die Garan- tie eines dauerndcn Bestandes biete.

Der Weltkrieg.

Der amtliche Tagesbericht.

Srsßr» Hasptqvsrtirr, 23. Aug. Amtl. WTB. Drahtb.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

Nach den ergebnislosen Teiloorstößen der letzten Tage gingen die Engländer gestern zwischen Laughemark und Hollebecke wieder z« einheitlichen große» An­griffe« «der, die de» ganze» Tag über bis tief in die Nacht hinein «»hielten «nd z« schweren Kämpfe» führte». An vielen Stellen stießen sie unter Einsatz neuer Klüfte bis zu 0 mal gegen unsere Linien ! vor, immer wieder wurden sie durch uns-re tapferen Truppen pen im zähen Nahkampf zurückgewsrscu. Bon zahlreichen Panzerkrastwagsn, die dem Feind den Durckbwch durch dis Stellungen ermöglichen sollten, wurde die Mehrzahl durch Feuer erledigt. Bis bis auf 2 Stellen östlich von Säint Julien und a» der Straße PpernMeninrs ist unser vor- derster Graben auf der 15 Kilometer breiten Kampffront »oll gehalten.

Nach kurzem Trommelfeuer gegen Lens heute früh vorstoßende feindliche Abteilungen wurden abgeschlagen, weitere Kämpfe sind dort im Gange.

Die lebhafte Beschießung des Stadtinnern von St. Quentin hält an.

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz

In dem erbitterten Kamps bet Berdnn trat gestern im Lause des Tages eine Pause ein; erst gegen Abend erreichte die Artillerietätigkeit ans beide» Maasnfern wieder beträchtliche Stärke; Angriffe erfolgten dieser Feuervorbereitung beiderseits der Straße Bachrrauville Beaumcnt. In schwerem Ringen gelang es den Franzo­sen nur westlich des Weges aus schmaler Front in unseren «»rdersten Gräben Fuß zu fassen, svnst wnrde» sie überall blntig abgewiefe«. Mehrfach kamen ihre Vorstöße in unserem Vernichtungsfeuer nicht zur Entwick­lung.

Bei dem Lnstangriff auf die englische Küste find die militärische» Anlagen von Margate, NamS- gate und Dower erfolgreich mit Bombe« belegt worden. In zahlreichen Kümpfen verlor der Feind 3 Flngzenge, 2 eigene kehrte» nicht zurück.

Destlicher Kriegsschauplatz.

Front ßeS Geueralfeldmarschaüs

Prinz Leopold vo« Bayern.

Die Rüsten haben nach Abbrennen der Dörfer ihre Stel­lungen westlich der Aa di, zur Linie OdingBigaun geräumt. Das aufgegebene Gebiet ist o»n uns kampflos besetzt worden. Front des Geueraloberste« Erzherzog Joseph.

Zwischen Pruth und Moldau war die Sesechtttätig- keil stellenweise lebhaft.

Nördlich von Grvzeski im Suftta-Tai und bei Sooeja blieben erneut nach starker AltiU-rieso-d.'r-itung einsetzende feindliche Teilangriffe ergebnislos.

Hearesgrsppe des

Geralfeldmarschalls von Mackensen.

Di- Lage ist unverändert.

Mazedonische Front.

Bei fast 60 ° Celsius in der Sonne blieb die Kampftätigkeit gering. Nur im Cerna-Bogen lebte der Artilleriekampf zeitweise aus.

Der Erste Generalquartiermeister: Ludendorfs.

Umgang an den dentschen Fronten.

Berlin, 22. August. WTB.

Im Westen war am 2i. Aug. die Kampstätigkeit an einer großen Anzahl von Frontabschnitten außerordentlich rege. An den Brennpunkten der flandrischen Front kam es zu heftigen Artilleriekiimpsen. Besonders schwer lag das Feuer an der Küste vom Blankaartsee bis zur Deul« und im Raum von Ppern. Der Gegner verfeuerte häufig Nebelgeschosse. Am Morgen scheiterte ein feindlich« starker Teilangriff in der Gegend von Holledeke, brr teils in unserem Feuer, teils im Nahkamps abgewiesen wurde. Eine gegen 3 Uhr nachmittags in gleichem Abschnitt vor- brechende feindliche Patrouille wurde ebenfalls zrnückge- worfen. Auf weite Entfernung gesichtete Tanks wurden unter wirksames Feuer genommen.

Am Nachmittag wurde die Hafeneinfahrt von Ost- ende ohne jeden Erfolg von einem feindlichen Monitor beschossen, den unser Feuer rasch vertrieb.

An der Arrassront kam es am Morgen des 2l. August westlich der Kslonie St. Auguste bis zur Straße LieotnLens zu äußerst erbitterten Kämpfen mit vom Gegner vorgeworfenen frischen Kräften. Um 11 Uhr vor- mittags erneuerten die Engländer mit abermals rasch her- angeführten neuen Kräften bei andauernd stärkster Artillerie- Unterstützung ihre Angriffe. Noch hin- und hrrwogenden Kämpfen von großer Wildheit wurden dem Gegner seine Anfangserfolge bis auf ein am Nordwestsand von Lens entstandenes kleines Engländernest wieder entrissen. Die Engländer setzten ihre furchtlosen Angriffs bis tief in die Nacht hinein fort. Das feindlich« Feuer flaute nachts ab, um sich von 6 Uhr morgens an wiederum Zu großer Hef­tigkeit zu steigern. Im Raume von Saint Qu-emin ver­liefen verschiedene Kümpfe mit starken feindlichen Stoß­trupps und Patrouillen für uns erfolgreich Starke feind- liche Kavallerie aus der Straß« IeancourlBernes wurde unter Feuer genommen und zersprengt. An der Atrre- front bei Reim» und in der Champagne war dis feindliche FeueUätigkrit zeilweisk erheblich gesteigert. Ein feindlicher Fesselballon bei Mourmelon-le-Petit wurde zum Absturz gebracht.

Im Raume von Berdun versuchten die Franzosen unter schonungslosem Emsatz frischer Divtsioonen ihre ge­ringen Anfangserfolge des Bortags auszubauen und zu erweitern. An einer Reihe von Brennpunkten warfen sie ihre Sturmtruppen vom frühen Morgen bis kn die späte Nacht hinein tn ungezählten Angriffen- gegen den Gürtel der deutschen Stellungen vor. Berschwindende örtliche Er­folge bezahlten sie abermals mit den schwersten Blutopsern. Nach eingehenden Meldungen Übertreffen die Verluste der Franzosen an den beiden Kampftagen an verschiedenen Stellen selbst jene, die sie in der Aisneschlacht erlitten. Am Bormittag vermochten die Franzosen aus der östlich vom Walde von Avocourt liegende Höhe und im Südteil des Dorfes Samogneux erst Fuß zu fasten nachdem eine Reihe ihrer Sturmwellen im deutschen Feuer liegen ge­blieben war. Aus beiden Seiten wurde mit größter Wild­heit gerungen. Am Nachmittag schwoll das starke ununter­brochene feindliche Artillerieseuer erneut zu wilden Feuer- stürmen und Feuerorkanen an. Die Franzosen wandten alle Kräfte an um die Höhe 304 aus dem deutschen Der- teidigungszürtcl hrraurzubrechen. Bon Südwester,, Süden und Osten warfen sie Welle um Welle gegen die Höhe vor. Welle um Welle wurde zusammengrschossen. Die Höhe blieb fest in deutscher Hand. Mehrere Versuche feindlicher Stmmlruppen, gegen Forges vorzustoßen, scheiterten »m Artillerieseuer. Oestlich der Maas wurden am Nachmittag alle wütenden französischen Angriffen gegen unsere Linien van unseren Tapferen Verteidigern abgeschlagen. Bei diesen Kämpfen blieben ganze französische Siurmhaufen im Feuer liegen. Die französische Verluste in diesem Abschnitt sind ganz außerordentlich. Auch nächtliche Angriffe wurden in erbitterten Rahkämpfen, teilweise schon im Feuer, blutig zurückgewiesen.

An der Ostfront brachen russische Angriffs südlich des Trotus-Tales unter schweren Verlusten jür den Feind zusammen. Dasselbe Schicksal erlitten drei feindliche Am griffe gegen unsere Stellungen aus dem Costna, nördlich Grosesci, ebrnjalls sehr hesiize Stürme gegen die Höhr 895, nordöstlich Soveija.

Der Seekrieg.

U-Bootserfolge.

Berlin, 22. Aug. WTB.

Amtlich wird mitgrtrilt: Westlich der Straße vo« Gibraltar schädigten «nfere U-Boote de» feindli­che« Transpvrtverkehr «ach dem Mittelmeer tvte- der in wirksamer Weise. 0 Dampfer mit ruu» S« ovo «NT. wnrden versenkt «nd dabei annah' ernd 24 000 Tanne« Kohlen in der Hauptsache nach Italien bestimmt, vernichtet. Zu den versenk­ten Dampfern gehören dis bewaffneten englischen Dampf« Manchester C»mmerce" (4144 BRT.) und -Tangw (4177 BRT.) und der bewaffnete italienische Dampf» Calo" (5572 BRT).