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1917
Samstag, den 16 Ämi
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Zum 18. 3um.
Fehrbellin — Kolin—Bslle-Alliance.
I.
Man schrieb nach dem Iulianischen Kalender den 18. Juni 1675, als Friedrich Wilhelm. Kurfürst von Brandenburg, sich mit seiner Reiterei, dem Fußvolk voraneilend, bei Fehrbellin auf den überlegenen schwedischen Gegner warf. Verglichen mit den Zahlen des Weltkrieges waren die Kräfte geringfügig, die hier zusammenstießen; und doch war der Sieg dieses Sommertages eine weltgeschichtliche Lnrschsidung. Zn wehrloser Schwäche hatte seit dem Westfälischen Frieden Deutschland darniedergelegen, in dumpfer Lsilnühmlostgkeit das deutsche Volk. Seit 35 Jahren hatte der Große Kurfürst sich heiß bemüht. Brandenburgs kleiner Macht durch innere Festigkeit zu geben, was ihr an Umfang abging: mit verschlagener Staatskunst hatte er sich durch die fremden Mächte hindurchgewunden, die im deutschen Reiche schalteten. Doch bis dahin mit sehr geringem Erfolg! Eben noch harte er an des Reiches Westmark siegkos gegen Turenne gestritten, und nicht verhindern können, daß die Reichsstadt Lslmar verloren ging. Alle schlimmen Folgen eines Bundesgenoffenkrieges ohne Einheit der Führung hatte er erduldet, dabei den Tod seines ältesten Sohnes zu beklagen gehabt. Jetzt endlich leuchtrtete die Iunisonns über dem Anfang einer besseren Zeit für Brandenburg. — Preußen, sür Deutschland!
Es war ein gefürchteter Gegner, der bet Fehrbellin vor den Fahnen mit dem roten Adler in den Staub sank. Die gesunde Kraft des schwedischen Volkes, die Tapferkeit seines Heeres, die Führung der großen Könige Gustav Adolf uno Karl Gustav, hatten den schwedischen Waffen den Ruf der Unüberwindlichkeir verschafft. Bon diesem Tag an wurde es anders. Schwedens Heerschast in Nord- deutschland war gebrochen, der Anfang des Endes seiner Ostseeeherrschast war da, des Endes, das auch Karl XII. nicht mehr aushalten sollte. In Deutschland aber hob man das Haupt. Endlich schimmerte wieder, wie in der Vorzeit, ein Glanz des Sieges von deutschen Waffen. Krieg und Sieg, bis dahin schienen sie nur eine Sache der Fürsten und des Auslands zu sein. In Brandenburg hatten sich zuerst in Deutschland wieder Fürst und Volk auf dem Schlachtfeld als eins empfunden. Mochte auch noch ein
Original-Roman von Hermann Preiß.
IS) (Nachdruck verboten.)
„Aber ich versichere Sie", sagte der Untersuchungsrichter, „daß diejenigen, von denen sich bei Len Akten keine Protokolle befinden, für die Untersuchung vollständig aus- scheiden. Sie befanden sich beim Spiel, oder standen an den entlegenen Buffets. Jedenfalls sind alle Personen in der Mordnacht sofort festgestellt worden."
Breitenfeld sah nachdenklich vor sich nieder.
„Man muß abwarten", sagte er nach einer Weile. „Sie wissen, daß einer unserer eifrigsten Helfer der Zufall ^ ist. Vertrauen wir ihm und der allwaltcnden Gerechtig- ! teil, die jedes Verbrechen zu seiner Zeit sühnt."
! Damit verabschiedete er sich von dem Untersuchungs- ! richter, der in der Kantstraße, nahe des Bahnhofs Zoo- ! logischer Garten, eine herrlich eingerichtete Parterrewohnung innehatte und begab sich eilends zur Bahn, um in dem Hause des Grafen Oldensloh seine Nachforschungen aufs ! neue zu beginnen. —
Als er in der abgelegenen Villa ankam, hörte er von dem Kommissar, daß der Untersuchungsrichter schon am frühen Morgen die Aufhebung der polizeilichen Überwachung beordert hatte. Die Schutzleute und der Kommissar Hopfner rüsteten sich soeben zum Aufbruch Der Kommissar wünschte dem Detektiv nicht oh'.'e Ironie Glück zu seinen weiteren Nachforschungen und begab sich dann mit den übrigen Beamten zur Bahn. Nach 36stündigem Dienst sehnte er sich nach der wohlverdienten Ruhe.
Breitenfeld ließ sich zunächst dem Grafen melden. Er fand den alten Mann vollständig niedergedrückt und mußte sich sofort sagen, daß er von ihm schwerlich irgend welche bedeutsamen Aufschlüsse erhalten werde. Auch bei der Frau Gräfin, die im Zimmer anwesend war, konnte er auf keinen besseren Erfolg rechnen. Er bat daher die Herrschaften ihm zu gestatten seine Nachforschungen in der Villa fortsetzen zu dürfen. Bereitwillig willigte der Graf ein.
Zunächst begab sich Breitenfeld noch einmal in das
weiter und schwer zu gehender Weg vor beiden liegen, am Abend dieses siegreichen Tages schwoll gewiß das Herz Fried ich Wilhelms von Brandenburg von stolzem Ber- trauen zu sich, zu seinem Hause, zu Brandenburg. — Preußens Heer, zu seinem und zu Deutschlands Volk.
II.
Nebel lag aus der Gegend von Kolin, als am 18. Juni 1757 Friedrich der Große seine Truppen gegen das österreichische Heer Dauns führte. Er wußte es seiner Armee überlegen, doch zweifelie er schwerlich am Siege. — Als die Sonne sank, war der unbesiegte König geschlagen. Finster lag die Zukunft vor ihm, als er bet dem Korps eintraf, das inzwischen das Heer des Prinzen Karl von Lothringen in Prag erngcschlossen hielt.
Verloren war die Frtedensvorbereilung langer arbeite- voller Jahrs. Zertrümmert war das von großen Borfahren und von ihm selbst mit soviel heißer Liebe und so zielbe- mußt geschaffene Heer. Der mit soviel Geist und Scharfsinn erdachten Kunst der Führung war der Erfolg versagt geblieben. Nach Tags vorher schien der Feldzugsplsn, mit dem der König 1757 in Böhmen eingedrungen war, die Eroberung von Prag zur Folge zu haben. Hätte er bet Kolin gesiegt, so winkten Früchte des Sieges, wie sie in den damaligen eingeengten Kriedssührung unerhört waren. Selbst Wien, die Hauptstadt des Feines, erschien nicht mehr als ein unerreichbares Ziel.
Statt besten war nun das Ende des Krieges in unabsehbare Feme gerückt. Ts bltsb dem Könige gnädig verhüllt, daß noch 5 Kriegsjahre beoorstanden, die mit so vielen Schlachten. Siegen und Mederlagen, dem Verlust der liebsten Freunds, der Verwüstung seiner Staaten, mit Opfern jeder Art, schließlich zu dem Frieden führen sollten, der ihm zwar nicht« nahm, aber auch keinen sichtbaren Preis sür den Heldenkampf Preußens und seines Königs brachte. 5 Jahre lagen vor ihm. die aus dem schöngeistigen, das Leben in all seinen Erscheinungen warm empfindenden Philosophen und Dichter den verbitterten, nur noch seiner Königspflicht lebenden Einsiedler machen sollten. Hätte König Friedrich gewußt, was ihm an Leiden bevorstand, selbst dieses stählerne Herz hätte wohl erbebt I
Doch auch das, was sich klar ihm zeigte, war genug, um nur von diesem Heldensinn ertragen zu werden. Da- der Lorbeer des Sieges! Neue Feinde von Ost und West!
Boudoir. Er musterte die Örtlichkeit genau und fand zu seiner großen Überraschung, daß eine Tapetentür, die weder von der Untersuchungskommission, noch von ihm in der Nacht vorher bemerkt worden war, sich unmittelbar gegenüber der Tür befand, die vom Wintergarten in das Boudoir führte. Dick Tür war vom Boudoir aus nicht zu öffnen und BreiteUeld durchschritt die langen Korridore des Hauses und gelangte endlich am Ende in das neben dem Vestibül gelegene Dienerzimmer. Er rief Len Kammerdiener und ging mit ihm ins Boudoir zurück.
„Sagen Sie", begann er, „welche Bewandtnis hat es mit dieser Tapetentür?"
Der Kammerdiener erklärte ihm:
„Im vorigen Sommer war das Fräulein kränklich und wurde von hier aus durch einen Gang, der direkt auf die Veranda führt, die am andern Ende des Hauses liegt, jeden Morgen, nachdem sie hier ihren Kaffee genommen und etwaige Korrespondenzen erledigt hatte, im Rollstuhl auf die Veranda gefahren."
„Und sie ist verschlossen?" fragte Breitenfeld.
„Nein", erwiderte der Kammerdiener. „Wir haben den Schlüssel seitdem nicht mehr benutzt. Die Klinke nach dem Boudoir wurde abgeschraubt, die Tür läßt sich aber vom Gang aus bequem öffnen."
„Und wurde sie extra damals angefertigt?" fragte Breitenfeld wieder.
„Ja. Das gnädige Fräulein wünschte nicht, daß wir sie au den Zimmern ihrer Eltern, die lange zu schlafen pflegten, über den Korridor oorbeifuhren."
„Sind denn auf dem Gang noch irgendwelche Zimmer?"
„Eine einzige Gerätekammer", erwiderte der Diener.
„Bitte, zeigen Sie mir den Gang."
Der Kammerdiener schritt voraus über den Korridor und trat durch ein geräumiges Zimmer, das zur Bibliothek eingerichtet war, hinaus auf eine Veranda, die sich an der ganzen Seite des Hauses entlangzog.
Breitenfeld hielt ihn sofort fest.
„Warten Sie, lieber Freund", sagte er.
Sein scharfes Auge hatte bemerk, daß der starke Schneefall der letzten Tage auch hier eine dünne Schnee-
Ein in seinen Grundfesten erschütterndes Heer! Bon anderen großen Dorbildern mag sein Geist sich dem unglücklichen Karl XII. von Schweden zugewendel haben, es mögen Pollawa und Kolin als ähnliche Tage vor seiner Seele erschienen sein. Wir Nachkommen misten, daß beide nicht ähnlich waren — nicht ähnlich, weil Preußens großer König dem Schicksal standhielt und es meisterte. Nie kann Preußen und Deutschland es vergessen, daß dieser eine Mann, sein glühendes Herz, sein in ollen Stürmen unbewegter Geist ihre Zukunft verbürgt hat. Ruhte die Welt nicht sicherer aus den Schultern des Atlas, als Preußen auf seinem Heer, so war der König, der diesen Ausspruch tat, die Quelle, aus der Preußens Heer solche Kraft schöpfte. Es wird sie behalten, solange der Geist des großen Königs in ihm lebt.
Siegle Friedrich bei Kolin, so stände er in der Geschichte zwar als ein erfolgreicherer, nicht als ein größerer Feldherr da. Die Niederlage des 18. Juni 1757 hat erst die Möglichkeit geschaffen, daß alle Größe des großen Geistes sich enthüllte. Der Leidensweg fett diesem Iunitag hat Friedrich dem Großen die höchste Bewunderung der Wett verschafft und die dankbare Liebe des preußischen und des deutschen Volkes.
III.
58 Jahre später. Den friedlichen Jahrzehnten nach dem siebenjährigen Kriege, der Ernte von Friedrichs des Großen Lebensarbeit, war die große Umwälzung gefolgt, die von Frankreich ausgehend schließlich ganz Europa in ihren Strudel riß. Die romanische Rasse brachte den großen Mann hervor, der fast zwei Jahrzehnte lang einen gewaltigen Gedanken, den Kampf des europäischen Festlandes gegen den Raubstaat in der See, verkörperte, in aber mit Mitteln dmchsührte, die sür Europa selbst unerträglich waren. Wie so oft in der Geschichte, war eine lange, ununterbrochene Reihe von großen Kriegen die Folge. Preußens älter Ruhm versank in dieser Zeit, Deutschlands Ohnmacht trat grell zu Tage. Doch aus allen Leiden, aus tiefster Demütigung erstand Preußen wieder, ein neues und doch das alte Preußen. Vom alten und nur neugewonnenen Geist durchglühi, war es durch alle Wechselsälle der Befreiungskriege die Seele des Kampfes gegen den großen Korsen, bis zum 18. Juni 1815, dem Tage, an dem die Krone endgülttG von Bonapartes Haupt sank.
decke hervorgerufen hatte. Deutlich zeichneten sich auf dieser Decke die Spuren eines Fußes ab. Sie führten von der Tür, aus der soeben der Kammerdiener und Breiten- feld getreten waren, in einem kleinen Bogen an der Malier des Hauses entlang zu einer zweiten Tür, wo sie wieder verschwanden. Sofort nahm Breitenfeld aus seinem Handkoffer das Muster des Fußabdrucks, das er in der vorigen Nacht draußen im Garten genommen hatte. Beinahe märe ihm ein Schrei der Überraschung entfahren. Die Fußspur paßte genau. Er nahm auch von dieser Spur einen Abdruck und sagte zu dem erstaunten Diener: „Ich bitte Sie jetzt, in weitem Bogen mich an jene Tür zu führen."
Der Kammerdiener tat, wie ihm geheißen war, und, als er mittels eines schon ziemlich verrosteten Schlüssels, l der im Schlüsselloch steckte, die Tür geöffnet hatte, sah Breitenfeld einen dunklen Gang vor sich.
„Ich danke Ihnen", sagte der Detektiv, „ich bedarf Ihrer im Augenblick nicht mehr. Falls ich Sie nötig habe, werde ich rufen." ,
Der Diener verneigte sich und ging auf demselben," Wege, den er gekommen war, vorsichtig zurück. -
Breitenfeld aber entzündete seine Blendlaterne und i betrat -en geheimnisvollen Gang. Aber seine Nach-! forschungen waren vergeblich. Der Gang war parkettiert j und wie die übrigen Räume des Hauses sehr sauber gehalten. Es war unmöglich, hier irgendwelche Spuren zu! entdecken. Er öffnete die Tür, die zur Gerätekammer führte, nichts war hier berührt. Mißmutig setzte der Detektiv seinen Gang fort. Nach wenigen Schritten gelangte er cm die Tür, die offenbar in das Boudoir führte. Hier an der Innenseite befand sich eine sauber geputzte Messingklinke. Breitenseld öffnete die Tür und befand sich im Boudoir der Ermordeten. Erleichtert atmete er auf. Er war der Lösung des Rätsels um ein gut Teil näher gekommen.
(Fortsetzung folgt.)
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