1. Klaffe mit Eichenlaub und König!. Krone verliehen. Fern« erhielt Kapitänleutnant Schwieger den Orden ?our 1e merite.

England, Frankreich und Deutschland als Kolonialmächte.

Mit besonderer Vorliebe erörtern unsere Feinde das Thema vom Wirtschaftskrieg. Das Glück der Waffen ist ihnen bisher versag« geblieben, und daß es im vierten Krirgsjahr noch anders werden könnte, wagen selbst die größten Optimisten unserer Gegner kaum noch zu hoffen. Um so mehr Hoffnung setzen sie auf den Wirtschaftskrieg, der das militärisch unbesiegte Deutschland wirtschaftlich am Boden halten soll. Die Führung dieses «Krieges nach dem Kriege" steilen sie sich nicht besonders schwierig vor. Sie wissen, daß Deutschland auf den Bezug kolonialer Rohstoffe und Nahrungsmittel angewiesen ist und vertrauen aus ihre monopolartige Stellung, die sie, vorab England und Frank­reich, in den tropischen Ländern ja vor dem Kriege bereits eingenommen hatten. Der Gesamtbesitz aller Kolonialmächte der Erde wurde unmittelbar vor Ausbruch des Krieges auf 48 Millionen Quadratkilometer mit rund einer halben Milli­arde Einwohner geschätzt. Davon waren 28 Millionen Quadratkilometer mit annähernd 380 Millionen Einwoknsr unter englischer Herrschaft. Frankreich besaß rund 11 Mil­lionen Quadratkilometer mit 40 Millionen farbigen Unter­tanen Marokko ist nicht einmal mitgezählt Deutsch­land dagegen nur 3 Millionen Quadratkilometer, die von 13 780 000 Farbigen bewohnt sind. Bor Kriegsausbruch betrug der gesamte Kolonialhandel etwa 25 Milliarden Mark. Zu Biersünfteln lag er in fänden Englands. Das übrige Fünftel entfiel in erster Linie aus Frankreich, das mit 8,6 Prozent am Gesamthandel beteiligt war, auf Holland (6 Prozent), die Vereinigten Staaten (3.9 Prozent) und dann erst kam Deutschland, dessen Kolonien nur einen Anteil von 1,2 Prozent am kolonialen Welthandel hatten. Der Handel der englischen Kolonien, der sich im Jahre 1885 noch aus acht und «ine halbe Milliarde belief, war bis Kriegsbeginn a:-f annähernd 20 Milliarden gestiegen. Das Mutterland bezog 1912 25 Prozent seiner Gesamteinfuhr aus seinen Kolonien, 32 Prozent seiner gesamten Ausfuhr konnte es dorthin adsstzrn. Bon den Nahrungsmitteln, die England einsührte, stammt n 29 Prozent im Wert von ca. 1650 Millionen Mark aus eigenen Kolonien, die Rohmaterialien, welche die englische Industrie benötigt, wurden zu 30 Pro­zent (Wert ca. 1700 Millionen) aus eigenem überseeischem Besitz bezogen. 40 Prozent der gesamten Fabrikatrrraus- suhc Englands im Wert von 3360 Millionen gingen nach eigenen Kolonien. Im gesamten Außenhandel Großbritan­niens bezifferte sich der Handel mit seinen Kolonien aus über 7700 Millionen Mark. Der Handel der französischen Kolonien betrug 1885 noch keine 700 Millionen. Tor Kriegsausbruch überstieg er die zweite Milliarde beträchtlich. Frankreich selbst handelte allein mit Algier Waren im Werte von 775 Millionen Mark. Und Deutschland? Seinen MilliardendeLars an kolonialen Produkten konnte es nur zu 3 Prozent aus eigenen Kolonien decken. In seinem Gesamthandel von 21 Milliarden steht der Handel mit seinen Kolonien mit 101 Millionen verzeichnet!

In der Tat, Deutschland befand sich schon v«r dem Kriege in kolonialer Beziehung in keiner günstigen Lage. Sie war noch einigermaßen erträglich, solange die Monopol­staaten, vorab England, dir Türe zu ihren Kolonien dem Hemden Handel nicht verschlossen. Führen aber Frankreich und England die Beschlüsse der Pariser Wirtschaftskonferenz durch, kommt es wirklich zu einem Wirtschaftskrieg, zu dem heute bereits mancherlei Ansätze gemacht worden sind wir nennen nur den Kampfzoll, den Britisch-Wrstafrika auf die Palmkernausfuhr gelegt hat dann käme Deutsch­land ohne kolonialen Besitz in eins geradezu unerträgliche Lage. Erbarmungslos wäre es in dem wichtigen Bezüge kolonialer Rohstoffe und Nahrungsmittel seinen Feinden ausgelieseri. Daß wir das Eintreten eines derartigen Zu­standes unter allen Umständen verhindern müssen, liegt auf der Hand.

Die Wirrnisse in Rußland.

Eine Erklärung Kerenskis.

Petersburg, 7. August. WTB.

Die Pet. Tel.-Ag. meldet: Kerenski oeröfssnMchi stlgende Erklärung:

Angesichts der offenbaren Unmöglichkeit, mittels gegenseitiger Verständigung zwischen den verschiedenen politischen Strömungen, den Sozialisten wie Nicht- Sozialisten, eine krastvolle revolutionäre Macht zu Msfen, wie sie der gegenwärtige, drohende Augenblick fordert, habe ich mich gezwungen gesehen zurückzuketen. Nnr Konferenz von Vertretern der hauptsächlichen sozia- Wischen, demokratischen und liberalen Parteien vom 3. August halte nach langen Erörterungen da» Ergebnis, daß u e in der Konferenz vertretenen Parteien beschlossen, mir A Ausgabe der Umbildung des Kabinetts zu übertragen. Da ich es für unmöglich halte, unter den gegenwärtigen Umständen wo die äußere Niederlage und innerer Zerfall E Land bedrohen, mich der mir anverirauten schweren Pllichl zu entziehen, betrachte ich diese Pflicht als aus­drücklichen Befehl de» Lande», in möglichst kurzer Frist und allen sich etwa ergebenden Hindernissen zum Trotz eine Evolutionäre Macht zu schaffen. Ich gedenke die Lösung

Ausgabe aus meine unabänderliche Uederzeugung zu stutzen, daß das Wohl des Vaterlandes und der Republik oen Verzicht auf Parieistreitigkeiten und volle Selbstver­leugnung aller russischen Bürger verlangt unter Bedingungen

r und Verhältnissen, die durch die harte Notwendigkeit Krieg zu führen, die Kampffähigkeit de« Heeres zu erhalten und wirtschaftliche Stärke des Staates wiederherzustellen, ge­bieterisch vorgeschrieben sind. Da ich zu der Regierung ge­höre von der ersten Stunde an, wo die Fülle der Macht in die Hände des Volkes überging, halte ich es für uner­läßlich, bei der Umbildung der Regierung mich aus di« nach und nach von ihr ausgearbeiteten und in ihren Er­klärungen ausgesprochenen Grundsätzen zu stützen. Gleich­zeitig halte ich es in meiner Eigenschaft als Regierungs­oberhaupt für unvermeidlich, eine Aenderung in der Ord­nung und Verteilung der Regierungsarbeit einzuführen, da ich es nicht am Platze halte, mich durch die Erwägung hindern zu lassen, daß diese Aenderung meine Verantwort­lichkeit hinsichtlich der höchsten Ausgabe des Staates er­höhen wirb. _

Vermischte Nachrichte«.

Ei» eigenartiger Zufall.

Ein bei einer Frau in Mondftld O/A Mergentheim in Arbeit stehender Russe verweigerte die Arbeit und wurde wegen seiner Widerspennstigkeit in den Ortsarrest verbracht. Als dieser gestern früh gereinigt werden sollte, widersetzte sich der Russe den Anordnungen des Wachmanns und wollte mit einem in der Wand befestigten' Eisen, das er herausriß, aus ihn eindringen. In der Notwehr machte der Wachmann von seiner Waffe Gebrauch. Die Kugel ging durch den Körper des Russen, der sofort tot war, durchschlug die schwere Eichentüre des Rathauses, streifte den Aushängekasten und traf eine auf der anderen Straßen­seite vorübergehende, 27 Jahre alte Frauensperson aus Rauenberg, die wegen sträflichen Umgangs mit Russen und daraus entstandenen Folgen nach Mondfeld zur Ver­antwortung vorgeladen war, so unglücklich, daß sie nur noch einige Schritte machen konnte, ausrief: «Helft mir doch!" und dann tot zusammenbrach.

Aus Stadt und Bezirk»

Nagold, 8. August 1S17.

MeisterbUder-Kouzert.

Am kommenden Sonntag wird zum ersten Male in Nagold eines der Meksterbilder-Konzert veranstaltet werden, die vorigen Sommer in Herrenalb und außerdem in Stuttgart und Heilbronn so großen Beifall ge­funden haben. Es handelt sich dabei um eine Verbindung der Schrvssterkünsts Malerei und Musik, indem farbige Licht­bilder, die Gemälde berühmter Meister darstellen gleichzeitig mit ausgewählten Musikstücken hervorragender Komponisten vorgrsührt werden. Der Leiter und Schöpfer dieser eigen­artigen Veranstaltung ist Derlagsbuchhändler Richard Jordan aus Riga, ein geborener Württemberg« Sohn des verst. Geh. Hofrats o. Jordan der durch den Krieg genötigt wurde, die alte Heimat wieder auszusuchen. Milwirkende find Konzertsäng« Otto Heßbecher, Kon- zertsängerin Frl. Florine o. Ioksch und Musikdirektor Fischer (Klavier), fäattl'ch aus Karlsruhe. Das Bilder- Konzert findet im Festsaal des Seminars abends 5Vs Uhr statt.

Um 3 Uhr nachmittags wird eine Kindervor­stellung zu halben Preisen geboten werden mit Licht­bildern zu deutschen Volks- und Kinderliebem und zu deutschen Märchen, wobei die oben genannten Künstler Mitwirken. Vorverkauf für beide Veranstaltungen in Herrn Zaisers Buchhandlung in Nagold.

Haiterbach, 7. August. Der durch das schwere Gewitter am Sonntag den 29. Juli abends gebrachte Ha­gel läßt die Folgen jetzt erst übersehen. Aus der Trüge- meindemarkung Aitnuisra sind ca. 6070 °/o verhagelt, mäh- rend die Markung Haiterbach mit durchschnittlich 40°/ der betroffenen Flächen davongekommen sein dürste. Da die Winterfrucht teilweise auch ziemlich Ruß hat, di« Gerste nicht voll umgestockt ist. scheu wir einem schlechten Ernte­erlrag entgegen. Aus dem Felds kommt die erfreuliche Mitteilung, daß wiederum 2 weitere Haiterbach« mit dem Eisernen Kreuz II. Klaffe ausgezeichnet wurden. Es sind dies Renz Friedrich. Schreinermstr. in Waldweg, und Brezing Jakob, Schreinermstr., Beihingerstr.

AuS dem übrige« Württemberg.

Württembergischer Landtag.

r Stuttgart, 7. August.

Die Zweite Kammer stimmte gestern nachmittag zuerst über die Anträge zur Kohlenoersorgung ab. Die Ausschuß­anträge wurden angenommen mit den bekannten Abände- rungs«mträgen Heymann (S) und Löchner (B). Abgelehnt wurden in namentlicher Abstimmung der Antrag Gras (3) mit 40 gegen 26 Stimmen über die Ordnung der Kohlen­versorgung als Reichsbetrieb. Daraus ging man über zur Beratung der Ernährungsfragen. Abgeordneter Andre (Z) erstattete Bericht über die Ausschußaniräge. Sommer (Z) wünschte eine gleichmäßige Durchführung der Bundesrats­verordnungen in allen Bundesstaaten. Er stimmte namens seiner Fraktion den Aurschußanlrägen zur Ernährungssrage zu. Sträbel (BK) befürchtete durch den Mangel an Stall- düng« eine Schmälerung des Ernteerlrags für 1918 und durch eine Bichteuerung eine Dezimierung des Vtehstandes. Der Abgeordnete Dr. Keck (N) meinte, dis Errichtung von Wucherämtern sei für uns ein Schandfleck. Eine weitere Preissteigerung dürfe auf keinem Gebiet eintreten. Dem Antrag aus möglichst viel Freiheit für den freien Verkehr stimmte der Redner zu und hielt es für selbverständlich,

daß von einer Beschlagnahme der diesjährigen Obsternte abgesehen wird. Daraus wird die Sitzung vertagt.

x Stuttgart. Seine Majestät der König Hai dem Chef des Kriegsamts Grosner, das Kommenturkreuz 1. Klaffe des Friedrichs-Ordens mit Schwertern verliehen.

i Calw. Einige Zigeunerhorden sind gegenwärtig eine wirkliche Plage für die Landleule. Ganz bedeutende Diebstähle an Nahrungsmitteln und Kleidungsstücken in Mongkam sollen durch Zigeuner ausgeführt worden sein.

r Neuenbürg. Zur Unterstützung der Landjäzer- mannschaft bei Ueberwachung des Lebensmittelschmuggels sind militärische Hilfskräfte im Bezirk ausgestellt. Beim Holzsägen kam der bei dem Landwirt Berg-Weiß bedienstete 19 Jahre alte Knecht und Fuhrmann Gustav Ganzhorn der Maschine zu nahe, die ihm den rechten Arm ausriß. Im Bezirkskrankenhaus mußte ihm sodann der Arm bi« zum Ellenbogen abgenommen werden.

x> Tübingen. Der Borstand der Unioersitätssrauen- Klinik, Prof. Dr. Seil heim, erhielt einen Ruf an die Universität Halle als Nachfolger des Prof. Beit.

Letzte Nachrichte«.

Sämtliche SLS.

Das rekonstruierte russische Kabinett. Petersburg, 7. August. WTB. Drahtb. Reuter melde«: Das Kabinett wird rekonstruiert. Kerenski ist Ministerpräsident und zugleich Kriegs- und Marinemtnister. Havinhow ist Direktor des Kriegsmtnifieriums. Negrasow behält das Finanzporteseuille als Vizepräsident des Minister­rats. Terestschenko wird Minister des Auswärtigen.

Ei« Antrag des russische« Arbeiter- und Solda-

teurats.

Berlin, 8. August. Drahtb. Aus dem Haag mel­det die «Tägliche Rundschau": Nach Petersburger Meldun­gen sollen die linksstehenden Mitglieder des Petersburger Arbeiter- und Soldatenrats, angesichts der Forderung Korni- lows die Offensive abzubrechen, um das russische Heer wieder von Grund aus zu organisieren, bei der Regierung den Antrag gestellt haben, Oesterreich-Ungarn und Deutsch­land unter Umständen bezüglich des Ofsensiostillstandes zu sondieren, zumal die Erklärungen Ridots in der französischen Kammer neue Beratungen über die Kriegsziele Rußlands notwendig machen. Wie jedoch verlautet, werde der Antrag bsi Kerenski aus entschiedenen Widerspruch stoßen. (Kr.)

Das wettgesteckte Ziel der englische« Heeresleitung.

Berlin, 8. August. Drahtb. Die Krtegszeituny des «Lokal-Anze;ger" meldet von der holländischen Grenze, daß nach den Veröffentlichungen eines einglischen Rot- Kreuz Offiziers die britische Heeresleitung entschlossen sei. 400000 Mann Verluste in der flandrischen Schlacht zu buchen, wenn das weit gesteckte Ziel, die Zurückschiebung der deutschen Linien bis hinter Brügge verwirklicht sein sollte, (br.)

Dir kritische Lage Rußlands.

Genf, 8. Aug. Drahtb. Der Militärkritiker des «Journal des Debüts" schreibt über den russischen Rückzug: Die Gefahr für Rußland steigere sich mit jeder weiteren Bedrohung der rumänischen Front durch die Mittelmächte. Das Wiederaufleben der Angriffe der Armeegruppe Macken­sen sei ein Alormruf an alle Alliierten, die Einheitsfront und die Einheitsoffensioe mit Beschleunigung durchzusühren. Odessa mit seinen wichtigen strategischen und maritinen An­lagen sei schon jetzt von der Lustschiffflotte des Feindes erreichbar. Die Lage sei zweifellos für Rußland und Rumänien äußerst kritisch (dr.)

Das Schicksal russischer Generale.

Genf, 8. Aug. Drahtb. «Daily Mail" melden aus Petersburg: General Gurkow ist in die Prter-Pauls-Festung eingeliesert worden. Gegen den abberufenen General Dimi- triew ist ein Haftbefehl erlaffen, (d-.)

Die Bekanntgabe der Kriegsziele Italiens.

Genf, 8. August. Drahtb.Echo de Paris" meldet aus Rom: Die offizielle Bekanntgabe der Kriegsziele Italiens erfolge nach der Rückkehr Sominos von den Ententebetalungen in London (dr.)

Die Kriegslage am Abend des 7. Angnst. Berlin, 8. August. Drahtb. WTB. Amtlich wird mitgeteilt: Im Weste n uvd Osten bisher nichts von Bedeu tung.

Mutmaß!. Wetter am Donnerstag «nd Freitag.

Vorübergehend Gewitterneigung, in der Hauptsache aber trocken und warm.

Bestellt de«Gesellschafter-!

Für die Bchrtstlittuug verantwortlich k, O. Brau », Nagold.

Druck ». «erlag der «. «. Zatser'schen «uchdruckeret (Sari 8<rtser> Nagold

AvttUrhes.

Kommunalverband Nagold.

Der Nennwert der für den Monat August gültigen Marken der Fettkarle beträgt LL x die Marke.

Die Abgabe von Schweineschmalz an dt« versorgungs- berechtigte Bevölkerung des Bezirks, soweit dieselbe bei den Metzger« kein solches bekommen kan«, erfolgt: 1.: die Gemeinden Altensteig Stadt, Alteusteig- Dorf, Berueck, Egenhausen, Gamaveiler, Gangenwald, Spielberg «nd UebHktzttg